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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 301 (BL) - GSK -



danubenews
23.02.2015, 19:19
Liebe Freunde,
wer erinnert sich noch daran: Der Bayerische Lloyd hat im Mai 1962 Schubversuche mit dem MGS RÖNTGEN und MGS HANS SACHS im Stauraum Passau - Kachlet gemacht hat, die dann dazu führten, dass mit den Radschiffen DONAU usw. Schubschifffahrt betrieben wurde. Dieses Pressefoto zeig MGS. HANS SACHS mit BL 301 (ex MGS LERCHENFELD). Informant: Heribert Heilmeier / Regensburg

Schiffsdaten:

Name: 301
Eigner/Betreiber: B.L.
Heimathafen: Regensburg
Nationalität: :d:

Länge: 52,00 m
Breite: 5,00 m
Tiefgang:
Tragfähigkeit:

Baujahr: 1922 oder 1924
erbaut in: :dr:
Bauwerft: Elmshorn oder Erlenbach
Baunummer:

Verlauf:
1922 oder 1924: Lerchenfeld (B.L.) (GMS)
1940: Ingolstadt (B.L.) (GMS)
1959: Umbau zum GSK
1959: 301 (B.L.)
1963: Verkauf an Almer, Regensburg
1990: Verschrottet

Hafenspion
24.02.2015, 02:00
Ergänzung:

Der SL BL-301 ist ex GMS INGOLSTADT (ab 1940) ex GMS LERCHENFELD (ab 1924).
Von diesen Schiffen hatte der Bay. Lloyd 4 Stück. Zwei waren Kriegsverlust, erhalten blieben die gen. INGOLSTADT und die STRAUBING (ab 1940) ex MEINEL (ab 1924).
Urspr. waren das Kanalschiffe (Penischen) - als Reparationsleistung für Frankreich gebaut. Der Bauort ist nicht sicher belegt (Elmshorn oder Erlenbach). 1959 wurden die beiden Schiffe zum offenen Güterkahn umgebaut mit der Bezeichnung BL 301 und BL 302. Diese wurden 1963 an die Sand- u. Kiesbaggerei Almer in Regbg. verkauft. 1990 verschrottet.

MfG Hannes

Hafenspion
13.04.2025, 16:52
Servus Freunde des Forums!

An 2 Tagen im Juni 1990 habe ich das Ende eines ehemaligen BL-GMSes dokumentiert. Hier wurde auf der Regensburger Hitzler-Werft der zuletzt im Besitz der Fa. Almer war und ausgemusterte GSK 301 abgewrackt. Bei Foto 1 vom 20. 6. ist der Kahn bereits aufgebockt. Bei Foto 2 vom 25. 6. ist die Verschrottung schon sehr fortgeschritten.

Gruß Hannes

(Beitrag neu eingestellt mit Scans der originalen Negative)

McRonalds
13.04.2025, 20:12
@Hannes; schönes Bild (#2) wie beim Aufschweißen der Kräutergarten zum Vorschein kommt;-)

Für mich ebenfalls interessant; waren das Erlenbacher Schiffe? Aber ich schätze, das lässt sich so ohne weiteres nicht mehr festellen. Zuerst mal (wenn es keine gesicherte Quellen über die Herkunft gibt) müsste man einen Bildvergleich machen. Allerdings sahen diee Reparations-Penichén ganz anders aus. Da wäre dann ein Umbau größeren Ausmaßes fällig gewesen... ich tippe eher auf einen Elsmhorner Bau...

McRonalds
13.04.2025, 20:25
Übrigens: ahnlich wie die Erlenbacher ist auch die Elsmhorner Werft D.W. Kremer Sohn mit den Angaben zu den Repartionsschiffen SEHR zurückhaltend. Man schreibt nur unter den Bau-Nrn. 493-501 und 518/519: Stählere Penischen, Reichsausschuß für Schiffbau und Schiffablieferung, Berlin 1923.

McRonalds
13.04.2025, 21:48
Also ich habe mal verglichen (viel Bildmaterial haben wir ja nicht), aber diese 4 umgebauten Reparationsschiffe sehen alle gleich aus - da haben die Donau-Werften ganze Arbeit geleistet. Bauwerft ist optisch nicht erkennbar. Ich frage mich allerdings, wie der BL an diese Schiffe gekommen ist. Ich weiss, dass manche Schiffe von den Franzosen nicht abgenommen wurden... aber wie kamen sie zur Donau?!

Muranfan
14.04.2025, 08:42
Gemäß Aufzeichnungen von Kap. K. Abfall fand der Umbau zum GMS 1924 bei Hitzler / Regensburg statt (wie die 2 Schwesterschiffe MEINEL und BÖHM).

Das vierte Schiff HELD wurde in Linz umgebaut.

Er schreibt dazu: "Als Reparationsleistung für Frankreich bei Elbe- oder Mainwerft gebaute Kanal-Penischen, die nicht abgenommen wurden. 1924 vom BL angekauft und verlängert."

Grüße
Muranfan

McRonalds
14.04.2025, 18:13
Immer wenns um Erlenbaches Schiffe geht, werde ich aktiv. Zur Herkunft nochmal; Das Buch ‘Donauschiffahrt #5’ erzählt es ein wenig anders. Dort steht (wörtlich aus einem Bericht des Aufsichtsratsvorsitzenden Dohle vom 19. März 1924 zitiert); ‘Gegenwärtig werden dort [gemeint ist die Deggendorfer Schiffswerft, die der Bayerische Lloyd 1917 von der Hamburger Fa. Hitzler erworben hatte] zwei in Erlenbach/Main gekaufte Panischen in Motorschiffe umgebaut.’ Es sind auch schöne Bilder vom HELD und vom LERCHENFELD im Buch, aber optisch sind Unterschiede kaum erkennbar - offensichtlich wurden alle (egal von welcher Werft) nach den gleichen Plänen ’umgebaut’.’ Sieht so aus, als wären von diesen Panischen nur die Mittelschiffe verwendet worden und Vor- und Hinterschiff (plus noch ein wenig Frachtraum) kamen dann dazu. Was noch auffällt; LERCHENFELD hat den selben ‘Kasten’ oben auf der Frachtraumabdeckung stehen wie MEINEL (https://www.binnenschifferforum.de/showthread.php?108527-Meinel-GMS). Daher denke ich, dass diese beiden Schiffe von der Deggendorfer Werft kam und deshalb auf Basis der Erlenbaches Penischen entstanden sind (aber das ist Spekulation).

Fragt sich wie die Panischen an die Donau gekommen sind?!

Reperationspenischen sehen übrigens total anders aus. Hier mal ein schöner Vergleich, wie eine Erlenbacher Penische (http://www.vagus-vagrant.fr/forum/download/file.php?id=121122&mode=view/P1060676.JPG) aussah;

Habe dann zusätzlich ein bisschen bei Bavarikon recherchiert. Die Schiffe tragen allen Namen von Politikern. Das müssten sie sein:

BÖHM, Gottfried, Staatsrat & Diplomat, gest. 1926
HELD, Heinrich, bayerischer Ministerpräsident, ab 1924
LERCHENFELD, Hugo, bayerischer Ministerpräsident 1921-22
MEINEL, Wilhelm, bayerischer Handelsminister, gest. 1927

Was mich irritiert; fast direkt nachdem ihnen Schiffe gewidmet wurden, sind zwei der Namensgeber verstorben. Wenn das mal kein schlechtes Omen war. Oder wurden die Schiffe tatsächlich erst nach ihnen benannt, nachdem sie tot waren (was ehrlich gesagt für mich viel wahrscheinlicher ist). Wäre auch ein Gebiet der Forschung.

Und das alle relativ schnell umbenannt worden sind, ist wohl typisch. Da selbe kenne ich von der Demerag, die ihre Ludwigskanalmotore auch oft umbenennen musste - erst als sie nur noch eine Nummer trugen war Ruhe;-)

McRonalds
14.04.2025, 18:17
Ich bilde mir sogar ein, man sieht im ersten Foto in Hannes' Beitrag wo das Mittelteil der Penische und das neue Vorschiff 'zusammen gesetzt' wurde. Da ändert sich auch die Linienform.

McRonalds
14.04.2025, 18:26
Guck mal (http://hans-feichtinger.de/images/schwimmen/schwimmanstalt.donau.web.jpg) an was man alles finden...:-)

Foto vom 3. Juli 1924 von der Deggendorfer Werft. Es geht in dem Zeitungsbericht nicht um das Schiff, sondern um die Badeanstalt die hinten noch auf der Werft liegt, aber man erkennt klar eines ‘unserer’ Schiffe….
P.S.: ist das überhaupt ein Foto... oder ein Aquarell?!

McRonalds
14.04.2025, 18:34
...und noch ein Nachtrag; auf dem Foto vom MEINEL meine ich die Badeanstalt am rechten Bildrand zu sehen... da schwimmt sie bereits!

...und noch was; guckt man weiter oben auf der Helling; liegt da nicht (noch ganz grau) unser zweiter Kandidat? Das wäre ja dann wohl der LERCHENFELD. Allerdings wirkt mir der etwas zu groß - schließlich liegt das Schiff ja ein ganze Stück dahinter...:-/

mainschnickel
14.04.2025, 19:04
Hallo Ronald
Was man da alles so findet ! Da sieht man doch den Unterschied nach Fahrgebiet : eine Penische soll auf 1m80 bei 38,50 x 5,05 250 T laden können. Die richtige französische ("Staats")spitzen ohne Gangbord an der hintere Wohnung, aus einem Bauprogramm, schaffen das. Schleppspitze habe nach dem Krieg auch gerne leichte GM Maschinen aus Armeebeständen eingebaut (2Takter, Lärm wie ein Düsenflugzeug und Qualm wie 10 Trabis). Die Neubauten von NL oder teilweise B, schnittiger gebaut, schaffen das nicht, die kommen locker auf 1m90 und mussten durch den Dreck schieben.
Das ein richtige Penische für die Donau völlig ungeeignet ist, ist wohl klar ! Diese "Erlenbacher" ACTIVITE wäre bei tiefer Abladung und viel Strömung (im Schlepp) glatt unter Wasser gezogen worden. Ein Problem das es auch auf dem Rhein im Gebirge mit Vorspann gegeben hat.
Logisch das ein neues hohes und schnittiges Vorschiff gebaut wurde. Das Mittelschiff kam dann im Einsatz, aber auch das Hinterschiff wurde bestimmt angepasst.
Dan gab es noch den "Engelse bak". Leute die keine Ahnung hatten, dachten das diese Schiffe in England im Einsatz waren. Das war jedoch nie der Fall. Sie hätten nur auf einzelne Flüssen fahren können, das Kanalmaß (Narrowboat) war 70 x 7 Fuß, etwa 21,0 x 2,10 m. Die engelse Baks sind im ersten Weltkrieg in England gebaut worden und beladen, danach nach Frankreich geschleppt um die allierte Armeen über die Wasserstraßen mit Nachschub zu versorgen. Nach dem Krieg sind sie in Frankreich geblieben und nach und nach in partikuliere Händen gekommen. Um wieviele Schiffe es handelte weiss ich nicht.
Gruss Jozef, der nie auf einem Spitz gefahren ist

McRonalds
14.04.2025, 19:42
@Jozef; eine interessante Schilderung, die den kompletten Umbau erklärt... aber das man so rein gar nichts mehr von der Penische erkennt... ... aber wenn man in Buch 'Donauschiffahrt #5' 19 Seiten nach vorne blättert, findet man das Bild vom MEINEL in einer deutlich besseren Auflösung noch mal. Und dieses Bild klärt dann doch dieses Geheimnis: Das Schiff im Hintergrund auf Helling ist tatsächlich der LERCHENFELD. Und da sieht man das dieser keineswegs zur Donau überführt wurde, sondern in Teile zerlegt und (wahrscheinlich per Bahn) zur Werft transportiert wurde. So hat man es während WWI mit den ZEG Schiffen auch gemacht. Das erklärt, warum gewisse Teile der Penische so einfach 'verschwunden' sind. Wie Josef schon schrieb, die konnten an der Donau nicht gebraucht werden. Ach, übrigens; den BÖHM (https://www.binnenschifferforum.de/attachment.php?attachmentid=917528&d=1657363759) haben wir (an unpassender Stelle) auch online.

P.S.: diese Engelse Baks werden bei Vagus Vagrant ebenfalls behandelt (von denen stammt übrigens das Bild vom Erlenbacher ACTIVITE), aber das Thema habe ich noch nicht durchgelesen...

McRonalds
14.04.2025, 20:06
...es wird immer lustiger; in den Werftlisten von Hitzler (Lauenburg!) findet man 1923, bzw. 1924 unter den Baunummern #405-407 folgendes; Motorschlepperrumpf für Bayrischer [sic!] Lloyd, Regensburg, L 50.00, B 5.00, Tg. 2.34... fällt Euch was auf...?!

mainschnickel
14.04.2025, 20:57
Hallo Ronald
Lauenburg sagst du ? Dann per Bahn wahrscheinlich. Auch nach der II. Weltkrieg hatte die Schweizerische Reederei in Basel doch etwa 6 Schiffe (ca 70 x 7,50 750T) im einsatz auf dem Rhein (Valbella u.dgl) gebaut in Linz und dann per Bahn in Teilen in die Schweiz gebracht und da zusammengebaut. Zwei oder drei hatte sogar die österreichische Flagge auf dem Rhein unter den Namen "Austria" mit Nummer. Als Signal Rotweissrot. Ob das eine Beteiligungsgesellschafft der Schweizerische Reederei war weiss ich nicht.
Gruss Jozef

McRonalds
14.04.2025, 21:11
Also, so wie ich das sehe basieren diese Schiffe auf Penischen (wenn überhaupt), die in Lauenburg von Hitzler umgebaut/zusammengebaut wurden und dann in Teilen per Bahn an die Donau gingen und dort von der Filiale in Regensburg, bzw. auf der Deggendorfer Werft zusammengeschweißt (bzw. zu der Zeit wohl eher genietet) wurden. Das erklärt ihr identisches Aussehen, das erklärt die merkwürdig markierten Teilsektionen auf dem Bild von MEINEL, das erklärt die typische Hitzler Optik der Zeit (speziell Steven).

Hitzler (Lauenburg) baute übrigens auch Reparationspenichen (12 Stück unter den Bau-Nrn. #392-403... sind direkt die Nummern davor!). Die sind recht elegant und sehen übrigens den BL Schiffen deutlich ähnlicher als die plumpen Erlenbacher Reparationspenischen.

McRonalds
15.04.2025, 09:43
Man beachte in der Hitzler-Anzeige (https://www.binnenschifferforum.de/attachment.php?attachmentid=917528&d=1657363759) übrigens die letzte Zeile: ‘Zerlegen und Überführen von Schiffen nach dem In- und Ausland, fertig und in demontierten Zustande.’

McRonalds
16.04.2025, 22:46
...heute zufällig in einem anderen Thema entdeckt - so sahen die Reperationspenischen (https://www.binnenschifferforum.de/attachment.php?attachmentid=961444&d=1697201766) aus (auch wenn diese speziell jetzt nicht von Erlenbach kamen)...