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danubenews
04.01.2022, 21:54
THEBEN, ex NEUÖTTING, ex SZENT ISTVÁN, ex PANNONHALMA
PDR
DDSG
Werft: Ruston, Klosterneuburg
Baujahr: 1857
L: 44,2 m
B: 9,96 m / 4,95 m
H: 2,13 m
Maschine:
Erbauer: Ruston
Zweizylinder Mitteldruckmaschine
vertikale oszillierende Zylinder von d=711 mm und 762 mm Hub.
Baujahr 1857
Oszillierende Maschine
Leistung: PSn 40, PSi 293 PS

1899 kassiert/verschrottet

Verlauf:
Am 14. Juli 1857 berichtet der Münchner Bote: "Aus Passau, 11. Juli, wird gemeldet: Gestern traf ein neues, für den Inn bestimmtes Dampfboot aus der Schiffswerfte des Hrn. Ruston u. Comp. in Klosterneuburg hier ein. Es soll den Namen "Neuötting" erhalten. Das Fahrzeug hat zwei Kamine. Bauart und Einrichtung scheinen den Stromverhältnissen sehr gut angepaßt und das Schiff bietet einen stattlichen gefälligen Anblick. Morgen soll die Probefahrt stattfinden. Möge sie nach Wunsch ausfallen und somit der so lange brachgelegene Inn um einen weiteren Personen-Dampfer vermehrt."
Im Wasserburger Wochenblatt ist wenige Tage später zu lesen: "Heute berichten wir auch über das neu erbaute Maffeische Personen-Dampfschiff "Neuötting" mit seinen Doppelkaminen den Weg von Neuötting bis Wasserburg in 3 1/2 Stunden durch seine neue Construktion zurückzulegen im Stande war, wo nach einem viertelstündigen Aufenthalt seinen Weg nach Rosenheim fortsetzte."
Die Meldung hat bei späteren Forschungen bei einigen zur Annahme geführt, dass das Schiff auch auf der Maffei-Werft in Regensburg gebaut wurde, was aber nicht stimmt. Der Werftbesitzer Maffei war in diesem Fall nur Unternehmer, der seit 18. Oktober 1853 eine Privataktiengesellschaft zum Betrieb einer Dampfschiffahrt auf dem Inn und der Donau unterhielt. Das Privileg erteilte der bayerische König Maximilian II.

Über die Gründe, warum Maffei für die NEUÖTTING Ruston in Klosterneuburg beauftragt hat, kann nur spekuliert werden. Fakt ist jedoch, dass in diesen Jahren der Regensburger Werftbetrieb umfangreiche Aufträge von den ostbayerischen Bahngesellschaften zum Bau von eisernen Bahnbrücken hatte. So lieferte der Werftbetrieb 1858 die mächtige Schwabelweiser Eisenbahnbrücke, die nur wenige 100 Meter stromabwärts vom Werftstandort errichtet wurde.

Ruston hatte wohl bereit 1856 den Auftrag erhalten und baute an dem Schiff mit der Projektbezeichnung RAETIA, das sich in wesentlichen Elementen von den Schiffen der Maffei-Werft unterschied. Nicht zuletzt die beiden nebeneinander liegenden Kamine waren für die Zeitgenossen beachtlich.

1859 wird J. Ruston wieder als Eigentümer des Schiffes genannt;
1860 soll das Schiff an die Gebr. Luczenbacher, Szob, Ungarn, verkauft worden sein, neuer Name: SZENT ISTVÁN, 1862 neuer Name: PANNONHALMA;
1863 an Ruston zurück;
1864 Verkauf des Schiffes an die DDSG; neuer Name: THEBEN;
1878 neuer Kessel und damit nur ein Kamin;
1899 außer Dienststellung und verschrottet.

Infos: SCHERER, H. Winkler, Tagespresse im ostbayerischen Raum;
Bild: THEBEN im Wiener Donaukanal, um 1880
Recherchen zu Schiffen im 19. Jh. sind nicht ohne Risiko. Gerne werden weitere Belege zur Entwicklungsgeschichte des Dampfers zur Kenntnis genommen.

Klaus Heilmeier