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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Eisenbeton-Schiffbau 1918 -1944



Muranfan
24.10.2025, 09:59
Beitrag von Klaus Heilmeier:

Eisenbeton-Schiffbau
1918 -1944

"Unter normalen Verhältnissen wird man in Europa keine fahrenden Schiffe aus Eisenbeton bauen", stellte 1954 Karl Beschoren fest, der das Thema als technischer Direktor des Bayer. Lloyd zu bearbeiten hatte.
1918 war Schiffbaueisen nicht mehr verfügbar, so dass versuchsweise 2 Güterkähne, 2 Anlegepontons und und ein Schwimmkranponton aus Eisenbeton hergestellt wurden.
Ein Kahn wurde in Deggendorf gebaut (wer ? wo? usw. noch alles unklar), jedoch ist der Kahn im Sturm im Bereich der unteren Donau zerbrochen. Im Hoch- und Tiefbau war zu jener Zeit die Eisenbetontechnik in der Startphase, im Schiffbau sowieso völliges Neuland.

Die 1918 gebauten Betonschiffe hatten keine Zukunft, gingen unter oder wurden versenkt bzw. vernichtet.

1942 war das Thema wieder aktuell.

So sollten 9 Betonkähne auf der Werft Korneuburg gebaut werden, was aber storniert wurde. Dafür wurden im Auftrag des RVM 3 Betonkähne als Versuchsbauten in Auftrag gegeben. Zum Zuge sollte die deutsche Baufirma Dyckerhoff & Widmann kommen, wobei die Schiffe im ungarischen Futók produziert werden sollten, da im Reichsgebiet keine Arbeitskräfte mehr verfügbar seien. Die schiffstechnischen Ausrüstungen die Schiffe war auf der Kramer-Werft in Apatin vorgesehen. (damals von Ungarn besetzt)

Sofern die Erfahrungen mit den Kähnen positiv seien, sollte Dyckerhoff & Widmann 9 Betongüterkähne für die DDSG bauen. Die Federführung bei dem Projekt wurde dem Bayer. Lloyd übertragen. (Schreiben der DDSG, Wien vom 6. und 9. Juni 1942 an RVM, Reichswerke A.G. f. Binnenschiffahrt und Bayer. Lloyd)

Der Geschäftsbericht der Bayer. Lloyd A.G. für das 2. Vierteljahr 1942 meldet unter III. Flottenstand folgendes:

Zugang: 1 Betontankkahn, 776 t

ferner
"Als Sonderabschreibung wurden bei dem als Versuchsschiff erworbenen Betontankkahn RM 25 000,-- zu Lasten des Betriebes abgesetzt. Dieser Tank steht nach Berücksichtigung sämtlicher vorgenommenen Abschreibungen mit RM 44 588,-- zu Buch. (Anschaffungspreis RM 125 000,--)"


Auf "Druck von Oben" ließ die DDSG in Nußdorf 3 Eisenbeton-Tankschleppkähne bauen. Der erste erhielt einen säuerefesten, elastischen Schutzanstrich im Laderaum, der 90 000 RM gekostet hat. Einen gleichgroßen Tankkahn aus Schiffbaueisen hätte man für 108 000 RM bekommen.
Letztlich wurde das Programm wieder abgeblasen.
Beschoren stellte 1954 fest: "Heute liegt im deutschen Donauraum noch ein Beton-Tankkahn (wohl B.T. I.) als Lagerschiff.
Ein nicht mehr fertiggebauter Beton-Güterkahn wurde im Jahre 1954 langsam abgewrackt."

VG
HK

Daten (soweit bekannt)

B.T. I.
Betontankkahn
Baujahr: 1942
Werft/Baustelle: ?
L: ?
B: ?
H: ?
Tiefgang: 18 dm
Tonnage: 450 t bei 18 dm Tiefgang

Der Betontankkahn findet sich in keinem Datenblatt.

Die CIA Liste vom Mai 1945 erwähnt zudem bei Do.-km 2221 (Löwenmühle - Schutzhafen für Tankschiffe) den versenkten EISENBETONSCHLEPP 1 und bei Do.-km 2194 (Niederranna) den versenkten EISENBETONSCHLEPP 2.

Es besteht also noch Forschungsbedarf.


Quelle:
Beschoren, K. , 40 Jahre Donau-Schiffbau, Hamburg 1954

Bild: Betontank B.T. I. bei Almer, Abbau 1993, Foto: Heribert Heilmeier

Betonschiffe gab es auch in der Seeschifffahrt. Ggfs. auch in der Rheinschifffahrt.


die anderen Sachverhalte ZEUS oder dann MFP (Marinefährpram Typ D - hier sind die einschlägigen Foren schon viel weiter) C 10 (bei Baufirma Klug) usw. müssen noch recherchiert werden

VG
HK

Weitere Beiträge im Forum hierzu siehe hier (https://www.binnenschifferforum.de/showthread.php?107661-Regensburg-Kalkhafen&highlight=betontank) (insbesondere Beitrag #9 etc.)