PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 2004 - Tanker Explosion auf dem RHK 2004



Norbert
29.04.2009, 20:55
Explosion auf Rhein-Herne-Kanal

Kapitän stirbt bei Schiffsunglück

Auf dem Rhein-Herne-Kanal ist es Sonntagmorgen (25.07.04) auf einem Frachtschiff zu einer Explosion gekommen. Dabei wurde der Kapitän getötet, mindestens ein Besatzungsmitglied verletzt. Die Umstände der Detonation sind noch unklar.

Das niederländische Frachtschiff hatte gasförmiges Naphthalin, eine Mischung aus Leichtbenzinen für die Benzinherstellung, im Essener Stadthafen gelöscht. Danach fuhr es einige hundert Meter weiter und machte an einer Anlegestelle fest, um dort die Nacht zu verbringen. Gegen 2.00 Uhr am Sonntagmorgen (25.07.04) kam es dann zu der Explosion. Die Ursache dafür ist noch nicht geklärt.
Bei der Explosion in zwei der zehn Tanks wurden die Decks des Tankers fast völlig zerstört. Der Rumpf dagegen blieb unbeschädigt. Nach Angaben der Feuerwehr traten auch keine Chemikalien in die Umwelt aus. Auf dem Schiff brach anschließend ein Feuer aus, das die Aufbauten des Schiffes erfasste. Gegen 3.30 konnte der Brand gelöscht werden, teilte die Polizei mit. Sechs Personen wurden zunächst ins Krankenhaus eingeliefert. Sie waren aber unverletzt. Die Explosion war so stark, dass an den Häusern in der Nähe des Ankerplatzes mehrere Fensterscheiben zu Bruch gingen.

Alle Rechte beim Westdeutschen Rundfunk WDR 25. Juli 2004

Fotos WDR / dpa

Norbert
29.04.2009, 21:10
Hundert Helfer bekämpfen Explosionsfolgen

Auf dem Rhein-Herne-Kanal ruht heute die Schifffahrt. Nach der Explosion auf dem Tankschiff "Charlotte", die den Kapitän das Leben kostete, waren rund 100 Helfer bis in die Nacht mit Bergung und Sicherung der Ladung beschäftigt.

Gefahrgut wie der Kohlenwasserstoff Naphtalin gehört im Essener Stadthafen zum Tagesgeschäft. Öle und Gase gehören zu den Hauptumschlaggütern neben Metallen, Erden und Glas. Allein das Logistikunternehmen Lehnkering betreibt im Hafen sein Lager "Omnitank" mit 39 Tanks und einer Gesamtkapazität von 112 000 Kubikmetern. Unter Regie der Stadtwerke wird der Umgang mit giftigen oder explosiven Stoffen routiniert betrieben. Auch der niederländische Tanker "Charlotte" löscht dort am Samstag problemlos seine Ladung.

Die Tanks gehen erst gegen 2.12 Uhr am Sonntag in die Luft, nachdem die "Charlotte" drei Kilometer weiter in Richtung Rhein an einer Anlegestelle vor Anker gegangen ist.

Verdunstetes Naphthalin, so stellt die Feuerwehr später fest, hat in den leeren Tanks ein explosives Luftgemisch gebildet. Als der niederländische Kapitän (30) im Schutz der Nacht illegal die Tanks lüftet, statt das in Walsum von Profis erledigen zu lassen, muss ein Funke zur Explosion geführt haben. Der Kapitän ist sofort tot. Ein Matrose (40) kommt leicht verletzt davon, weil er gerade im Maschinenraum war. Die Ehefrau des Kapitäns (24), die Kinder (2 und 1), Schwiegervater (48) und Steuermann (64) flüchten mit dem Rettungsboot vom brennenden Schiff und werden vom Löschboot geborgen.

Rund 100 Helfer, davon 50 Essener Feuerwehrleute, sind den ganzen Tag über im Einsatz. Um 17 Uhr gibt die Feuerwehr dann Entwarnung: Explosionsgefahr gebannt. Doch der Unglücksort am Kanal bleibt, wie den ganzen Tag schon, weiträumig abgesperrt. Jetzt übernimmt die Kriminalpolizei die Ermittlungen.
Der Rhein-Herne-Kanal ist seit der Explosion für den Schiffsverkehr gesperrt. Die Schifffahrtbehörde hofft, nach Abschluss der Ermittlungen und Abtransport des Wracks den Verkehr heute im Laufe des Tages wieder freigeben zu können.

WAZ 25.07.2004 Von Ilias Abawi und Kai Süselbeck

Alle Rechte bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung WAZ

Norbert
29.04.2009, 21:18
"Entgasen auf Rhein-Herne-Kanal verboten"

Ermittlungen nach Schiffs-Explosion

Am Tag nach der schweren Explosion auf einem Gas-Tankschiff sucht die Polizei weiter nach der Ursache. Noch kann nicht sicher gesagt werden, ob dem Unglück auf dem Rhein-Herne-Kanal ein so genanntes Entgasen des Schiffes vorgangegangen war. Aber: "Der Verdacht liegt nahe", so die Wasserschutzpolizei.

"Heute ist der Tag, wo zum ersten Mal die Ermittlungskräfte an Bord gehen können", sagt Hans-Jörg Sommerfeld von der Wasserschutzpolizei (WSP) Duisburg zu wdr.de. Gestern (25.07.04) sei es ausschließlich um Rettungs- und Löscharbeiten gegangen. "Ein Team von fünf Leuten der Kripo und der WSP ist jetzt auf dem Schiff." Der Kanal ist seit etwa 9.30 Uhr wieder für die Schifffahrt freigegeben, nachdem zuvor der Grund in etwa vier Meter Tiefe mit Sonargeräten abgesucht worden war. So wurde überprüft, ob nicht etwa größere Wrackteile in der Tiefe den Verkehr gefährden könnten. 40 Schiffe stauten sich an der Unglücksstelle und warteten auf Abfertigung.

"Noch können wir zur Unglücksursache gar nichts sagen", so der Ermittler von der Wasserschutzpolizei. Bisher könne nur gemutmaßt werden, dass das Unglück, bei dem der Kapitän getötet wurde, mit einem Entgasen der Schiffstanks zusammenhänge - auch wenn "der Verdacht nahe liegt". Das niederländische Frachtschiff hatte gasförmiges Naphtan, eine Mischung aus Leichtbenzinen für die Benzinherstellung, im Essener Stadthafen entladen. Danach fuhr es einige hundert Meter bis zu einer Anlegestelle weiter. Sollte es dort Reste der Ladung beim Entgasen freigesetzt haben, wäre das unzulässig gewesen.

Gerd Auschrat von der Feuerwehr in Oberhausen zu wdr.de: "Entgasen ist grundsätzlich nur bei freier Fahrt zulässig." Nur dann könnten sich die Gasreste so mit Luft vermischen, dass keine Gesundheitsgefahr entstehe. Aber: "Auf dem Rhein-Herne-Kanal ist das Entgasen wegen der dichten umliegenden Bebauung und den hohen Spundwänden generell verboten."

Schweres Gas verhalte sich wie eine Flüssigkeit, erklärt Auschrat. Bei einem stehenden Schiff sammle es sich deshalb zwischen Böschung, Wasserspiegel und Schiffshaut. Aber selbst dann müsse noch eine Zündquelle hinzu kommen, um die Katastrophe auszulösen. Bei Fahrt im "freien Windstrom" und bei ordnungsgemäß geschlossenen Flammschutzsieben sei das Entgasen dagegen "unbedenklich". Die Untersuchung der Unglücksursache könne "noch Tage dauern", so Hans-Jörg Sommerfeld von der Wasserschutzpolizei.

Alle Rechte beim Westdeutschen Rundfunk WDR 26. Juli 2004