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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Dresden: Dampferflotte vor dem Aus?



klt-cgn
28.05.2020, 15:53
Hallo zusammen,

hier der Link zum heutigen Beitrag der Sächsischen Zeitung über die vom Aus bedrohte Dampferflotte https://www.saechsische.de/plus/corona-dresden-neue-probleme-bei-der-dampfschifffahrt-5208728.html

und die Meldung von tag24.de zum gleichen Thema.

Gruß aus Köln :cry:
Kalle

klt-cgn
28.05.2020, 18:10
... und hier noch ein Link zum gleichen Thema in der Bild: https://www.bild.de/regional/dresden/dresden-aktuell/dresden-hilfskredite-fuer-elbedampfer-abgelehnt-angst-um-weisse-flotte-70919442.bild.html

Viele Grüße aus Köln :cry:
Kalle

Elbianer
28.05.2020, 22:48
Wie hat User "spree und schelde" am 17.04.2020 geschrieben: "Man wird doch wohl mal drei oder vier Monate ohne Umsatz Überstehen. Als wir oder Kollegen im Oderspreekanal eingefroren sind kam es durchaus mal vor das wir dann 3 Monate gestanden haben bis die Kanäle wieder offen waren. Das selbe gilt für diejenigen die Haff und Boden fahren. Oder wenn die Oberelbe fahrer mal wieder drei vier Monate liegen weil das Wasser fehlt. Da gibt's auch keine Staatshilfen oder günstige Kredite. Man kann sollte halt nicht so hoch Verschulden das man keine Reserven mehr hat."

Mag ja stimmen, aber dabei hatte er vergessen, dass diejenigen, welche wegen Niedrigwasser auf der Oberelbe nicht fahren können, die Gleichen sind, welche wegen Corona nicht fahren dürfen.
Dann darf man auch nicht vergessen, das für ein Unternehmen, welches nur in der Saison (also in 6 Monaten) richtig Geld verdient, ausgefallene Monate doppelt zählen.
Die Situation von Heute kann man auch nicht mit der vor dreißig Jahren vergleichen. Durch immer neue Sicherheits- und Ausrüstungsvorschriften und natürlich durch den ständig gestiegenen Anspruch der Gäste gibt es viel mehr Technik an Bord der Schiffe. Diese Technik verursacht Wartungskosten, egal ob das Schiff nun fährt oder nicht. Diese Technik unterliegt einen Verschleiß und muss nach einer bestimmten Zeit ersetzt werden. Das treibt die Fixkosten nach oben.
Kosten für Werftanläufe und Monteure sind auch von Jahr zu Jahr immer teurer geworden.

Gruß Thomas

Michael Felten
29.05.2020, 06:05
Hallo Thomas, so ist es heute leider so. keine Reserven.

Früher waren Unternehmen ob auf dem Wasser oder an Land anders aufgebaut.

Da hatten die Firmen noch eigene Grundstücke, Gebäude, Hallen oder Ladenlokale.
Heute alles nur noch gemietet. Früher habe ich bei einer Spedition gefahren, der hatten 20 Eigene LKWs.
Die haben über 10 Jahre und über 1 Million Kilometer gehalten.
Heute ist alles Geleast vom LKW über die Telefonanlage der Kopierer und die Kasse.
Natürlich auch die PKWs vom Chef und das höhere Personal sind geleast.(kann man alles Steuerlich absetzen.):lool:
Hat den großen Vorteil das man kein Kapital binden muss.(das man sowieso nicht hat.):lool:
Weiterer Vorteil: kann auch nicht gefändet werden. :lool:

Wenn dann der Rubel mal nicht läuft, ist nach kurzer Zeit hängen im Schacht.

Michael.

slowman
29.05.2020, 07:16
Hi Michael,

ich glaube kaum, dass Dein früherer Chef die LKW alle aus der Portokasse gezahlt, auch dieFahrzeuge werde wohl über einen Kredit finanziert worden sein., ebenso die von Dir erwähnten, eigenen Immobilien der Firmen. Hinsichtlich des von Dir erwähnten Leasings sei noch erwähnt, dass beispielsweise bei kasse und Kopierer damit auch Wartungsverträge inkludiert sind, was die Kosten kalkulierbarer macht. telefonanlagen hat man heute kaum noch physisch im Raum stehen sondern es sind virtuelle Anlagen in irgendeinem Rechenzentrum, die wesentlich einfacher zu warten, zu skalieren und umzustellen sind wenn es nötig ist.
Wenn kein Umsatz gemacht wird, konnte dies auch damals keine größere Firma überleben, alleine weil die Personalkosten Rücklagen sehr schnell auffressen. Auch wird im Beispiel der sächs.Dampfschifffahrt wohl im Winter auch Geld investiert worden sein, um die Flotte für die neue Saison fit zu halten was auch an den Rücklagen frisst. Für ein Saisonbetrieb ist es nun einmal tödlich, wenn nach der Durststrecke im Winter dann der Saisonstart ins Wasser fällt und weiterhin keine Umsätze eingefahren werden können.

Gruß
Chris

klt-cgn
29.05.2020, 11:00
... und hier die heutige Meldung von tag24.de zur Situation bei der Sächsischen Dampfschifffahrt.

Gruß aus Köln :grummel:
Kalle

spree und schelde
29.05.2020, 19:24
Saisonbetriebe sollten es schon mit berücksichtigen das auch mal eine Saison ausfallen kann, oder sehr schlecht ist. Entweder schrumpft man auf ein haltbares Maß zurück oder sucht neue Märkte. Auch ich musste mich die letzten 20Jahre immer wieder anpassen. leider rechnen viele Leasing und Mietkosten nicht in die Kreditlinie mit ein. Ist der Arbeitsplatz in einem Großen Betrieb oder beim Staat mehr wert als der in einem Kleinen Betrieb oder eines Selbständigen? Unternehmertum hat immer auch etwas mit Risiko zu tun. Die Arbeitnehmer können auch in anderen Betrieben arbeiten. Und die Sächsische Dampfschifffahrt kämpft seit Jahren mit Niedrigeren Wasserständen. Dann muß man die Schiffe mal anpassen. Bei mir heißt dies momentan Französisch lernen. Mir hat auch niemand außerhalb meiner Familie Hilfe angeboten als ich 2003 2010 2014eingefroren bin oder 2012 4Monate aus anderes Gründen nicht Fahren konnte.
Entweder bekommen alle die selbe hilfe oder niemand wir sind doch von Corona auch alle betroffen. Ich bin sehr froh das wir wegen der Erneuerung der Personalwohnung momentan in Familie allein Fahren. Wenn wir Personal hätten hätten wir uns von ihm jetzt getrennt um kosten zu sparen momentan werden die Preise fast überall gedrückt. Den Sozialismus will niemand mehr aber es will auch niemand die Verantwortung für sein eigenes leben tragen.

klt-cgn
31.05.2020, 10:05
Hallo zusammen,

hier ein Link zur Sächsischen Zeitung, wo Dresdens OB zur Zukunft der Dampferflotte spricht: https://www.saechsische.de/plus/dresdens-ob-zur-zukunft-der-dampferflotte-5209412.html

Viele Grüße aus Köln
Kalle

Elbianer
31.05.2020, 22:37
Der Artikel im Link Beitrag #8 ist scheinbar nur im Abo lesbar. Es dürfte darum gehen: "Der Dresdner Oberbürgermeister Dirk Hilbert schlägt vor, die Flotte in den Verkehrsverbund Oberelbe aufzunehmen - ähnlich wie die Dampfeisenbahngesellschaft."

Siehe hier (https://www.mdr.de/sachsen/dresden/dresden-radebeul/dampfschiffahrt-vorschlag-ob-hilbert-100.html).

Gruß Thomas

klt-cgn
01.06.2020, 11:15
Hallo Thomas,

danke für den Hinweis. Genau um diesen Bericht handelt es sich bei dem Link im Beitrag #8, den ich aber problemlos öffnen kann obwohl ich keine Abo habe.

Gruß aus Köln
Kalle

nikomid
02.06.2020, 19:48
Die Dampferflotte gehöhrt zu Dresden wie die Oper, die Frauenkirche oder der Zwinger, da erwägt auch niemand eine Schließung aufgrund von Unwirtschaftlichkeit.

Die EU hat ständig Angst davor, von Verbraucherschützern an den Pranger gestellt zu werden, daher geht man den einfachen Weg und beschließt ständig neue Vorschriften. Die Binnenschifffahrt ist nur ein Beispiel von vielen wo dies zu massiven unnötigen Problemen führt. Kleine Tankschiffe sind zwar sicherer als LKW (alle LKW sind Einhüllen-LKW) werden aber durch die vorgeschriebene Einhüllenbauweise praktisch unmöglich gemacht. Dampfer die im Sommer auf der Elbe fahren, können gar nicht untergehen, das gibt die Wassertiefe nicht her, dennoch müssen jede Menge Rettungsgedöns mitgeführt werden. Penichen müssen auf einmal eine Mindesthöhe im Steuerhaus aufweisen mit dem man unter keiner Brücke in den alten Kanälen mehr durchpasst. Der ganze Irrsinn betrifft aber nicht nur die Binnenschifffahrt...

Grüße
Dominik

klt-cgn
02.06.2020, 21:35
Hallo zusammen,

hier ein weiterer Link zur Sächsischen Zeitung mit einer Meldung von heute 02.06.2020: "Dampfer fahren vorerst bis Freitag" https://www.saechsische.de/plus/dresden-dampfschiffahrt-dampfer-fahren-vorerst-bis-freitag-5210133.html

Viele Grüße aus Köln :ouh:
Kalle

klt-cgn
03.06.2020, 21:45
Hallo zusammen,

hier der Link zur Sächsischen Zeitung mit der Mitteilung "Dresdner Dampfer sind insolvent" von heute 03.06.2020: https://www.saechsische.de/plus/dresden-dampfschiffahrt-insolvenz-wie-kann-die-dampfer-rettung-gelingen-5210393.html

An meinem heutigen Geburtstag hätte ich mir eine andere Mitteilung gewünscht. Ich drücke hier vom Rhein aus ganz fest die Daumen, dass eine Rettung der historischen Schiffe an der Elbe gelingen wird.

Viele Grüße aus Köln :mad1:
Kalle

klt-cgn
04.06.2020, 11:43
Hallo zusammen,

das Traditionsunternehmen hat am Mittwoch, 3. Juni 2020 den Insolvenzantrag gestellt. Anbei der Artikel aus dem WochenKurier.

Ich hoffe für die Dampffschiffreederei und deren langjährige Mitarbeiter, für die Bürger aus dem Elbtal und für die vielen Touristen, das diese einmalige Dampferflotte gerettet wird und für zukünftige Generationen erhalten bleibt.

Viele Grüße vom Rhein an die Elbe :confused1:
Kalle

klt-cgn
27.06.2020, 14:03
Hallo zusammen,

hier ein Artikel vom 26.06.2020 aus der Sächsischen Zeitung zu Dresdens Dampfer.

Viele Grüße aus Köln
Kalle

klt-cgn
17.07.2020, 12:13
Nachstehend der Text des Artikels aus dem täglichen Newsletter der SZ-Dresden vom 16.07.2020:


16.07.2020 19:33 Uhr

Stadt Dresden will die Dampfer nicht
Warum die Stadt sich bei der Rettung der Sächsischen Dampfschiffahrt nicht als Hauptakteur sieht.

Wohin fährt die Dampfschiffahrt?

Von Andreas Weller

Dresden. Eine schnelle Rettung der Sächsischen Dampfschiffahrt, mit Beteiligung der Landeshauptstadt, ist zunächst vom Tisch. Einen entsprechenden Eilantrag der Grünen ließ Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) in der Stadtratssitzung am Donnerstag nicht zu. Die Grünen fordern, die Stadt solle mit den angrenzenden Landkreisen die Flotte übernehmen.

Die Weiße Flotte ist bereits länger finanziell angeschlagen und seit Kurzem insolvent. Nun werden Bieter gesucht. Die Bieterfrist sei vorbei, so Hilbert. Die Weiße Flotte gehöre aber zum „elementaren Kulturgut“ Sachsens. „Ich sehe aber vor allem den Haupteigner, also den Freistaat, in der Pflicht“, so der OB.

Die Ablehnung lasse an einem „ernsthaften Interesse an der Rettung der Flotte zweifeln“, so Grünen-Stadtrat Torsten Schulze. Nun wird der Antrag im September im Rat behandelt. (SZ/awe)


Gruß aus Köln
Kalle

Robert67
17.07.2020, 13:29
Ist ja witzig, das sich die Grünen mal für sowas einsetzen.
Und die FDP ablehnt.

Navico 2
17.07.2020, 13:43
Ob Dresden, Mannheim oder Düsseldorf.
Brauchen wir den Alten Kram eigentlich?:confused1:

Kostet doch alles Geld, das wo anders viel besser eingesetzt ist.

Die Nachfolgekosten will dann keiner Übernehmen, Spenden und Spender sind auch rar.

So wandern diese Oldtimer nach her doch in den Schrott.

In Magdeburg wurde erst ein Raddampfer restauriert.

Gruß Manfred

Rainer Großimlinghaus
17.07.2020, 14:07
Das ist ja alles richtig, aber: wir sind -Gott sei Dank- so etwas wie eine Kulturnation. Wir sollten uns auch nicht rühmen, lauter geschichtslose Gesellen zu sein, die lediglich dem Manchester-Kapitalismus frönen. Wohin das im Ernstfall führen kann, erleben wir grade im Gesundheitswesen, das sich auf reine Gewinnmaximierung zugespitzt hat. Ist das unser Lebensziel? Dann können wir alle Burgen und Schlösser verfallen lassen, die Theater und Orchester schließen und nur unseren Blick stur auf die Konten ausrichten.
Wollen wir das?
Ich denke: Nein.

Beste Grüße,
gez. Rainer Großimlinghaus

slowman
17.07.2020, 14:46
Hallo Rainer,
ganz Unrecht magst Du nicht haben, aber Kultur in Form von alten Bauwerken oder kulturellen veranstaltungen hat doch einen anderen Stellenwert als alte Maschinen. Gerade bei Bauwerken schwelt unterschwellig auch immer der Streit um die Finanzierung irgendwelcher Erhaltungs- oder Restaurationsmaßnahmen. Es ist auch fraglich, ob man jetzt jeden alten Raddampfer in irgendeiner Form erhalten muss.
Die Dampfschifffahrt in Dresden hängt beispielsweise schon länger in Schieflage, da stellt sich mit die Frage ob der Betrieb in der vorliegenden Form dann noch rentabel ist. Dies hat auch nichts mit Kapitalismus gemeinsam, welchen Gewinn möchte man dort maximieren, wenn keiner vorhanden ist? Meiner Meinung nach fällt ein solcher Erhalt auch nicht in die Verantwortlichkeit der öffentlichen Hand, diese hat bei weitem andere Aufgaben und schon dafür zuwenig Geld. Es braucht jetzt keiner um die Ecke kommen und das fehlende Geld mit irgendwelchen Vorfällen um 2015 zu begründen, seit ich denken kann ist mir die Problematik der öffentlichen Kassen bekannt, dies ist kein neuzeitliches Problem.
das Problem in Dresden ist in meinen Augen auch, dass die alten Dampfer recht hohe Betriebskosten haben und bei den Wasserverhältnissen dort in den letzten Jahren problematisch zu betreiben waren und damit nicht mehr kostendeckend gearbeitet werden konnte. Vielleicht hätte man dort irgendwann in der Vergangenheit die Flotte modernisieren sollen und auf zeitgemäße Schiffe umstellen sollen. Die Dampfer, oer zumindest einen oder zwei, hätte man dann als Museumsschiffe erhalten können und beispielsweise an Sonn- und Feiertagen bei passendem Wasser mit entsprechendem Zuschlag fahren lassen können.

Gruß
Chris

Rainer Großimlinghaus
17.07.2020, 15:24
Ja, das ist genau richtig und exakt das, was ich mir auch für den Rhein (KD) gewünscht hätte. Aber man sieht, wo das geendet hat: Kein einziger Raddampfer auf dem deutschen Rhein (die Disney-Veranstaltung "Goethe" zähle ich nicht dazu). Was man jetzt zwischen Mannheim und Düsseldorf diskutiert könnte so etwas wie ein Hoffnungsschimmer sein. Warten wir ab. Ich sehe das Problem in Dresden genauso: 2 der Raddampfer erhalten und -wie beschrieben- unter günstigen Umständen als Sonderfahrten anbieten. Der Unterschied zum Rhein ist die Tatsache, dass es in Dresden so gut wie keine Mitbewerber gibt. Hier wäre also eine Neuausrichtung der Marktstruktur nötig......
Mal sehen, was wird!

Viele Grüße und bleiben Sie gesund!

gez. Rainer Großimlinghaus

slowman
17.07.2020, 18:22
Hallo Rainer,

die Goethe als "Disney-Veranstaltung" abzutun finde ich nicht ganz korrekt. Es ist halt so, dass die Betriebskosten für ein richtiges Dampfschiff, egal ob Kohle- oder Ölbefeuert, zu hoch sind und auch die Technik zu wartungsintensiv ist. Letztendlich ist die KD ein gewinnorientiert arbeitendes Unternehmen und kein musealer Betrieb. Letztendlich wird es auch etlichen Touristen egal sein, ob sie auf einem Dampfschiff oder motorberiebenen Schiff fahren, einen Zuschlag für Dampfer wären wahrscheinlich auch nur die Wenigsten bereit zu zahlen. marketingtechnisch müsste man es wie bei der Eisenbahn machen und die Dampfschiffe nur zu bestimmten Tagen als "Sonderfahrt" betreiben um den Fahrgästen das Gefühl der Besonderheit und zu geben, damit diese bereit sind, den Aufschlag zu zahlen. Im Eisenbahnbereich funktioniert das wunderbar, die historischen Züge sind zu teils absurden Preisen immer ausgebucht. Die historischen Loks werden aber meistens von irgendwelchen Vereinen bertrieben, ein solches Modell wäre auch auf die Schifffahrt bezogen denkbar. Leider beschweren sich immer sehr viele Enthusiasten, wenn wieder ein historisches Schätzchen im Hochofen verschwindet ohneselber aktiv zu werden. Gerade im zeitalter des Internet lassen sich Gelder durch ein wenig Marketing, Crowdfounding und sonstige Aktionen generieren. Hat man etwas im Kästchen, kann man dann auch versuchen staatliche Zuschüsse anzuzapfen. Ein Verein ist ebenso schnell gegründet. Für ein gewinnorientiert arbeitendes Unternehmen ist es halt in den meisten Fällen nicht rentabel einen solchen Oldie im Liniendienst zu betreiben, es sei denn man benötigt ein steuerliches Abschreibungsobjekt. Ich denke, dass auch den Dresdnern das alte Material über die Jahre das Genick gebrochen hat.

Gruß
Chris

Rainer Großimlinghaus
17.07.2020, 19:28
Dann versuche ich es einmal mit "Potemkinsches Schiff", denn "Dampfer" wäre ja -bis auf das Typhon- schon wieder falsch.
Ansonsten stimme ich fast allem zu, denn ein derartiges Fahrzeug zu Sonderfahrten angesichts der hohen Betriebskosten zu benutzen ist einleuchtend. Aber dann bitte auch mit der originalen Dampfmaschine und nicht mit der Vortäuschung falscher Tatsachen, wie wir es im Falle Goethe leider erleben müssen. Gleichwohl bin ich kein Purist und kann den betriebswirtschaftlichen Argumenten durchaus folgen. Im Falle Goethe ist es eindeutig zu spät, da vom Original so gut wie nichts mehr erhalten ist (daher auch kein Denkmalschutz). In Sachen Mainz hätte man da noch eine Chance......
Warten wir es ab.

Grüße,
Rainer Großimlinghaus

Hein Mück
18.07.2020, 11:06
Moin,

ich hielte es für sinnvoll, wenn der Bund unter Beteiligung der betroffenen Länder von Fachleuten eine Liste der Schiffe (Fracht- und Passagierschiffe) erstellen würde, die beispielhaft aus schifffahrts- und technikhistorischen Gründen zur Bewahrung dieses "Kultur"-gutes mit Steuergeldern erhalten werden sollten, verbunden mit der Frage ob fahrend, nur schwimmend oder auf dem Trockenen. Die Unterhaltung dieser gelisteten Schiffe sollte dann auch staatlich abgesichert werden.
Wenn daneben noch weitere Schiffe dieser Schiffstypen (vorrangig dann wohl Fahrgastschiffe) ohne staatliche Unterstützung wirtschaftlich sinnvoll betrieben werden können, um so besser.

Tschüss
Hein Mück

Tankermann
18.07.2020, 11:19
Weshalb soll die Goethe eine Disneyveranstaltung sein?. Nur weil eine unwirtschafliche Dampfmaschine gegen einen wirtschaftlichen Dieselhydraulischen Antrieb getauscht wurde, oder weil jetzt 40% Treibstoffkosten gespart werden. Auch wurde die Manovrierfähigkeit verbessert, da die Schaufelräder jetzt getrennt und unabhängig der Drehrichtung gefahren werden können! Die Goethe ist kein Museum, sondern ein Fahrgasschiff mit Schaufelradantrieb im Liniendienst. Die Goethe ist halt mal kein Museumsschiff, sieh sieht aus wie ein alter Schaufelraddampfer, der sie ja auch mal war. Nun ist sie halt einfach ein bischen moderner und wohl auch wirtschaflich zu betreiben. Und ganz wichtig, sie sieht immer noch toll aus, ist schnell und sehr wendig. Mit dem Querstrahler und dem Pumpjet hat sie Manövrierhilfen oder Notantrieb. Es gibt wohl kein anderes Schiff dieser Größe auf dem Rhein, welches solche schnelle und elegante An-und Ablegemanöver vollzieht. Seht die Goethe wie und was sie ist, nämlich ein modernisierter Raddampfer ohne Dampfmaschine, aber mit wirtschaflichem Dieselhydraulikantrieb. Modernisiert wurde sie sogar auf Ihrer Bauwerft.
Das muss Ihr erst mal ein anderer Dampfer nachmachen. Lieber eine Goethe ohne Dampf, als eine Goethe beim Verwerter.

Gruß Tankermann

slowman
18.07.2020, 12:50
Hallo Hein Mück,

der Bund hat mit soclehn Dingen nichts zu tun, da Denkmalschutz ausschließlich in die Verantwortlichkeit der Länder fällt. Oft haben auch innerhalb der Länder solche technischen Kulturgüter eine begrenzte lokale Bedeutung wie beispielsweise die Dampfschifffahrt in Dresden. Hier wären dann auch die Landkreise oder Kommunen gefragt. Wenn Deinem Vorschlag folgend der Betrieb oder der Erhalt mit Steuergeldern gesichert sein soll, dann darf für die Besichtigung und/oder Mitfahrt auch kein Eintritts- oder Fahrtgeld erhoben werden. Eher sollte man sich überlegen, den Erhalt und Betrieb solcher Denkmäler auf private Beine in Form einer privatwirtschaftlichen Firma oder eines Vereins zu stellen und diesen dann entsprechende Zuschüsse oder Steuererleichterungen zu gewähren. Ich sehe den Erhalt solcher technischen Kulturgüter nicht unbedingt als primäre Aufgabe des Staates bzw. der öffentlichen Hand. Wenn es nur noch ein oder zwei Schiffe dieses Typs gäbe und dieser Typ eine wirkliche Bedeutung hat, dann könnte man darüber reden, eines auf staatliche Kosten in irgendein Technikmuseum zu stellen oder aus diesem schiff ein schwimm- und fahrfähiges Museumsstück zu machen.
Oft ist bei den Befürwortern des Erhaltes auch eine emotionale Komponente vorhanden, weil sie das Schiff schon von Kindesbeinen an kennen oder oft damit gefahren sind. Diese emotionale Komponente interessiert bezogen auf Dresden einen Einwohner von Bonn oder Köln eher weniger. Diese haben wieder andere emotionale Verbindungen. Wo hört man bei deiner Liste also auf, wo fängt man an? Alleine die Diskussion über die Aufnahme in eine solche Liste führt zu Diskussionen bis ins Nirwana.
Oft ist ja bei den Bewohnern der betreffenden Region noch nicht einmal Interesse vorhanden. Wenn man zur Rettung eines der Schiffe von jedem Einwohner Dresdens und/oder der Region nur 5 Euro erhielte, kämen 2,5 Mio Euro zusammen, was zu einer Sanierung ein guter Anfang wäre, dazu könnte man mit einem solchen Startkapital als Verein noch Zuschüsse erlangen, so dass ein Schiff gerettet werden könnte. Glaubst Du, dass diese Summe zusammenkäme und jeder Einwohner spendete? Ich eher weniger. Man könnte dann auch argumentieren, dass wenig öffentliches Interesse vorhanden ist und somit ein Erhalt, auch durch Finanzierung mit Steuergeldern, mangels Interesse nicht darstellbar ist.

Gruß
Chris

Hein Mück
18.07.2020, 14:26
Hallo Chris,

vielleicht habe ich meinen Gedanken nicht weit genug ausgeführt. Mir schwebt vor, auf nationaler Ebene eine Liste von wichtigen Schiffstypen ihrer Epoche für den Frachtverkehr und Personentransport zu erstellen. Und bei der Erstellung einer solchen Liste hat Kirchturmpolitik nichts zu suchen. Zu diesen Schiffstypen sollten ein oder zwei Originalschiffe festgelegt werden, deren Erhaltung als nationales technisches Kulturgut aus Steuern abgesichert werden soll. Mit abgesichert meine ich, dass der Teil, der nicht durch Eintrittsgelder, Fahrkartenverkauf usw. gedeckt werden kann, durch Steuergelder finanziert wird.

Da es sich um eine Liste der national bedeutenden Schiffstypen handeln soll, kann diese Aufgabe auch nicht den einzelnen Bundesländern überlassen werden. Zumal diese Schiffstypen nicht an den jeweiligen Ländergrenzen kehrt gemacht haben. Es muss zumindest auf Bundesebene koordiniert werden. Außerdem ist es nach meiner Kenntnis so, dass der Bund bei kulturellen oder musealen Einrichtungen, die die Begriffe "Deutsches … Museum" oder "National…" im Namen führen, zumindest als Mitfinanzier dabei ist.

Daneben gibt es sicherlich etliche Schiffstypen, die eine regionale oder lokale Bedeutung besitzen oder besaßen. Um diese Schiffe sollten sich in der Tat interessierte Vereine oder Kommunen kümmern.

Das es neben den national gelisteten und abgesicherten Schiffen noch weitere Schiffe dieser Typen gibt, wie z.B. bei den Schaufelraddampfern, dürfte klar sein. Aber sie können nicht alle von uns Steuerzahlern unterhalten werden. Wenn es hier wirtschaftliche Nutzungsmöglichkeiten gibt, sollten sie - evtl. mit Unterstützung von Sponsoren - auch betrieben und in Schuss gehalten werden. Aber wenn dass eines Tages nicht mehr möglich ist, gibt es zumindest noch das "abgesicherte" Exemplar, dass der Nachwelt erhalten bleibt.

Mir geht es also um einen Konsens auf nationaler Ebene, welche Schiffe wir als Teil unserer Schifffahrtsgeschichte auf jeden Fall für die Nachwelt bewahren wollen.

Gruß
Helmut

klt-cgn
18.07.2020, 14:39
Hallo zusammen,

wie es geht, das ein historisches Schiff erhalten und saniert werden kann, ist beim Ratsschiff MS Stadt Köln zu erleben. Hier gibt es seit vielen Jahren den "Verein der Freunde und Förderer des Historischen Ratsschiffes M/S Stadt Köln", wo ich Mitglied bin, mit einem sehr engagierten Vorstand und Vorsitzenden Udo Giesen. Dieses Schiff wird auf Dauer wieder im alten Glanz erstrahlen und dann seinen späteren Liegeplatz wieder im Kölner Rheinauhafen gegenüber des Schokoladenmuseums haben.

Ich zitiere hier gerne Udo Giesen, der hier im Binnenschifferforum https://www.binnenschifferforum.de/showthread.php?21981-Stadt-K%F6ln-FGS-04200780/page6 unter Beitrag #52 u. a. schrieb "Hallo, wenn vernünftige Menschen ihr Hirnschmalz richtig einsetzen, wird auch was daraus!

Auf der Homepage des Vereins https://www.ratsschiff-koeln.de/ finden sich Informationen zum Schiff und zur Sanierung.

Es wäre schön, wenn diese einmaligen historischen Raddampfer in Dresden erhalten blieben.

Viele Grüße aus Köln
Kalle

slowman
18.07.2020, 14:54
Hallo Helmut,

und gemäß deinem ersten Absatz sind wir schon an dem Punkt, dass der Bund gar nicht zuständig ist.
Als weiterer Aspekt falls die Möglichkeit je bestünde eine solche Liste zu erstellen, fängst Du mit Schiffstypen an, dann kommen als nächstes die Fahrzeugenthusiasten ums Eck und fordern das Gleiche für Autos und LKW, danach stehen die Eisenbahner Schlange, die Luftfahrtfans gäbe es auch noch und am Schluss zergeht man sich in Diskussionen, welches der momentan noch erhaltenen Exemplare denn jetzt der Nachwelt durch Zuschüsse erhalten werden soll. Dann greift auch die Kirchturmpolitik, weil eben jede betroffene Kommune oder Region "Ihr" Exemplar erhalten haben möchte.
In sehr vielen Fällen wird ja auch bereits so gehandelt, dass Unikate oder seltene Exemplare vergangener Technik und Bedeutung bereits in Museen zu finden sind, beispielsweise Seenotrettungskreuzer, alte Fahrzeuge, alte Flugzeuge wie die JU52, oder der "Rosinenbomber" DC 3.
Welcher Schiffstyp hat denn nationale Bedeutung? Um bei der Binnenschifffahrt zu bleiben hat sich der Grundaufbau von Frachtschiffen in den letzten 50 Jahren beispielsweise nicht verändert, wenn man von sehr wenigen Ausnahmen absieht. Welcher Fahrgastschiffstyp hat eine nationale Bedeutung? Für mich heißt dieser Ausdruck, dass das Schiff für das Land eine wesentliche Rolle gespielt haben muss. Dies dürfte bei den wenigsten FGS der Fall sein. Ein Schiff wie die Wappen von Köln hatte maximal eine regionale Bedeutung von Düsseldorf bis Mainz, in meiner Region wird dieses Schiff kaum einer kennen, genau wie beispielsweise die "Bügeleisen" Drachenfels und Rüdesheim.
Der Staat, die Länder, die Kommunen haben genug andere Ausgaben zu tätigen, die in meinen Augen weitaus wichtiger sind, deswegen sehe ich dies nicht als Aufgabe an.

Gruß
Chris

Rainer Großimlinghaus
18.07.2020, 15:44
Großer Gott! Mit den Argumenten macht man alles kaputt, was nicht rational niet- und nagelfest ist.
Die Leute -auch hier im Forum- setzen sich für den Erhalt von Kulturgütern ein, auch dann, wenn diese Fahrzeuge als solche nicht von jedem erkannt werden. Die Wappen von Köln war eine Meisterleitung an Schiffstechnik , Schiffsarchitektur und Schiffsästhetik. Die Mainz wie die WvK stehen bzw. standen für eine ganze Epoche der Rheinschifffahrt, und wenn man so will der technischen Entwicklung im Industriezeitalter überhaupt. Ist das nichts? Man darf ruhig auch einmal denken, ohne gleich den Jahresabschluss seines Kontos im Hinterkopf zu haben. Wie gesagt: Mit der Denke können wir alle Spiel- und Sportplätze schließen, die Schlösser und Burgen verfallen lassen, Theater und Konzerthäuser, Chöre, Orchester, Musikhochschulen, und, und, und einstampfen. Wollen wir das? Sind wir wirklich so ein geschichts- und kulturloses Volk geworden?
Ich glaube, dass wir mit einer derartigen Sanierermentalität auf die Dauer nicht weiterkommen, es sei denn, wir begnügen uns damit eine relativ "traurige" Lebensgemeinschft zu werden.....
Corona hat uns doch wohl mehr als deutlich vor Augen geführt, dass es Dinge im Leben gibt, die sich in ihrer Wertigkeit dem rein fiskalischen Denken entziehen, oder?

Viele Grüße,
Rainer Großimlinghaus

nikomid
18.07.2020, 15:49
Hallo Rainer,

die Goethe als "Disney-Veranstaltung" abzutun finde ich nicht ganz korrekt. Es ist halt so, dass die Betriebskosten für ein richtiges Dampfschiff, egal ob Kohle- oder Ölbefeuert, zu hoch sind und auch die Technik zu wartungsintensiv ist. Letztendlich ist die KD ein gewinnorientiert arbeitendes Unternehmen und kein musealer Betrieb. Letztendlich wird es auch etlichen Touristen egal sein, ob sie auf einem Dampfschiff oder motorberiebenen Schiff fahren, einen Zuschlag für Dampfer wären wahrscheinlich auch nur die Wenigsten bereit zu zahlen. marketingtechnisch müsste man es wie bei der Eisenbahn machen und die Dampfschiffe nur zu bestimmten Tagen als "Sonderfahrt" betreiben um den Fahrgästen das Gefühl der Besonderheit und zu geben, damit diese bereit sind, den Aufschlag zu zahlen. Im Eisenbahnbereich funktioniert das wunderbar, die historischen Züge sind zu teils absurden Preisen immer ausgebucht. Die historischen Loks werden aber meistens von irgendwelchen Vereinen bertrieben, ein solches Modell wäre auch auf die Schifffahrt bezogen denkbar. Leider beschweren sich immer sehr viele Enthusiasten, wenn wieder ein historisches Schätzchen im Hochofen verschwindet ohneselber aktiv zu werden. Gerade im zeitalter des Internet lassen sich Gelder durch ein wenig Marketing, Crowdfounding und sonstige Aktionen generieren. Hat man etwas im Kästchen, kann man dann auch versuchen staatliche Zuschüsse anzuzapfen. Ein Verein ist ebenso schnell gegründet. Für ein gewinnorientiert arbeitendes Unternehmen ist es halt in den meisten Fällen nicht rentabel einen solchen Oldie im Liniendienst zu betreiben, es sei denn man benötigt ein steuerliches Abschreibungsobjekt. Ich denke, dass auch den Dresdnern das alte Material über die Jahre das Genick gebrochen hat.

Gruß
Chris

Wieso schafft man es denn anderswo, in der Schweiz wurde beispielsweise die Montreux wieder zu einem Dampfschiff umgebaut (von Dieselelektrisch): https://de.wikipedia.org/wiki/Montreux_(Schiff)

Ich bin zu Dampferzeiten mal mit der Goethe gefahren (meine Freundin und ich waren damals wahrscheinlich die jüngsten an Bord..), der Reiz für mich lag eben ganz wesentlich im authentich erlebbaren Dampfantrieb. Mich hat damals schon der blöde Dieselmotor für den Bordstrom gestört. Mit dem Dieselmotor an Bord, ist für mich der Reiz weg, ich werde da nicht mehr mit fahren,

Bei Autos, Lokomotiven und sogar Flugzeugen muss man sich keine großen Sorgen machen, dass funktionsfähige, 80 Jahre alte Fahr-/Flugzeuge verschrottet werden, erst recht nicht, wenn es die letzten Exemplare ihrer Art sind. Für Gebäude ist Denkmalschutz eine selbstverständliche Angelegenheit.

Schiffe sind halt unhandlich, die stellt man sich nicht so enfach irgendwo hin und eine private Nutzung für Raddampfer ist schwer vorstellbar. Zudem lassen sich die Behörden immer neue Schikanen einfallen um die alten Schiffe loszuwerden. Grade die Raddampfer waren aber lange prägend für die Stadtansichten entlang der großen Flüsse, es wäre ein großer Verlust, keine Zeitzeugen erhalten zu können. Wir brauchen hier, so wie es in den USA schon lange üblich ist, eine Eintragung als technisches Denkmal, für Industriebauten gibt es das ja auch längst bei uns.

Dominik

Norbert
18.07.2020, 17:00
Auf der Goethe, bin ich noch nicht mitgefahren, denke aber für ein Schiff dieser Größe eine Brennstoffersparnis von 40% im Liniendienst das ist schon eine Hausnummer.
Auf einem der Dresdener Dampfer bin ich schon mitgefahren, das ist eine andere Welt. Die alten Räderboot Kapitäne hätten ihre helle Freude gehabt. Ein Geländer aus Messing im Schiffsinneren mit Blick auf die Dampfmaschine. Ich hab mich nicht getraut das Geländer anzufassen.

Aber die Diskussion geht um den Erhalt. Wenn Menschen sich zusammentun dann kann man so etwas erhalten. Das beste Beispiel hier im Forum ist das meist fotografierte Schiff, WILLI (07001838). Den hat der Verein Historische Binnenschifffahrt vor dem sicheren Ende im Hochofen bewahrt. Mit viel Geld und Manpower, fährt der "Kleine" heute Quietschfidel meist von Mai bis September über Flüsse und Kanäle. Hat aber sein Netztwerk von Unterstützern.

Es gibt auch noch andere Institutionen, wie z.B. der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL). Der LWL betreibt in Westfalen 10 Museumsstandorte, wie die Henrichshütte in Hattingen, Zeche Zollern in Dortmund oder das Alte Schiffshebewerk in Henrichenburg im Waltroper Ortsteil Oberwiese. Hier haben einige Schiffe die mit der Kanalgeschichte zu tun haben ihren Ankerplatz erhalten.

Z.B. der DEK Schleppkahn Ostara, im Laderaum dieses Schiffes finden Regelmäßig Ausstellungen statt. Daneben war das Schiff 2005 zum 75 Geburtstag des WDK und 2014 zum 100 Geburtstag des RHK jeweils mit einer dazugehörigen Ausstellung unterwegs. Seit 2018 hat das Museum auch den passenden Schlepper für die Ostara, das ehemalige Monopolboot E 1551 (https://www.binnenschifferforum.de/showthread.php?5448-E-1551-EB-05015510&highlight=1551).

Einige Schiffe in Henrichenburg (Zerberus, E 1551, Riesenbeck, Ostara usw.) werden fahrbereit gehalten. Vor einigen Jahren war das Dampfboot Nixe beim Kanalfest in Datteln. Mit dem Schiff wurden Rundfahrten angeboten. Wenn ich mich recht erinnere 3€ pro Person. Das Problem bei den Henrichenburger Museumsschiffen und beim WILLI sind die Besatzungen. Die zusammen zu bekommen ist nicht immer Einfach.

Die Dampfer die dort auf Elbe fahren, gehören für mich genauso zu Dresden wie die Frauenkirche oder der Fürstenzug.

Gruß Norbert

nikomid
18.07.2020, 17:09
Der Brennstoff ist mit Sicherheit nicht der größte Posten, bei 500 kW mittlerer Antriebsleistung und 250 Menschen an Bord (Zahlen aus den Fingern gesogen...) sind das grade mal 2 kW pro Person und Stunde. Bei 400 g/kwh Verbrauch, sind das bei 8 h Fahrt am Ende 8 L unversteuerter Schiffsdiesel pro Person. Mit dem Dieselumbau hätte man dann bei 40% Ersparnis 3,2 Liter eingespart welche geschätzt 2 € kosten (ca. 1 Bier für Diesel statt Dampf). Bei der Anreise mit dem PKW entstehen in den meisten Fällen wesentlich höhere Kraftstoffkosten.

Bei der Goethe konnte man damals durch große Glasflächen sehr gut in den Maschinenraum gucken. Man sah auch, wie bei Anlegemanöver der Maschinst nach Gebimmel die Maschine von Vor- auf Rückwärtzfahrt umgeschaltet hat,das war alles schon sehr spannend. Dieser Reiz ist nun weg, damit hab ich auch keine Lust mehr auf das Schiff.

slowman
22.07.2020, 09:12
Hallo nikomid,

ich glaube weniger, dass Deine Zahlen belastbar sind. Hier findet man einen bericht einer Schweizer Zeitung zu den Raddampfern auf dem Vierwaldstättersee: https://www.zentralplus.ch/zwei-liter-heizoel-pro-passagier__trashed-675213/.
In diesem Bericht werden Zahlen genannt, dass ein ölbefeuerter Raddampfer gegenüber einem konventionellen Motorschiff 75% Mehrverbrauch hat. Bei einer Tour Rundfahrt von 90 km verbraucht das Dampfschiff 2000 Liter Heizöl, ein konventionelles Motorschiff 500 Liter. Bei einem angenommenen Ölpreis von 80 Cent je Liter macht das Mehrkosten von 1200 Euro je Tag, 36.000 Euro je Monat und bei einer Saison von einem halben Jahr dann 216.000 Euro Mehrkosten aus.
Hinzu kommt, dass die alte Technik wesentlich mehr Aufwand in Wartung und Bedienpersonal benötigt, Ersatzteile müssen oft "aus dem Vollen" extra angefertigt werden.
Vielen Menschen ist es am Ende auch egal, ob sie mit einem Dampf- oder Motorschiff fahren. Die wenigen Enthusiasten, die bewusst das Dampfschiff wählen um die Technik zu sehen und zu erleben, werden für einen rentablen Betrieb nicht ausreichend sein.

Hinsichtlich der Dresdner Flotte scheint man nun eine Idee zu haben, um mit Crowdfunding Gelder zum Erhalt zu sammeln, dies ist ja schon einmal ein Ansatz: https://www.startnext.com/erhalt-der-dresdener-dampferfl.

Grüße
Chris

klt-cgn
01.09.2020, 11:12
Hallo zusammen,

habe diese Meldung von Radio Zwickau gerade gelesen: https://www.radiozwickau.de/beitrag/saechsische-dampfschifffahrt-offenbar-gerettet-663611/

Gruß aus Köln
Kalle