PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bilder und Infos zur Schleuse Naunheim



Gernot Menke
31.08.2009, 16:58
Gießen war der obere Endpunkt der Lahnschiffahrt gewesen. Bereits rund fünf Kilometer unterhalb von Gießen verließ die Lahn das großherzoglich hessische Gebiet und trat an dem Punkt, der noch heute mit dem Kilometer 0 markiert ist, in das preußische Territorium um Wetzlar ein, das bis unterhalb von Niederbiel reichte. Deswegen war bereits die oberste, bei km 4,5 gelegene Lahnschleuse in Dorlar preußisch, ebenso wie auch alle weiteren Schleusen bis einschließlich Niederbiel, mit einer einzigen Ausnahme: der Schleuse Naunheim. Der Zufall wollte es, daß die Schleuse Naunheim genau auf jenem kleinen Zipfel großherzoglich-hessischen Gebiets zu errichten war, der bei Naunheim in das preußische Gebiet hineinreichte und ein kleines Stückchen Lahn mit umfaßte.

Hessen-Darmstadt paßte sich beim Bau seiner einzigen Schleuse zeitlich den preußischen Ausbaumaßnahmen berg- und talwärts von Naunheim an, so daß die obersten sechs Lahnschleusen alle von 1843-48 gebaut worden sind. Der Schleusenkanal der folgenden (also dritten) Schleuse in Wetzlar wurde 1938 leider zugeschüttet und zu einer Straße umgewandelt (das Schleusenhaus, das auf einem Parkplatz stand, wurde erst vor einigen Jahren abgerissen), so daß seitdem der Lahnabschnitt oberhalb von Wetzlar mit den beiden Schleusen Dorlar und Naunheim keine Verbindung zur übrigen Lahn und zum Rhein mehr hat (die Paddler benutzen die früher umgangene Lahn, deren beide Wehre in Wetzlar mit Rollenstraßen versehen wurden).

Ich füge es hier an, weil es keine Rubrik für die Schleuse Wetzlar gibt: der Schleusenkanal in Wetzlar folgte in etwa dem Verlauf der heutigen Inselstraße, Moritz-Hensoldt-Straße und dem Karl-Kellner-Ring. Talseitig ist noch die frühere Ausfahrt des Kanals zu erkennen. Wie idyllisch die Gegend um den Wetzlarer Schleusenkanal einmal war, kann man heute nicht einmal mehr erahnen. Es gab dort noch Mühlgräben und einen zweiten Mündungsarm der Dill, den der Schleusenkanal teilweise mitbenutzte, jede Menge Einmündungen, Brücken und Bäume - so eine Art Klein-Venedig eben. Das wurde im Laufe der Zeit alles zugeschüttet, umgesägt, plattgemacht, asphaltiert, bebaut, begradigt. Heute eine stinklangweilige und öde Gegend mit viel zweispurigem Autoverkehr, bei der es Mühe macht, vorhandenen alten Fotos zu glauben, die nur mühsam noch den heutigen Stellen zuzuordnen sind. Unglaublich, wie sich dieser Flecken von Wetzlar vollständig gewandelt hat.

Zu den Bildern:

Bild 1: Der 1909 gebaute Lahnsteg in Naunheim geht über die Lahnschleife, die vom Schleusenkanal abgekürzt wird. Die Schleuseninsel, die man über ihn erreicht, ist von paradiesischer Schönheit mit alten und riesigen Bäumen. Vor dem Bau des Stegs gab es an dieser Stelle eine Fähre - das alte Fährhaus ist auf den Bildern 2 und 4 zu sehen. Im Vordergrund von Bild 1 wurde bis vor dem Krieg aus hölzernen Lahnnachen Kies entladen.
Bild 2: Blick vom Steg in Richtung Schleuseninsel. Die Schleuse liegt geradeaus knapp einen Kilometer entfernt. Die abgekürzte Lahnschleife ist also relativ lang.
Bild 3: Blick vom Steg zu tal auf die beiden Mühlenwehre. In Bild 2 ist es der Blick nach rechts.
Bild 4: Derselbe Blick wie in Bild 3, aber schon von der Schleuseninsel aus mit Blick auf das frühere Fährhaus.
Bild 5: Einen Kilometer weiter zu tal. Der Blick geht vom linken Lahnufer aus zu berg, die Schleuseninsel ist rechts. Rechts ist die Einmündung des unteren Schleusenkanals zu sehen. Am linken Bildrand, bei dem großen Baum im Hintergrund, steht das ehemalige Mühlengebäude, das auf den Bildern 3 und 4 von der Bergseite aus zu sehen ist. Sprich: wenn man am Schleusenkanal vorbei zu berg fahren würde, hätte man hinter einer Rechtskurve die Wehre und den Steg vor sich.
Bild 6: Die Einmündung des unteren Schleusenkanals vom rechten Lahnufer aus aufgenommen, also ungefähr von dem Busch aus, der in Bild 5 links zu sehen ist.
Bild 7: Das ist sozusagen die Fortsetzung des Blicks in Bild 6: der Blick von der Brücke über den unteren Schleusenkanal zu berg. Die Kanuten fahren, wie man sieht, bergwärts.
Bild 8: Als weitere Fortsetzung dieser Blickrichtung hier der obere Schleusenkanal von km 8 zu berg.
Bild 9: Die Einmündung des oberen Schleusenkanals, der nach links abgeht. Die Lahn fließt im Hintergrund zu einer Linkskurve, über die der Steg hinweggeht. Der Berg links im Hintergrund ist der Simberg - hier plante man mal kurz nach dem Krieg, zum unmittelbaren Anschluß des Buderus-Stahlwerks an die Lahn und zur Umgehung der sehr niedrigen Eisenbahnbrücke über die Lahn in Wetzlar einen Schiffstunnel hindurchzubauen und mit einem weiterführenden Kanal Gießen anzuschließen!
Bild 10: Ein interessantes Bild, das parallel zum rechts am Damm erkennbaren Schleusenkanal in Talrichtung aufgenommen worden ist. Der beiderseitig des Kanals entlangführende Damm (siehe Bild 8) diente in erster Linie dazu, den beim Bau des Kanals anfallenden Aushub loszuwerden; zugleich war er auch ein Windschutz. Die Schleuseninsel liegt rechts hinter dem Schleusenkanal. Die Gebäude im Hintergrund gehören zu einem Modellflugplatz (in Bild 6 sieht man sie schön rechts des Schleusenkanals), das Schleusenhaus liegt direkt rechts daneben hinter den Bäumen auf der anderen Kanalseite. In der Ferne grüßen schon die Buderus-Werke in Wetzlar (die Silos erkennt man auch auf Bild 3 zwischen den Bäumen links des Hauses), die daran erinnern, daß die Lahn durch eine erzhaltige Gegend führt. Die Buderus-Werke sind aber neuer als die alte Lahnschiffahrt und haben mit dieser wenig zu tun, wenn man davon absieht, daß im 20. Jahrhundert auf dem staugeregelten unteren Lahnstück auch Koks für die Buderuswerke von Lahnstein bis nach Dehrn zu berg ging.

:wink: Gernot

Peter Eschke
26.08.2012, 15:56
Hallo Gernot,

hoffe, dass Du mit der Anrede kein Problem hast.. ich interessiere mich für jegliche Informationen zur Lahn. Gibt es eine alte karte zum Schleusenkanal in Wetzlar? Wo war in Gießen der Lahnhafen?

Freue mich auf Deine Info, wenn möglich peter@Eschke.net

MfG
Peter