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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Um die Loreley



Andy
01.06.2009, 13:49
KV General am 31-05-09 an der Loreley zu Tal.

Grüße Andy

Jürgen F.
01.06.2009, 14:02
Klasse gemacht, tolle Bilder:super::super::super:

Gruß Jürgen

Cantor
01.06.2009, 16:56
Hallo Andy

ich hatte gestern den 3er Verband in der Nähe von Ingelheim (Rhein km 516) gerade verpasst und mich gefragt, ob ich ihm rheinab im Auto folgen sollte. Wie ich sehe, nicht nötig, du warst ja auf der Loreley und hast ihn schätzungsweise gegen 15 Uhr geknipst. Ich wollte nämlich wissen, was der KV backbords noch gekoppelt hat(te). Danke fürs Einstellen,
der Kasko C 207 in deinem Bild hat meine Wissbegier voll befriedigt.

Tolle Bilder von der Loreley. Man kann gut sehen, wie stark der Einschlag des Verbandes erfolgt, um die grüne Boje links liegen zu lassen. Man könnte natürlich auch sagen, wie stark die Krümmung des Rheins hier ist, der der talfahrende Verband Folge leisten muss. Der Verband hat ja wie jeder Talfahrer freie Fahrt, abgesehen von der schwierigen Passage durch die Engtalstrecke. Bergfahrer dagegen haben die Vorschrift zu befolgen, den Gegenverkehr frei passieren zu lassen. Größe und Umfang der Talfahrer werden den zu Berg fahrenden Schiffsführern durch ein raffiniertes, mit Radar überwachtes Lichtsignalsystem (den sogenannten Wahrschauposten) angezeigt. Einmalig in der Welt, so einmalig wie das Weltkultur-
erbe Oberer Mittelrhein, durch den diese Wahrschaustrecke und die Rheinschiene insgesamt führen. Nach den aufleuchtenden Signalen muss jeder Bergfahrer seine Fahrt drosseln, dead slow (=extrem langsam, wörtlich etwa "so langsam wie der Tod") fahren, wie es in der Seefahrt heißt, oder entsprechend ausweichen.

Was mich schließlich noch wundert, ist der Umstand, dass in Bild 5 der Verband stark auf die St.Goarer Seite gerät (am Campingplatz ersichtlich). Meines Erachtens deutet das darauf hin, dass die letzten Kurven vor St.Goarshausen/St. Goar frei von bergfahrenden Schiffen waren und der Schiffsführer vom KV General volle Kraft voraus fahren konnte. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass der Verband einen Einzelfahrer überholt hat, ist sicher an der Loreley verboten. Es wäre schön von dir zu erfahren, ob meine Äußerungen und Vermutungen richtig sind.

sG Eberhard

Gernot Menke
01.06.2009, 17:29
@Hallo Eberhard,

niemals fährt dieser Verband mit voller Kraft um die Loreley herum. Der hat sich relativ langsam dahin getastet und gibt nun in den Ecken richtig Gas, damit er Druck auf das Ruder bekommt und der Arsch flott zur Seite weggeht.

Ob der Schiffsführer dabei angespannt ist oder ob das reine Formsache ist, vermag ich nicht zu beurteilen, ich könnte mir aber eher Ersteres vorstellen. Der Verband braucht schon am Betteck fast jeden Meter. Sicherlich weiß er auch, daß ihm keiner entgegenkommt und nach der Biegung darf er den Kopf am Loreley-Schutzhafen nicht zu weit rechts haben, weil da Tonnen liegen und er danach auch wieder links herum muß und also Platz braucht, um mit dem Hinterschiff nach rechts auszuschwenken.

Wieviel das Bugstrahlruder dabei mitspielt, wüßte ich auch gerne genauer. Bei dem leeren Schiff mit seinem Ballastwasser im letzten Laderaum ist es mit dem Drehpunkt bestimmt nicht so dolle und das Bugstrahlruder wird hier sicherlich kräftig mitlaufen. Wenn der Verband abgeladen wäre - keine Ahnung. Aber vermutlich fährt es sich hier mit dem Bugi auch dann bedeutend angenehmer.

Eberhard, Du hast Recht - DAS wäre hier mal was, wo es spannend wäre, etwas von den Praktikern von heute dazu zu hören - hoffentlich werden wir erhört! :geil:

:wink: Gernot

Friedhelm L.
01.06.2009, 18:56
Hallo Gernot,
ein Bugstrahl bringt nur bis zu einer gewissen Geschwindigkeit etwas. Wir hatten damals 480 PS vorne, und ab 5 km/h war der wirkungslos für seitliche Unterstützung. In der Strecke Oberwesel-St.Goar darf man auch nicht allzu langsam fahren, sonst landet man am Ufer. Man darf sogar bei Überschreiten der Hochwassermarke I schneller als 20 km/h fahren.
Die Bergfahrt am Betteck muss nur warten, wenn ein talfahrender Schub-oder Koppelverband gemeldet wird.

Gruß
Friedhelm

Andy
01.06.2009, 19:06
Hallo

Nun Gernot hat es schon gut beschrieben. Wie ich das so von oben sah dachte ich aber auch der lässt ziemlich weit in den Hang "reinbampeln". (Sorry für den Ausdruck)
Er hätte die rote Tonne ruhig mehr anhalten können. Aber es kam ja keine Bergfahrt. Der Schiffmann wusste es wohl und ich sah es. Obwohl ihm da unten es nichts brachte, dass ich da oben es sah.
Ich bin aber auch noch mit keinem Koppelverband gefahren.

Grüße Andy

Jürgen
02.06.2009, 06:32
Guten Morgen,

das Talfahren mit einem leeren Verband/Koppelverband durch das Gebirge ist trotz den modernen elektronischen Zeiten komplett abhängig von der Erfahrung des Schiffsführers und dessen "Gefühl" für sein Schiff.

Zu langsam: ist der Bach dicht.
Zu schnell: Freut sich die Gemeinde und es wird auch eng.

Also irgendwo dazwischen ist die Geschwindigkeit gut.
Wenn du natürlich einen "Segelflieger" hast, sprich: Schiff und Bak mit runder Kimm, ist mehr Platz nötig als bei einer eckigen Kimm.
Ein guter Bugstrahler kann helfen, aber in erster Linie bei mässiger Geschwindigkeit und dann musst du noch den Arsch(Fachbegriff für Heck) wegbringen.

Und der gesunde Respekt vor Loreley und Konsorten sollte natürlich allgegenwärtig bleiben.

Jürgen
z.Zt. Königswinter zu Berg

Gernot Menke
03.06.2009, 11:02
@ Verspäteten Dank, Jürgen, für diese Erläuterungen!

Den Einfluß des Bugstrahlers hätte ich größer und den der Kimm geringer eingeschätzt. Und daß der Bugstrahler nur bei langsamer Fahrt etwas bringt, wußte ich auch nicht - danke auch an Dich, Friedhelm, für diese Info!

Interessant fand ich auch den Hinweis auf den Druck, der durch die Beobachtung durch die Konkurrenz entsteht, weil man sich nicht unbeliebt oder gar lächerlich machen will. Das gibt es ja in jedem Beruf. Aber in der Binnenschiffahrt kommt die Kritik wohl direkter als an Land, sei es unmittelbar über Funk oder als entsprechender Blick aus dem anderen Steuerhaus.

Die nonverbale Kommunikation funktioniert prächtig, wenn sie unbewußt und ungesteuert geschieht. Vor Karlsruhe ist mir mal ein leerer Tanker um die Ohren gefahren - der wollte sich nicht durchsacken lassen und nahm für ein paar Meter den Kopf zu tal und drehte dann gleich wieder auf. Dem jungen Kerl am Ruder sah man an, daß er das nicht zum ersten Mal machte und wie er rund um mein Boot seine Pirouetten drehte, sagte sein Gesicht: "Jetzt zeig ich dir mal, wie man das macht, Junge". Er verbreitete das Gefühl, daß er alles im Griff hat und deswegen fühlte ich mich trotz der geringen Distanz auch nicht wirklich bedroht.

Die zweite flottgedrehte Pirouette konnte dann ein Bergfahrer aus allernächster Nähe beobachten. Auf den Gesichtern des schon älteren Schifferehepaars konnte ich aber, als ich heran war, zu meiner Überraschung weder Bewunderung, noch Belustigung entdecken. Die guckten richtig betroffen und bestürzt. Das werde ich nie vergessen.

Daran mußte ich gerade denken, als Du von der "Gemeinde" gesprochen hast.

:wink: Gernot

Friedhelm L.
04.06.2009, 23:20
KV General/Soldier 1 am 04.06.09 in Leutesdorf zu Berg