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Ernst
10.06.2009, 02:26
Der Winter 1928/29
Über Wochen herrschte 1928/29 strenger Winter. Der Rhein hatte wenig Wasser. Eisschollen, oftmals dicker als einen Meter, trieben stromabwärts. An scharten Stromkrümmungen, vor allem an der Loreley und bei Unkel/ Unkelstein staute sich das Eis kilometerlang. Neugierig standen die Menschen zu beiden Seiten des Ufers oft stundenlang und schauten dem munteren Eistreiben zu.
Am 16. Februar 1929 kamen die Eisschollen erstmals zum Stehen. Sie stauten sich in dem engen Bett bei Unkel etwa in der Höhe der Unkeler Pfarrkirche, wo sich von der linken Rheinseite aus der Unkelstein, ein Basaltfuß durch den Rhein bis zum Pantaleonsberg in Unkel hinzieht.
Kaum waren die Eismassen zum Stehen gekommen, da wagten es einige Unkeler Burschen das linke Rheinufer zu erreichen. Große Stangen, mit denen die Haltbarkeit des Eises abgetastet wurde, führten sie mit. Sie erreichten auch trockenen Fußes das linke Rheinufer. Doch kurze Zeit später brach die Strömung wieder die feste Eisdecke, und ein langer Heimweg über die Rheinbrücke bei Remagen stand den Unkelern bevor.
Ein neuer Kälteeinbruch ließ abermals am 20. Februar 1929 die Eismassen an gleicher Stelle zum Stehen kommen. Einige Tage konnten die Menschen zu Fuß von einem zum anderen Rheinufer gehen. Dieser Rheinübergang war ein großes Jahrhundertereignis, das viele Tausende Schaulustige anzog. Selbst Leute von weit her kamen, um einmal zu Fuß über den Rhein zu gehen.
Allzu ort liest und hört man von einem »zugefrorenen Rhein.« Diese Vorstellung ist falsch. Der Rhein war nicht zugefroren. Es hatten sich lediglich riesige Eismassen, bedingt durch das enge Flussbett, kleinen Wasserstand und minimale Strömung bei Unkel gestaut und unter und übereinander geschoben. Nur so war die geschlossene Eisdecke zustandegekommen. Es mussten zuerst Wege durch die Eisgeröllmassen gebahnt werden, um den Übergang zu ermöglichen.
Bei den vielen Schaulustigen witterte der damalige Gastwirt Ferdinand Gohr ein Geschäft. Er plante ein Volksfest auf dem Rhein zu veranstalten. Er hatte bereits eine Holzbude auf dem Eis aufgeschlagen, in der Glühwein verkauft wurde. Aber der Plan wurde nicht ganz verwirklicht, da der Gesetzeshüter die Feier im großen Stil auf dem Eis aus Sicherheitsgründen untersagte.
Mit dem sensationellen Rheinübergang im Jahre 1929 verbindet sich eine einmalige Story. Als die Eisdecke wieder aufgebrochen war, verwirklichten vier Unkeler Heinrich Küsters, Josef Flohr sowie Johann und Daniel Vollmer, letzterer von Ende 1952 bis Ende 1965 Bürgermeister von Unkel den Plan, auf einer Eisscholle nach Köln zu fahren. Der Drang nach Abenteuer ließ die Unkeler auf die ungewöhnliche Idee kommen.
Man wartete einen günstigen Zeitpunkt ab. Klares, sonniges Wetter und wenig Treibeis waren die Voraussetzungen für den Start des Unternehmens. Die vier bestiegen eine eigens für diese Reise hergerichtete dicke Eisscholle. Eine Bank, ein Ofen zum Aufwärmen, eine Fahne mit Schild »Gruß aus Unkel" und die Enterhaken waren die einzigen Utensilien. die die Eisschollenfahrer mitnahmen.
In Bad Honnef gerieten die vier Mutigen mit ihrer Scholle auf Grund. Das Unternehmen schien beendet. Schließlich gelang es doch, die Scholle wieder flott zu machen. Die Reise in die Domstadt wurde fortgesetzt. Die ländliche Begleitung bildete August Gohr aus Unkel. der mit seinem Pkw Proviant und trockene Wäsche für den Fall beförderte, dass. ....
Sein Versuch, den Vieren von der Bonner Rheinbrücke eine Flasche »Schabau« hinunterzulassen, scheiterte daran, dass die Schnur, an der die Flasche hing. zu kurz war. Die Fahrt ging weiter.
Am späten Nachmittag verließen die vier Unkeler in der Domstadt Köln hinter dem Hafen die Scholle. Hier präsentierte sich ihnen ein großer Menschenauflauf. Kaum hatten die beherzten Unkeler wieder festen Boden unter den Füßen. da wurden sie von der Kölner Hafenpolizei zum Verhör in Empfang genommen.
Indessen war auch der Landfahrer August Gohr in Köln eingetroffen, um die mutigen »Mannen« wieder sicher mit dem Auto nach Hause zu fahren, Nicht genug, dass die Vier die Scholle unversehrt verlassen konnten, sie mussten auf Anordnung der Hafenpolizei die Scholle sauber aufräumen. Dabei durfte August Gohr, der mithalf, nichts von den Utensilien in den Rhein werfen.
Nachdem die Vier wieder auf freiem Fuße waren, wurde die Heimreise angetreten. Es versteht sich, dass die vier Unkeler in ihrer Heimatstadt als Helden des Tages zünftig gefeiert wurden.


Gesehen unter http://www.kreis.aw-online.de/kvar/VT/hjb1989/hjb1989.31.htm

Gruß Ernst

Robert Kuijpers
08.02.2012, 14:36
- Winter 1929 -

Bild 1 :
Der vereiste Rhein bei Kaub im Jahr 1929. Wer genau hinschaut, kann die Rauchfahne eines in Richtung Lahnstein fahrenden Zuges erkennen.
Zur Zeit der Aufnahme beherrschten noch Dampf-Lokomotiven die Strecke, die erst 1961 vollständig "Unter Draht" kam - also elektrifiziert wurde.

Bild 2 :
"Eisgang nach Karneval".
Der Winter vor 83 Jahren muss bitter Kalt gewesen sein. Seit Rosenmontag 1929 war der Rhein zugefroren.
Mütige Mitbürger, vielleicht "beschwingt" vom Karneval, die den Fluss zu Fuss überquerten, erhielten etwa in Oberwesel eine Urkunde.

(Archiv Robert Kuijpers)

BRITTELHAAK
15.09.2012, 20:16
Da habe ich auch noch etwas von winter `28 `29. Oberwesel.
Leider weiß ich nicht den Namen des Fotografen.

Gr, Henry

Gerhard
25.11.2012, 01:45
Hallo

Habe folgende Bilder erhalten, die ich mit freundlicher Genehmigung von Herrn Rudi Bauer, Schiffsmuseum Wörth a/Main hier zeigen darf.

Wangard im Eis Duisburg 1929

Gruß Gerhard

Gerhard
25.11.2012, 18:15
Hallo

Habe folgende Bilder erhalten, die ich mit freundlicher Genehmigung von Herrn Rudi Bauer, Schiffsmuseum Wörth a/Main hier zeigen darf.


Bilder aus dem Hafen, mit der Hoffnug das es diesen Winter nicht ganz so kalt wird..... biber,biber :pfeif:

Gruß Gerhard

Heidi Franz
07.10.2014, 20:36
Hallo zusammen,

Aalschocker und Personenboot oberhalb der Nahemündung bei Bingen 1929. Ein Bild aus dem Schiffsmuseum Wörth a. M. das ich mit freundlicher Genehmigung von Herrn Rudi Bauer hier veröffentlichen darf.

Gruß
Heidi

Rhysprung
28.10.2014, 20:00
Hallo zusammen,

aus einem privaten Archiv ein sehr netten Dame habe ich folgende Bilder erhalten

LG Uwe