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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Warum sagt man zum Neckar . . . . .



Dewi
16.04.2009, 17:14
Hallo miteinander,

in einem gestrigen Telefongespräch, wurde erwähnt, warum eigentlich zum Neckar auch "Jordan" gesagt wird/wurde? Und warum nennt man auch ansässige Binnenschiffer vom Neckar "Neckhuttel"? Ach wurde schon einmal der "Jordanplanscher" erwähnt? Dies Ausdrücke müssten oder sollten ja irgendwann und irgendwie einmal zustande gekommen sein und haben bestimmt eine Bedeutung!
Weiß vielleicht jemand mehr darüber :confused:

Die Ausdrücke sind bitte nicht als Beleidigung von Schiffer vom Neckar zu verstehen! Mir geht es nur um die Erklärung der Bergiffe!

Gruß von einem Määschnickel :confused:

PS Rechtschreibung der spezifischen Ausdrücke ohne Gewähr :puke.

captain66
16.04.2009, 17:27
Hallo Detlev,

das kann ich Dir leider auch nicht sagen, aber man redet von einem "Neckarhuddel" und nicht vom "Neckhuttel".

Gruß vom Mannema Bu
Stefan

weno54
16.04.2009, 17:36
ja genau, immer auf die fränkische sprache achten
werner

Hermann
16.04.2009, 19:00
Hallo,

die Begriffe kenne ich auch aus den 60er Jahren, ich glaube dass es mit der Größe der Schiffe von dieser Zeit zu tun hatte. Man sagte damals auch zur
den Haren-Emser Schiffen = Emspötte

Gruß
Hermann

Gernot Menke
17.04.2009, 11:56
zum Neckar auch "Jordan" gesagt .... bitte nicht als Beleidigung verstehen

Ich habe Uli Totski gefragt, der in den Fünfzigern auch auf einem Neckarschiff gefahren ist. Er sagte mir, daß auch die Neckarschiffer selbst vom Jordan gesprochen hätten! Das ist interessant - damit kann es sich also nicht um eine abwertende Bezeichnung handeln (also keine Beleidigung).

Den Begriff Neckarhuddler höre ich bei Uli häufig: ein Neckarhuddler ist einer vom Neckar, der einigermaßen fleißig ist und jedenfalls nicht pfuscht, ehrlich und auf Sauberkeit bedacht ist - schaffe schaffe, Schiffle baue sozusagen. Aus diesen Gründen hätten andere Schiffer gerne "Neckarhuddler" zu sich an Bord genommen. Um den Matrosen ans Schiff zu binden und sein positives Interesse am Schiff zu fördern (und davon natürlich auch zu profitieren), hätten die Neckarschiffer immer viel Wert auf die vordere Wohnung gelegt (Häuslebaue auch an Bord :D). Ein Neckarschiff erkenne man unter anderem an seiner großen Wohnung auf dem Vorschiff, die viel geräumiger und besser gewesen wären, als die kargen Wohnungen auf den Reedereischiffen auf dem Rhein.

:wink: Gernot

Cantor
17.04.2009, 12:34
... daß auch die Neckarschiffer selbst vom Jordan gesprochen hätten! Das ist interessant - damit kann es sich also nicht um eine abwertende Bezeichnung handeln (also keine Beleidigung).


Hallo Gernot, diese Feststellung finde ich seltsam. Viele Mitmenschen sprechen doch von ihrer Umgebung, ihrem Auto, ihrem Haus, ihrer Heimatstadt abfällig, wenn sie sagen "die alte Schabracke", "der olle Sauhaufen". Warum sollte es bei einem Fluss, den man notgedrungen befahren muss, anders sein?

Mich wundert die Verknüpfung mit dem Vorderen Orient, denn von dort kommt ja wohl die Bezeichnung für den Neckar. Immerhin war der Fluss in den 50ern mit dem Ausdruck "über den Jordan" verknüpft, wenn man beispielsweise sagen wollte, dass ein Mensch nicht mehr am Leben ist, oder auch, dass er/sie sich abgemacht hat (in ferne, unbekannte Gefilde).

sG Eberhard

captain66
17.04.2009, 13:22
Eine Idee habe ich wohl, warum man den Neckar auch Jordan nennt. Diese ist mit Sicherheit falsch, aber es passt wenigstens.
Wie wohl bekannt, konnte Jesus ja angeblich über´s Wasser gehen. Wer schon mal bei/nach Hochwasser auf dem Neckar gefahren ist, der weiß bestimmt, daß dort soviel Holz treibt, daß man dort fast ohne Probleme übers Wasser gehen kann so wie damals Jesus über den Jordan.

Wir lagen einmal bei Hochwasser im Oberwasser der Schleuse Neckargemünd auf den Dalben. Alle Mann waren den ganzen Tag nicht an Bord, nur der Hund meines Bruders war alleine auf dem Schiff geblieben.
Als wir abends wieder an Bord kamen, saß der Hund am Land und freute sich auf sein Herrchen!
Es war unmöglich, daß er alleine über die Hühnerleiter und den Steg an Land konnte. Aber es war eben soviel Holz im Wasser, daß der Hund über´s Wasser gehen konnte!
Es ist übrigens kein kleiner Hund, sondern ein Labradormischling von mind. 40 kg, so groß wie ein Schäferhund.

Stefan

Gernot Menke
17.04.2009, 14:04
Viele Mitmenschen sprechen doch von ihrer Umgebung, ihrem Auto, ihrem Haus, ihrer Heimatstadt abfällig, wenn sie sagen "die alte Schabracke", "der olle Sauhaufen".

Das stimmt; vielleicht kann der "Jordan" also auch ein liebevolles Aufs-Korn-Nehmen sein. Jedenfalls stellt der Begriff keine von außen kommende Diskriminierung dar (so wie Ami, Saupreiß, Käskopp usw.). Das wollte ich sagen.

Meine Idee wäre, daß sich der Begriff auf den Oberrhein bezieht - dann wäre der Neckar der Grenzfluß (der Jordan) und der damals abenteuerliche Oberrhein eben jenseits dieser Grenze! Aber das ist reine Spekulation.

Es wäre schön, wenn die Huddler ;-) mal ihre alten Herren nach dem Begriff "Jordan" befragen könnten. Vielleicht kommt ja doch noch was heraus.

:wink: Gernot

PS: Ich möchte mein Heck drauf verwetten, daß das Wort in germanistischen idiomatischen Lexika nicht vorkommt. Aber wer weiß!! Wenn ich bei denen mal wieder vorbeikomme, gucke ich nach.

Dewi
17.04.2009, 14:26
Hallo miteinander,

habe ja schon im WWW nach diesem Begriff gesucht! Dabei ist mir aufgefallen, dass der Nachname JORDAN sehr viel verbreitet ist am Neckar!
Zufall, oder gibt es da irgendeinen Bezug :fragkratz:

Gruß Dewi

Gernot Menke
17.04.2009, 16:50
...der Nachname JORDAN sehr viel verbreitet ist am Neckar!

Bei anderen Flüssen ist der Name Jordan auch nicht seltener - daran kann es nicht liegen. -

Die Meinung von Uli Totski: der "Jordan" als Grenzfluß zwischen Hessen und Baden-Württemberg! Die einen lebten vom Leben, die anderen von der Sparsamkeit. Zwei Lebensauffassungen oder Kulturbereiche, ein Grenzfluß: der Neckar. Vor dem Zweiten Weltkrieg sei der Begriff Jordan so entstanden.

:wink: Gernot

Cantor
17.04.2009, 20:11
Hallo Sprachfans

Welten und Abgründe tun sich für mich und vor mir auf. Nach eifrigem und hochinteressantem Studium stelle ich fest, der Jordan ist ein Widerspruch in sich.

der Jordan steht für das Leben (nach Johannes dem Täufer) und den Tod ("über den Jordan" heißt so viel wie jenseits des Hades, den Fluss der Unterwelt), auf dem "Highway to Hell" (der Autobahn in die Hölle) wie es neudeutsch heißt.

der Jordan hat für das Christentum ähnliche Bedeutung wie der Ganges für die "Hindis", der Ganges ist der Fluss der Wiedergeburt und damit des Lebens, ebenso wie der Fluss der Göttin des Untergangs, der höchsten Göttin des Hinduismus und Schutzpatronin von Kalkutta (am Ganges).

der Familienname Jordan geht auf die Kreuzzüge zurück, wohl benannt nach Graf Jordan (auch Jordanus) von Köln, erstmals belegt 1159.

der Jordan ist der Neckar des Nahen Ostens? Grenzfluss? Trennlinie? Kulturscheide zwischen Christen und Muslimen oder Muslimen und Heiden? Anhängern und Abtrünnigen?

Ich glaube, das ist eine böswillige Mär, ein Hirngespinst, eine Fata Morgana. Der Neckar ist und bleibt einer der wonnigsten deutschen Flüsse mit grandioser Geschichte und Kultur, großartiger Landschaft und bezaubernden Burgen, Städten, Lokalitäten.

Andere User vor mir haben bereits vermutet, dass ein ganz anderer Bezug zwischen Neckar und Jordan besteht. Und das will ich nur zu gern glauben.

Grüße
Eberhard

Gernot Menke
18.04.2009, 01:01
@Hallo Eberhard,

Religion spielte vor dem Krieg im öffentlichen Leben noch eine viel größere Rolle als heute (es kommt heute wohl nicht mehr vor, daß sich Katholiken und Protestanten gegenseitig als "Ketzer" beschimpfen - damals schon!). Die ironische Verwendung von Begriffen aus dem Christentum zu jener Zeit ist also durchaus plausibel. Da braucht man gar nicht zum Philosophen zu werden: allein der Umstand, daß der "Jordan" ein bekannter Begriff der Bibel war, reichte schon aus, um ihn interessant zu machen. Und als ein Grenzfluß wurde er auch gesehen, wie die Bezeichnung "über den Jordan gehen" belegt.

Der Neckar war der einzige Kontakt der Schiffahrtswelt mit dem Schwabenland und seiner Lebensart, dem fleißig/sparsamen "Schaffe schaffe, Häusle baue". Was für ein Kontrast zum lebensfrohen Rheinland (und dieser Kontrast war vor dem Ausbau des Neckars noch größer als heute)! Vielleicht darf man die Grenzlinie nicht zu geografisch genau und in zu kleinem Maßstab zum Hessenland hin ziehen, sondern muß den "Jordan" als Grenze zwischen Schwaben auf der einen und dem Rheingebiet auf der anderen Seite auffassen. Die Länge des Neckars ermöglichte ja wunderbar, diese Grenzziehung einigermaßen vage zu halten. Und schließlich ist ja auch der ganze Neckar der Jordan! Das würde auch erklären, warum auch die Neckarschiffer (mit einer gewissen Selbstironie, wie Du ganz richtig sagst) selbst vom "Jordan" gesprochen haben, weil es eben ein Stück schwäbischer Identität in der Abgrenzung gegenüber der übrigen Schiffahrt im eigentlichen Rheingebiet war.

Die auch heute noch spürbaren Kulturunterschiede (und damit verbundenen Klischees) spielten damals noch eine sehr viel größere Rolle als heute. Ich halte diese kulturelle Erklärung jedenfalls für sehr viel überzeugender, als irgendeinen anderen Bezug zwischen Neckar und Jordan, den Du nicht näher ausführst. Welchen Bezug meinst Du? Der Familienname Jordan ist jedenfalls kein Grund, mein Einfall mit dem Oberrhein überzeugt mich selbst nicht und an bloßen Zufall will ich auch nicht glauben.

:wink: Gernot

Noch etwas zum Neckarhuddler: im Wort Huddeln schwingt nach Aussage von Uli Totski (neben dem bereits Gesagten) auch noch mit, daß mit (eigentlich zu) kleinen Schleppbooten (eigentlich zu) große Kähne geschleppt wurden (was für eine Huddelei! - oder ein Gehuddel?). Schuld waren die relativ kurzen Schleusen, in die kein großer Schlepper zusammen mit einem Rheinkahn hineinpaßte.

Andy
18.04.2009, 11:53
Hallo zusammen

Der Neckar entspringt zwar im Schwabenland ist aber nicht komplett schwäbisch.

Von ca. Neckar-Km 90 bis Neckar-Km 0 ist Großherzogtum Baden. :super:
Ich bin zwar vom Neckar aber ich bin kein Schwabe.:D

Grüße Andy

Gernot Menke
18.04.2009, 12:02
Von ca. Neckar-Km 90 bis Neckar-Km 0 ist Großherzogtum Baden.


Das muß dann wohl das Distanzstück sein ;-) ....

:wink: Gernot

Cantor
18.04.2009, 12:37
Hallo Sprachforscher

mir gefällt Gernots "liebevolles Aufs-Korn-Nehmen" sehr, ich denke da kommt er der Lösung viel näher als eine Sicht des Neckars als Grenzlinie zwischen Freund und Feind, vertraut und fremd, liebgewonnen und abstoßend. Schon der Ausdruck "Jordanplanscher", mit dem Dewi den Reigen der Kommentare in diesem Thread eröffnet, scheint mir nicht (allzu) negativ besetzt. Kinder und Tiere planschen in einem Becken, weil ihnen das stark in Bewegung befindliche Wasser Spaß macht. Die Fülle der Wellen, Tropfen, Spritzer usw erzeugt Wonne, neudeutsch Wellness, früher sagte man Wohlbefinden. Und in diesem Umfeld sehe ich auch Stefans Beitrag, wo dem Hund des Brudes die Fülle von Holz auf dem Neckar völlig neue Möglichkeiten eröffnet, die zu seinem Wohlbehagen beitragen.

Natürlich ist der Neckar auch Grenzlinie. Gernots Erwähnung von 2 Lebensauffassungen (im Rheinischen und entlang des Neckars) ist nicht abwägig, was den Neckar vermeintlich zum Jordan werden lassen könnte. Und Andy unterstreicht noch einmal, dass hier wirklich Unterschiede aufeinander prallen bzw durch eine natürliche Grenze getrennt sind. Ich vermute, mit der Abgrenzung der Baden von den Schwaben ist der alte Gegensatz von Württemberg und Baden gemeint. Das bekam ich einmal zu spüren, als ich in einem lockeren und lustigen Gespräch mit Einheimischen in der Nähe von Offenburg die Frage stellte: "Ist das jetzt badisch oder württembergisch?" Ich hatte meine liebe Not, das Gespräch wieder zurück in ruhiges Fahrwasser zu bringen.

Also doch? Irgendwie bin ich hin und her gerissen. Da braucht man gar nicht die Religion mit ihren (häufigen) Feindseligkeiten oder die Kreuzzüge zu bemühen. Und die Philosophen? Deren Ansichten prallen oft enorm hart aufeinander.

Schöne Grüße
Eberhard

Gernot Menke
18.04.2009, 13:45
Andy unterstreicht noch einmal, dass hier wirklich Unterschiede aufeinander prallen bzw durch eine natürliche Grenze getrennt sind. Ich vermute, mit der Abgrenzung der Baden von den Schwaben ist der alte Gegensatz von Württemberg und Baden gemeint.

Das hat in der Tat etwas für sich. Vielleicht sind wir der Sache damit ein großes Stück näher gekommen. - Es wäre schön, ein paar weitere Stellungnahmen älterer Neckarhuddler dazu zu bekommen!

:wink: Gernot

Schappes
18.04.2009, 17:37
Hallo zusammen,
mir hat man das einmal so erklärt, dass der Fluss "Neckar" im schwäbischen einfach als Huddl bezeichnet wird, weil er sich so durchschlängelt durch's Ländle und dass das Wort "Jordan" daher kommt, dass man den Fluss den "heiligen Fluss der Schwaben" tituliert.
alle Aussagen wie immer ohne Gewähr

es grüsst freundlich der schappes

flusspirat1963
18.04.2009, 19:14
Wegen dem "Jordan"

Ich weiß zwar auch nicht was die Ausdrücke bedeuten sollen, aber ich könnte mir vorstellen das es mit den Fischen zusammen hing in den 50er und 60er Jahren.
Damals war der Neckar so dermaßen unrein das da immer großes Fischsterben war, und das dadurch das Wort "Jordan" entstand, weil die Fische über den "Jordan" gingen

ist aber nur ne vermutung

Grüße vom Neckar
michael

Gerhard
19.04.2009, 00:37
Hallo

wollt auch mal meine Meinung kund tun.

Schließe mich Schappes an, wegen der vielen Kurven
und das "heillige Land" deshalb Jordan

Gruß Gerhard

grotefendt
19.04.2009, 01:07
Ausgerechnet eim Labrador, die haben keine Pfoten sondern Paddel.:captain:
Das sind die geborenen Schwimmhunde .Der brauchte nicht über Baumstämme zu laufen der ist geschwommen.Die haben glaube ich, sogar Schimmhäute wie eine Ente zwischen den Zehen!
Der Begriff Jordan muß von den alten Schiffern die vom Rhein aus den Neckar befuhren geprägt worden sein ,das bezog sich wohl auf die Enge des Flußes bevor er richtig ausgebaut war.

Für eine Hin -und Rückreise Reise Rotterdam - Heilbronn benötigte man mit dem Schleppkahn Wochen ,das war als fuhr man an den Arsch der Welt,wo sich die Füchse gute Nacht sagten!
grotefend

Cantor
19.04.2009, 01:20
Für eine Hin -und Rückreise Reise Rotterdam - Heilbronn benötigte man mit dem Schleppkahn Wochen ,das war als fuhr man an den Arsch der Welt,wo sich die Füchse gute Nacht sagten!


Hallo grotefendt, etwas Ähnliches war meine Vermutung von Anfang an. Aber war es beim Main oder der Mosel anders. Vielleicht war der Main für die Schiffer früher auch der Brahmaputra und die Mosel der Orinoko?

Spaß beiseite. Ich würde gerne wissen, war der Neckar der einzige schiffbare Nebenfluss des Rheins, der mit dem Namen eines anderen Flusses versehen wurde? Ob im guten
oder schlechten Sinn, sei zunächst einmal egal.

Gruß Eberhard

Wasserratte
21.04.2009, 10:47
Ich kann mich noch erinnern, dass mache Neckarschiffe oder Oberrheinschiffe auch Kiesrutscher genannt wurden.

Handhaspel
04.10.2019, 14:02
Hallo, Wasserratte,

wir sagten in treffenden Situationen "neckarer Kiespittel". Böse gemeint? Nicht unbedingt, aber wenn sie versuchten, uns an den Schleusen den Rang zu klauen, dann schon eher.

Gruß, Handhaspel.

Gernot Menke
04.10.2019, 15:12
Da das Thema wieder angewärmt wurde, nochmal zum "Jordan" als früherer Bezeichnung für den Neckar. Ich bin fest davon überzeugt, daß es sich um die Bedeutung "Grenzlinie" handelte (wie wenn jemand "über den Jordan" geht), denn Mannheim - und damit auch der Neckar - war die obere Grenzlinie der Rheinschiffahrt. Bis ungefähr 1900 und zum Teil noch länger war hier Schluß und der Oberrhein lag eben jenseits dieser Grenzlinie des "Jordan".

Der Begriff dürfte aus der Zeit der Dampfschiffahrt stammen, denn vorher gab es keine nennenswerte Bergfahrt. Das Wort (und es paßt zur noch religiöseren Denkart und Sprache im 19. Jh.) hatte somit ein halbes Jahrhundert Zeit, sich bei den Schiffischen einzubürgern, bevor im 20. Jh. auch die Fahrt zum Oberrhein aufgenommen wurde. Er blieb dann noch eine ganze Zeitlang als eine Tradition erhalten, bevor er irgendwann nach dem Zweiten Weltkrieg ausgestorben ist, weil weder der Bezug zu einer Grenzlinie, noch der zur religiöseren Sprache des 19. Jahrhunderts noch gegeben ist. "Über den Jordan gehen" sagt heute ja auch kaum einer mehr.

:wink: Gernot