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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Überblick Organisationsstruktur der WSV seit 1949



Muranfan
07.08.2021, 18:29
Hallo,

mit der Einrichtung des WSA Main im April 2021 wurde (wieder einmal) eine Reform der WSV abgeschlossen.

Somit ist die Einteilung der Behördenfahrzeuge der WSV in unserer Datenbank (siehe hier (https://www.binnenschifferforum.de/forumdisplay.php?470-Schiffe-der-WSV)) prinzipiell überholt.
Allerdings macht es wenig Sinn (und trotzdem erheblichen Aufwand), nach jeder Behördenreform unsere Datenbank zu ändern.

Damit gleichwohl die Schiffe möglichst gut einsortiert (bzw. gefunden) werden können, insbesondere auch ältere Fahrzeuge (als die WSV noch eine völlig andere Struktur hatte), möchte ich hier einige Infos zur Organisationsstruktur der WSV nach 1949 vorstellen.


Ich hoffe dabei auf weitere Unterstützung aus der Leserschaft.



Überblick zur Struktur der Wasserbauverwaltung in Deutschland


I. Die Wasserbauverwaltungen in den Ländern des Deutschen Reiches bis 1921

Zu der komplexen Geschichte der verschiedenen Wasserbauverwaltungen in den Deutschen Ländern liegen mir nur wenige Infos (und zwar nur bzgl. der Donau) vor.


II. Die Wasserbauverwaltung nach Übergang auf das Deutsche Reich 1921 (bis 1945)

1921 wurden die dem allgemeinen Verkehr dienenden Wasserstraßen in das Eigentum des Deutschen Reiches überführt. Vielfach erfolgte aber weiterhin die Verwaltung durch die mittleren und unteren Landesbehörden auf Kosten des Reiches. An der Donau waren dies die „Straßen- und Flussbauämter“.

Schließlich wurden sukzessive neue Ämter gegründet, die später (an der Donau ab 1938) als „Wasserstraßenämter“ bezeichnet wurden.

Daher stand an den Schiffen die Bezeichnung Wasserstraßenamt (an der Donau waren dies die Ämter Regensburg und Passau).


III. Die Wasserbauverwaltung in den Besatzungszonen 1945 bis 1949

Aufgrund der 4 Besatzungszonen sowie der dann folgenden Zusammenlegung zur Bizone (US + GB) wurde die Wasserbauverwaltung in dieser Epoche häufig umorganisiert und umbenannt. Auch hier liegen mir nur Angaben für den Bereich der Donau vor.


Unbekannt ist mir die Struktur in der sowjetischen Besatzungszone sowie in der DDR von 1949 bis 1990. Es wäre prima, wenn dies hier sachkundig ergänzt werden könnte.


III. Die Wasserbauverwaltung in der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis 1976

Zum 01.11.1949 wurde die Bezeichnung „Wasserstraßenamt“ in „Wasser- und Schiffahrtsamt“ geändert, seit dieser Zeit gibt es eine „Wasser- und Schiffahrtsverwaltung des Bundes“.

Diese Verwaltung hat einen dreistufigen Aufbau, oberste Behörde ist das Bundesministerium für Verkehr (auch häufig umbenannt bzw. umstrukturiert, nachzulesen in Wikipedia).

Dem Ministerium direkt zugeordnet, aber ohne eigenen Unterbau, sind 4 Bundesoberbehörden:
BAW, BfG, DHI und BSH (siehe Anlage 1)

Als Mittelbehörden wurden 12 „Wasser- und Schiffahrtsdirektionen“ eingerichtet und zwar die WSD`n:

Kiel
Hamburg
Bremen
Aurich
Hannover
Münster
Duisburg
Mainz
Freiburg
Würzburg
Stuttgart
Regensburg

Diesen unterstanden insgesamt 77 Wasser- und Schiffahrtsämter (WSÄ), Neubauämter, Kanalämter sowie Wasserstraßenmaschinenämter (siehe Anlage 1 aus dem Jahr 1972).

Jedes WSA hat entlang seiner Wasserstraße mehrere „Aufsichtsbezirke“. Diese entstanden beispielsweise in Bayern aus den ehemaligen „Flussmeisterstellen“, die ab 1938 zunächst als „Strommeisterstellen“ und ab 1951 als „Aufsichtsbezirke“ bezeichnet wurden.

Als Beispiel siehe Anlage 2 die Struktur der WSD Würzburg für den Main im Jahr 1972.


IV. Die Neuordnung der WSV 1976 bis 1983

Bei der Neuordnung 1976 wurden als erster Schritt die 12 Wasser- und Schiffahrtsdirektionen zu 6 neuen Direktionen zusammengelegt:

WSD Nord (Kiel)
WSD Nordwest (Aurich)
WSD Mitte (Hannover)
WSD West (Münster)
WSD Südwest (Mainz)
WSD Süd (Würzburg)

Als Zwischenstand der 6 Direktionen mit den noch vorhandenen 55 WSÄ und 18 sonstigen Ämtern siehe die Anlagen 3.1. 3.2 und 3.3 im Jahr 1976.


Im zweiten Schritt wurden ab 1978 die Wasser- und Schiffahrtsämter zu nunmehr 39 Ämtern zusammengelegt.


Als dritter Schritt erfolgte 1982 die Reform der Aufsichtsbezirke zu „Außenbezirken“ und die Anpassung der Bauhöfe bis 1983.


V. Die Eingliederung der WSD Ost 1990

Nach der Wiedervereinigung wurde 1990 die WSD Ost (zunächst in Berlin, dann Magdeburg) eingerichtet mit 5 weiteren WSÄ; das WSA Lauenburg wurde nunmehr der WSD Ost unterstellt.

Die Struktur der WSV im Jahr 1994 siehe Anlage 4.


-------------- wird fortgesetzt----------------

Grüße von der Donau,
Muranfan

Muranfan
07.08.2021, 19:43
Fortsetzung und Schluss:


VI. Die WSV von 1990 bis zur äußeren Reform 2013

Beginnend 1994 wurden seitens der Politik die Konzepte „Schlanker Staat“, ab 1999 „Moderner Staat – Moderne Verwaltung“ und schließlich der „aktivierende Staat“ verfolgt.

Für die WSV bedeutete dies eine innere Reform mit einer bedeutenden Optimierung der Ablaufprozesse. In jeder Behörde der WSV wurden „Reformbeauftragte“ eingesetzt, außerdem entwickelte jede Behörde ihr eigenes Leitbild.
Gleichzeitig wurde ab 1994 eine jährliche Personaleinsparung beschlossen (die Folgen sind bis heute an der Infrastruktur sichtbar). Alleine von 1993 bis 2010 wurden 4950 Personal-Stellen abgebaut.

1996 wurde aufgrund der Rechtschreibreform das Wort Schifffahrt nunmehr mit 3 „f“ geschrieben, was natürlich Auswirkungen auf alle Schilder, Stempel, Briefköpfe etc. der WSV hatte.

2008 wurde das neue Corporate Design der WSV eingeführt, seitdem tritt die gesamte WSV unter einheitlichem Logo auf.

2011 bis 2012 gab es insgesamt 5 Berichte des BMVBS (Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung) an den HH-Ausschuss des Deutschen Bundestages zur weiteren Reform der WSV.


VII. Die Reform der WSV von 2013 bis 2021

Zum 01. Mai 2013 wurden die 7 bisherigen Wasser- und Schifffahrtsdirektionen zu einer „Generaldirektion für Wasserstraßen und Schifffahrt“ (GDWS) in Bonn zusammengelegt. Die 7 ehemaligen Direktionsstandorte wurden zunächst zu „Außenstellen“ (ASt.) der GDWS.

In der Anlage 5 findet sich die Struktur der WSV ab 2014 mit den vorerst weiter bestehenden 39 Wasser- und Schifffahrtsämtern (WSÄ).

Auf diese Struktur ist unsere Datenbank für die Wasserfahrzeuge der WSV ausgerichtet.


2016: Der Bundestag beschließt die Umbenennung der WSV in „Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung“ zum 1. Juni 2016.


2019 bis 2021: Die 39 bisherigen WSÄ werden zu 17 neuen Wasserstraßen- und Schifffahrtsämtern zusammengelegt. Es gibt nur noch eine Generaldirektion (an 8 Standorten).

Anlage 6 zeigt die derzeitige Organisationsstruktur der WSV (2021).


Anmerkung:

Die deutsche Sprache bringt es mit sich, dass wir es bei den Behörden der WSV mit „die“, „das“ und „der“ zu tun haben:

So heißt es

die GDWS (.…Direktion)
das WSA (….Amt)
der ABz (Außenbezirk)



In der Hoffnung, dass dieser kurze Überblick das Einstellen und Suchen von Schiffen der WSV erleichtern möge,

beste Grüße von der Donau,
Muranfan

Norbert
08.08.2021, 12:01
Hallo Rolf,

jetzt fängst du an ganz dicke Bretter zu bohren!

Zur Anlage 3.2 WSD West Münster ist anzumerken, dass die WSÄ Rheine, Meppen, Duisburg-Meiderich, Hamm und Dorsten vor dem Bau der jeweiligen Kanäle DEK, RHK, DHK und WDK als Kanalbauämter gegründet wurden.
Alles im Zeitrahmen 1895 - 1915, während der Bauphase waren die Kanalbauämter der Kanalbaudirektion und damit dem Oberpräsidenten der Provinz Westfalen in Münster unterstellt.

Gleiches galt für die Kanalbauämter am Mittellandkanal für die war letztlich der Oberpräsident in Hannover zuständig.

Gruß Norbert

Buganker
20.08.2021, 14:49
Das war interessant - Danke!
Patrick

Muranfan
21.08.2021, 09:13
Hallo,

zur Ergänzung die Organisationsstruktur der WSV 1951.

Grüße
Muranfan