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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Flüssigwasserstoff per Binnenschiffahrt transportieren? (Zukunftsmusik)



Mana
12.07.2021, 12:07
Hallo alle zusammen,

Vorneweg, ich bin neu hier, wenn der Post also an der falschen Stelle ist würde ich mich über Hinweise dazu freuen.

Um mal einzugrenzen welche Antworten ich verstehen kann, ich hab von Binnenschiffahrt gar keine Ahnung. Also so wirklich garkeine.
Ich schreibe derzeit meine Bachelorarbeit im Bereich Flüssigwasserstofftransport. Der Gedanke ist kurz gefasst, dass man in Zukunft vllt. mit Flüssigwasserstoff als Treibstoff fliegt und meine Frage ist, wie bekomme ich das am besten zum Flughafen?

Mich würde es interessieren wie die Möglichkeiten aussehen Flüssigwasserstoff per Binnenschiffahrt zu transportieren.
Wird das schon gemacht?
Gibt es da Erfahrungswerte?
Was wären Vorraussetzungen?
Mein Hauptgedanke ist es, dass der Flüssigwasserstoff in Cryo-Containern mit ISO-Rahmen transportiert wird. (20ft, 40ft)

Ich hoffe auf einige hilfreiche Gedanken dazu. Auf Rückfragen werde ich gerne eingehen, weitere Infos kann ich soweit ich selbst Ahnung habe auch gerne liefern.

Vielen Dank schonmal im voraus,
Mana

Handhaspel
12.07.2021, 15:05
Hallo Mana,

sehr interessante Sache/Frage. Mein Anstoß wäre zu erkunden, wer und wo "Flüssigwasserstoff" herstellt wird oder hergestellt würde. Zum Tankschiff gehören Häfen und Wasserstraßen, so fern es hier um Binnenverkehr geht. So weit meine "dürftige" Auskunft.

Gruß, Walter

Marcollect.de
12.07.2021, 15:38
.... gibt es einen Flughafen mit Hafen? ....

Michael Felten
12.07.2021, 16:12
Frankfurt / Main, wir haben früher immer Cerosin von Godorf nach Kelsterbach gefahren.
Heute macht es eine Pipeline.

Handhaspel
12.07.2021, 16:55
Hallo,

zu #3: Luftlinie Mitte Areal Flughafen Frankfurt/Main bis Tankhafen Raunheim/Main ca 7 km.

Gruß, Walter

mainschnickel
12.07.2021, 17:21
Hallo
In Amsterdam wurde früher den Flughafen direkt von Tankschiffebn angesteuert. Da nur kleinere Schiffe dahin kamen, auch noch durch mehreren Ortschaften, wurde eine Pipeline zum Amsterdamer Amerikahafen verlegt (etwa 10 kil) wo die grösste Binnentanker ausladen können.
Gruss Jozef

Binnenschiffer
12.07.2021, 19:44
Hallo,

Um Deine Fragen zu beantworten kann man sagen, das man per Binnenschiff alles tranportieren kann. Natürlich auch Container. Es gibt viele Container-Umschlagsplätze entlang der Wasserstrassen. Sicherlich gibt es auch Unternehmen (Reedereien) welche in Schiffe welche Flüssigwasserstoff transportieren könnten investieren, wenn das Ladungsaufkommen da ist.
Viel Erfolg mit Deine Arbeit.

nikomid
13.07.2021, 21:19
FLüssigwasserstoff ist ein verderbliches Gut, ständig dampft etwas ab, daher sind Transporte nach Möglichkeit zu vermeinden. Die Energiedichte von Flüssigwasserstoff ist auch sehr niedrig, so dass man ein sehr großes Volumen bräuchte. Andererseits läßt sich Wasserstoff recht einfach dezentral herstellen, aus Strom und Wasser, daher macht es viel mehr Sinn, den Wasserstoff an mittleren und großen Flughäfen vor Ort herzustellen. Da man dafür riesige Energiemengen benötigt, sollte dies nur zu Zeiten erfolgen wo es ein Überangebot an Strom gibt.

Falls man beabsichtigt große Energiemengen mit Wasserstoff zu importieren, dann sind flüssige Wasserstoffspeicher (LOHC) der bessere Ansatz.

Falls man aus irgendeinem Grund doch Flüssigasserstoff mit einem Binnenschiff transportieren möchte, dann sollte dies in einem großen, isolierten Volumen erfolgen, wobei die Zulässigen Abmaße vollständig ausgenutzt werden sollten (Schiffsbrücke nach vorne verlegen). Sechzig einzelnde Container bei denen jeder einzelne eine dicke Isolierung um den Tank hat sind viel zu uneffektiv.

Mana
19.07.2021, 11:04
Hallo zusammen,
vielen Dank für die rege Diskussionsfreude unter meinem Post.
Der Flüssigwasserstoff soll im AUsland mit hoher Verfügbarkeit von regenerativer Energie hergestellt und verflüssigt werden, da dies bei den erwarteten Mengen wirtschaftlich sinnvoller ist.
@nikomid die grundsätzlichen Probleme bei Flüssigwasserstoff sind mir natürlich bekannt. In diesem Fall ght es jedoch nicht grundsätzlich darum große Energiemengen zu transportieren, sondern tatsächlich darum große Mengen Wasserstoff zu transportieren die woanders produziert wurden. Ein on-und-off Betrieb der Herstellung und Verflüssigung ist wohl schwer bis garnicht umzusetzen. Das ist jedoch nicht grade mein Fachgebiet.

Der Gedanke den Wasserstoff in Container zu verladen kommt daher, dass jeder "Umladevorgang" sehr hohe Boil-off-Verluste(Apdampfen) erzeugt. Ob es tatsächlich ein sinnvoller weg ist Container auf Schiffe zu verfrachten muss aber noch geprüft werden.

Ich hätte hier noch eine Frage an die Schiffexperten. Sind Binnentransportschiffe (tut mir leid wenn das der falsche Ausdruck ist) eigentlich nach oben offen? Es wäre nämlich wichtig, dass der Wasserstoff sich nach oben hin verflüchtigen könnte sollte es zu einem Leck kommen, damit sich keine brandgefährlichen ansammlungen bilden.

Marcollect.de
19.07.2021, 15:09
Hallo Mana,

ich bin absolut kein Binnenschiffer .... aber was Bauarten angeht hilf ein Blick ins Forum bei den Schiffen .... GMS=Gütermotorschiff, TMS=Tankmotorschiff .... ich glaube, es gibt da nichts was es nicht gibt.

nikomid
23.07.2021, 17:27
Hallo Mana,

bei einer normalen Elektrolyse kann man sehr wohl flexibel Wasserstoff herstellen, erst bei einer Hochtemperaturelektrolyse wird es wahrscheinlich schwierig.

Die Abdampfverluste beim Umladen sind maximal so hoch, wie die Wärmemenge die der Container im unbeladenen Zustand aufgenommen hat. Die Wärmemengen welcher er im belandenen Zustand aufnimmt sind aufgrund der extrem niedrigen Temperatur deutlich höher, daher ist es wichtiger, die einströmende Wärmemenge zu minimieren. Der beste Ansatz, ist ein großer Tank mit einer isolierschicht als viele kleine Tanks. Wenn man ein Volumen geometrisch um den Faktor 2 skaliert, erhält man 8x so viel Volumen aber nur 4x so viel an Fläche. Das nutzbare Volumen eines Containers schrumpft auch ganz erheblich wenn man von den Abmaßen überall 200 mm für die Isolierung abzieht. Bei einem großen fest eingebauten Tank ist auch eine aktive Kühlung denkbar, bei einzelenen Containern ist das schwer vorstellbar. Mit einer aktiven Vorkühlung lassen sich auch die Boil Off Verluste auf 0 bringen.

Den "Boil off" Wasserstoff sollte man natürlich nicht einfach abdampfen lassen sondern in einem Wasserstoffmotor/Brennstoffzelle für den Antrieb des Schiffes nutzen.

Generell ist Wasserstoff für einen Energieimport im großen Stil ziemlich schlecht geeignet, Ammoniak ist da erheblich aussichtsreicher. Man kann Ammoniak mit vergleichbaren Wirkungsgraden wie Wasserstoff herstellen und mit einem viel geringerem Energieaufwand verflüssigen und transportieren. Wenn es denn sein muss, kann man Ammoniak auch wieder in Wasserstoff und Stickstoff zerlegen.

nikomid
24.07.2021, 12:23
ich hab grade mal nachgerechnet, bei einem Standart 40 ft Container und 200 mm dicker isolierung könnte man pro Container etwa 3,9 t Wasserstoff transportieren. Bei einem GMS mit 100 TEU könnte man 50 dieser Container transportieren, das wären insgesamt 195 t. Das ist nicht grade viel...

Mit einem Laderaum von einem speziell angepassten GMS (zu Vergleich https://www.ms-hanse.de/gms-hanse ) bei dem die selbe Bauhöhe wie mit 4 Lagen Containern akzeptiert wird und bei dem ebenso überall 200 mm für die Isolierung abgezogen werden wären es immerhin rund 500 t Wasserstoff, also mehr als das zweieinhalbfache. Hinzu kommen die wesentlich geringeren Wärmeverluste.