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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lübeck - MSL / Baujahr 1942



helmut1972
15.08.2009, 11:10
Hallo!

Name: Lübeck (II) (Typ N)
Nationalität: :d:
registriert in: Regensburg

Länge: 47,20m
Breite: 7,20m

Maschinenleistung: 2 x 430 PS, Okt. 1960 Motorleistung auf 2 x 505 PS erhöht

Baujahr: 1942
erbaut in: https://www.binnenschifferforum.de:7081/images/icons/deutschland%20kaiserreich.gif
Bauwerft: DWE Deggendorf
Bau-Nr.: 202
Fahrzeugart: Motorzugschiff (MZS)
Eigner: Bayerischer Lloyd (BL)
Ab Juni 1943 Umbau in Deggendorf für Schwarzmeereinsatz bei der deutschen Dnjepr Küstenschifffahrt, 1944 durch Artillerie beschädigt, 1944 Rückführung an den BL.
Ab 1967 bei der Jugoslawischen Flussschifffahrt (JRB) als Korab, 1972 verkauft und verschrottet.

Von dieser Schiffstype wurden 22 Fahrzeuge gebaut, siehe Bericht des Schwesternschiffes MZS Freudenau.

Das Foto stammt aus einer Sammlung die ich erworben habe.

mfG helmut1972

danubenews
26.08.2019, 11:57
MZS. "LÜBECK" - bereits mit Jugo-Farbe , wurde ja "KORAB" !
Im Bild 1967 in Regensburg - Kreuzhof !
Foto: Klaus Heilmeier
-otto-

danubenews
02.09.2019, 21:12
Eines der wenigen Donauschiffe der Handelsflotte, die den militärischen Einsatz im Schwarzen Meer überstanden haben und wieder an die obere Donau zurückgekehrt sind, war die LÜBECK (II). Trotz sowjetischer Artillerietreffer welche das Schiff im Bereich der südrussischen Hafenstadt Noworossijsk (Region Kasnodar) erhalten hatte, fand der Schlepper den Weg zurück zur Donau. Das durchgehende Schanzkleid (auf dem Bild gut zu sehen) scheint dem Einsatz auf dem Schwarzen Meer unterstützt zu haben. Das Bild von 1967 zeigt die zivile Verwendung des Zugschiffes im Jahre 1967: Es erhält gerade einen neuen Anstrich. Die jugoslawische JRB hat das Schiff gekauft und wird es unter dem Namen KORAB weitere Jahre in Betrieb halten.

Übermittler: Klaus Heilmeier

danubenews
02.07.2020, 21:22
In Zeiten wie diesen schadet ein wenig Nostalgie sicher nicht.
Heute bekam ich diese Aufnahme, sie zeigt das B.L. MZS. "LÜBECK " 1966 in Passau mit drei B.L. GK zu Tal.
An der Kaimauer liegt das DDSG Radzugschiff "RIED" samt Anhangkähnen zur Zollrevision.
Bergfahrend ist noch das JRB MZS. "RUDNIK" im Bild.

mfG

-otto-

Muranfan
02.07.2020, 21:43
Hallo Otto,

ich bin eigentlich sicher, dass dieses Bild in #4 nicht von 1966 ist (siehe Bildtitel) - so lange war Rudnik nicht in Fahrt.

Wenn ich wieder zuhause bin (gerade Urlaub an der Mosel), sehe ich nach - die Aufnahme könnte von Dieter Pommer sein - und gehört ca. ins Jahr 1954.

Gruß
Muranfan

Muranfan
15.07.2020, 19:43
Hallo Otto,

wie ich vermutete, die Aufnahme in #4 stammt vom 25. Juli 1954, aufgenommen von Dieter Pommer [DP 7-10a].

Beste Grüße
Muranfan

danubenews
15.07.2020, 21:11
Servus Rolf,
Du hast sicher recht, aber ich konnte nur das melden was auf dem von mir erhaltenen Bild rückseits draufsteht ?
LG
-Otto-

Muranfan
19.10.2024, 18:57
Hallo,

bereits im Mai 2024 sandte mir Klaus Heilmeier diesen interessanten Beitrag zur LÜBECK, den ich damals nicht einstellen konnte und somit aus dem Auge verlor.

N - Schlepper LÜBECK im besonderen Einsatz

Binnenschiffe hatten im 20. Jh., welches von zwei Weltkriegen und Wirtschaftskrisen geprägt wurde, besondere Aufgaben zu erfüllen, die nicht immer der klassischen Rolle des Verkehrsträgers entsprachen.
Die Binnenschifffahrt auf den Wasserstraßen Europas hatte auch hohe Verluste bei Personal und Flotte zu verzeichnen.
Das es aber auch andere Fälle gab, soll an dem Einsatz des Zweischrauben - Motoschleppers LÜBECK dargelegt werden, der in besonderen Einsätzen stand, aber durch schiffisches Können der Mannschaft und wohl auch Glück bis 1973 aktiv war.

Im Rahmen des Flottenbauprogramms 1938 sollte neben hunderten von Schleppkähnen eine Reihe von Motorschiffen verschiedener Typen gebaut werden, die vor allem die Zugkraft alter Dampfschiffe ersetzen und den Remork der neugebauten Kähne sicherstellen sollte.
Das Konstruktionsbüro der Ersten Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft, Wien, welches die konzeptionellen und technischen Grundlagen für die Bauprogramme lieferte, entwickelte bereits ab 1938 einen leistungsfähigen Motorschlepper, der den gesamten schiffbaren Donaulauf befahren konnte und optimale nautische und technische Voraussetzungen bot, einen wirtschaftlichen Betrieb zu garantieren. Der Schlepper (Typ N) wurde bis 1943 mit 20 Einheiten gebaut und nach dem Kriege wurden aus Altbeständen bei den Werften noch zwei Schlepper abgeliefert.

LÜBECK wurde auf der Deggendorfer Werft gebaut, Baujahr 1942, Baunummer: 202, Stapellauf: 1. Dezember 1942
Besteller/Auftraggeber: Reichsverkehrsministerium, Berlin

Der Baubeschreibung des Schleppers N 18 (LÜBECK) entnehmen wir die techn. Daten:
Länge ü.a.: 48,30 m
Lände zwischen den Loten im Hauptdeck: 46,60 m
Breite auf Spanten: 7,20 m
Seitenhöhe (Mitte Schiff): 2,70 m
Festpunkt ü. Kiel: 6,00 m
Gewicht des fahrbereiten, ausgerüsteten Schiffes samt Besatzung und 40 t Brennstoff: 308 to
Dabei Tiefgang: 1, 49 m
Völligkeitsgrad dieser Verdrängung: 0,615
Geschwindigkeit (Totwasser): 18 km/h
Zugkraft am Schleppseil: 9 800 kg
Pumpenleistung: 2 000 l/min
Motoren:
MAN-Augsburg, 8 Zyl. 4 Takt 68 Vu 42
Motorenleistung bei 320 Touren: 2 x 410 PS
Kort-Düsen
Propeller, vierflüglig, D = 1500 mm
Propeller-Drehsinn: von aussen über oben nach innen
Das Schiff war durch 5 wasserdichte und 3 öldichte Schotte in 9 Abteilungen geteilt.
Besatzung:
1 Kapitän, 1 Manipulant, 2 Steuerleute, 1 Bootsmann, 2 Schlepplotsen, 1 Lotse,
4 Matrosen, 1 Schiffsjunge, 1 Koch/Köchin, 1 1. Maschinenbetriebsleiter, 1 2. Maschinenbetriebsleiter, 2 Motorenwärter


LÜBECK war als N 18 schon am Ende der Serie in Planung und dann in der Ausführung. Materialknappheit führte bereits zu einer Verzögerung bei der Fertigstellung. Auch der Kaufpreis, der ursprünglich bei 320 000 RM lag, konnte nicht mehr gehalten werden. Der Bayerische Lloyd, der vom RVM das Schiff erwarb, musste 350 000 RM zahlen. In einer Besprechung zur Umsetzung der Flottenbauprogramme vom 17. November 1941 wurde angesichts der sich abzeichnenden Knappheit bei Gasöl erörtert, ob nicht N 18 für den Einbau eines Gasgenerators vorbereitet werden sollte. Das hätte die Verlängerung des Schiffes um 5 Meter erfordert. Die Vorarbeiten waren jedoch schon zu weit gediehen und es schien damals bereits unrealistisch, eine neue Motorenanlage kurzfristig zu bekommen.

Der Bayer. Lloyd hatte von LÜBECK wenig Nutzen, wurde der Schlepper schon am 5. Juli 1943 von der zivilen D.K.S. (Dnjepr-Küsten-Schiffahrt, Wien) übernommen und auf dem Schwarzen Meer eingesetzt. Dem voraus ging eine Adaptierung auf der Deggendorfer Werft für den Seedienst, dessen Maßnahmen heute nicht mehr bekannt sind.
Der Schlepper LÜBECK findet sich 1943/44 in den Berichten über den DDSG-Seedienst, wobei der Schlepper häufig in der Relation Sulina-Constanza aktiv war. Ab 1. April 1944 war das Schiff in Verwendung bei der dt. Kriegsmarine.
Bereits im September 1943 wurde der Schlepper eilig in die Hafenstadt Noworossijsk (Region Krasnodar) im östlichen Schwarzmeer disponiert, da die Wehrmacht diesen Bereich aufgrund des Vormarsches der Roten Armee räumen musste. Bei diesen Rückzugskämpfen erhielt LÜBECK Artillerietreffer im Bereich des Achterschiffes, konnte aber die Rückfahrt Richtung Sulina fortsetzen. Im Seedienst verbrauchte LÜBECK 3720 kg Diesel in 24-Stundenbetrieb und erreichte ohne Anhang dabei eine Geschwindigkeit von 14 sm und 7,5 sm mit Anhang. Im Juli 1944 gab die Wehrmacht den Schlepper an den Bayer. Lloyd zurück, nachdem das Schwarze Meer bereits in sowjetischer Hand war und nun die Donau (spätestens nach dem Waffenstillstand der rumänischen Armee mit den Sowjets im August 1944) zur Räumung anstand.
LÜBECK erreichte noch vor der Sperrung des Eisernen Tores die mittlere Donau und wurde bei der Rückführung der Schleppkähne, die sich in Jugoslawien und Ungarn befanden, eingeteilt. Diese Rückführung der beladenen Kähne spitzte sich zum Jahresende 1944 insofern zu, da die Rote Armee zwischenzeitlich Ungarn besetzt hatte und vom Ufer aus Schiffzüge mit Panzern attackierte. Am 8. Dezember 1944 fuhr LÜBECK ab Esztergom zu Tal mit dem Ziel Szob, um Kähne zu Berg zu führen. Dabei kam es zu einer Havarie mit ehem. BL-GMS KEPLER, der als SPERRBRECHER 192 der dt. Kriegsmarine unterwegs war. Danach konnte LÜBECK keinen Remorkdienst mehr leisten.

Am 8. Mai 1945 befand sich LÜBECK im amerikanisch besetzten bayerischen Donauabschnitt.
Wohl repariert begann LÜBECK ab Mai 1946 mit Gelegenheitsfahrten (als „Personenschiff“) von Regensburg nach Donaustauf, Wörth und Straubing.
Die amerikanische Besatzungsmacht erteilte dem Bayer. Lloyd am 1. Juni 1946 die Genehmigung zu Personenbeförderung zwischen Regensburg und Obernzell. (Headquarter United States Forces European Theatre, Office of Military Government US Zone – Danube Organization Inland Waterways)
Fotografische Belege zeigen LÜBECK bei der Personenbeförderung in Passau.

1948 konnte sich der Bayer. Lloyd in die Transporte von Regensburg zur Hütte Linz einschalten, so dass alle alternativen Konzepte der Personenbeförderung endeten. LÜBECK war wieder das Motorzugschiff, welches Kohle und Erz nach Linz fuhr und mit Schleppkähnen, beladen mit Stahl oder Dünger, zurück kam. 1960 wurde die Motorenleistung auf 2 x 505 PS erhöht, aber der Schlepper wenige Jahre später abgestellt. Er stand dann jahrelang im Bereich der Schwabelweiser Hinterstellung.

Im Frühjahr 1967 kam aber wieder Leben in das Schiff. Die BL-Werkstätte checkte das Schiff und gab ihm den Farbanstrich im Grau der jugoslawischen Staatsreederei JRB. Dorthin hatte man LÜBECK verkauft. Mit neuem Anstrich und altem Namen wurde der Schlepper dokumentiert. Ende April 1967 kam auch der neue Name: KORAB.
Hin und wieder sah man KORAB dann auch wieder in der alten Heimat. 1973 erfuhr man, dass LÜBECK/KORAB verschrottet wurde.

21.5.2024/HK.


Bild 1: LÜBECK im Jugo-Anstrich, April 1967, HK
Bild 2: LÜBECK, Hitzler Werft um 1960,
Bild 3: LÜBECK, Kachlet Pommer, 24. April 1954
Bild 4 LÜBECK, Aufrüstung 1967, Hafen R., HK
Bilder 5 bis 9: LÜBECK im D.K.S.-Schwarzmeereinsatz, um 1942, caurus.
+ N-Typ Schema (Commission du Danube, 1959)




Grüße
Muranfan