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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Guilin - Yanshuo



Gernot Menke
23.07.2009, 18:39
Ich stelle hier doch einmal ein paar Bilder aus China ein, weil sie ganz nett sind - inzwischen fast sogar schon historisch ... die Bilder sind im Dezember 1983 entstanden. So alt sind auch meine Beobachtungen - es würde mich selbst interessieren, wie das heute so ist! Ich bin seitdem nicht mehr in China gewesen.

Guilin ist auch innerhalb Chinas für seine wirklich unglaublich schöne und spektakuläre Landschaft berühmt. Deswegen war ich froh, im Winter dort gewesen zu sein. Auch war ich nicht mit einer Reisegruppe unterwegs, sondern alleine. Das hat den Vorteil, daß man eine Menge Geld spart und China so kennenlernt, wie es wirklich ist. Es war zwar nicht immer ganz leicht, in die chinesischen Hotels hineinzukommen, weil man sich gegenüber Westlern wegen der spartanischen Ausstattung schämt, die eher einer Gefängniszelle entspricht: Bett, Tisch, Stuhl, Spucknapf.

Dafür aber fast umsonst und durchaus sauber (die westlichen Hotels hatten auch damals schon unseren Standard - und auch dieselben Preise). Und was es immer gibt: "weißen Tee", den Tee der armen Leute. Auf deutsch: heißes Wasser. Damit kann man sich mit mitgebrachten Teebeuteln immer wirklichen Tee machen. Ich vergesse nie den Heiligabend in meinem Zimmer in Shanghai, da habe ich nach einem Tag voller Eindrücke in Shanghai platt, aber glücklich über meinen Landkarten gesessen und mir mit einem Pulverkaffee und einem Riegel Schokolade Weihnachten nach China geholt.

Zur Schiffahrt: Die berühmte Strecke auf dem Li führt von unterhalb Guilin (etwa zwanzig Bahnstunden nordwestlich von Hong Kong gelegen. Schon damals gab es wegen der Touristen und der Devisen laut Landkarte aber auch einen Flugplatz. Im innerchinesischen Verkehr flogen damals russische Turboprops) aus mit dem Schiff zu tal nach Yanshuo. Die Bilder 1-5 sind in Yanshuo aufgenommen. Die Brücke im Hintergrund von Bild 4 sieht man auch am rechten Bildrand von Bild 3.

Bild 1-3: Es ist (früher) Winter, der Li hat wenig Wasser. Der Talfahrer muß wegen Untiefen und Felsen sehr gut aufpassen und wird von einem Bugruder unterstützt - diese Bugstreichen gab es bei uns in früheren Zeiten ja auch. Interessant der lange Helmstock vom Ruderblatt bis hoch zur Brücke. Und hintendran hängt der "Arbeitsnachen", sprich: das Bambusfloß. Im Hintergrund auf Bild 3 wird ein Holzschiff gebaut. - Die Beleuchtung im Winter ist einzigartig - die Berge verschwinden im Nebel und schaffen eine unwirkliche Atmosphäre.

Geladen hat der Talfahrer Zuckerrohr. Wo zu berg der Motor nicht reichte, wurde mit Menschenvorspann nachgeholfen, wie ich selbst gesehen habe. Es ist wohl das nichtgemachte Foto von mir, über das ich mich am meisten ärgere - wegen der vielen tollen Motive hatte ich meine beiden Filme voll und mußte mir in Yanshuo erst wieder welche holen! (Mein zweites großes Fotoversäumnis war übrigens irgendwann am Wieblinger Kanal am Neckar: frühmorgens ein uralter leerer Motor mit abgebautem Steuerhaus und ohne Radar zu berg, der ältere Schiffer noch mit Mütze und seine Frau angestrengt nach vorne durch den Morgennebel starrend, vor dem Morgenlicht im Hintergrund, alles ganz nah! ... und im Fotoapparat war der Film noch nicht eingelegt!!:cry::cry:).

Zurück vom Neckar zum Li: die "Tonne" in der Ladung auf dem Vorschiff ist natürlich eine Winde, die man auch sehr schön auf dem vierten Foto sieht. Die Löcher dienen zum Durchstecken der Hebel. Wenn nichts mehr geht, zieht man sich damit über irgendeine Stromschnelle nach oben (wie gesagt: Stand 1983). Vielsagend sind auch der sichtbare Staken mit der Rundung für die Schulter und die Trittstufen im Gangbord ... damit wird auf dem Schiff das Treideln an Land unterstützt. Aber nicht auf allen Schiffen (aber doch auf vielen) waren diese Trittstufen zu sehen - je nachdem, welche Strecken diese Schiffe fahren. Bild 5 zeigt Tonnen im Hafen von Yanshuo (vermutlich entladener Dieseltreibstoff).

Das letzte Bild ist auf dem Touristendampfer auf der Fahrt nach Yanshuo gemacht. Die blauen und oliven Jacken waren damals allgegenwärtig. Vorne der Schiffer am Haspel. Typisch für China die roten Kannen mit dem "weißen Tee" (die Dame hat den Deckel in der Hand), den man sich nach Belieben mit einem mitgebrachten Beutel aufpeppen kann - schmeckt aber auch ohne, wenn es draußen kalt ist! Mittags wurde auf der fünf- oder sechsstündigen Fahrt Reis mit Gemüse serviert - ein Schälchen mit den Stäbchen steht noch auf dem Tisch. Die Bootsfahrt kostete damals 60 Yuan (für ein britisches Pfund bekam man 10 Yuan, für einen US-Dollar 5,7 Yuan. 1 Yuan war also so um die 50 Pfennig herum) - unerschwinglich für viele Chinesen (als "Wechselgeld" gab mir mal einer für einen Pfennigbetrag abgelaufene Reiszuteilungsmarken heraus :lool:, die es also damals noch gab)! Auf dem Foto sind also nur wohlhabendere Chinesen an Bord.

Als ich nach zwei Wochen in China wieder zurück in meine Studentenbude nach Tokyo fuhr, dachte ich, ich würde mich nach einem Jahr in Japan gleich wieder wie zuhause fühlen - zu meiner Überraschung war das genaue Gegenteil der Fall. Japan ist schon ein eigenartiges Land, was einem umsomehr auffällt, wenn man aus einem fremden Land, an das man sich dann doch recht schnell gewöhnt, in das angeblich "vertraute" Japan wieder zurückkommt. China und Japan könnten unterschiedlicher nicht sein.

:wink: Gernot

topplicht
13.10.2009, 11:38
Guilin 20 Jahre später.

Gernot Menke
13.10.2009, 13:38
@Danke für die tollen Bilder, Topplicht - vor allem für das Bild Nr. 3, aufgenommen aus fast derselben Perspektive wie ich 1983 - ich hätte nicht gedacht, daß ich Yanshuo noch einmal wiedersehen würde. Da kriegt man ja richtig wieder Reiselust ...

Der Ri hat im Sommer doch bedeutend mehr Wasser - gar nicht so klein der Fluß, wie man im Winter meint (ausländische Touristen, die bei Pegel 50 in Kaub durchgekommen sind, haben sich den Rhein als "einen der verkehrsreichsten Ströme der Erde" sicher auch anders vorgestellt!). Und gebaut haben sie kräftig - man vergleiche mal den Hintergrund in Bild 3 mit dem alten Bild. Auch die Schiffe haben sich natürlich verändert. Das schicke Haus unmittelbar am Ri (Bild 6) gab es damals auch noch nicht - entweder ein Hotel oder einer der neuen Reichen.

Ich hänge noch den Blick aus meinem Hotelzimmer in Guilin 1983 an - das Baugerüst aus Bambus hat was, finde ich. Ach ja: nach Englisch suchte man 1983 in Guilin vergebens. Das sprachen auch nur ein paar Bedienstete in teuren Hotels. (In Xian entdeckte mich mal eine Gruppe von Sprachschülerinnen auf der Straße und sprach mich auf französisch an, ob ich Französisch könne. Als ich sagte: "ein bißchen", legten sie begeistert los und als sie merkten, daß sie besser waren als ich, hatten sie ihr Erfolgserlebnis gehabt :P)

:wink: Gernot

topplicht
13.10.2009, 16:30
.Guilin 2. Staffel

Dewi
13.10.2009, 19:17
Hallo Topplicht,


den kann ich selbst nicht ändern.Gehe einmal auf Ändern --> Erweitert --> und dann bist Du im gewohnten Editor! Dort kannst Du deinen Titel abändern!

Gruß Dewi

P.S dient als Info an Alle :wink:

topplicht
13.10.2009, 20:02
Hallo Dewi,
das ist ja ein prima Hinweis.
Danke
topplicht