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Joana
13.07.2020, 10:22
Hallo,

die Fährstelle Niedernberg - Sulzbach auf dem Main wurde (erstmals Urkundlich) 1426 erwähnt. Ursprünglich erfolgte die Überfahrt mit mit Kähnen.

Der Geschichtsverein Niedernberg schreibt dazu folgendes:
Während dem 30-jährigen Krieg ist die Fährverbindung zwischen Niedernberg und Sulzbach in Abgang geraten.
Da im 17. Jahrhundert die Bevölkerungszahlen wuchsen und der Handel und der Güteraustausch wieder zurückkamen, schrieb der Keller im Bachgau am 19. Mai 1685 einen Brief an den Erzbischof zu Mainz um die Wiedererrichtung der „Nachenfahrt zu Niedernberg“ zurückzuholen.
Im September des gleichen Jahres verlieh das Vizedomamt in Aschaffenburg unter der Bedingung, jährlich drei Gulden in die Bachgauer Kellereikasse zu zahlen, das Fährrecht erblich an Johann Reinhard von Niedernberg.


1883 - 1928 Gierfähre am Längsseil

In der Zeit zwischen 1883 bis zur Flußregulierung 1928 (Mainkanalisierung), wurde eine Gierfähre mit Buchtnachen am ca. 350 m langen Stahl-Längsseil eingesetzt.
In den Archiven wird erwähnt:
1883 wurde den Fährleuten geraten, die Längsbauten an der Fährstelle gänzlich zu schließen, da eine Hochseilfähre sich sehr günstig gestalten würde.
1884 wurde mitgeteilt, dass die Rampe ursprünglich der Ziehweginstandsetzung (=Leinritt) 1869 vom Staat hergestellt worden sei, die Instandsetzung aber den Fahrbesitzern obliege. Dem Gemeindeprotokoll vom 30. Januar 1898 ist zu entnehmen, dass die Fährbesitzer die Fähre in eine Hochseilfähre umbauen wollten.



1928 Hochseilfähre:
1928 wurde die Mainfähre in Niedernberg im Zuge der Mainkanalisierung und Stauung, von der Rhein-Main-Donau AG, in eine Hochseilfähre umgebaut.

An beiden Mainufern stand je ein Eisenmast; daran war das Drahtseil befestigt, das den Main überspannte. An diesem Seil war die Fähre mit einem weiteren langen Drahtseil befestigt. Sie wurde durch die Wasserströmung (ohne Motor) quer über den Main bewegt.

Zuvor wurde die Fähre als sog. „Bogt-Nachenfähre“ betrieben. Ein Seil war etwas unterhalb des Rondells in einem Felsen verankert und wurde von vier kleinen Booten über Wasser gehalten. (1965 wurde die Fähre umgebaut und motorisiert, 1994 stillgelegt) (Heimatbuch Seiten 292 - 296.)


1947: Bau der heutigen Fähre in der Erlenbacher Werft. ?

1955: Ankauf einer Wagenfähre aus Homburg:
Vom Geschichtsverein Niedernberg kam noch die Information, das von Niedernberg 1955 eine Gierfähre aus Homburg - Trennfeld angekauft wurde, da dort der Fährbetrieb nach dem Bau der Lengfurter Brücke (1954) rapide zurück gegangen war und im November 1955 dann ganz eingestellt werden musste.

Bei dieser Fähre handelte es sich um den Fährneubau 1947: Bayr. Schiffbau Ges. Erlenbach, B.-nr: 811, 40-to-Fähre für G. Kuhn, Homburg


1957: Verkauf einer der Fähre nach Seligenstadt.
Eine dritte Fähre wurde 1957 von Niedernberg angekauft. Sie war freifahrend und mit einem Schottelantrieb ausgestattet.

Auf diesem Fahrzeug gab es den einzigen tödlichen Unfall in der Geschichte des Fährdienstes. Beim Schmelzhochwasser am 7. Februar 1958 versagte mitten auf dem Main der Motor. Als Fährmann Theodor Michael Beike den Rettungsanker warf, rutschte er auf dem eisigen Boden aus und stürzte über Bord. Seine Leiche wurde erst Wochen später bei Dörnigheim geborgen. Diese Fähre wurde 1970 infolge höherer Sicherheitsbestimmungen ausgemustert.

Nach mehreren Änderungen an der Fähre wie der Stromzuführung durch gesonderte Masten beschloss die Stadt im Jahre 1970, ein neues Fährfahrzeug anzuschaffen. Maßgebend war auch, dass die alte Fähre zu klein geworden war für die zunehmend größeren Fahrzeuge und auch die Tragfähigkeit nicht mehr ausreichte


1962: Einstellung des Fährbetriebs
Am 01.11.1962 wird der Fährbetrieb aus wirtschaftlichen und Altersgründen eingestellt.



19.06.1964 Übernahme durch die Gemeinde Niedernberg
Am 19. Juni 1964 gingen durch einen Kaufvertrag das Fährrecht und die Fähre an die Gemeinde Niedernberg über. Die bisherigen Eigentümer Ignaz Gerlach, Josef Heinrich Fischer und Rosel Gerlach hatten bereits am 1.11.1962 aus wirtschaftlichen und aus Altersgründen den Fährbetrieb eingestellt.


Die Fähre war reparaturbedürftig und zu diesem Zeitpunkt noch eine Hochseilfähre, d.h. sie wurde an einem Hochseil hängend nur durch die Wasserströmung vorwärts bewegt.


Nach Instandsetzungsarbeiten und dem Umbau in eine frei fahrende Motorfähre konnte am 7. Mai 1965 die „neue“ Motormainfähre ihrer Bestimmung übergeben werden.
Quelle: (Heimatbuch Seiten 292 / 293, Foto: Fähranlegestelle Juni 1965, kurz nach Inbetriebnahme der neuen Motorfähre)


1965: Wiederaufnahme des Fährbetriebs
Am 07.05.1965 übernimmt die umgebaute Motorfähre den Fährbetrieb auf.
Nach Instandsetzungsarbeiten und Umbau zur frei fahrenden Motorfähre konnte am 7. Mai 1965 die „neue“ Fähre ihrer Bestimmung übergeben werden.
Die privaten Fährbesitzer hatten am 1.11.62 den Fährbetrieb eingestellt. Wegen des bestehenden Verkehrsnotstands sah sich die Gemeinde genötigt, die Fähre samt Fährrecht von den Vorbesitzern zu erwerben. Die Fähre befand sich in einem reparaturbedürftigen Zustand und war noch eine Hochseilfähre.
Während der Umbauarbeiten an der Fähre wurde der Personenverkehr lediglich mit dem Nachen aufrecht erhalten.



1989: Vorübergehende Stilllegung des Fährbetriebs
Vom 25. Dezember 1989 bis zum 08. Januar 1990 wird der Fährbetrieb vorübergehend stillgelegt, da der Bootsführer nun wegen zu lauten Motorgeräuschen Schallschutz tragen sollte, er so aber nicht mehr die Signale der Schiffe und sein Funkgerät hören würde und die Gemeinde sich keine zweiten Mann leisten konnte.


Da keine zufriedenstellende Lösung mehr gefunden werden konnte, erklärte sich der Kreis Miltenberg bereit, die Kosten für den zweiten Mann an Deck zu übernehmen. So wurde der Fahrbetrieb am 08. Januar 1990 weitergeführt.



1991 - 1994: Das langsame Ende des Niedernberger Fährbetriebs
Am 08. Mai 1991 wird die Fähre für Lastkraftwagen wegen den ständigen Protesten der Anlieger in der Fährgasse gesperrt.
Am 25. Mai 1993 beschließt der Gemeinderat in seiner Sitzung, dass bei der nächsten größeren Reparatur der Fährbetrieb eingestellt wird.

Im Juni 1993 wurde ein Brandschlag auf den Fährnachen verübt, wobei erheblicher Sachschaden entstand. Daraufhin wurde der Nachen auf dem Gelände des Bauhofes abgestellt.

Am 22. April 1994 wird der Fährbetrieb zwischen Niedernberg und Sulzbach endgültig eingestellt, nach dem der Dieselmotor der Mainfähre defekt ging.
Das wachsende Verkehrsaufkommen und damit verbundene Probleme wie Lärm und Rückstau bis in die Hauptstrasse bereiteten schon lange Probleme.
Außerdem war der Fährbetrieb ein Verlustgeschäft für die Gemeinde.
Nachdem der Landkreis die Übernahme der Fähre und deren Verlegung an die NATO-Rampe ablehnte, fasste der Gemeinderat am 25.5.93 den Entschluss, bei der nächsten größeren Reparatur den Fährbetrieb einzustellen. Aufgrund des Motorschadens am 22.4.1994 wurde der Gemeinderatsbeschluss umgesetzt.

Es folgt der Verkauf der Motorfähre an den Bauunternehmer Alfred Kunkel von der Fa. Stix. Er kaufte die Fähre und setzte sie auf dem Mainparksee zur Pflanzen - und Algenbekämpfung ein.



2018 Gründung des "Verein zur Förderung und Erhalt der Churfrankenfähre"
2018 gründete sich der "Verein zur Förderung und Erhalt der Churfrankenfähre" und setzte die Fähre wieder instand und rüstete sie mit neuer Technik auf


Seit 2018 schippert sie als "Kulturprojekt" Churfrankenfähre" zwischen Aschaffenburg und Miltenberg auf dem Main, oder liegt in Obernburg/Main am Steiger.



Schiffsdaten:

Name: Churfranken
exNamen: Fähre Niedernberg
gemeldet in: Erlenbach
Nationalität: :d:
nat. Kennung: AB-Z 47

Länge über Klappe(n): 19,50 m / Früher: 23 m (zwei Klappen)
Länge Rumpf / Deck: 16,00 m
Länge der Klappe: 3,50 m

Breite über alles: 4,85 m
Seitenhöhe: 1,10 m
Tiefgang: 0,49 - 0,90 m

Transportkapazität: ? / früher 128 Personen
Einzellast: 12 t

Gewicht: 48 t
Geschwindigkeit: max. 9 km/h

Maschinen:
- bis 22.04.1964: Deutz-Diesel (F3 L712-27PS) 27 PS bei 1800 UpM
- ab 07.05.1965: Deutz-Diesel 48 kW (65 PS)

Antrieb: Schottelantrieb mit 2 Hauptpropellern

Baujahr: 1947
erbaut in: :d:
Bauwerft: Bayr. Schiffbau Ges. Erlenbach
Bau-Nr.: 811 ?

Foto vom Juni 2020 bei Obernburg liegend


Quellen:
• Verein zur Förderung und Erhalt der Churfrankenfähre (http://geschichtsverein-niedernberg.de/76.html)
• Geschichte über die Fähre (https://www.geschichtsverein-niedernberg.de/mainfaehre.html)
• Geschichtsverein Niedernberg: Was war vor 25 Jahren (https://geschichtsverein-niedernberg.de/1.html)
• Geschichtsverein Niedernberg: Was war vor 55 Jahren (https://geschichtsverein-niedernberg.de/217.html)
• Geschichtsverein Niedernberg: Was war vor 95 Jahren (https://geschichtsverein-niedernberg.de/548.html)
• Main-Echo: 13.09.2019 Wie die alte Niedernberger Mainfähre reaktiviert wurde (https://www.main-echo.de/region/kreis-miltenberg/wie-die-alte-niedernberger-mainfaehre-reaktiviert-wurde-art-6780193)
• OP-Online.de: 17.06.2021 (https://www.op-online.de/region/seligenstadt/50-jahre-mainfaehre-seligenstadt-faehrtradition-reicht-bis-ins-mittelalter-zurueck-90808260.html)50 Jahre Mainfähre Seligenstadt: Fährtradition reicht bis ins Mittelalter zurück (https://www.op-online.de/region/seligenstadt/50-jahre-mainfaehre-seligenstadt-faehrtradition-reicht-bis-ins-mittelalter-zurueck-90808260.html)

Joana
02.07.2021, 20:59
Hallo,

die CHURFRANKEN im Juni 2021 in Obernburg/Main liegend.

Grüße Joana