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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Martin Wallner (1) ZMS



danubenews
13.12.2021, 14:01
Es hat 2 MARTIN WALLNER gegeben- und das in einem kurzen Zeitraum während des 2. WK. Da geht der Überblick schon mal verloren.... ein MARTIN WALLNER steht ja in den Verlustlisten - das ist MARTIN WALLNER (I).

Also

MARTIN WALLNER (I),
ex Namen :ERASMUS, ex BUCURESTI, ex GNF Nr.1
ZMS 1 Schraube
Josef Wallner, Reederei, Deggendorf

Länge: 35,4 m
Breite: 6,34 m
Fixpunkt: 2,82 m
Tiefg.: 1,96 m
urspr. 1 steh. Triplex-Dampfmaschine, 2 Kessel, system. Tornycroft u. Oberfl. Kondens.
1 x 750 PS
ab 1941 8 zyl4takt Schiffsdiesel, DEUTZ Type RBV8M 454
1 x 900 PS
Baujahr: 1916
gebaut in :it:
Bauwerft: Neapel, Castelmare

Verlauf
1939 von Wallner von Spiru Dimitri, Braila, gekauft und in ERASMUS umbenannt. 1941 auf der DDSG-Werft Óbuda Generalumbau (L: 35,3 m, B: 6,22m, H: 2,78 m, Tiefg.: 1,9 m) und Ertüchtigung für die Schwarzmeerfahrt*. Danach Umbenennung auf MARTIN WALLNER (I).
Danach Einsatz für Wehrmacht/DKS; am 22.10.1943, 13 sm westl. Otschakow (Südukraine/Schwarzes Meer) nach Minentreffer gesunken.

* Vgl. Schreiben der Josef Wallner, Wiener Fluss- und Seeschiffahrts-Gesellschaft M.B.H. vom 1. Oktober 1943 an RVM, Kirstein


Klaus Heilmeier

danubenews
13.12.2021, 19:20
Mit einem Bild von MARTIN WALLNR (I) wird es wohl so schnell nichts.
Dafür ist der Bericht zum Untergang des Schiffes aufgetaucht. Meiner Kenntnis nach haben sich Berichte zu Schiffsverlusten der Handelsschifffahrt im Bereich Schwarzes Meer nur selten erhalten. Beim Rückzug mussten ja solche Akten vernichtet werden - was oftmals nicht mehr gelang. So findet man in Moskauer Archiv hin und wieder deutsche Akten der damaligen Dienststellen, die von der Roten Armee beschlagnahmt wurden ....
Klaus Heilmeier

MARTIN WALLNER (I), Bericht über den Verlust des Schiffes

Kapitän W. Möller an Josef Wallner,
Nikolajew, 25. Oktober 1943
Zu meinem grössten Bedauern muss ich Ihnen mitteilen, dass „Martin Wallner“ am 22. Oktober 1943 um 8.00 Uhr morgens durch Feindeinwirkung bei Otschakow total verloren gegangen ist. Die Zivilbesatzung ist gerettet worden. Leider haben wir bei diesem Unglück den Tod eines jungen Flaksoldaten zu beklagen, außerdem trug ein anderer Flaksoldat schwere innerliche Verletzungen davon.
Ich war mit dem Schiff seit dem 18. Oktober bei den Bergungsarbeiten des D. „Theoderich“ tätig. Nach vielen Versuchen gelang es uns, am 22. Oktober das Schiff frei zu bekommen. Beim Abschleppen in´s tiefe Fahrwasser erfolgte um 8.00 Uhr eine heftige Detonation an der Backbordseite achtern. Das Schiff legte sich im selben Augenblick auf die Seite und sank innerhalb einer Minute. Vom Schiff selbst konnte nichts mehr geborgen werden. Die Männer mussten beim Absinken des Schiffes alle in´s Wasser und wurden hinterher von den herbeieilenden Rettungsbooten aufgenommen und auf dem D. „Theoderich“ untergebracht. Hier wurden die Männer erstmals mit trockenem Zeug versehen und bekamen dann etwas Warmes zu essen und zu trinken. Es ist ganz besonders die Hilfsbereitschaft auf D. „Theoderich“ zu erwähnen. Anschließend wurden wir mit Schnellbooten der Kriegsmarine nach Nikolajew transportiert. Hier wurden wir eingekleidet und mit dem Nötigsten versehen.
Sie können sich wohl kaum vorstellen, wie schwer uns der Verlust des Schiffes geworden ist, nachdem wir uns gut eingelebt hatten und der Schiffahrtsbetrieb in seinen geregelten Bahnen lief. Eine Hebung des Schiffes ist zwecklos, da das Achterschiff vollständig aufgerollt ist und das Wertvollste die Maschine vermutlich zerstört ist.
Die Unfallstelle liegt zirka 200 m neben der „Theresia Wallner“. Zu erwähnen wäre noch das tapfere und mutige Verhalten der „Martin Wallner“ – Besatzung beim Untergang des Schiffes, die nur ihr nacktes Leben gerettet hat und damit bis zuletzt sich für die Reederei eingesetzt hat……

gez.
W. Möller, Kapitän


Abschrift HK.