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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schmelzer...?!



Tido
12.10.2009, 22:08
Wer weiß denn was ein Schmelzer ist - und viel wichtiger,woher dieser Audruck kommt?Beim letzteren muß ich nämlich selber passen..:frown1: -gab nur einige Schipper früher,die diesen Ausdruck gebrauchten..

Na?Jemand ne Idee?

Gruß Tido

Hermann
12.10.2009, 22:20
Hallo Tido,

"Schmelzer" war ich auch mal vor 47 Jahre, sagt dass etwas?

Gruß
Hermann:wink:

Tido
12.10.2009, 22:23
jau..und immer noch fleißig dabei?Trifft schon...nur woher kommt der Ausdruck?

claudius2
12.10.2009, 23:20
Hallo Tido
Wie von meinen älteren Schiffern überliefert wurde,mußte der Schiffsjunge ja für die Besatzung,sofern keine mitfahrenden Ehefrauen an Bord waren, kochen.Damals wurde,wenn es schnell gehen mußte alles in die Pfanne mit viel Schmalz gebruzzelt (auch geschmolzen). So soll sich der Name SCHMELZER in der Binnenschiffahrt eingebürgert haben.

Ernst
13.10.2009, 01:11
Hallo Klaus, auf den alten Räderbooten (so um 1900) war es üblich das der älteste Matrose zum Kochen abgestellt wurde, sofern kein "Menagemann" (Koch) an Bord war.

Wann und wie der Begriff Schmelzer entstanden ist ? ? ?

Gruß Ernst

han.lud
14.10.2009, 15:52
Bekam von Hannes Banser (Kabelgatt) diese Erklärung.
Moin Hans Lott!

Zwar bin ich in der Binnenschifffahrt nicht so bewandert, aber meines Wissens rührt diese Bezeichnung für einen Schiffsjungen von seiner Funktion als Smut/Koch her.
Sofern kein Smut auf der Heuerliste stand, war der Schiffsjunge für die Nahrungszubereitung eingeteilt, und mangels weitergehender Kochkunst und oft auch aus Zeitmangel wurden die verfügbaren Nahrungsmittel alle zusammen in einer Pfanne mit viel Fett / Schmalz "eingeschmalzt", also eingeschmolzen.

Für diese Herkunft der Bezeichnung kann ich nicht die Hand ins Feuer legen, aber sie scheint mir einigermaßen plausibel, und da ich keine andere kenne gebe ich sie so weiter.

Ich hoffe, ich konnte ein bisschen weiterhelfen und schicke seemännische Grüße,

Hannes

Gruß han.lud

Tido
14.10.2009, 16:20
Na denn..hört sich ja recht plausibel an....sag auf alle Fälle vielen dank!!!

Gruß aus der Bergfahrt in Götterswickerhamm....

Tido

LEUNAM
22.12.2009, 01:09
Hallo Miteinander

Wie bereits schon mal erwähnt – ich bin „neu“ im Forum und durch Zufall auf diesen Artikel gestossen.

„JA“ – so wie es meine Vorgänger „umschrieben“ haben, kenne ich es auch!
Nur mit dem Detail, dass die "Schmelzeraufgabe" nicht nur "um 1900 Hundert "so" war, sondern - so wie ich es erlebt habe - auch noch Anfangs/Mitte der Seibziger Jahre des letzten Jahrhundert!!!!!!

Ich dachte übrigens, dass dies eher ein „schweizerischer“ Ausdruck war – aber scheinbar kennt man das auch in Deutschland!

Anzumerken ist, das wir Schiffer – bevor die „Rolllucken und Hauptmaschinen“ immer mehr in Mode kamen, zum Teil sehr schwere, körperliche Arbeiten an Bord ausführen mussten. Sei dies beim „Vierkantaufdecken“ oder beim „Verholen“ vom einen Pier zum anderen - ohne Motor und motorisierter Ankerlier) usw. usw. . . Da brauchte man tatsächlich das „Geschmolzene“ (Fett/Butter) bereits zum Frühstück, um diese Höchstleistungen auf längere Zeit zu machen. Ich habe dies damals (ich durfte noch die „letzten Sekunden“ dieser "harten" Zeit miterleben) als „Sport“ angesehen – da war ich tatsächlich „sehr fit und kräftig!

Wer noch weiss, was es heisst, um z.B. einen „Hauptscherstock“ aus dem Laderaumbereich ins Gangbord zu legen, statt diese „nur“ an den Dennebaum zu hängen, bei „Wind und Wetter“ bei jeder Tages-/ und Nachzeit die Lucken „im Akkord“ auf-/ und zu zu legen (zwei Matrosen standen im Gangbord – der „Schmelzer“ lief (balancierte) auf dem Hauptscherstock“ immer in der Gefahr, in den u.U. leeren Laderaum zu stürzen….), das mit Schiffen mit bis zu 12 (ZWÖLF) Räumen......., der kann sich das ganz genau vorstellen…..

Ein Schiffsjunge konnte Stolz auf den Ausdruck „Schmelzer“ sein, schliesslich hat man damals ja einen „exotischen“ Beruf angefangen zu lernen.

Im Winter war die „Schmelzeraufgabe“ angenehmer, weil dies auch hiess, das Essen mind. 3x im Tag plus den Kaffe x-mal im Tag (Kaffebohnen mussten von Hand frisch gemahlt werden….) in der warmen Matrosenwohnung zuzubereiten, alle 2 Stunden den „Boschöler“ (Schnierapparat auffüllen und den Tagestank auf’s obere Niveau mit der Handschwengelpumpe füllen.
Als „Jüngster“ musste man nebst dem "Gasölschleppen" vom Maschinneraum in die Vorwohnung für die Heizung aber auch immer „vor allen Anderen aufstehen, „alles“ vorbereiten (d.h. Kaffe brauen, Hauptmaschinen „klar“ machen und die restliche Besatzung wecken….). Es war – für mich jedenfalls – eine richtige Lebensschulung, um eben auch unliebsame Dinge ohne Widerrede auszuführen und oft den „inneren Schweinehund“ zu überwinden…..

Ich könnte noch viel erzählen - habe es jedenfalls auch überlebt und bin Heute –wie sicherlich viele andere Schifferkollegen auch - auch noch etwas Stolz darüber, dies so gemacht zu haben!!

Grüsse von einem ehemaligen „Schmelzer“

Leunam

Gamperdona
22.12.2009, 01:20
Sehr schön!!! Und wie nostalgisch...

Meine Schifferzeit 1:1 perfekt beschrieben (z.B. Hauptscherstock-Akkord auf- und zudecken) sowie was das Thema Lebensschule anbelangt :

Ich wünsche jedem Jungen das Glück, das Abenteuer Binnenschiffahrt erlebt zu haben.

Danke für den Beitrag!

Gruess,
Stephan
:wink:

Ernst
22.12.2009, 01:37
@ Leunam, es ist schön mit Dir einen im Forum zu haben der die "alte Sprache" beherrscht und auch noch die gängigen Arbeiten der damaligen Zeit kennt.
Es stimmt, damals gab es noch Knochenarbeit, obwohl mein Vater noch andere Zeiten erlebt haben muss denn Er sagte immer zu uns "früher gab es hölzerne Schiffe und eiserne Matrosen heute ist es gerade umgekehrt".
Die harte Arbeit hatte aber auch Vorteile man war fit und konnte kleine Vorteile daraus ziehen.
Ich hatte damals 68 Kg Gewicht bei einer Körpergröße von 176 cm.
Also eine dünne Latte.
Beim Landgang in der Kneipe habe ich gerne beim "Armdrücken" mit gemacht und fast immer gewonnen weil meine Gegner die "dünne Latte" nicht ernst genommen hatten und eine Ausgeben mussten.
Da hat sich das Scherstock heben und Lücken schleppen positiv aus gewirkt ganz nach dem Motto was uns nicht umbringt macht uns härter.
Ich möchte die damalige Zeit nicht missen.
Heute bilde ich Lehrlinge aus wenn ich sehe wie die an einer 12er Schraube "zerren" dann fällt mir nichts mehr ein.

Gruß Ernst

Adrian
22.12.2009, 12:00
Sehr interessant, der Ursprung dieses Ausdruckes.
Für den Schiffsjungen wurde in dieser Zeit oft noch der Ausdruck "Moses" angewendet.
Dieser Ausdruck kam eigentlich aus der Schleppschiffzeit. Wenn ein Schleppschiff (ohne Motor und ohne Schlepper) im Hafen von der einen Kaimauer auf die gegenüberligende Seite verholen musste, gab es nur eine Lösung: der Schiffsjunge musste mit dem Nachen (Ruderboot) einen Lierdrath auf die gegenüberliegende Seite bringen. Dann wurde das ganze Schiff mit diesem Drath auf die andere Seite gebracht. Während dieser Zeit haben die Matrosen an Bord ne Zigarette geraucht, und den "Moses" angefeuert, zumindest dirigiert. Wenn der Schiffsjunge total ausgekotzt vom Rudern zurück kam, sah es eigentlich so aus, wie der Moses in seinem schwimmenden Körbchen.
Wenn das Schleppschiff altmodisch war, das heisst, die Ankerwinde mit der "Nuss" hatte keinen Antriebsmotor, so musste von Hand gedreht werden. Drei mal dürft ihr raten, wessen Job das war..............

Gruss
Adrian

LEUNAM
22.12.2009, 12:15
Hallo "Ernst"

Ja, ja, Deine Aussagen stimmen absolut – ob „Armdrücken, „Knochenarbeit“ usw. – durch unsere „Knochenarbeit“ waren wir „im Ausgang“ tatsächlich die „Kings“. Aber an Bord war es der „Schiffmann“; oder wie man zu noch früheren Zeiten auf den „Booten“ sagte, der „Kapitän“.

Der „Göpf“könnte uns „Jungen“ sicherlich noch sehr viel über solche Geschichten erzählen – viele Geschichten (kein Seemannsgarn) kenne ich auch direkt von „Göpf“. „Göpf“ ist übrigens einer der „alten Schiffer“, welche uns „Jungen“ immer unsere (schiffischen) Leistungen akzeptiert hatte – DANKE „Göpf“!

Hätte übrigens zu den „Schmelzern“ und auch zu den „Schnupperlehrlingen“ einige (lustige) Geschichten zu erzählen – vielleicht später mal!

Du kannst ja "Deine Jungs" mit den heutigen - modernen Mittel - wie z.B. einen "Kuppeldraht" (andere sagen Koppeldraht) hantieren lassen. Mit "hantieren" meine ich eine Situation, wie ich sie selber (leider nicht nur einmal) erlebt habe:

Wir waren im "Botlek/Rotterdam" am "Aufpacken" – alles war „eisig“. Da fiel der (dicke und deshalb schwere) Kuppeldraht via dem "Besteck" über Bord!
Wer weiss, wie schwer nur mal 1 Meter eines solchen Drahtes ist resp. ein ganzer, neuer Draht „im Packet“ (mit „wahr“ meine ich > heute sind es ja teilweise "Bindfäden" und "sehr leicht, wie z.B. beim "Koppelverband" Norma I + Norma II) mit gleicher oder sogar „besserer“ Reisskraft. Derjenige kann sich jedenfalls vorstellen, wie schwer ein Draht gewesen sein muss, der "ganz ab der Koppel " gerollt bereit zum "Aufpacken" da lag (schätze so ca. +/- 30 Meter).

Nun denkt Jeder - was soll das - ist ja nicht soo schlimm, dass mal ein Draht "über Bord" geht. JA, an einem Ort, wo es "nicht soo tieeef" ist, geht das ja schon - aber nicht im "Botlek", wo der Draht "senkrecht hängend" am Schiff runterhängt und nicht auf Grund liegt........... . Um Zeit zu sparen – das auf- und spätere wieder abrollen via der Koppellier brauchte sehr viel Zeit – „von Hand“ war es wohl sehr schwer, aber viel schneller!

Also Ernst, wenn Deine Jungs zur "körperlichen Ertüchtigung" diese "Übung" regelmässig „so“ machen würden (wenn überhaupt möglich wegen der Tiefe), dann wären auch diese Jungs fit und hätten einen gestärkten Rücken sowie einen "gestylten" Body. Das ist ja Heutzutage mode, oder?

Gruss von einem ehemaligen "Schmelzer"

Leunam

Jürgen II
22.12.2009, 13:02
Hallo Leute,
macht bitte weiter so.....ich hab eure Ausführungen mit Freuden gelesenn und das wird nicht nur mir so gehen.
Schöne Grüße aus Urmitz
Jürgen

LEUNAM
22.12.2009, 13:49
Hallo „Jürgen II“

Wenn Du wüsstes, WER hinter den beiden Pseudonymen „Adrian“ und „Leunam“ steckt, dass würdes Du auch noch viiieeel mehr begreifen resp. verstehen, was die Beweggründe zum Schreiben sind!

Du wohnst ja in Urmitz: Gib dem „Urmitzer Sepp“ – wenn Du ihn kennst und er noch lebt, einen lieben Gruss aus der Schweiz von den beiden „Basler-Lotsen“

Das sind jedenfalls zwei „richtige“ Schiffer, die tatsächlich der „alten Schifffahrt“ ab- und zu etwas wehmütig nachtrauern.

Weißt Du, wir hatten „damals“ eine „schöne“ Zeit – trotz „Knochenarbeit“. Alleine die Erinnerungen von den unzähligen Landgängen – geschweige dann von den „Murksarbeiten“ an Bord, und und und……

Ich weiss - kenne ja selber viele „Schiffer-Kollegen“ mit der gleichen Vergangenheit - welche grad so viel zu erzählen hätten (schliesslich war der eine oder andere ja auch „in der Vergangenheit“ mit dabei, ….) .
Aber lassen wir es mal da bewenden – bleiben „am Ball“ oder an der Tastatur………., resp "in Kontakt"!

DANKE für Deinen Ansporn!!!!

Mit schiffischen Grüssen

Leunam aus der schönen Schweiz

Jürgen F.
22.12.2009, 13:52
Um Zeit zu sparen – das auf- und spätere wieder abrollen via der Koppellier brauchte sehr viel Zeit – „von Hand“ war es wohl sehr schwer, aber viel schneller!

Also Ernst, wenn Deine Jungs zur "körperlichen Ertüchtigung" diese "Übung" regelmässig „so“ machen würden (wenn überhaupt möglich wegen der Tiefe), dann wären auch diese Jungs fit und hätten einen gestärkten Rücken sowie einen "gestylten" Body. Das ist ja Heutzutage mode, oder?

Genau das war es, was mich im zarten Alter von 26 Jahren die erste Bandscheibe gekostet hat. Von da an gings Bergab.

Schöne Grüße vom ehemaligen Moses
Jürgen F.

LEUNAM
22.12.2009, 14:44
Hallo „Jürgen F“

Oje, das tut mir auch gleich weh, wenn ich nur daran denke - GUTE Besserung!

Trotzdem: ich denke, dass die Meisten eben auch an die „schönen alten Zeiten“ zurück denken, auch wenn es tatsächlich viel Schweiss und eben die erwähnte „Knochenarbeit“ war. Das hat mich jedenfalls geprägt – ich erwarte (leider) auch Heute „von den Jungen“ oft das Gleiche…… .

Sicher – Gesundheit geht vor:
Der Körper kann wohl sehr viel Ertragen – dann ist aber tägliches Training unbedingt nötig. Selbstverständlich würde ich keinem anraten, dies ohne Vorbereitungsphase zu machen. Das muss jeder selber wissen – ist ja eigentlich auch nicht mehr nötig, wir haben ja mittlerweile für alles technischen Hilfsmittel.

„Adrian“ wird Euch sicherlich mal eine Geschichte erzählen, als er „bei der Ausübung des Berufes“ sogar die sog. „Nah-Todes-Erfahrung“ erleben musste. Werde ihn nachher gleich mal anrufen – er wird sicherlich etwas darüber schreiben. Auch dieses Erlebnis hat „Adrian“ geprägt – er hatte natürlich sehr viel Glück und keine bleibenden Schäden (soviel ich weiss….).

Mit schiffischen Grüssen

Leunam

Gamperdona
22.12.2009, 15:15
jaaaaa, schreibt bitte weiter! Es ist schön diese Geschichten wieder aufleben zu lassen und mir wird dabei ganz warm ums Herz.

Auch ich bin heute Lehrlingsausbilder und Experte an Lehrabschlussprüfungen. Was ich heute bei den Jungen vielmals vermisse, ist der sogenannte "Biss". Den Satz -geht nicht, gibts nicht- haben leider nur noch wenige drauf. Wenige heisst jedoch nicht alle, ich pauschalisiere also nicht.

Ich habe es in meinem 2. Beruf zu etwas gebracht ohne auf die Uni zu gehen. Wäre ich aber nicht durch die "Göpf'sche" Schule gegangen, hätte ich das sicher nicht erreicht. Die 5 Jahre waren nicht verlorene Zeit wie manch einer glauben mag, im Gegenteil : Ich würds genauso wieder machen!
:cool:

Grüsse aus Pratteln,
Stephan

Hannibal
22.12.2009, 15:49
Hallo Freunde
Ja es wäre sehr wichtig dass unsere alten ,nein erfahrenen ,ihre Geschichten aufschreiben und der Nachwelt hinterlassen würden .
Da ich auf dem Rhein nur dank meiner Freunden die meisten waren bei den Roten,dazu kam auf der Unterwalden zu sein Maschinist Kottler Oto bin aber nicht mehr sicher ob der Name korrekt ist ,oder nachts 24.00 Maschinenkontrolle auf der Luzern zu machen,um einem Sulzer Ingenieur zu zeigen dass das auch mit weissem Hemd und Anzug möglich war .Andere die beim Abmustern von See auch bei den Roten sich 4 Pferde kauften und reitend von Hamburg nach Basel kamen .Ja es ist halt wirklich so dass schlechte Vergiesst man und das schöne wird behalten !Es war harte körperliche Arbeit ,und man musste den richtigen Schiffsführer haben den es gab auch einige Satane darunter.Aber diese Lebensschule gibt es nicht mehr und wie mehr Technik und Elektronik dazu kommt wie weniger wird es mit den zwischen Menschlichen Verständigung !!
Darum Schreibt Eure Geschichten und versucht die alten Zeiten in Gedanken
zu erhalten
Mit den besten Grüssen Hannibal

rrindke
22.12.2009, 16:41
Mit ein Härtefall war es den Schiffsboden von innen sauber machen, und mit Vaseliene einfetten. Da ich mit meiner Mutter 10 Jahre alleine fuhr, hatte ich keinen Moses, den ich hätte drangsalieren können. Herrlich, im Sommer die ganzen Strau Bretter raus, und die Stege darunter geputzt. Am besten waren die Ratten, die sich in den gegorenen Getreideresten richtig wohl fühlten. Aber bis die Vaseline, mittels eines riesigen Tauchsieders schmolz, hatte ich wenigstens Zeit schnell ein paar Hopfen Kaltschalen ( Bier ) zu mir zu nehmen. Dann hinterher die Strau Bretter wieder einpassen, das war schööön.
Da gab es nur eine Axt. Kreissäge, und Elektrohobel hatte ich erst an Bord, als ich stählernen Doppelboden hatte. Auf diesen Genuss kommen die Burschen heute nicht mehr. Schallisulierte und Gummigelagerte Kajüten. Immer schön zentralgeheitzt, und in jeder Ecke ein Flachbildschirm, so sieht das heute aus. Wenn wir die Räume gestrichen haben, hat das mit entrosten, und mit dem Quast die Nietenköpfe streichen ein paar Tage gedauert. Heute alles gerade Wände, mit der Rolle eine Sache von Stunden. Aber schön war es doch. Da gab es noch richtige Kameradschaft. Da wurde mit geholfen, und mit getrunken. Bei der Arbeit, oder anschließend beim Bier, ließ sich gut quatschen, den sonst erfuhr man die Neuigkeiten nicht, die es gab. Heute alles per Handy abgehakt. Ich will mal lieber aufhören, sonst hole ich mir noch eine Zeitmaschiene, und dann heißt es, " zurück in die Zukunft " mfG Ralf

Power-Ship
22.12.2009, 16:48
Ich möchte den Einstellern der Beiträge mal ein Dankeschön zukommen lassen. Damit diejenigen User - so wie ich -, die mit der Schiffahrt beruflich nichts zu tun haben, mal einen Einblick erhalten, wie es früher auf den Schiffen ablief.

Gruß
:wink:Arnold:wink:

Adrian
22.12.2009, 17:52
Wie Hannibal sagt, das schöne behällt man, das schlechte vergisst man.
Aber ab und zu bleibt auch was schlechtes in Erinnerung.
Nach der Bundeswehr mit 20 Jahren hatte ich eigentlich keine Lust mehr, zu Fahren. Damit wird man aber seiner Reederei untreu und zum "Verräter" gestempelt. Es kam, wie es kommen musste, nach etwa 3 Monaten "an Land" kam ich, wie andere sagten, "pleite und auf den Knien zurück". Und das bekam ich auch zu spüren. Als Hafenablöser wurde ich auf ein Schiff eingeteilt, welches an der Werkstatt in der grossen Revision lag und eine neue Wohnung bekam. Der Schiffmann hat so eine ausgesprochene Preussische Art an sich, obwohl er aus Östereich kam. (kommt mir noch so ein Vogel in den Sinn). Der musste mich wieder auf den Pfad der Tugend bringen, in dem er mir den Auftrag gab, die Schiffshölle, das ist der leere Raum zwischen dem Schiffsboden und der Wohnungsunterseite, zu streichen.
Eigentlich war das gemäss unserem Gesamtarbeitsvertrag eine Werftarbeit, welche Spezialisten in Spezialanzügen und Atemmasken durchführten. Ich rebellierte natürlich, unser Schiffmann holte aber gleich noch den "Herrn" Schiffsinspektor dazu. Wir drei führen dann ein Gespräch unter "4 Augen".
Mann, so ein Zusammenschiss habe ich noch nicht mal bei der Armee gefasst. Von Schweinehund und Arbeitsverweigerung und fristloser Kündigung war die Rede.
So stieg ich halt durch das kleine Einstiegsloch runter, und habe mit der Handlampe angefangen die Hölle mit der überall verwendeten grauen Laderaumfarbe zu streichen. Von einer Lüftung des Raumes war keine Spur.

Abends kam ich in die Wohnung an Land, wo wir (ein paar Rheinschiffer) eine WG hatten. Der Kollege fragte mich, ob ich gesoffen hätte, ich lalle, und hätte starken Mundgeruch. Ich ging schlafen, und war anderntags pünktlich wieder an Bord. Unser Kapitän wartete schon und grinste hämisch: " Du weisst ja, wo dein Platz ist".
Ich ging wieder runter und streichte weiter. Von da an weiss ich nichts mehr.

Die andern erzählten mir aber wie es war:
Die 2 Schiffschreiner, welche die Wohnung machten, wunderten sichgegen 10 Uhr, dass sie nichts mehr hörten. Einer stieg runter und fand mich bewusstlos über den Spanten liegend. Die zogen mich aus diesem Loch auf Deck. Der eine Schreiner, ein ehemaliger Seemann (mit grossem schwarzem Bart) hat sofort angefangen mit der Mund zu Mund Beatmung. Nach 20 Minuten war der Krankenwagen da. Die fuhren mich schleunigst ins Krankenhaus. Begleitet wurde ich noch von meinem treusorgenden Schiffmann.
Ich kam jedenfalls irgendwann nachmittags gegen 17:00 wieder zu mir, in der Intensivstation, umgeben von vielen piepsenden Geräten.
Das erste, was ich sah, war der Schiffmann in seinem blitzblank, sauberen Blaumann. Er sagte demonstrativ vor den anwesenden Krankenschwestern und Ärzten: "Schön, dass Du wieder da bist, jetzt gehe ich an Bord, und muss halt alleine weiterstreichen"

Einer der Ärzte sagte mir, sie hätten in gefragt, mit was für Farbe ich gearbeitet habe (Ölfarbe, 2 komponenten, Blei-menninge oder so). Seine Antwort war einfach: "Es war graue Farbe". Der "Herr" Schiffsinspektor konnte den Ärzten am Telefon auch keine weiteren Auskünfte über die Zusammenstzung dieser Farbe machen, obwohl er ja jedes Jahr mehre Tonnen von dieser Farbe für die Firma einkaufen musste.
Der Schiffmann fuhr am Nachmittag mit dem Taxi in den Hafen runter, nahm eine Probe mit und fuhr zurück ins Spital. (Taxikosten ca CHF 30.- Reederei bezahlte)
Vom Spital aus ging dieses Farbmuster mit dem Taxi nach Zürich ins Toxikologische Institut. (Taxikosten CHF 260.- Versicherung bezahlte)
Endlich wussten die Ärzte, dass diese Farbe ein Nervengift drinn hatte, welche Herzrythmusstörungen erzeugte. Und der Nitroverdünner verätzte Teile der Lunge, die sich aber in den nächsten 20 Jahren wieder regenerierte.

Fazit: 6 Tage Intensivstation und 4 Tage Herzabteilung, und das mit 20 Lebensjahren. Nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, stieg ich ins Taxi und fuhr in meine Wohnung (Taxikosten CHF 14.80 wurde mir auf der nächsten Lohnabrechnung abgezogen, der Buchalter meinte, dass um diese Zeit sei ja schliesslich die Strassenbahn gefahren.)

Etwas habe ich noch in Erinnerung und es auch gleich meinen Freunden erzählt:
auf der Fahrt mit dem Krankenwagen (Tatü Tatü) sah ich mich von oben. Ich bin überhaubt nicht religiös, aber was ich das erlebte, ist genau so wie es in der letzten Zeit ab und zu beschrieben wird.
Alles war hell und weiss und wohlig warm. Ich sah uns von oben, dass der Krankenwagen beihnahe mit einem roten Ford Fiesta zusammengstossen war. (Das mit dem roten Ford wurde mir nachher vom Fahrer bestätigt.)
Warum sah ich die Farbe des Autos, ich war ja innen drin und weg.

Vielleicht schon zu weit weg.

Gruss

Adrian

Pedro
22.12.2009, 17:55
Anzumerken ist, das wir Schiffer – bevor die „Rolllucken und Hauptmaschinen“ immer mehr in Mode kamen, zum Teil sehr schwere, körperliche Arbeiten an Bord ausführen mussten. Sei dies beim „Vierkantaufdecken“ oder beim „Verholen“ vom einen Pier zum anderen - ohne Motor und motorisierter Ankerlier) usw. usw. . . Da brauchte man tatsächlich das „Geschmolzene“ (Fett/Butter) bereits zum Frühstück, um diese Höchstleistungen auf längere Zeit zu machen. Ich habe dies damals (ich durfte noch die „letzten Sekunden“ dieser "harten" Zeit miterleben) als „Sport“ angesehen – da war ich tatsächlich „sehr fit und kräftig!

Wer noch weiss, was es heisst, um z.B. einen „Hauptscherstock“ aus dem Laderaumbereich ins Gangbord zu legen, statt diese „nur“ an den Dennebaum zu hängen, bei „Wind und Wetter“ bei jeder Tages-/ und Nachzeit die Lucken „im Akkord“ auf-/ und zu zu legen (zwei Matrosen standen im Gangbord – der „Schmelzer“ lief (balancierte) auf dem Hauptscherstock“ immer in der Gefahr, in den u.U. leeren Laderaum zu stürzen….), das mit Schiffen mit bis zu 12 (ZWÖLF) Räumen......., der kann sich das ganz genau vorstellen…..
Als „Jüngster“ musste man nebst dem "Gasölschleppen" vom Maschinneraum in die Vorwohnung für die Heizung aber auch immer „vor allen Anderen aufstehen, „alles“ vorbereiten (d.h. Kaffe brauen, Hauptmaschinen „klar“ machen und die restliche Besatzung wecken….). Es war – für mich jedenfalls – eine richtige Lebensschulung, um eben auch unliebsame Dinge ohne Widerrede auszuführen und oft den „inneren Schweinehund“ zu überwinden…..
Leunam

Oh wie recht Du doch hast...

Holzluke ein Stück rausziehen, Lukenhaken drunter und los ging es, „tänzeln“ übern Scherstock. Luke sauber aufstapeln… Zack andere Seite. Hops in die Gangbord und die Merklinge raus. – Bis ich das mal raushatte, anschließend kannte ich aber das Hebelgesetz – Merklinge oben drauf, zusammenbinden, damit nachher nichts über Bord ging. Es war alles durchnummeriert, damit es auch „Rückwärts“ wieder passte. Sicherungsbolzen lösen und mit den Fliegerhaken den Scherstock rangezogen und rumgeschwenkt - da gab es richtige Grifftechniken - möglichst nach der „Wasserseite“ damit der Skipper sich nachher nicht daran stößt.
Manchmal wurden auch die Mittelstücke (War sowas wie die Besenkammer auf dem Schiff, Meter breit und tief, diente der Stabilisierung - Herft?) wo die Luken drauf lagen mit dem Verladekran raus gehoben, was noch mehr Arbeit machte. Ich wurde Arnold immer ähnlicher…

Auf dem nächsten Schiff hatten wir Wellblechluken… Hab ich vorher auf die Holzluken geschimpft, so hätte ich sie nun gerne wieder… Die waren verzogen, verwunden und fast alle Ecken oben umgeknickt. Passten meist nur mit Gewalt in den Scherstock. O.K. Merklinge gab es dabei nicht mehr.
Ach ja, mich fast auch nicht mehr… Eine Seite vom leeren Raum fast zu, aber die letzte Luke wollte einfach nicht passen… Mir tat schon der Fuß weh, vom ewigen „Lukentrampeln“. Also sprang ich mit meinen zarten 85kg beidbeinig auf das Mistf… Tja, war wohl nicht so brillant, der Scherstock sprang aus der Halterung und ich ging mit der ganzen Lukenreie abwärts…

Man ist nachher meist erstaunt welche Reaktionen jemand bei Gefahr entwickelt. Auf der Strau aufgekommen sprang ich wie ein Flummiball unter die Gangbord und die Luken, wohl durch das Winkeleisen am Bordende noch eine Sekunde aufgehalten, stürzten in den Raum. Eine, wahrscheinlich die, die ich so liebevoll getreten hatte, erwischte mich noch am Schulterblatt, wovon heute noch eine sehr dünne Narbe berichten kann.
Bekomme jetzt noch eine Gänsehaut…
Nach mehreren Sekunden Totenstille kam die Frage:“Was passiert?“ „Ne, lass erst mal die Leiter runter“ So geschehen, ergriff ich die Holme und wollte meinen Fuß auf die erste Sprosse setzen… Ging nicht, weil mir die Beine einfach nicht gehorchten. Also schnell ne Fluppe angezündet und Minuten später ging’s auch wieder. Von Luken mit der Wurfleine rausholen erzähl ich besser nicht mehr.

In Berlin hatte ich es dann viel besser, meine ersten Rollluken und alles war neu… War wie Überübermorgen – also Weihnachten.
Was wollt ich jetzt eigentlich sagen…? Ach ja, Schmalz und Schmelzer. Stimmt, wir haben kräftig reingehauen und reigespuckt auch nicht. Leider schmeckt mir ein Schmalzbrot immernoch, obwohl ich fast nur noch „Gnöpsche“ drücken muss. So ist aus dem Sixpac leider ein (altes) Fass geworden.
:wink: Pedro - der keine Minute davon missen möchte.

P.s. Jetzt arbeite ich wieder mit Schmelzern zusammen, aber die kochen Edelstahl - bis ca. 1800°C

Stadt_Aschaffenburg
22.12.2009, 19:01
Leute Leute...

dieses Thema ist ja innerhalb kürzester Zeit zu einer Empfehlung für das ganze Forum geworden. Was ihr da in den paar Stunden an tollen Beiträgen zusammengetragen habt, ist mehr als :super:

Wenn ihr so weiter macht... mach ich heute Nachtschicht :lool:

LG
Micha

Hermann
22.12.2009, 19:25
Ach ja, mich fast auch nicht mehr… Eine Seite vom leeren Raum fast zu, aber die letzte Luke wollte einfach nicht passen… Mir tat schon der Fuß weh, vom ewigen „Lukentrampeln“. Also sprang ich mit meinen zarten 85kg beidbeinig auf das Mistf… Tja, war wohl nicht so brillant, der Scherstock sprang aus der Halterung und ich ging mit der ganzen Lukenreie abwärts…

Hallo Pedro,
hastes Du da nicht den Sicherungsbolzen für den Scherstock vergessen:fragkratz:

Gruß
Hermann:wink:

Pedro
22.12.2009, 19:28
Hab ich mich im Nachhinein auch gefragt. Ließ sich aber nichtmehr genau feststellen, weil auch krumm. Auszuschließen ist es nicht.
:wink: Pedro

Dewi
22.12.2009, 20:18
Hallo Jungs,

so langsam könnte man den Titel in "Erinnerungen an die gute alte Zeit" um nennen, und in den Kanal 10 -> Binnenschifffahrtsgeschichten verschieben :fragkratz:

Auch von mir kommt noch was, muss ich aber noch Scannen.

Was kam eigentlich vor dem Schmelzer? So als Junge in den Schulferien, da wurde ja auch mitgearbeitet? So war es wenigstens bei mir!

Gruß Dewi

Jürgen F.
22.12.2009, 20:30
Ich bin in den Schulferien beim Nachbarn mitgefahren. Das hat geprägt:dream::dream:
Dewi die Idee mit dem Verschieben finde ich gut. In dem Bereich sind auch die Anfangstorys von Norbert und mir. Würde gut passen:super:

Schöne Grüße
Jürgen F.

retep
22.12.2009, 20:56
hallo - zusammen - ich kann die berichte nur bestätigen -
ich bin 1958 angefangen und wir haben auf dem vorschiff mit den 1. matrosen - seine frau + 1 kind - dem 2. matrosen und meine wenigkeit gewohnt und das auf engsten raum - wenn ich die heutigen wohnungen sehe ist das reiner luxus. allein die pumptoilette war schon eine herausforderung. ich durfte kleine holzscheite hacken und übernacht in eine dose mit diesel stellen damit der kohleofen schneller anging.
zu allen überfluss mußte ich die herdplatte abschleifen bevor sie zu heiß wurde - hat immer schön gerochen. des weiteren durfte ich jeden samstag die kupferleitungen der 800 ps mwm maschiene polieren - "bei voller fahrt" wobei mir regelmäßig übel wurde - kommentar : da mußt du durch !!!
nicht zuvergessen die große glocke polieren - damit wurde morgens das schleppschiff - dreimal alle 15 min. angebimmelt damit sie wußten wann der anker gehieft werden mußte.
das war auf dem irbis - mein erstes schiff bei dettmer und zwar der hier unter msg irbis im forum ist.
das waren noch zeiten - wenn ich an land ging mußte ich mich bis spätestens 22.00 uhr beim schiffsführer zurück melden .
nur zum vergleich ich war 14 jahre - ein fliegengewicht und 165 cm.
gruß peter

Dewi
22.12.2009, 21:57
Hallo miteinander,

mit Geschichten kann ich leider nicht dienen, da ich bei meinen Eltern gelernt habe und da doch ein wenig anders gearbeitet wurde als auf ein Reederei Schiff. Aber einfach war es auch nicht, nur ich hatte die Matrosen Wohnung alleine für mich. Kochen usw. musste ich auch nicht, da meine Mutter ja mit an Bord war. Habe heute einmal meine alten Fotoalpen durchgeschaut. Viele Bilder sind nicht dabei, aber ein paar Bilder kann man gut zu diesem Thema mit einstellen. Sind aber alles Aufnahmen, wo ich noch nicht gelernt habe!

Bild 1-2: 1971 (da war ich 6 Jahre) bei aufdecken des Holzlukendach. Müsste irgendwo im Gebirge sein?
Bild 3-4: 1974 (da war ich 9 Jahre) auf der Fahrt nach Mannheim.
Bild 5-6: 1975 (da war ich ein Jahr älter :dream: ) irgendwo . . . . .

Unsere kleine Rodema konnte man damals ohne weiteres mit den Füßen steuern, sie lag hervorragend am Hitzler 3 Flächen Ruder. In meiner Lehre bin ich dann des öfteren auch so in die Schleusen eingefahren, man war ja zu faul aufzustehen!

Weiter Bilder folgen noch!

Gruß Dewi

Norbert
22.12.2009, 22:02
Hallo Fahrensleute,

ich sitze hier lese die Berichte von Adrian, Leunam und den Anderen dabei schmunzle ich so vor mich hin. Das sind Geschichten die das Leben schreibt, ein paar stehen ja schon unter der von Dewi erwähnten Rubrik Binnenschiffergeschichten. Ich bin mir sicher die wird sich in nächster Zeit mit Geschichten über Erlebnisse oder kleine und große Missgeschicke füllen. Bin mal gespannt was noch so kommt. :super::super::super:

Gruß Norbert

Pedro
22.12.2009, 23:31
Super DEWI, wenn das nicht von der "Picke auf" ist, dann weiß ich es auch nicht.
Ich kann es kaum noch abwarten, nach Mönchneglb. zu fahren und die alten Alben bei Mom durchzustöbern. Da ist sicher jede Menge Matreal für hier drin.
Solange bitte ich um Geduld. :geil:
:wink: Pedro

Dewi
23.12.2009, 00:08
Hallo Pedro,

und weil es so schön ist, auch noch was von mir. Da war ich auch noch nicht einmal ein Jahr!

Auch wurde ab und an, das Holzluckendach ausgebessert. Wie auf dem Bild zu sehen ist, wurde ein Märklin angepasst! Und ich kleiner Zwack, natürlich mitten drin, und dann auch noch mit schweren Werkzeug!

Gruß Dewi

PS Bilder sind in Straßburg 1966 aufgenommen worden.

Gamperdona
23.12.2009, 00:09
Hallo Leute

Hier ein Foto aus meiner Zeit als Schnupperlehrling.
Aufgenommen 1979 an Bord von MS Gamperdona nach dem Mais laden in Rotterdam für Bamberg.

Schnuppern war damals die Bezeichnung für diejenigen CH-Schüler der
9. Klasse, die vor der Berufswahl standen und in einen Lehrbetrieb hineinschauen wollten. Also quasi die "Fahrenszeit" vor dem eigentlichen Leben als Schmelzer.

Ich musterte 1980 in Emmerich an, auf MS Express 67. Der Tag war allerdings ein Abenteuer sondergleichen für mich 15-jährigen Bubi :
Da ich mit einem "Seekoffer" auf dem Kopf transportierend vom Bahnhof zum Rhein marschierte, wurde ich plötzlich von 2 Beamten der Kripo mit vorgehaltener Pistole aufgefordert, stehenzubleiben und den Koffer sofort hinzustellen.
Man erklärte sich und es stellte sich heraus, dass ich von Bürgern als Schmuggler verdächtigt wurde.
Zudem verpennte ich den Zug am morgen und es war peinlich, dies auf dem Personalbüro am ersten Tag nach Antritt der Lehre zu beichten.

Was für ein Start in die Lehrzeit als Rheinmatrose!

Die anderen Scans sind ein Papier, dass von der SRN in den 70-igern an interessierte Schüler abgegeben wurde.

@Adrian
"Vollkrass" was Du beim streichen mit Lösungsmitteln erlebt hast. Auch ich kenne das Vor-, Achterpiek streichen mit Bleimeninge sehr gut. Und auch die graue Laderaumfarbe ist mir bestens in Erinnerung, jedenfalls die Halluzinationen etc. die ich anschliessend hatte.
Naja, wenn ich damals soviel von Chemie verstanden hätte wie heute, wäre mir das nicht passiert bzw. ich hätte mich geweigert diese Arbeiten so auszuführen.
Auch habe ich Tanker-Kofferdämme und Laderäume innen mit der Schleifmaschine entrostet, Masken waren keine vorhanden.

Grüsse,
Stephan

PS.
Sehe gerade das die Doks miserabel aber nicht unlesbar sind. Sorry!
Falls jemand Mühe damit hat, bitte melden. Ich mache dann einen neuen Versuch.
PPS.
DEWI arbeitet daran...
In der Vorschau auf das Dokument drücken, wird dann separat angezeigt. Dort kann man es dann wieder vergrößern und ist gut lesbar. Zurück zum Forum kommt man dann wieder, wenn man den Pfeil Zurück Button des Browser verwendet. Anders ist es nicht Möglich! Gruß Dewi

LEUNAM
23.12.2009, 01:50
Hallo Miteinader

„Retep“ hat es "gut geschrieben.

Nun dachte ich, dass dieses „Zylinderkopfschmiergeln“ usw.usw, nur bei den „Roten“ eine „Kultur“ war…….?!!!! Seit heute weiss ich also, dass dem nicht so ist.

Nun ein paar Stichworte meines Schreibvorgängers „Retep“. Habe mir erlaubt, dazu ein paar (oder doch einige mehr) Anmerkungen und eigene Erlebnisse vor allem im Zusammenhang mit dem „Schmelzer“ einzubinden (jeweils unterstrichen). Wohlgesagt, ich denke, dass ich „ein Buch“ mit Erlebnissen füllen könnte – muss aber sagen, dass ich mich wirklich sehr gerne an diese Zeit zurück erinnere! Für die „Nichtschiffer“ habe ich ab-/ und zu „Übersetzungen von Fachausdrücken“ in Klammern gesetzt.


So habt Ihr mal etwas zu lesen……… -hoffe, dass Euch diese Art von "Geschichten" - also "Geschichten die das Leben schrieb", gefallen?

„Matrosenwohnung:
Die Matrosenwohnung war früher eigentlich immer „Vorne“. Diese war mit einem „Vorunter“ versehen. „Irgendwo“ dort in einer „Nische“ hatte der „Schmelzer“ meistens seinen „Platz“. Wenn der 2.e Matrose verheiratet war – und die Gemahlin nur für Ihren Mann kochen wollte, war das eine ziemlich komplizierte, technische Angelegenheit. Das fing an beim Timing, wer wann kochte und in der Aufteilung des Kühlschrankes (es gab ja nur einen pro Wohnung). Die „Bankkiste“ gehörte jedenfalls dem Matrosen - auf dieser konnte man gemütlich den „Mittagsschlaf“ machen. Während dieser Zeit musste der „Schmelzer“ die Küche in Ordnung bringen und auch zwischendurch die Maschinen schmieren und kontrollieren…….! In der Kiste waren die Essensvorräte „gebunkert“. Ich kenne einen Matrosen, der den Namen „Bankkisten-Bernhard“ erhalten hat, weil er meistens (auch während der Arbeitszeit) dort anzutreffen war…… . Dieses Verhalten war aber höchst selten anzutreffen – obwohl, Ausnahmen siehe unter „Maschinenraum“ weiter. Es gab Schiffsführer, die bezeichneten die Matrosen als „die Schweine vor dem Mast“. Warum? Weil der Mast/Mastkocher bei vielen Schiffen (vor allem bei Tanker) hinter der Wohnung eingebaut wurde. Mit Mastkocher“ wird übrigens die Halterung“ des Mastes gemeint.
Es gab aber auch „die besseren Matrosen“. Das waren sog. „Steuermänner“ oder 1e Matrosen – welche auf „grösseren Schiffen“ (das waren damals Schiffe ab 1200/1600 Grosstonnage) ihren Einsatz hatten. Oft war diese „Steuermann-Wohnung“ auch in der „hinteren Roef“ eingebaut – meistens auf der Steuerbordseite. „Roef „ ist auch eine Bezeichnung für die Wohnungen auf einem Schiff.

Kühlschrank:
Wir hatten früher sehr moderne Kühlschränke – diese funktionierten mit Petrol! Wenn der Wind in den Windhuzen reindrückte, brannte das Petrolfeuer nicht mehr richtig – es „motete“. Somit war es schnell mal möglich, dass man sich am Morgen Früh, wenn man schlaftrunken aus dem Vorunter kam, sich in einer „Tropfsteinhöhle“ aus „Pertoleumfäden“ vorfand….. . Wer das fettige Zeug wegmachen musste, ist ja wohl klar……! Das zu reinigen war jedes Mal eine Story für sich…… . Später wurden die Kühlschränke „in Gas“ umgewechselt.

Toiletten-/Duschepumpe:
Es gab zwei verschiedene Systeme von „Flügelpumpen“. Der Ansaug beider Pumpen war gleich – es musste zuerst (wenn das Schiff leer war, ragte ja das Vorschiff „weit“ aus dem Wasser) „mit viel Gefühl“ ein Vakuum erzeugt werden und dann z.B. „das Geschäft“ direkt mit dem angesaugten Aussenbordwasser weggeschwemmt werden. Bei der Dusche war es etwas anders. Da saugte man das Wasser aus dem Trinkwassertank und füllte einen „Druckkessel“. Dieser Druckkessel reichte aber nicht, um sich vollständig abzuduschen.
Deshalb war das Pumpen auch eine der vielen „Hauptaufgaben“ des „Schmelzers“…..!!! Der Schmelzer war wirklich „fast immer“ das A…….. !

Ein Toilettengang auf „leeren Talfahrt“ – vor allem mit einem Schubleichter auf Seit war auch immer eine spezielle Angelegenheit!
Ihr müsst Euch vorstellen, dass – vor allem unterhalb der Ruhr (da ist der Rhein viel welliger – auch durch die vielen Schubverbände die damals fuhren) das Vorschiff des leeren Schiffes eine „auf-/ab-Bewegung machte. Wenn das Schiff „Oben“ war, kam kurz Luft in das Abflussrohr. Zusammen mit dem Effekt des Leichters auf Seit verstärkte sich dieses Phänomen. Das konnte dann soweit kommen, dass man wenn man auf der Toilette sass, eine Duche von unten“ erhielt. Und zwar mit „Volldruck“ – da war gleich eine „normale“ Duschen angesagt…….


Kohle/Oelofen:
Heizung mit Kohle habe ich selber auf dem Schiff 8bei den „Roten“) nicht mehr erlebt – ausser als ich mich im 1981 selbständig machte und als Lotse „Polakkenschiffe“ lotste. Da roch man nachher ganz extrem nach der Steinkohle…… . alleine das Stichwort „Polakkenschiffe“ wäre ein paar Zeilen wert. Wir hatten an Bord bereits „moderne“ Oelöfen. Der Nachteil bei den meisten Schiffen war, dass der „Tagestank“ neben dem Ofen war und zweimal im Tag aufgefüllt werden musste. Das Heizöl (normales Dieselöl) musste man vom Maschinenraum (Hinten) mit der „Schwengelpumpe“ aus dem Haupttank in einen Kanister pumpen und nach vorne tragen. Im Winter war das – bei „abgeladenem Schiff“ (voll beladen bis zur Eichmarke) eine gefährliche Angelegenheit, weil das Gangbord durch die Wellen der anderen Schiffe vereist war. Und wer musste diese tägliche Arbeiten wohl ausführen? Richtig geraten, der „Sch……. .“

Herdplatte/Gasherd:
Ja, auch ich kenne das „Ritual“, dass man – natürlich der „Schmelzer“ - die Herdplatte aufheizen solle und während diesem Vorgang mit „Sigolin“ die Herdplatte polieren…. . Das „dampfte“ noch Stunden nach dem nächsten Gebrauch aus und „verseuchten“ die Wohnung….. .Wir hatten zum Glück meistens Gasrechaud – diese sind fast so gut wie die modernen Induktionsherde .

Zylinderkopfschmiergeln/Kupferleitungen/Maschinenräume:
Mann oh Mann – das war tatsächlich ein „unmögliches Ritual“! Jeden Samstag mussten wir (vor allem der „Schmelzer“ und auch der 2e Matrose) am Vormittag die Zylinderköpfe „polieren“ und am Nachmittag „die Bude“ (Wohnung) putzen. Das Polieren der Zylinderköpfe war auch immer eine „Fingerübung – bei laufenden (heissen) Motoren, damals noch ohne Ohrenschutz….. . Dann war das polieren der „schönen“ Kupferleitungen (meistens vom Kühlwasser) direkt eine Wohltat. Es gab damals aber auch Maschinenräume, die sahen aus wie ein „Papagei“ – jede Leitung war mit einer anderen Farbe gestrichen…..
Damals war es Mode, dass die Flurplatten (das sind Eisenplatten, welche im Maschinenraum als „Fussboden“ einbebaut sind) mit Gasöl gereinigt werden mussten -es glänze immer so schön……. . Dass man aber einen Gasölfilm an den Schuhsohlen auf dem ganzen Schiff verteilte und man komplett nach Dieseöl roch, war wiederum egal. Übrigens apropos „Schuhsohle“: Damals hatten die Schuhe noch öfters „Speck-Schuhsohlen“ – diese Art von Sohlen vertrugen sich absolut nicht mit dem Gasöl. Die Sohle löste sich langsam auf – es entwickelte sich eine „schmierige Angelegenheit“.
Am Anfang habe ich angedeutet, dass es im Maschinenraum auch „spezielle Ecken“ gab – z.B. auf dem Gasöltank. Dort war es realtiv ruhig. Auch wurden damals dort die sauberen Putzlappen verstaut – ein ideales „Nest“ für Jemanden, der etwas „Erholung“ brauchte. Dort konnten die anderen Kollegen den „Schläfer“ nicht so schnell finden….. Und wer war es vor allem, der dort zu finden war? Der Sch…..

Schiffsglocke:
Das Polieren der Schiffsglocke – eine auf der Kommandobrücke (so nennt man die „Nock“ ausserhalb des Steuerhauses auf einem Rheinschiff) - und eine meistens auf der Ankerlier (Ankeglocke) war auch wieder eine der „Hauptaufgaben des Schmelzers“. Die auf der Kommandobrücke “ wurde auf den Motorschiffen vor allem zur „Lagebezeichnung“ (wenn man im Nebel vor Anker lag) gebraucht. Die auf der Ankerlier wurde zu meinen Zeiten dazu gebraucht, um dem Schiffsführer bemerkbar zu machen, dass das Anker ganz hoch gehievt war.

Landgang:
Ich weiss noch gut – wir lagen im „Rijnhaven“ in Rotterdam. Von dort war es ja nicht weit bis zum „Katendrecht…..! Dieser „Ort der Sünde“ ist wohl noch vielen bekannt. Ich ging, zusammen mit dem 1e Matrosen – und dem Schnupperlehrling – zu unserer „Stammkneipe“. Es war jedenfalls „später als 22.oo Uhr“ – und plötzlich stand der Schiffsführer vor uns. Er meinte, dass der Schnupperlehrling „sofort“ an Bord gehen müsse. Da wir den Schnupperlehrling nicht alleine an Bord laufen lassen konnten, gingen wir halt alle Drei auch zurück. Das hat sicher dem Schiffsführer gefallen – er konnte sich im „Katendrecht“ vergnügen und kam erst „am frühen Morgen an Bord….. . Die Reedereiweisung war damals klar – „Schmelzer“ standen unter der „Vateraufsicht“ der Schiffsführer – deshalb war die Zeitgrenze um 22.oo Uhr die rote Linie.Deshalb kenne ich selber auch das „Zurückmelden“ nach dem Ausgang.

Weitere „Spezialitäten, die mir eben so beim Schreiben in den Sinn kamen – also nicht vollständig:

Tauschwenken/Abwaschen/Abseifen:
Es gab eigentlich vier verschieden Arten von „Wasser spritzen“. Drei werden in diesem Teil beschrieben, der Vierte im nächsten Teil.
Beim Starten der Hauptmaschinen gab es Russ auf die Roef. Auch blieben – vor allem im Sommer – die toten Mücken der letzten Nacht überall liegen. Deshalb war es „normal“, dass man - noch vor dem Frühstück“ – das Schiff mit Aussenbordwasser abspritzte – eben das Tau schwenkte. Sei dies „modern“ mit dem Schlauch oder „von Hand“ mit dem Schöpfeimer. Frage: Wer kann – mit einer Hand – den Schöpfeimer während der Fahrt ins Wasser tauchen und „mit einem Ruck“ zurück in die Hand schnellen lassen. Dieses Kunststück war notwendig, wenn man „speditiv“ „von Hand“ das Deck abwaschen wollte…. . Das Abwaschen war immer so eine Sache. Einerseits wurde das Schiff z.B. nach dem Laden oder Löschen mal „grob abgewaschen“, damit der gröbste Dreck mal einigermassen weg war. Später – mindestens auf jeder Bergfahrt – wurde das Schiff „abgeseift“; d.h. mit Seifenwasser geschrubbt, bis jede Ecke „perfekt“ glänzte“. Der Schmelzer war immer derjenige, der „schruppen“ musste – der Matrose (meistens der 1eMatrose) war derjenige, der den Schlauch „befehligte“. D.h., der 1e Matrose spritzte – oft mit einer Zigarette in der Hand, während „der Schmelzer“ schruppte…..

„Abschwenken “vor Basel“
Bei den „Roten“ war es so Mode, dass wir, nachdem wir aus der Schleuse Kembs (letzte Schleuse vor Basel) Richtung Basel fuhren, das Schiff mit Wasser „Abschwenkten“. Zweck dieses „Rituals“ war, dass das Schiff schön glänzte, wenn wir in den Basler Hafen einfuhren…… . so konnte der Schiffsführer „dem Büro“ zeigen, dass er seine Mannschaft „im Griff“ hatte. Leider war es oft so, dass wir „untern den Kran“ fahren mussten um zu löschen. Je nach Ladung staubte es das Schiff total zu. Da es ja vorher „extra nass“ gemacht wurde, klebte alles schön fest daran…… - dann ging das Abseifen wieder los……..

Proviant einkaufen:
In meiner Zeit war es so, dass ich „als Schmelzer“ für 5 Mann kochen musste!
Daher war es für die anderen auch logisch, dass ich auch alles alleine einkaufen musste. Das war jedes Mal ein riesiger Krampf – vollbeladen mit dem Seesack und vielen Taschen, lief ich oft „Kilometerweit“. Heute würde ich natürlich ein Taxi nehmen oder wenigstens einen Einkaufswagen…… Das sieht man öfters in den Häfen, dass diese Einkaufswagen nicht von alleine zurück in den Supermarkt gehen…..
Unterwegs – wir waren ja doch meistens gute 2 Wochen auf einer Reise vom Seehafen nach Basel unterwegs, nahmen wir die verschiedenen Proviantboote. Die waren wohl „etwas“ teurer, aber für uns eine grosse Erleichterung. Wisst Ihr, dass es auch in Basel ein Proviantboot gab? Das waren die Gebrüder Lagler – später nur noch Mäni Lagler.

Waschen an Bord/Waschmaschine:
Zum Schluss noch etwas zum Schmunzeln: Mein erster „Waschtag“ als „Schmelzer“ an Bord – eine „lustige“ Episode!
Es war kalte Winterzeit. Ich war damals 16 Jahre alt - hatte noch nie an Bord meine Wäsche gewaschen. Deshalb nahm ich den „grossen Waschpott“ vom Vorunter hoch - stellte ihn auf den heissen Oelofen in der Küche und füllte diesen Pott (ca. 40/50 Liter Inhalt) zuerst komplett mit all meinen Kleidern (Socken, Unterwäsche, Pullover, Hosen, überkleid usw. usw, ….. einfach „alles durcheinander 30-90-Grad-Wäsche“…..). Danach verteilte ich etwas Waschpulver darüber und macht den Deckel zu. Da ich ja spätestens ab 08.oo Uhr bis um 11.oo Uhr Deckarbeit verrichten musste, „vergass“ ich meine Wäsche – jedenfalls dachte ich nicht mehr daran…..! als ich um 11.oo Uhr die Wohnung betrat, um das Mittagessen vorzubereiten, kam mir eine komische „Wolke“ (irgendwie feuchte Luft mit eigenartigem Geschmack) entgegen. Was war passiert? Da ich ja nur sehr wenig Wasser in den Pott einfüllen konnte – weil ich ja vorher den Pott mit Wäsche füllte, war diese Wäsche gar nicht richtig nass…… Deshalb verdampfte auf dem „hochstochenden“ Oelofen das Wasser in „Nullkomanix“. Ja, es kam soweit, dass die Wäsche an der Unterseite des Pottes anbrannte….. . Die komplette Wäsche war „verkocht, verwaschen und weiss ich nicht was alles……… . Tja, aus Schaden lernt man.

Wir hatten übrigen auf den „ganz modernen Schiffen“ (das waren damals die „Stromer-Serien“ der „Roten“) eine „Wischi-Waschi-Waschmaschine“ – das war eine Maschine, welche ähnlich wie mein o.e. Pott aussah, nur dass es am Boden eine Art „Bügel“ hatte, der immer „hin- und her“ bewegte und die Kleider verklemmte. Übrigens: Später habe ich z.B. meine Jeans und Arbeitskleider „wie immer“ in dem Topf aufgeheizt um nicht „braten“ zu sagen…) und sie dann auf dem Deck richtig ausgeschrubbt und sobald wir oberhalb Bonn waren (unterhalb war der Rhein sehr dreckig und die Luft war miserabel –man musste manchmal fast kotzten! ) habe ich die Jeans an der Wurfleine einen halben Tag ins Schraubenwasser gehängt. Sie waren dann „perfekt sauber“!

Nebst diesen techn. Problemen war auch das ganz grosse Problem der „Bordstrom“. 220-Bordnetz war ein etwas, das nur vereinzelte hatten. Der Technische Fortschritt – mit den vielen Annehmlichkeiten - kam erst so richtig in den Achziger-Jahren.

So, für Heut genug „geschwelgt“……..

Mit schiffischen Grüssen

Leunam

Gerhard
23.12.2009, 02:08
Hallo LEUNAM

mann braucht sich nur zurück zu lenen und die Augen zu schließen schon bist du 40 Jahre jünger.


"habe ich die Jeans an der Wurfleine einen halben Tag ins Schraubenwasser gehängt. Sie waren dann „perfekt sauber“!"

bei mir waren die Jeans so sauber das ich sie nicht mehr gesehen habe :roooll:

Gruß Gerhard

Ernst
23.12.2009, 02:27
.....bei mir waren die Jeans so sauber das ich sie nicht mehr gesehen habe.....

hattest wohl die Jeans mit nem "Paketknoten" angebunden. :fragkratz:

Gruß Ernst :wink:

Hermann
23.12.2009, 09:32
Hallo,

das mit der Jeans an der Wurfleine habe ich auch mal probiert, aber die war hinter dreckiger wie vorher ( voll schlammig) . Ich habe die Jeans später immer mit dem Schrubber an Deck gereinigt. PS. Bei der heutigen Wasserqualität kann man die Jeans auch wohl im Rhein spülen, aber nur bei normalen Wasserstand.
Schöne Geschichten! sowie Gerhard schreibt: " zurück lehnen, Augen schließen und man fühlt sich 40 Jahre jünger"

Gruß
Hermann:wink:

Adrian
23.12.2009, 14:02
Früher (also sehr viel früher, alles juristisch verjährt) auf den Tankschiffen gab es noch eine verfeinerte Methode, um Jeans und vor allen die sehr stark verschmutzen Überkleider zu waschen.
Die Wurfleine durch ein Hosenbein gezogen und das Paket durch das Tankbullauge direkt in den Laderaum ins Benzin eingetaucht. Nach ein paar Stunden den Kesselback mit viel Seife auf Deck ausgeschrubbt und dann ab ins Schraubenwasser.

Einmal hatten wir Nafta-Benzin geladen. Ich hänge den Kesselback in den Laderaum. Irgendwie habe ich das aber kurzfristig vergessen und so hing das Kleidungsstück bis am andern Morgen im Raum. Ich dachte mir, der muss jetzt aber besonders sauber sein. Als ich die Wurfleine rauszog, hing nur noch ein blauer Schleim an der Leine.
Seither kaufte ich keine Polyesterhaltigen Kleider mehr. Nur noch reine Leine oder Baumwolle.

Gruss

Adrian

Hermann
23.12.2009, 14:49
Hallo,

auch zum Deckwaschen hatten wir ein gutes Mittel, was sich gut zum Jeans waschen eignete: ca 6 Liter Wasser + 2 Liter Super-Benzin + Waschmittel P3. Dazu fällt mir etwas ein, ich war mit dieser Mischung das Roefdach am reinigen und kam mit dem Eimer in der Nähe von der Luftansaugung der Tubine, plötzlich drehte die Maschine hoch von 375 U/min auf 410 U/min.
Mein Schiffmann und ich wunderten uns kurz :fragkratz: über das Aufheulen der Maschine, dann fiel uns der Eimer neben der Ansaugung von der Tubine auf, ich entfernte den Eimer aus den Ansaugbereich und die Maschine beruhigte sich wieder.
Gruß
Hermann:wink:

Jürgen II
23.12.2009, 15:08
Hallo Jungs,
macht ja weiter so.....ich machs wie Gerhard, ich les ein Stück und lehne mich dann wohlig zurück.
Schöne Grüße aus Urmitz
Jürgen

Jürgen F.
23.12.2009, 16:21
Ich erinnere mich immer wieder gerne an einen extrem dämlichen Matrosen aus meiner Schiffsjungenzeit, der aus Faulheit seine Overalls immer nur ins Schraubenwasser hängte. Meistens fiel ihm erst in Friedrichsfeld nach dem Rückwärtsmachen ein das seine Wäsche noch in der "Maschine" war:Kap:. Wie gesagt: WAR! Denn viel war dann nicht mehr übrig. Ich hab mir jedes mal eins gegrinst wenn der Knallkopf vom Schipper einen Megaeinlauf bekam weil wieder mal eine Wurfleine futsch war:dream::dream::dream:. Das war so ein richtiger Mosesschinder und einige Jahre später durfte ich ihm dann doch noch die Quittung in Form einer Beule überreichen. Das war Geil:geil::geil::geil:

Schöne Grüße
Jürgen F.

Norbert
23.12.2009, 17:41
Die Methode mit der Wurfleine ist mir auch bekannt. Ich habe das auf dem SB MANNESMANN IV eine Zeitlang so gemacht. Die Kesselpack in eine Wanne, P3 und Wasser drauf. Dann das ganze einen Tag einweichen und Anschließen mit einer Wurfleine am Heck über Bord. Ganz wichtig war das eine Ende der Wurfleine am Boot festmachen, dass andere als großen Palstek durch die Hosenbeine. Nicht vergessen dem Alten im Ruderhaus bescheid sagen, dass die Stb. Maschine gerade zum Waschen mitbenutzt wird. Auch um Verluste beim Rückwärtsmachen zu verhindern. Nach rund 20 Minuten war der Waschgang mit 1700 Ps beendet.

Zum Thema Gasöl auffüllen, auf MS Katharina (war ich die gesammte Lehrzeit drauf) befand sich der Tank für den Ölofen des Schiffers Bb Seite auf der Roef. Also zuerst einmal die Gasölkanne im Maschinenraum füllen. Dazu hatten wir einen Tank mit einem Hahn dran. Diesen musste man gedrückt halten um das Gasöl abzufüllen. Da das aber zu langsam lief hatten wir ein Stück Besetzdraht zufällig parat liegen. Damit konnte man diesen Hahn in Füllstellung festsetzen. In der Zwischenzeit konnte man so wichtige Sachen erledigen wie im Maschinenraumeingang eine rauchen.
Blöd war nur wenn ich die Kanne vergessen habe, dann gabs mächtig druck vom Matrosen oder vom Alten.
Mit der vollen Kanne ging es dann Richtung Gasöltank. Dann auf das Roefdach dabei habe ich das Problem der Speck-Schuhsohlen auch kennengelernt. Immer einen Putzlappen mitnehmen, wurde vom Alten wohlwollend anerkannt.
Besonders wenn dieses Dach frisch abgewaschen war und es wieder eingesaut wurde, mochte der Schiffer garnicht.
Die Eiertänze mit der vollen Gasölkanne nach vorne bei voll Abgeladem Schiff sind mir auch noch lebhaft in Erinnerung. Ich bin einmal über den Winkel Balanciert was mir einen mächtigen Rüffel eingebracht hat. Also Stiefel an und durch.
Meine Kurzgeschicht zum Thema Petroleum Kühlschrank gibt es hier Warum wird man Binnenschiffer #13 (http://forum-f%C3%BCr-interessierte-der-binnenschifffahrt.de/forum/showpost.php?p=42919&postcount=13)

Jungs weiter so ich schwelge in Erinnerungen, früher war es manchesmal Hart aber Schööööön. :dream:

Gruß Norbert

LEUNAM
23.12.2009, 19:38
Hallo Miteinader

Ab- und zu brauche ich nur ein „Stichwort“ – dann kommt mir schon die nächste „Geschichte“ in den Sinn, die ich „damals“ als „Schmelzer“ erlebt habe!
Aber eben – wenn das Schreiben nicht wäre – das ist ja wie „Tag-und-Nacht“ am Haspel……

Übrigens – „Gerhard“, Ernst“ und alle anderen „User“ dieses Forum’s – Euer Zeitgefühl stimmt, das ist mittlerweile tatsächlich bald „so lange“ her……

„Herman“ schrieb über das Waschmittel „P3“ und dem Luftansaug der Turbine.

Damals war das „P3“ DAS Wundermittel. Sei dies wie erwähnt zum Kleiderwaschen oder um den Maschinenraum fettfrei zu kriegen, damit er wieder gestrichen werden konnte. Es gab nichts vergleichbares – „P3“ hatten wir gleich im 50-Liter-Fass an Bord. Der Umweltschutz kam in dieser Beziehung sicherlich zu kurz.
Wenn ich „P3“ höre, kommt mir immer die „Klementine-Werbung“ für ein „ähnliches Waschmittel“ in den Sinn – nur hatten wir damals kein Kopftuch an…….

Beim „Hermann“ war es scheinbar ein „Zufall“, dass die Maschine durch die „Inhalation“ vom „Superbenzin-P3–Waschmittel-Gemisch“ plötzlich „besser“ lief.

Viele Schiffe der „Roten“ waren damals mit 2-Takt-Sulzer-Dieselmotoren in Fahrt. Das waren teilw. „riesige“ Motoren – gebaut für die Ewigkeit und noch länger….. .
Dies haben wir ab-/ und zu testen müssen; nämlich:
Wenn wir z.B. auf der „Bergfahrt“ irgend einem anderen Schiff „Stundenlang am Arsch“ hingen und nicht vorbeikamen (weil der andere nicht kurz stoppen wollte), befahl uns der Schiffsführer, dass wir einerseits mit der einen Hand einen massiven Schraubenzieher hielten, mit dem wir die letzen paar Millimeter des „Einspritzdüsengestänges“ (das ist vermutlich nicht das richtige Wort, aber egal) so weit „hochzudrücken resp. verkanteten“, bis „alles am Anschlag war“ - auch die Motordrehzahl…... Diesen „Anschlag“ mussten wir dann noch toppen, indem wir mit der anderen Hand eine Büchse mit „Superbenzin“ unter den Ansaug halten mussten. Statt einer Büchse brauchten wir damals auch z.B. „Putzwolle“. Das war aber sehr gefährlich, weil die Motoren resp. deren Ansaug wie ein Staubsauger wirkte……. .
HEIIII, da liefen aber die Motörchen auf „Vollast“!!!
Das waren sicherlich 10 oder sogar mehr Prozent „Mehrleistung“ (in Tourenzahl umgerechnet). Dieser „Energieschub“ langte, dass damit auch die Schiffsschraube dementsprechend mehr Touren drehten und auch dementsprechend mehr Wasser schaufelten…… . Dass das die Motoren – und vor allem das Getriebe – das alles ausgehalten hatte, verwunderte mich nicht. schliesslich waren die Motoren eben ja gebaut für die Ewigkeit und noch länger….. .
Und wer musste diese Arbeit verrichten. Richtig geraten, der „Schmelzer“…..

Apropos „Überholen“:
Es gab auch öfter ähnliche Fahr-Situationen wie oben beschrieben, nur mit dem Unterschied, dass dieser „Superbenzin-Trick“ nicht half – weil der andere Schiffsführer u.U. der „bessere“ Fahrensmann war resp. sich „ein Müh“ besser auf diesem Flussabschnitt auskannte oder einfach mehr „Mut“ bewies und halt noch näher an den Grund fuhr! „Mut“-Proben gab es auch genügend – darum ist die Antwort auf die Frage, „wie weit man bei fahren könne“ (für „Nichtschiffer: „wie nahe man z.B. an eine Untiefe, Kribbe oder dergl. heranfahren könne“) sehr einleuchtend – „bis an Land“…… (für Diejenigen, welche den Witz nicht ganz checken…. – „….Land“ gibt es auch „unter dem Schiff“, nicht nur über der Wasseroberfläche…… ).

So entstanden tatsächlich sehr groteske Situationen:
Wenn es mal nicht klappte, um dem anderen „Kontrahenten“ (dem sagt man auch Berufskollegen/Fahrensmann) durch den o.e. „Energieschub“ vorbeiziehen zu können, haben die beiden Schiffsführer (oder eben eher „Konkurrenten“ die beiden Schiffe „Bug an Bug“ seitlich im ca. 30-Grad-Winkel aneinander gelegt. (Das sieht ungefähr so aus, wenn Ihr Eure beiden Hände leicht zusammengefaltet vor Euch anschaut…..). Die Deckmannschaft beider Schiffe waren in solchen Situationen jeweils besorgt, um mit dem Reibholz aufzupassen, dass es keinen (Blech)Schäden gab. Die beiden „Kontrahenten“, äh Schiffführer , waren dann absolut unsere Vorbilder…… und haben sich sehr verbal und gestikulieren miteinander Unterhalten…… . Das interessierte uns Matrosen resp. „Schmelzer“ aber nicht. Wir unterhielten uns auf der Pollerbank sitzend – ja es wurden untereinander sogar Zigaretten ausgetauscht……. .

Auch betr. „Uberholen“ könnte man zig Geschichten schreiben.
In der Schleppschiffära war das ein ganz spezieller Vorgang – da musste man (der Booten-Kapitän) genau wissen, was er tat.:
Für die Meisten nur aus Überlieferungen und aus Bücher wissen wir ja, dass diese Schlepper damals mit bis zu 8 (Acht) Anhängen, oder anders gesagt, die Schleppverbände waren bis zu 1,5 Kilometer lang…!!!! Das sind dann schnell mal 1-oder 2 Übergänge…… .

Ein „überholen“ mit einem - oder von einem – Schubverband resp. einem „Koppelverband“ konnte auch eine Herausforderung sein:
Man musste früher – mit den „langsamen Schiffen – viel mehr Voraus denken, als mit den heutigen Schiffen, welche im Vergleich alles „Schnellläufer“ sind! Das ist auch logisch, früher hatte man ca. 0,5 PS pro geladene Tonne – und Heute – oft übermotorisiert - manchmal bald 1:1 !!

Aber ein Ding noch zuletzt:
Die älteren Kollegen wissen es ja noch – früher musste man vor dem Überholungsvorgang anzeigen, wenn man Jemanden überholen wollte!
Dies geschah damit, dass man am grossen Mast eine „blaue Flagge“ gehisst hat (nicht zu verwechseln mit der „blauen Tafel“ resp. dem sog. „Steuerbordseitenflaggenstock“…..).
Das Hissen funktionierte so, dass diese Flagge an einer langen „Flaggenleine“, welche durch ein winziges Loch bis ins Steuerhaus führte, verbunden war. So konnte man die Flagge daran hochziehen. Damit diese - nach dem Überholvorgang und nach dem Lösen der Flaggenleine im Steuerhaus – wieder ganz nach Unten rutschte (dies war durch das Eigengewicht der doch sehr lange Leine (vor allem wenn sie nass war) und bei entsprechendem Wind oft nicht immer gut möglich). Deshalb hat man an der Flagge meistens ein schweres (ca. 5-10-Kilo) Rohr drangehängt und dies mit einer „Stage“ (Hilfskabel für die Mastarretierung) „lose“ verbunden, so dass es ohne Widerstand an der Stage rauf-/ und runter lief.
In der Nacht hat man statt der Flagge ein sog. „Überhollicht“ (weiss) ganz vorne mittschiffs am Bug angezündet. Damit man sicher war, dass das Licht brannte, sah Man einfach mit dem Feldstecher, ob man einen fahlen Lichtschein erkennen konnte – heute hätte man das Diodengesteuerte „Kontrollicht“ im Steuerhaus-Kontrollpannell….. .
Nun meine „berühmte“ Frage: Wer musste wohl die Flaggenleine und die ganze „Mastkonstruktion“ jeweils nach dem Laden/Löschen wieder aufhängen? Natürlich der „Sch…….“ …..

Eine Frage an „Norbert“:
Wie ging eigentlich Deine „Petroleum-Kühlschrank-Story“ weiter?

Ich merke, dass meine Schilderungen scheinbar nicht „unikat“ waren sondern eher ein allgemeines „Schmelzer-Problem“……!!

Möchte mich hier mal speziell für die vielen – positiven – Reaktionen bedanken.

Habe Freude, dass ich als „Neuling“ scheinbar voll in das „Schwarze“ getroffen habe – ja, dass Alle schon lange auf solche „Storys“ gewartet haben.

Auch ich empfand diese vergangenen Zeiten „hart aber Schööööööööön……“ ! Nun empffinde ich „das Forum“ „hart – aber Schööööööööön……“ ! Naja, wir Schiffer sind uns ja die langen Arbeitsstunden gewohnt – deshalb geht es immer so weiter.

Soweit wieder mal „alles klar“ und bis zum nächsten „Stichwort“, oder so!

Mit schiffischen Grüssen

Leunam

Heidi Franz
23.12.2009, 20:05
Hallo Jungs,

ihr seid :super::super::super:. Ich kann gar nicht genug von diesen alten schönen Geschichten kriegen, die mich soooo sehr an meine Kinderzeit und das damals erlebte auf dem Schiff erinnern. Ich hoffe, ihr habt noch ganz viele davon "auf Lager" und freue mich schon auf die nächste Geschichte.

Viele Grüsse aus Miltenberg
Heidi

Navico 2
23.12.2009, 20:19
Liebe Schmelzer-Kollegen Auch ich habe alle Schmelzerberichte Genüsslich und Aufmerksam gelesen, und fühlte mich gleich 48 Jahre jünger. Da fehlen nur ein paar Stichworte und man meint, es wäre gestern erst passiert.

Aber Tido seine Frage war wohl so gemeint: Woher kommt der Ausdruck Schmelzer ?

Im Ostdeutschen Raum wurde mehr vom Moses erzählt.

Heute sagt mann Azubi (Auszubildener).

In meinem Lehrvertrag von 1961 stand: Schiffsjunge, Ausbildung zum Binnenschiffer.

Liebe Kollegen, seid mir bitte nicht Böse, aber ich weiß immer noch nicht, vorher die Redensart Schmelzer kommt.

Mif schiffischen Gruß Manfred

Norbert
23.12.2009, 21:23
Hallo Leunam und alle anderen Leser,

ich habe den Teil der Geschichte mal rüberkopiert

Da war die Geschichte mit dem Petroleum Kühlschrank. Ich sollte den Tank mit Petroleum befüllen, was ich auch tat. Man sollte aber besser schauen was auf dem Kanister steht P ist Petroleum und B ist Benzin, das riecht auch anders. Ich weiß nicht was mich geritten hat aber ich hab Benzin eingefüllt und mir nur Drei Minuten später einen Tierischen Anschiss vom Matrosen abgeholt, mit recht.

Fortsetzung:
Ich hab wie gesagt nicht nur einen Tierischen Anschiss vom Matrosen abgeholt, der war auch noch Unterstrichen mit einem kräftigen tritt in den Hintern und der Frage "ob ich die Bude in die Luft jagen wolle". Hans hatte dabei eine Gesichtsfarbe wie ein gebrühter Krebs. Der Inhalt des Petroleum Tanks landete im Laderaum 1 und ich durfte ihn neu und mit dem Richtigen Stoff befüllen.
Übrigens seit dem konnte ich Benzin von Petroleum unterscheiden. ;-) Grins

Wenn ich mich dann mal zu Hause über die eine oder andere (aus meiner Sicht Ungerechte Behandlung) beschwerte, hatte mein Vater einen netten Satz auf Lager LEHRJAHRE SIND KEINE HERRENJAHRE.

Ich denke jedem der diesen Beruf gelernt oder ausgeübt hat, sind solche Sachen passiert. Heute kann ich drüber lachen, ist ja damals Gott sei Dank nix passiert. Gell Jogi war ne Geile Zeit bei dir.

Übrigens das Glocke putzen Samstagnachmittag hab ich da auch gelernt. Beim ersten mal habe ich ca 3 Stunden dafür gebraucht. Der Schiffer und der Steuermann haben mich schon gefragt ob ich die Nacht durchputzen möchte. Auch Technik muss man Lernen, später gab mir ein Ablöser aus Spay den Tip mit der Zigarettenasche zum Sidol, mit dem Hinweis "lass das aber nicht deinen Alten sehen".

Da Fällt mir übrigens das Schulschiff Rhein ein. Die haben bestimmt Mengenrabat beim Sidol bekommen, das waren Freitag noch richtige Reinschifforgien. Ich glaub zwei Mann hatten die Messingputzstation.

Die Geschichte mit dem Tauschwenken ist auch Prima. Als ich im Sommer 1992 das Schubbootdeck mit dem eines 100 Tonnen Prahm der WSV tauschte, kam ich von der Neuzeit ins Mittelalter. Der DP 1644 Bj 1928 in Erlenbach/Main wurde gelegtlich für den Dammbalkentransport (Schleusennotverschlüsse) benötigt. Er war in der Wohnung schon komfortabel und hatte zur Petroleumbeleuchtung schon einen Ölofen, es gab auch noch Prähme mit Kohleofen. Aber keine Pumpe, wenn die Dammbalken von der Schleuse zurück transportiert wurden, hatten sie in der Regel Längere Zeit unter Wasser im Schlamm gelegen. Diesen bekam man nur mit Wasser aus der Pütz wieder runter. Die Prähme waren nur 25 Meter Lang und 5,10 Meter Breit. Wenn du den von Hand abgewaschen hast wusstes du was du getan hast. War leider kein Schmelzer dabei, der hätte das Tauschwenken gelernt. Wohlgemerkt das war nicht in den 1950er Jahren das war in den 1990ern.


Gruß Norbert

LEUNAM
23.12.2009, 23:00
Hallo Miteinader
Hallo „Navico 2“

Wenn Du ein paar Seiten resp. auf der 1ten und 2ten Seite diese Themas die Beiträge 4, 6, 8 und 11 durchliest, dann wirst Du den Beschrieb des „Schmelzers“ von verschiedenen Kollegen erklärt bekommen.

Wie es zur Bezeichnung „Schmelzer“ kam, wird dort so gut beschrieben, dass ich mir nicht anmassen möchte, eine „neue, bessere“ Version aufzugeben. Ich bin jedenfalls mit meinen „Vorschreibern“ gleicher „Abstammungs-Meinung“.

Auf den Punkt gebracht, kenne ich folgende Auslegung:
>>> Der Schiffsjunge musste jeden Morgen Eier für die Matrosen in die Pfanne“ hauen“ – zum braten der Eier musste er vorher Butter schmelzen lassne; deshalb wurde er „fortan“ (ab wann weiss ich nicht….) „Schmelzer“ genannt. <<<

Oft findet man bei der Bezeichnung „Schmelzer“, dass das ein Schiffsjunge im ersten Lehrjahr sei oder dass der Schiffsjunge/Schmelzer für die Matrosen (Rheinschiff) kocht. Das stimmt also soweit mit meiner Zusammenfassung überein.

„Adrian“ hat in seinem Beitrag ja sogar erwähnt, dass man früher dem Schiffsjungen „Moses“ sagte (Details siehe Beitrag 11). Gemäss dieser Logik ist der Ausdruck „Moses“ der Vorgänger vom „Schmelzer“.

Aber eine „garantierte“ Überlieferung, woher der Ausdruck „Schmelzer“ her kommt resp. abstammt, konnte auch ich bis dato nirgends finden.

Deshalb belassen wir es doch einfach mal auf die überlieferten Thesen unserer obg. Kollegen!

SORRY:
Dass wir ab Seite 3 etwas vom Thema ab gekommen sind, ist meine Schuld. Das tut mir eigentlich leid – andersum haben all die Reaktionen gezeigt, dass das Abschweifen vom eigentlichen Thema viel Interessantes zu Tage brachte…..!

Danke an „Norbert“ für den Rest des „Pertoleumkühlschrankes“. Der Spruch LEHRJAHRE SIND KEINE HERRENJAHRE kenne ich auch und passt ja bestens.
Auch schön zu erfahren, dass Dich meine „Storys“ zum Sinnieren anregten……

Mit schiffischen Grüssen – ein ehemaliger „Schmelzer“

Leunam

Jürgen II
23.12.2009, 23:22
Hi Leunam,
mach hier ruhig weiter. Wenn unser Chef meint das Thema wäre besser getrennt ist es auch gut. Und jetzt an alle: ist doch ein supertolles Thema macht bitte weiter, dreimal besser als ne Shoutbox.
Gruß Jürgen

Adrian
24.12.2009, 03:20
Eine kleine Episode, heute zum schmunzeln, damals bitter ernst.
Ich musste auf einem Schiff ablösen, dessen Schiffsführer für seine cholerischen Anfälle auf dem ganzen Rhein berüchtigt war.

Wir waren sommertags früh aus der Schleuse Neuhof (damals die letzte) auf der Talfahrt. Draussen auf Strom schmiss der Schiffmann den Damfper rum und drehte auf. Er hatte die Eigenart, dass er die Besatzung nie im Voraus informierte, was er vor hatte, oder was gemacht werden musste.

Wir waren ein bisschen perplex, warum er mitten in der "Wildnis" aufdrehte. Schon kam der Befehl "Lass das Anker fallen" Für diesen Befehl brauchte er keine Gegensprechanlage.
Ok, Anker auf den Grund und noch 4-5 Meter Kette dazu. Wie immer.
Überraschenderweise drehte er mit der Schraube volle Pulle achteraus und schrie nach vorne: „gib doch mehr Kette, du Arsch“.
Na ja ich gab noch mal 10 Meter und drehte die Bremse zu. Die Maschine heulte immer noch voll achteraus und er schrie nach vorne: „lass doch mal die Kette laufen, herrgottnochmal“
Nochmals 10 Meter. Das Anker hielt schon längst und bei unserem 67 Meter Schiff waren sowiso nur 75 Meter drin.
So ein Manöver hatte ich noch nie erlebt. Nach dem dritten „Arschloch“ , welches von hinten kam, dachte ich, „selber eins“ und machte die Ankerbremse voll auf. Die Kette lief immer schneller über die Nuss und ich wartet eigentlich auf das dicke Ende.
Plötzlich ein „Plup“ und alles stand still. Die Kette war jedenfalls sehr stabil im Kettenkasten verankert. Währenddem die Maschine immer noch rückwärts zog (er hatte vergessen, auszukuppeln) kam der Schiffman mit jeder Menge Utensilien nach vorne.

- 4 Vierkanthölzer (8x8x50cm)
- ein dickes Holzbrett
- eine grosse Schachtel in einen schwarzen Plastiksack eingehüllt.

Dann ging er in die Vorpiek runter und ich musste ihm die ganzen Sachen runtergeben.

Nun dämmerte es mir langsam. Die Schachtel war genau so gross wie die vom Zollfreipaket.
60 Stangen Zigaretten hatten Platz darin.
Nun legt er diese Schachtel in den Kettenkasten auf den Boden, die Vierkanthölzer in die Ecken gestellt und das stabile Holzbrett, welches genau die Abmessungen vom Kettenkasten hatte , oben drauf.

Dann ging er wieder ins Steuerhaus und wir mussten das Anker rein drehen.

Eigentlich clever, welcher Zöllner holt schon 2 Tonnen Ankerkette raus, um Schmuggelware zu suchen.

Wir fuhren weiter zu Tal. Ich war gerade 3 Minuten am Frühstück, klingelt die Alarmglocke. Ich sofort auf Deck. Der nächste Befehl: „den vorderen Ballastraum füllen, aber dalli dalli“

Fluchend und kauend lief ich hinten in den Maschinenraum und setzte gleich beide Pumpen drauf. Wieder nach vorne, weiter frühstücken, den Abwasch machen und den Radio einstellen, um die Rheinpegelstände aufzuschreiben, um sie dem Alten zu servieren.
Nach den Pegelständen kam mir in den Sinn, dass noch beide Pumpen an sind.
Ich schaute zur Sicherheit mal in die Piek. Oh Weia, der Ballastraum, (der unter dem Piekboden) war voll. Sogar übervoll. Das Wasser stand schon ein Meter hoch in der Piek. Ich hoffte, dass er die Zigaretten gut eingepackt hat.
Natürlich habe ich sofort angefangen zu lenzen.
Er war mit den Wasserständen auf dem Rhein zufrieden. Ob er mit meinen Wasserstände in der Piek es auch war ??????

Bald kamen wir in Mundenheim an, den Dampfer rund und die ganze Kette raus. Der Käufer stand schon ungeduldig an Land. Während er mit dem Schwingbaum umständlich an Bord kam ging der Alte in die Piek runter. Er spannte sofort, dass die Wände feucht waren. In den nächsten 5 Minuten habe ich sicher 10 neue Schimpfwörter kennen gelernt. Ich wusste gar nicht, dass ich das alles sein kann.

Ich musste auch runter und helfen, den triefenden, inzwischen etwa 30 Kilo schweren Sack raus zu hiefen. Das Gesicht des Käufers wurde grau und länger. Wie ein Esel hat es ausgesehen. Aber er hielt sich mit den verbalen Zuwendungen mir gegenüber ziemlich zurück. Aber der Schiffmann kochte und dampfte wie eine Lokomotive.

Zur Strafe musste ich mit der Leiter aussenbord an Land klettern, und 3 schwere Oberrheinsteine an Bord schleppen. Die kamen in den Sack als Gewicht.

Die 60 Stangen Zigaretten bekamen ein klassisches Seemansgrab und ich musste noch 2 weitere Monate bei dem Schiffmann fahren.(War noch die grössere Strafe)

Harte Zeiten

Gruss

Adrian

Norbert
24.12.2009, 08:47
Hallo Heidi,


Ich hoffe, ihr habt noch ganz viele davon "auf Lager" und freue mich schon auf die nächste Geschichte.worauf du dich verlassen kannst! Ich hab wieder ein paar neue Stichworte bekommen, es kommt mir vor als blättere ich in einem Buch. So macht dieses Forum noch mehr Spass.

Gruß Norbert

Norbert
24.12.2009, 09:15
Leunam das „Abschwenken vor Basel“,

erinnert mich an eine Episode, das muss so 1975 gewesen sein.
Wir hatten Kohle nach Mannheim-Waldhof zur Zellstoff Fabrik gebracht und es stand das Wochenende an. Mein Schiffmann war von Gernsheim, wo er auch das Wochenende halten wollte. (Was selten vorkam) Nun ist Kohle ja bekanntlich keine saubere Ladung und das Schiff musste abgeseift werden. Die Entfernung zwischen Mannheim und Gernsheim beträgt ca 35 Stromkilometer, also wenn man langsam fährt 2 - 3 Stunden Fahrzeit, dass reicht nicht um ein 67 Meter Schiff blitzsauber zu bekommen.
Also gibt es nur eine Möglichkeit Teilwäsche. Gernsheim liegt Rechtsrheinisch und angelegt wird mit der Bb-Seite, diese inklusive Bug und Heck wurden Fachmänisch auf Hochglanz gebracht. Die Sparziergänger an Land sahen eine schöne saubere KATHARINA vor Anker liegen. Nebenbei bemerkt sah die abgwandte Stb-Seite aus wie Schei...., die kam dann Montags auf der Talfahrt nach Duisburg dran.

Auch Schiffmänner sind nur Menschen mit kleinen Eitelkeiten. Aber Walter Stumm war einer von den ganz guten.

Gruß Norbert

Gamperdona
24.12.2009, 13:37
Hallo zusammen

Passend zum Thema ein paar Illustrationen aus dem damaligen Alltag eines Schmelzers (Lehrberuf Rheinmatrose mit eidg. Fähigkeitsausweis).
Die Aufnahmen stammen aus dem Jahr 1985 und wurden an Bord von MS Furka (SRN AG) gemacht.
Diese Schiffe waren sehr luxuriös ausgestattet und alles war neu -kein Vergleich zu den Verhältnissen an Bord z.B. eines "Valschiffs"!
Viel Spass beim anschauen.

Grüsse aus der http://www.binnenschifferforum.de/images/icons/schweiz.gif
Stephan:wink:

Bild 1 : Mittagessen kochen für 2-4 Personen innerhalb 1 Stunde.
Bild 2 : Das Schlafzimmer (Koje wäre untertrieben) des Matrosen.
Bild 3 : Oel nachfüllen Hauptmaschinen.
Bild 4 : Spülung des Radialverdichters ( Turbolader) Die Drehzahl von 30-40Tausend upm machte einen Höllenkrach.
Bild 5 : Betätigen der Zentralschmierung
Bild 6 : Ueberwachen der Oelstände anhand der Schaugläser.
Bild 7 : Oelstand messen Hauptmaschinen mit dem Peilstab

Gamperdona
24.12.2009, 13:55
Bild 1 : Die Bedienung des Nachens oblag ebenfalls dem Schmelzer. Hier hat er den SF an Land gerudert.

Bild 2 : Ohne körperliche Beweglichkeit kam der Schmelzer nicht mehr an Bord...


Bild 3 : Sonntags und nach Feierabend (:roooll:) hatte der Schmelzer die Möglichkeit, unter Anleitung das Fahren zu erlernen. Wenn man gut war, erlernte man auch das Fahren mit Radar. Es war für mich ein absolut geniales Gefühl, im 3. Lehrjahr als Steuermann auf MTS Valeriana z.B. Nachts mit 1200 Tonnen Benzin an Bord 20m dem Ufer entlang zuschleichen. Man sei sich der Verantwortung bewusst, die ein Schmelzer-Matrose übernahm, wenn er alleine im Steuerhaus fuhr und die anderen schliefen)

Bild 4 & 5 : Deckwasch noch und nöcher. War es 50 oder 100 mal pro Jahr ?

Norbert
24.12.2009, 14:11
Geändert von Gamperdona (Heute um 13:04 Uhr) Grund: Wer immer noch Schreibfehler findet, darf diese gerne behalten... Hi Gamperdona,

ich such meine eigenen, da hab ich schon genug mit zu tun. ;-)

Gruß Norbert

Gamperdona
24.12.2009, 14:20
Bild 1 : Säuregehalt messen-prüfen Hauptbatterien

Bild 2 : Werkbank im Maschinenraum

Bild 3 : Spleissen der defekten Drähte

Bild 4 : Achterschläge ( Fitnesstraining )

Bild 5 : Festmachen an Dalben ( auch Fitnesstraing )

Bild 6 : Wer musste auf die Dalben klettern ?

Bild 7 : Mit der Wurfleine um den Dalben, danach den Draht nachziehen.
Der Steuermann überwachte das Ganze...

Gamperdona
24.12.2009, 14:34
Bild 1 : Koppeln (Bodybuilding)

Bild 2 & 3 : Ordnung muss sein.

Bild 4 : Laden von Tonerde. Der Staub gelangte durch alle Ritzen in die Wohnung. Wer musste wohl anschliessend wieder Saubermachen ?

Bild 5 : Ausspritzen des Laderaums, Vorbereiten für die Uebernahme der nächsten Fracht.

Bild 6 : Wessen Aufgabe war es wohl, jeden Tag die Scheiben des Steuerhauses blitzblank zu putzen ? Richtig!

Das ist vorerst der letzte Teil der Illustration. Vielleicht finde ich noch was, dann werd ichs einstellen.


Danke für die Aufmerksamkeit!
Grüsse, Gamperdona:wink:

Gamperdona
24.12.2009, 14:46
Hi Gamperdona,

ich such meine eigenen, da hab ich schon genug mit zu tun. ;-)

Gruß Norbert

Hallo Norbert

Soll jeweils nur ein Angebot sein, ohne Zwang. Wer selbst schon genug hat, verzichtet halt darauf...:lool:

Gruess
Stephan

Norbert
24.12.2009, 15:16
Hallo Gamperdona,

die Fotos sind Prima, da können unsere Nichtschiffischen User mal sehen was so gemacht wird, beim Koppeln oder Dalbenspringen. Dazu hatte mein ehemaliger Kollege Uli Prause aus Ruhrort folgendes Zitat: "Jeder Matrose ein Artist, eine Besatzung ein ganzer Zirkus" :cool:

Gruß Norbert

Power-Ship
24.12.2009, 15:23
Hallo Stephan!

Danke für die interessanten Beiträge. Wie Norbert schon geschrieben hat, ist das für User wie mich sehr interessant, die nicht in der Binnenschiffahrt tätig sind.

Schöne Feiertage

Arnold :wink:

Pedro
24.12.2009, 16:43
Hallo Norbert,
unter meinen Mails steht folgendes...

Alle Rechtschreibfehler sind volle Absicht und unterliegen meinem Copyright.
Zusammen ergeben sie eine unterschwellige Botschaft, mit der ich versuche die Weltherrschaft an mich zu Reißen.

Für dieses Forum erschien es mir aber nicht passend, da wir international sind und ich auch keine Fremdsprache kann. Schon garnicht schreiben.:roooll:

:wink: Pedro - der sein erstes, kleines Jubiläum hat... 100. Beitrag

LEUNAM
24.12.2009, 18:56
Hallo Miteinader

Das „neue Thema" – "von früher" ist ja fast endlos…..

„Teilwäsche“ ist auch eine Lösung…… - auch dazu hätte ich mindestens eine, lustige Story……. . aber eben, man kann nicht alles gleichzeitig……

Ich bleibe wenn möglich im "Umkreis des Schmelzer".
Da kommt mir gerade etwas Lustiges zum Thema „Schmelzer“ in den Sinn:
Der „Schmelzer“ war ja wie Ihr anhand der vielen Schilderungen herauslesen könnt, für „fast Alles“ zuständig. Bei der Ausübung dieser Tätigkeiten bekam er notgedrungen auch dreckige Hände!
Diese wurden ja aber – bei einigen meiner damaligen „Schmelzer-Kollegen“ spätestens „nach dem Mittagessen – beim Tellerwaschen – wieder sauber……. . „Än Guätä“ – für Dijenigen, welche sich vom „Schmelzer „bekochen“ liessen!

Kann mich erinnern – da war einer – der hatte übrigens einen lustigen Übernamen, welcher ich in diesem Zusammenhang – um die Privatsphäre zu wahren - aber nicht erwähnen darf. Der „Kollege“ hat jedenfalls das Händewaschen nicht erfunden. Bei ihm waren die Hände auch nach dem Tellerwaschen noch nicht sauber im Sinne von „normal“. Bei ihm war man dann – wenn er tatsächlich mal die Hände gewaschen hat – nicht ganz sicher, ob nicht unter dem vielen Dreck doch noch ein paar vergessene Handschuhe „auf die Oberfläche“ kamen……..!!

Ich möchte aber mit meinen Schilderungen nicht den Eindruck geben, dass die anderen – die andern Kollegen an Bord (Matrosen, Steuermänner sowie auch die Schiffsführer) nicht auch gearbeitet hätten!
Der „Schmelzer“ war ja einfach Derjenige, welcher der Jüngste der Besatzung war und seine Sporen abverdienen musste. Da man als Jüngling ja gar nicht die „Fingerfertigkeiten“ eines „alten Seebären“ besass, packte man das eine oder andere falsch an oder meinte zwischendurch nach „kurzer Fahrzeit“, dass man das ja „viiieel besser“ könne als die „Alten“ – bis man eben „auf die Nase“ flog. Daher war und ist wichtig, dass man seinen Beruf „von der Pike auf“ lernt - da gehörte ja auch das Putzen und die vielen andere, „Ungeliebten“ Arbeiten wie ich in meinen vorherigen Schilderungen ja bereits detailliert beschrieb, dazu.
Das Wort „Erfahrung“ im Schifferberuf sagt ja schon aus, dass man eben vieles „Erfahren“ muss, bis am schlussendlich der „(Er)Fahrensmann“ ist. Aus Schaden wird man ja – scheinbar mit Ausnahmen…..) bekanntlicherweise „Klug“ – wenn man eben auf die Nase flog oder indem man genau diese Arbeiten ausführte, die eigentlich (meistens aus Bequemlichkeit „der Anderen“ oder warum auch immer) Niemand anderes gern machte. Da diese Arbeiten aber doch gemacht werden mussten, war es halt die Arbeit des „Schmelzers“. So oder so oder gerade deshalb: Aus „Schaden“ – oder eben „aus den Arbeiten der anderen“ wird man bekanntlicherweise irgendwann auch ein erfahrener Schiffer, um nicht das Wort „klug“ zu sagen.

„Früher“ – bis Anfang’s der Siebziger Jahre gab es meines Wissens nur „männliche Schmelzer“ – der Beruf war körperlich einfach „zu hart. Ich meine im Jahre 1972 hat sich eine Schifferstochter erstmalig an der Schifffahrtsschule Basel angemeldet. Sie hat – zusammen mit ihren „Schmelzerkollegen“ - die ganze Laufbahn, bis zur Erlangung des Schifferpatentes erfolgreich absolviert.
Das ging aber auch nur deshalb, weil sie u.a. auf Schiffen fahren konnte, welche z.B. damals bereits „Rollluken“ hatten („Stromer-Serie“ der „Roten“ – „MC-Gregor-Luckendachsystem – sehr schwer und nur mit Hilfe des Lierdrahtes (ein dünner Draht, welcher auf den Schleppschiffen auch zum Verholen benützt wurde), geöffnet und auch geschlossen werden konnten. Körperlich wurde es in den folgenden Jahren immer „einfacher“ – eben „Frauengerechter“. Es blieb aber ein gefährlicher Job – auch konnten diese weiblichen Kolleginnen die „ganz harten Jobs“ einfach physisch damals nicht ausführen – die Muskeln und Kondition machten nicht mit. Trotzdem: Alleine nur die Bedienung des Lierdrahtes war eine wirklich „lebensgefährliches Hantieren“ – das war aber physisch eine der „leichten“ Arbeiten an Bord.
Warum war gerader dieser „Lier-der Draht“ „gefährlich“? Alle Drähe sind in der Handhabung „gefährlich“ – es konnte schnell mal beim „Abstoppen“ ein Finger, eine Hand, Arm, Fuss, Bein in eine Drahtschlinge (diese auf Deck geben kann) eingewickelt und so auf der „Pollerbank“ verklemmt ode eine der o.e. Körperteile „abgerissen“ werden. Der Lierdraht war besonders gefährlich - er wurde ab der Ankerwinde (Nuss) auf dem Vorschiff bedient. Wenn man die Lucken „nach Vorne“ ziehen wollte, war das noch ohne „Umkehrrolle“ möglich. Wenn man aber die Lucken „nach Hinten“ ziehen wollte, lief der Lierdraht auf diesen Schiffen spätestens bei der Kommandobrücke – oder bei einem Zwischenherft – durch ein sog. „Bloch“ (aufklappbare Rolle, durch den die Zugkraft des „Lierdraht“ in die andere Richtung gewirkt hat – also die o.e. „Umkehrrolle“. Das Bloch bewirkte, dass sich der Lierdraht bei hoher Zugkraft (kurz vor dem Zerreissen) wie ein Weihnachtsbändel „aufrollte“; und „so“ blieb. Da konnte man sich sehr schnell darin verwickeln und „auf die Nuss“ gespannt werden. Kompliment jedenfalls an dieses (damals) junge Fräulein, sich damals in der Männerwelt zu behaupten. Heutzutage ist das Normalität -es ist ja eben „Physisch“ kein Vergleich mehr gegenüber den technischen Hilsfmittel und Materialien von „Damals“. Wer weiss, was z.B. ein „Basler-Draht“ ist, der kann mich verstehen! (Den Baslerdraht“ - ein „dicker – ca. 36 mm Durchmesser messender Draht -, welcher man vor allem „im Oberrhein“ benötigte, – wenn man Feierabend hatte - Damals hatte man zum Festmachen noch an Land festmachen müssen. Um an Land zu kommen, brauchte man den „Schwenkbaum“ (siehe weiter Unten). Die Akrobatik zur Benutzung des „Schwenkbaumes“ sowie die Kraft zum Halten des schweren „Baslerdrahtes“ und dann das Ziehen des Drahtes zum nächsten „Oberrheinpoller“ (schnell mal gegen 100 Meter) – das u.U. im Hochsommer mit den vielen „Schnaacken“ war ein wirkliche „Schweissübung“ und „Kraftanstrengung“!

Den nächsten Satz sollen die Frauen bitte nicht lesen – DANKE….:
Wisst Ihr, wie man einem „männlichen“ Matrosen – „Schmelzer weiss ich nicht – sagt? Nein? …… noch immer nicht? ….überlegt mal – was könnte es wohl anders sein: „Schlitzmatrose“. Alles klar? Entschuldigung für die Ausdrucksweise – aber die „richtigen“ Schiffer kennen diese Ausdrücke ja bereits……!

Nun frage ich mich, wie wohl der Ausdruck für den weiblichen Schiffsjungen sein wird?

Fast wie ein Märchen:
Ich habe übrigen – als ich mein Brot als „Schiffsbefrachter“ verdient mal eine spezielle Begebenheit:
Da kam eines Tages (denke das war vor „gut 20 Jahren) ein Ehepaar mit einer damals ca. 17-Jahre alten Tochter aus dem „Zürcheroberland“ bei mir auf’s Büro. Die Eltern haben für die Tochter gesprochen und gefragt, ob sie – die Tochter - mal mit einen Binnenschiff mitfahren könne…..? Ich blieb höflich und erklärte, dass dies eigentlich nicht gehen würde, weil es heutzutage aus Sicherheitsgründen keine Schiffe geben würde, die einfach Jemanden als Passagier an Bord nehmen würden. Die Eltern erwiderten, dass sie – die Tochter –ja nicht einfach „Mitfahren würde, sondern an Bord auch arbeiten würde….. ! Ich erklärte ihnen, dass es ungefähr das Gleiche wäre, wenn ich bei ihnen an die Türe klopfen würde und fragen würde, ob ich mal eben 2 Wochen bei ihnen in der Wohnung Ferien machen könnte….. . Auch dieser Einwand von mir half mir scheinbar nichts. „Nein“ meinten die Eltern ganz ernst, sie – die Tochter – möchte nicht nur Mitfahren, an Bord Mithelfen sondern sogar „diesen Beruf“ – Rheinschiffer – lernen!!! Ich war kurz perplex – und gab einen Vorschlag, dass ich Jemanden wüsste, wo sie – die Tochter- evtl. „Mitfahren“ könnte – ich müsste das mal abklären. Sie – die Eltern - nicht die Tochter, die war immer noch ganz still daneben), gaben mir ihre Telefonnummer. Nach ein paar Tagen des Abklärens rief ich sie – die Eltern – an und gab ihnen Order für ihre Tochter betr. dem „Anmustern“ auf einem Schiff.
…… ich habe sie – die Tochter- an zwei holländische Junggesellen abgegeben, welche ich bereits aus meiner Lotsenzeit sehr gut kannte – übrigens nicht mit dem Hintergrund, was ihr (Männer) jetzt gerade denkt, nein – bei denen zwei war ich 100%ig sicher, dass „DAS“ genau nicht passieren würde…… . Das junge Fräulein – „die Tochter“ muss ich ja nun nicht mehr erwähnen, die Eltern sind ja nun nicht mehr dabei…. ) ging jedenfalls dort an Bord – wechselte nach langer Zeit (in gutem einvernehmen) das Schiff mit einem „Koppelverband“ – schliesslich wollte sie ja die Schifffahrt von allen Seiten lernen.
Irgendwann später lag sie mit dem „Koppelverand“ auf der Fahrt Richtung Antwerpen Abends vor einer Schleuse. Da lag auch ein deutscher Partikulier in der Nähe. Sie kam mit dem Matrosen (Sohn des Partikuliers) des deutschen Schiffes ins Gespräch. Dem Matrosen gefiel das jung Fräulein scheinbar „gut“ - oder war es umgekehrt….(?) . Jedenfalls packte sie die Koffer (auch wieder im guten Einvernehmen) und „stieg „ zum Partikulier hinüber. So erlernte sie nicht nur das „schiffische Partikulierhandwerk“ und z.B. das Fahren auf dem Main usw. von der Pike auf. Sie erlangte, nachdem sie genügend Fahrzeit aufweisen konnte – via Fernskurs – u.a. das Rheinschifferpatent und sonst noch viele andere, nützlichen Ausweise. Dafür mein Kompliment – „sie“ ist immer mein „Vorzeige-Beispiel“, wie man als „QuereinsteigerIn doch Fuss fassen kann und etwas erreichen kann, was man (oder eben in diesem Fall damals ich) vielleicht sogar „das Ziel“ belächeln. OK- sie hatte „als Frau“ doch einen etwas besseren Stand untern all den männlichen „Verehrern äh Kollegen. “ Es tönt ja wirklich fast wie im Märchen – aber irgendwann waren sie soooooo verliebt ineinander, dass sie heirateten und Kinder bekamen und zusammen das Schiff vom Vater ihres Mannes übernahmen. Tja, und wenn sie nicht……………. . Das ist jedenfalls ein „Schmelzererlebnis“ der ganz besonderen Sorte, oder was meint Ihr?

Aufruf an Alle:
Ich werde in meinen Berichten wenn möglich darauf achten, dass ich keine Namen „Miss(brauche“. Deshalb auch im letzten Beispiel keine Namen. Aber vielleicht erkennt der eine oder andere aus der Erzählung, um wen es sich hier handelt? Gehe davon aus, dass sie (das deutsche Partikulierehepaar) noch immer „am Fahren“ sind und zufällig diesen Artikel lesen oder dass einer von Euch Kollegen, die beiden kennt, dann lass sie bitte mit mir Kontakt Aufnehmen – DANKE.

Es ist mittleweile ja bereits dunkel geworden - das Christkind wird sicherlich gleich im Anmarsch sein.

Deshalb werde ich nun aufhören zu schreiben – werde auf die vielen Stichworte von „Gamperdona“ wohl später das Eine oder Andere dazu meine Erlebnisse weitergeben. Ich könnte auf jeden Hinweis, Foto usw. eine kurze Episode erzählen – es gibt soooo viele dazu und noch viel mehr!

Übrigens - früher gab es keine „Digitalkamera“ – die Fotos wurden vom negativ auf Papier gedruckt und müssen nun, wenn man diese digitalisiert ins Forum stellen will, zuerst einscannen usw. usf. . Den Schritt habe ich noch nicht gemacht, obwohl ich sicherlich noch Fotos von früher“ in meinen Schubladen finden werde. Deshalb etwas Geduld.

Ein Foto, welches in der endlosen Liste fehlt, wäre z. B. der „Schwenkbaum“ . Alleine bei diesem Stichwort oder auch zum heutigen Thema „Weihnachten“ – habe da bereits ein paar „ganz unterhaltsame Episoden“ im Hinterkopf parat. Seid Ihr neugierig?

Ich wünsche allen „besinnliche“ Weihnachtstage“ - die besten wünsche für’s neue Jahr kann ich ja später noch durchgeben……

Bis dann


Mit schiffischen Grüssen – ein ehemaliger „Schmelzer“

Leunam

Dewi
24.12.2009, 19:15
Hallo Leunam,

deine Erzählungen sind :super:und wenn das so weiter geht, könnte so mancher Buchautor vor Neid erblassen.

Bis jetzt bleibt Ihr ja wunderbar beim Thema!

Solltet Ihr/Du mit einem neuen Thema anfangen, wäre hier (http://www.binnenschifferforum.de/forumdisplay.php?f=1243) der geeignete Bereich.

So wird das ein :super: Nachschlagewerk, wenn die Themen beim Thema bleiben.

Ich danke Euch für diese Erzählungen. Sie lesen sich so, als hätte man es gestern erst erlebt!

In diesem Sinne

Anker runter, Nachtlaterne an, es ist Heilig Abend!

Gruß Dewi

Gamperdona
24.12.2009, 20:05
Hi Leunam

Tolle Ausführungen, danke!

Zum Thema Schwenkbaum :
http://www.binnenschifferforum.de/showthread.php?t=8219&highlight=Schwenkbaum

(An den :captain:und die Admins : Ja ich weiss, der lange Link sieht nicht schön aus, nächstes mal mach ichs dann besser):roooll:

Gruess,
Stephan
"Gamperdona"

Jürgen F.
24.12.2009, 21:01
Von diesen Geschichten liesse sich garantiert ein Buch schreiben. Wenn sowas dann noch verfilmt würde, hätten wir eine schöne Nachfolge für MS Franziska. Je mehr ich hier lese, um so stärker kommen Erinnerungen wieder hoch.
Weiter so:super::super::super:
Schöne Weihnachten
Jürgen F.

Ps. Der Rehrücken mit Pfifferlingen war butterzart.
Das Dessert, Schokoladenpudding mit Birnenstückchen und Vaniliesosse ein Traum.
Ich hoffe bei Euch war es ähnlich:dream:

Stadt_Aschaffenburg
24.12.2009, 21:08
Hi,

der Link ist doch voll okay :super:
...und wenn du ihn schöner haben willst, kopierst du den Link in die Zwischenablage, schreibst ein schönes Wort, markierst es, klickst auf das Symbol mit der Weltkugel und dem Verknüpfungszeichen und kopierst den Link in die dann erscheinende Befehlszeile. Dann auf Ok klicken und fertig ist der hübsche Link.

Das sieht dann so aus: WUNDERSCHÖNER LINK (http://www.binnenschifferforum.de/showthread.php?t=8219&highlight=Schwenkbaum)

...aber wir nehmen die Links wie sie kommen und freuen uns ;-)

LG
Micha

Horst
24.12.2009, 21:19
Ich hätte da auch noch ein paar 2 "Döntjes" von einem ehemaligen Legionär der vor seiner Legionszeit zur See fuhr, diese Geschichten sollten mal ein Buch werden, aber leider ist Manni im Februar 2005 nach langer Krankheit gestorben.

Manni und ich waren zur gleichen Zeit in der Legion, aber zusammen waren wir nur während der Grundausbildung in Bonifacio auf Korsika, das war 1966, nach der Ausbildung waren wir in verschiedenen Regimentern, Manni auf Madagaskar und ich im Fallschirmjägerregiment auf Korsika.

Wiedergefunden haben wir uns erst 2002 übers Internet

Bild 1 Manni als Junger Legionär:

Bild 2 Kurz vor seinem Tod

Bild 3 Ein Artikel über ihn und seine Kindheit in Hamburg

Mit seinen Geschichten werde ich aber einen neuen Thread eröffnen wenn erlaubt und Ihr viel lesen und schmunzeln möchtet :wink:

Power-Ship
24.12.2009, 22:00
Da bringt mich der Horst auf einen Gedanken:
Die Beiträge sind es wert, in einem Buch zusammengefaßt zu werden.
Vielleicht greift ja mal jemand die Idee auf...

Weihnachtliche Grüße

Arnold :wink:

LEUNAM
26.12.2009, 13:45
Hallo Miteinander

DANKE Kollegen für die Tipps!
Diese „Idee“ - ein Buch schreiben oder so - habe ich schon lange – jedenfalls seit ich mich vor ein paar Tagen im Binnenschifferforum „bewege“ noch mehr. …..bin ja schon dabei – schliesslich steht „mein Copyright“ jeweils am Ende des Textes….. .

„Adrian“ hat letzthin seine „Lebensgeschichte“ im Forum so toll und „fast bildlich erzählt“ – meine ist nämlich „fast gleich und doch anders“. Ich habe ja in meinem Beitrag Nr. 14 vom 22. Dezember darauf hingewiesen.

Auch eine Verfilmung könnte ich mir ohne Probleme vorstellen.
Ich schreibe ja momentan nur aus der Sicht des „Schmelzers“ – was denkt Ihr, was alles „herauskommt, wenn ich tatsächlich über meine „Lebensgeschichten“ (Mehrzahl!) erzählen würde?

Alleine meine Erfahrungen mit der „MS Froschkönig“ (www.ms-froschkoenig.ch (http://www.ms-froschkoenig.ch/)) (siehe auch Text im Anhang – so wisst Ihr nun Alle, wer hinter dem Pseudonym „Leunam“ steckt.
Mir ging es ja von Anfang an niemals darum, um mich zu verstecken.
Ich bin ein "Neuling - habe noch nie an einem Forum teilgenommen. Das Binneschifferforum hat mich einfach in den Bann gezogen. Ein „Pseudonym“ ist ein normales Outen in einem Forum, nur mit dem Unterschied, dass die Schifffahrt ein Dorf ist – und deshalb ein „Pseudonym“ eigentlich gar nicht nötig ist, weil sich Jeder „Insider“ meistens anhand den Beiträgen ja „ausmalen“ kann, wer tatsächlich dahinter steckt.

Gilt übrigens für Alle:
Macht also doch im Prinzip keine „Geheimniskrämerei“ betr. dem „Pseudonym – schlussendlich sollen ja hinter den Beiträgen reele Personen und vor allem „wahre Geschichten“ stehen. Keine „Baron-Münchhausen-Storys“!). Ich denke einzig bei den Berichten darauf aufzupassen, dass man die Anonimität (wenn möglich) wahrt.
Mein erstes Buch würde somit also alleine über die „MS Froschkönig“ zu füllen sein. Übrigens – der Name „MS“ kommt ja nicht von „Nichts“. Das habe ich mir bei der Namensgebung tatsächlich von der „MS Franziska“ abgeguckt! Finde, dass das „MS“ – obwohl es ja eigentlich komplett falsch ist – die „Froschkönig“ ist laut Attest ein Schlepper (heute nenne ich das Schiff einen „Wohlfühlschlepper“), welcher für 75 Personen zugelassen ist. Mehr Info's findet Ihr unter den Beiträgen "Vogel Gryff - SSB - 07000552 versus "Vogel Gryf" - 07200026". Auch die grossen "Seereedereien (Kreuzfahrtschiffe) mache es ja vor. Die schreiben ja auch immer vom "MS......", obwohl es diese Bezeichnung "auf See" gar nicht gibt!
Ein zweites Buch wäre z.B. meiner Lotsentätigkeit gewidmet. Da gab es echt viele – teils lustige – Begebenheiten. Das dritte Buch würde die Zeiten umschreiben, als ich – zusammen mit meinem Bruder- „verschiedenste Aktivitäten - ich machte mich Selbständig“ (u.a. auch im Schifffahrtsmetier) betrieb. Ein viertes Buch würde viele, viele Geschichten aus meinen langen Jahren als „Schiffsbefrachter“ hergeben. Das fünfte Buch würde ich „meinem Leben ausserhalb der Schifffahrt“ widmen. Obwohl – ich frage mich da gleich – gibt es ein Leben ausserhalb der Schifffahrt? Und das sechste Buch ………… usw. usw. !

Habe Gestern beim Blättern in meinen Tagebüchern ein lustiges Zitat gefunden (weiss nicht mehr, ob von mir selber „gedichtet“ oder irgendwo „abgeschrieben“), welches ich Euch jedenfalls nicht vorenthalten möchte und wohl in unser (modernes) „Schiffermetier“ passt:

„Du weißt nicht wie die Blumen duften,
weil Du nur Arbeit kennst – und schuften.

Und so vergeh’n die schönsten Jahre,
plötzlich liegts Du auf der Bahre,

und hinter Dir – da grinst der Tod.

Kaputt geschuftet, du Idiot“

Weiter Unten habe ich geschrieben.
„Geht es dem Arbeitgeber gut – geht es „uns“ auch gut….“
(wie habe ich das wohl gemeint….???
Ich war damals als Arbeitnehmer in der „Personaldelegation bei den „Roten“….)

Eines möchte ich hier nochmals ganz klar festhalten.
Ich schaue absolut nicht resignierend auf diese „alten Zeiten“ zurück. Die obigen Sprüche sind also nur „Worte von damals“. Nein, ich bin sehr froh, dass ich, wie ich bereits schon mal erwähnte, „die letzten Sekunden“ dieser „alten, knochenharten“ Schifffahrt erleben durfte! DIE Lebensschule.

Als ich Gestern so in „meinen Tagebücher von damals“ herumgeblättert habe, konnte ich ersehen, wann, wo, wie usw. ich was tat.
Seit Gestern verstehe ich deshalb noch mehr, wenn sich User’s wie:„Ernst“, „Adrian“, Jürgen II“, „Jürgen F“. „Gamperdona“, „Hannibal“, „rrindke“, „Power-Ship“, „Pedro“, „Stadt_Aschaffenburg“, „Hermann“, Dewi“, „retep“, „Norbert“, „Gerhard“, „Heidi Franz“, „Navico 2“, „Horst“, in dieser Sache zu Wort gemeldet haben. Ja, sich teilweise „wohlig zurücklehnen und nach dem “Inhalieren des Textes“ sich um dreissig/vierzig Jahre zurückversetzt fühlen! DANKE also nochmals für Eure „Unterstützung“ mit Euren kommentaren – nur so macht es Spass, am Forum teilzunehmen und ein paar „Überstunden zu schieben“….. ! Werde mir also vermutlich noch etwas Mühe geben.

Ich probiere wenn möglich immer auf die gleiche Art (visuelle Wortgestaltung – „fett“, Wortfarbe) zu schreiben – damit meine ich, dass man „beim Überfliegen des Textes“ bereits eine „Idee des Inhalts“ erhält.

Bis dann


Mit schiffischen Grüssen – ein ehemaliger „Schmelzer“

Leunam

LEUNAM
26.12.2009, 13:57
Ich hätte da auch noch ein paar 2 "Döntjes" von einem ehemaligen Legionär der vor seiner Legionszeit zur See fuhr, diese Geschichten sollten mal ein Buch werden, aber leider ist Manni im Februar 2005 nach langer Krankheit gestorben.

Manni und ich waren zur gleichen Zeit in der Legion, aber zusammen waren wir nur während der Grundausbildung in Bonifacio auf Korsika, das war 1966, nach der Ausbildung waren wir in verschiedenen Regimentern, Manni auf Madagaskar und ich im Fallschirmjägerregiment auf Korsika.

Wiedergefunden haben wir uns erst 2002 übers Internet

Bild 1 Manni als Junger Legionär:

Bild 2 Kurz vor seinem Tod

Bild 3 Ein Artikel über ihn und seine Kindheit in Hamburg

Mit seinen Geschichten werde ich aber einen neuen Thread eröffnen wenn erlaubt und Ihr viel lesen und schmunzeln möchtet :wink:




Hallo Miteinander
Hallo „Horst“

Ein Zufall!
Ich habe übrigens einen Nachbarn, der war früher tatsächlich in der Fremdenlegion – und ist ein aboluter „Schifffan“!!!

Auch Der könnte tatsächlich ein Buch schreiben – ich kenne sehr viele „Räubergeschichten“ von ihm. Er wäre die ideale Besetzung, um als „schiffischer Fremdenlegionär“ im Buch zu erscheinen…..

Nur eben - er ist bereits bald „Mitte Siebzig“ und nicht mehr ganz soo aktiv - aber schrieben, das weiss ich, kann er jedenfalls sehr gut.....!

Vielleicht in dieser Beziehung „bis dann“?

Mit schiffischen Grüssen an alle „Fremdenlegionäre“

Ein ehemaliger „Schmelzer“

Leunam

Gamperdona
29.12.2009, 17:38
Hallo

Nebst dem Berufsunterricht in der Schifffahrtsschule mussten die Schmelzer während der Fahrenszeit auch ein Bordbuch führen. Es mussten 28 Aufgaben aus den verschiedenen Fächern gelöst bzw. eine Arbeit geschrieben werden, -diese wurden selbstverständlich benotet.

U.a. schrieb ich dazumal einen Kurz-Aufsatz über ein für mich eindrückliches Erlebnis.

Damits lesbar ist, habe ich das Original abgeschrieben. (Anhang 3)

Die Fotos habe ich schon im Thread vom Express 77 veröffentlicht, der Bericht ist aber erst jetzt zum Vorschein gekommen.

Grüsse,
Stephan:wink:





Aufgabe Nr.: 1
Fach : Deutsch
Thema : Aus dem Leben eines Schmelzers

Schaukelpartie auf dem Express 77

Am 16. Dezember 1982 fuhren wir mit 650 ton Kies von Volkerak Richtung Kreekerak. Als wir Tholen passierten, sahen wir vor uns einen beladenen Tanker hin und her schaukeln. Der Bakenmeister warschaute uns, dass da vorne Querströmung sei, weil der Damm gebrochen war. Wir fuhren trotzdem weiter und als wir die Strömung erreicht hatten, fing unser Dampfer leicht zu schaukeln an. Der Wind kam vom Meer her und die Strömung trieb in die andere Richtung. Es schaukelte immer mehr und ich hatte Mühe das Schiff in der Fahrrinne zu halten. Der Tanker vor uns schaukelte ebenso,nur nicht so stark, da er abgeladen war.

Hingegen wurde bei uns der Neigungswinkel immer grösser und auf einmal kippte ich mit dem Stuhl in die Steuerhausecke. Ich rappelte mich wieder auf und fasste den Steuerhebel wieder. Der Schiffmann langte auch danach und so steuerten wir im Duo. Trotzdem schrieben wir mit dem Schraubenwasser unzählige Buchstaben. Was ich vorher noch als unterhaltsam angesehen hatte, wurde jetzt ziemlich kriminell. Der Schiffmann stöhnte bei jeder Welle die uns durchrüttelte auf und auch ich wurde langsam bleich und bekam weiche Knie.

Hoffentlich brechen wir nicht auseinander, sagte der Schiffmann wobei es ihn fast zu Boden schleuderte. Unterdessen kam die Frau vom Schiffmann ins Steuerhaus, auch sie war kreidebleich. Der Schiffmann hatte unterdessen das Ruder übernommen und der Wellengang wurde etwas ruhiger. Der Schmelzer und ich schnappten unsere Kameras und gingen auf die Kommandobrücke wo es gleich wieder losging. Diesmal am stärksten und wir mussten uns richtig an der Verschanzung festklammern.

Der rettende Damm schien einfach nicht näher zu kommen, nach langen und bangen Minuten waren wir in Sicherheit.
Man sieht erst in solchen Momenten wie man eigentlich am Leben häng. Trotzdem war es ein unvergessliches Abenteuer.



Auszug 1983 Original Bordbuch STS inkl. Fotos

LEUNAM
30.12.2009, 00:12
Hallo Miteinander
Hallo „Gamperdona“

Puhhhh….. – das war knapp!!!!

Deine „Bordbuchaufgabe“ erinnert mich an meine Schulschiffzeit.

Habe mal in meinem „Bordbuch“ nachgeschaut
Aufgabe Nr. 1 war damals, ein Tagebuch über 30 Tage zu führen.
Du siehst – 30 mal mehr als Du machen musstes – ist doch ungerecht……!
Mein Text wäre zu lang, um das „mal schnell“ abzuschreiben! Scannen kann ich nicht -funktioniert nicht…..)

Du hattest in Deinem Tagebuch eine Art „Todeserfahrung auf dem Schiff“ beschrieben.

Auch ich habe in meinem Tagebuch eine „gefährliche Situation“ beschrieben:
Wir lagen im Laurentshaven Rotterdam/Botlek am Tonerde laden.
Auf einmal kam ein „Chef“ vom Umschlagsbetrieb „Frans Swarttouw“ und gab uns Order, um mit dem Schubleichter, welcher wir auf Seit hatten, unter den damals neuen Kran mit dem 50-Tonnen-Greifer zu fahren.
Der Greifer – ein Riesending – (das war damals der grösste Greifer, den man sich überhaupt vorstellen konnte….) kam heruntergefahren Richtung des bereits vollbeladenen Schubleichter „Corona“ (das ist derjenige, welcher im Herbst 1984 vor der Mittleren Rheinbrücke“ in Basel für 3 Wochen „abgesoffen“ quer lag).
Der Kranmeister öffnete den Greifer – die riesige Schaufel grub sich in die Tonerde des Leichters. Tonerde ist „verdammt schwer - h.w. wurde der Greifer „überladen“.
Plötzlich – ohne Vorwarnung – riss ein Kupplungsstück nach dem anderen des „überladenen“ Greifers. Das passierte „innert Sekundenbruchteilen“….. – zum Glück waren wir alle in sicherem Abstand – ausser der Schiffer (wir nannten diese „Bag-Chauffeur“) des Schubleichter. Der „Donau-Sepp“, wie wir Ihn nannten, hatte auch damals wie eben später auch in Basel „RIESENSCHWEIN“!!

Was nun kommt, kann man fast nicht glauben, wenn man es nicht selber erlebt hat:
Ihr müsst Euch vorstellen - der Greifer war nur „etwas schmaler“ als der Raum des Leichters breit. Dadurch dass die Kupplungsstücke nacheinander rissen (d.h. die Bolzen der Verbindung waren zu schwach und rissen, kam der Greifer in ein unkontrollierte trudeln. Er fiel von rund 3 Meter Höhe senkrecht in den voll beladenen Raum. PLATSCH – der Leichter tauchte bis zu den Mittleschiffpollerdeckel unter Wasser – der „Donau-Sepp“ hatt nasse Füsse erhalten – wie eben im 1984 wieder….! Dann kam das Schiff langsam wieder hoch und schaukelte sich aus….. .

Stellt Euch vor, der Greifer wäre nur leicht an den Tennebaum angeschlagen oder sogar auf den Tennebaum gefallen – der Leichter wäre (h.w. so wie in Basel) in „Nullkomanix“ weg gewesen! Mit einem Unterschiede – dort ist es rund 20-30 Meter oder noch mehr tief…… .

Glück im Unglück – ausser den nassen Füssen des „Donau-Sepp“ kam glücklicherweise Niemand zu Schaden, obwohl wir in den „Sekundenbruchteilen „ keine Chance gehabt hätten, um auf die Seite zu springen und einerseits dem Greifer und den umhersirrenden, gerissene Seile auszuweichen!

Nun kommt etwas sehr interessantes. Mein damals „zukünftiger“ Schwager war auf einem anderen Schiff bei uns „auf Seit“ gelegen und hatte seine Minox-Kamera (ehem. Spionagekamera – war nur etwa „Daumengross“) dabei und hat „geistesgegenwärtig“ einfach nur noch abgedrückt…! Ich habe deshalb in meinem Archiv zig-Bilder, da ist der Greifer „im Flug“….. – absolut geniale Fotos (alles damals in „Schwarz/Weiss“. Werde diese in einem späteren Zeitpunkt – wenn sie mal digitalisiert sind – ins Forum stellen. Man sieht, es gibt nichts wo es nicht gibt!

Übrigens.
Bin gespannt, wer mir eine Antwort auf meine Frage von Gestern betr. der „Wellenbremse“ geben wird……..

Mit schiffischem Gruss - ein ehemaliger Schmelzer

Leunam

Gamperdona
30.12.2009, 01:59
Hallo Leunam

Zu den Abenteuern vom Donau-Sepp gibts ja genügend Infos im Forum, aber es ist schön an diese auch erinnert zu werden.
:roooll:

http://videoportal.sf.tv/video?id=f012bc1d-daa8-499d-a24e-b2cc40cf7958 &

http://www.binnenschifferforum.de/showthread.php?t=16621&highlight=Corona


Und DANKE fürs positive Feedback!

Guess, Stephan

de_Matroos
15.01.2010, 21:51
Hallo Gamperdona das Bordbuch mus auch heute noch geführt werden vom Moses.
Und es sieht noch genau so aus wie deins.
Gruss aus Basel

Jürgen F.
15.01.2010, 22:16
Mann Leunam!
Bei Dir wartet man gespannt auf die Fortsetzung. Es ist unglaublich, was mir da wieder alles in Erinnerung kommt:geil::geil:
Weiter so:super::super::super:

Schöne Grüße
Jürgen F.

LEUNAM
16.01.2010, 12:41
Hallo Miteinander
Hallo „Jürgen F“

Ich lese selber gerne Geschichten von „alten Schiffern“ oder von „alten Zeiten“ – aus einer Zeit, welche ich u.U. selber nicht erlebt habe oder welche „in meiner Zeit“ gehandelt haben.

Habe mal in meinen alten Tagebüchern „rumgeschmöckert“….. – da kamen mir zig-Sachen in den Sinn!

Das interessante daran ist die technische Entwicklung.
Schaut mal zurück in die Vergangenheit – in die „Anfängen der Schifffahrt“.

Darüber habe ich erst vor ein paar Tagen einen Beitrag (vom 14.01.2010 um 22.36h - DER WUNDERBARE RHEIN - - Flosssschiffahrt ) gesendet.

Habe mir aus meinen Tagebüchern ein paar Notizen gemacht und bin so „in Nullkommaninix“ auf weit über huntert „Titel“ gekommen, welche eine – meist lustige (oft mit Murcks….. - aus "meiner Zeit") – Episode beschreiben würde.

Wenn Du bei mir in der „Statistik“ reinschaust, findest Du mittlerweile unter anderen „Beiträgen“ noch weitere Storys „von Damals“!!

Alleine der Beitrag vom 12.01.2010 um 18.36h - Luftsprudelanlagen „auf Vollan“ – oder wie sich eine Toilette von selber „entstopft……!!!“ wäre so eine „Sch…..geschichte“.

Da Du ja auch „diese Zeiten“ miterleben durftest – ja das ist für mich „ein dürfen“ – kannst Du Dich in Deine eigene Vergangenheit hineinsetzten, weil „die Probleme“ und auch die Arbeit ja überall in etwa gleich war!

Werde mir Mühe geben, und mal zwischen meinen anderen Arbeiten ab- und zu etwas schreiben. Genügend „Stoff“ habe ich. Das macht aber auch nur Spass, wenn dementsprechend eine Reaktion – so wie von Dir, Jürgen – kommt. Das vermisse ich bis dato ein wenig, so wie beim Beitrag vom 12. Januar……

Also – bis später und schiffischem Gruss von Leunam

Jürgen F.
16.01.2010, 12:51
Eigentlich wären Die Erlebnisse in der Binnenschiffahrt ein eigenes Thema wert:dream::dream:
Da könnte man die Stories, Warum wird man Binnenschiffer schön mit reinpacken. Das Aufraffen zum schreiben fällt ganz schön schwer, um so mehr haben diese Geschichten Beachtung verdient:super::super:.Mein PC fluppt ja wieder, mal schauen...

Schöne Grüße vom nassen Dreieck
Jürgen

Dewi
16.01.2010, 14:46
Hallo Jürgen,

denn Bereich gibt es ja schon!

Binnenschifffahrtsgeschichten (http://www.binnenschifferforum.de/forumdisplay.php?f=1243)
Geschichten, Begegnungen, Gedichte aus dem täglichen Leben in und mit der Binnenschifffahrt

Aber dieser Bereich findet wenig Beachtung :fragkratz:

Gruß Dewi

LEUNAM
17.01.2010, 13:14
Hallo Miteinander

Ich bin ein „Forum-Neuling“.
Was ich feststelle ist die Tatsache, dass man oft auf irgendein Thema „antwortet“ oder „zitiert“, welches mit dem ursprünglichen Text im Prinzip nichts mehr zu tun hat!

Einerseits möchte man ja „antworten“ – andererseits gehört der Beitrag aber definitiv „eigentlich irgendwo anders“ hin…… . Oft schreibt man „über Etwas“ und kommt so (unabsichtlich) ins nächste „Thema“ – schreibt aber alles im gleichen „Thema“…… . Ein Teufelskreis!

Eine Lösung wäre vielleicht eine „Verlinkung“ mit dem richtigen Thema (?). (Wer macht diese „Verlinkung“? Ideal wäre, wenn es der Schreiber selber „anklicken“ könnte – oder aber durch den Admin.)

„DEWI“ schreibt aber, dass das Thema „Binnenschifffahrtsgeschichten“ scheinbar wenig Beachtung findet…… - dann frage ich mich als Schreiber schon, für wen ich mir die Mühe des Schreibens mache – wenn es ja scheinbar „fast – oder nur sehr wenige“ interessiert………. . DANKE „Jürgen F“ für Deine „moralische Unterstützung!

Mit schiffischem Gruss von Leunam

Power-Ship
17.01.2010, 13:21
Hallo LEUNAM!

Ich lese mit Interesse jeden Beitrag, kann aber selbst keine schreiben, da ich beruflich nichts mit der Schifffahrt zu tun habe! :frown1:

Bitte mehr davon!

Gruß

Arnold :wink:

Ernst
17.01.2010, 13:30
Hallo Leunam, das mit den Binnenschifffahrtsgeschichten darfst Du nicht so "Bierernst" nehmen !
Die Beiträge werden sehr gerne gelesen und finden auch Beachtung.
Nur wird halt zu dem Thema weniger veröffentlicht als in anderen Themen wo dann Unmengen an Fotos und Kommentare eingestellt werden.
Das dann so ein Thema (im Eifer des Gefechts) schon mal etwas "aus dem Ruder läuft" läst sich nun mal nicht verhindern.
Zum Verlinken folgendes, ich sende Dir per PN die dazu nötige Formel dann kannst Du das selber machen.
Lieber Leunam mach weiter so wie bisher, es wäre schade wenn keine Deiner schönen Geschichten mehr schreiben würdest.

Gruß Ernst (der auch manchmal Blödsinn zu einem Thema schreibt) das ist ein Sebstbekenntnis !

LEUNAM
17.01.2010, 13:46
Hallo Miteinander

…..alles klar!
Ich nehme es schon nicht „Bierernst“….. – und übrigens „Blödsinn“ ist relativ,
das sehe ich bei mir selber…..

Mache mein Bestes – muss jetzt an Bord und „lego“……..

Mit schiffischem Gruss von Leunam

Heidi Franz
17.01.2010, 18:55
Hallo Leunam,

Deine Geschichten sind wirklich super, ich lese sie immer und freue mich auch immer schon auf die nächste.
Das was Dewi meinte ist, das wir schon eine eigene Rubrik Binnenschiffergeschichten (http://www.binnenschifferforum.de/forumdisplay.php?f=1243) haben. Jürgen F hatte ja den Vorschlag für ein neues Thema Erlebnisse in der Binnenschiffahrt gemacht und darauf hatte sich die Antwort von Dewi bezogen.
Deshalb bitte weiter so schöne Geschichten von Deiner Seite aber vielleicht unter der oben verlinkten Rubrik, dann läuft auch kein anderes Thema aus dem Ruder wie Ernst angemerkt hat.

Gruß
Heidi, die mit Spannung schon auf die nächste Erzählung wartet.

Jürgen II
17.01.2010, 22:16
Hallo Leunam,
schau mal....allein dieses thema "Schmelzer " ist bisher 2125 ( in Worten zweitausendeinhundertfünfundzwanzig ) mal angeklickt worden. Meinst du jetzt immer noch, das liest keiner??? Mach bitte so weiter und natürlich alle anderen auch.
Schöne Grüße aus Urmitz
Jürgen

LEUNAM
17.01.2010, 22:38
Hallo Leunam,
schau mal....allein dieses thema "Schmelzer " ist bisher 2125 ( in Worten zweitausendeinhundertfünfundzwanzig ) mal angeklickt worden. Meinst du jetzt immer noch, das liest keiner??? Mach bitte so weiter und natürlich alle anderen auch.
Schöne Grüße aus Urmitz
Jürgen



.....oha, SO habe ich das noch gar nie angeschaut....!!!!!!!

Mach mich daran - dauert mal eben........ und Tschüssssssssssssss

Gamperdona
17.01.2010, 22:56
Hallo Leute

Apropos Verhältnis lesen und schreiben in diesem Forum :

Meistens sind mindestens doppelt soviele Gäste wie angemeldete User hier im Forum unterwegs.
z.b. 20 angemeldete / 45 Gäste, also sehr viele die nur lesen.

Andere wiederum tragen zu diesem lebhaften Forum bei, so wie neurdings eben auch Du LEUNAM, oder aber auch p-m, hannibal, Adrian, de Matroos und wie sie alle heissen. Nicht zu vergessen Reanna,Poettekucker,Powership,claudius,grothefendt usw. und all die Moderatoren/Supermoderatoren und Administratoren die bald jeden Tag hier kontruktiv herumwerkeln und auch Daten herausssuchen und vervollständigen. (sorry, kann nicht alle aufzählen, es sind über 400 registrierte User die ich alle sehr schätze!)

Auch ich bekomme nicht immer eine Antwort auf meine Beiträge, wenn aber doch, dann freu ich mich doppelt.

So ist das Forumsleben, macht weiter so und veröffentlicht Beiträge, Fotos, Geschichten usw.

Hier noch eines meiner Liebslingsprichwörter:

"There are three types of people in the world : those who make things happen, those who watch things happen, and those who wonder that things happened"

Freie, sinngemässe Übersetzung : "Es gibt 3 Kategorien Menschen auf der Welt : Diejenigen die Dinge geschehen machen, diejenigen die zuschauen wie Dinge geschehen, und diejenigen die sich wundern das Dinge (oder etwas) geschehen sind."

(Cantor, bitte um Korrektur falls nötig!)






Grüsse,
Stephan:wink:

Wasserratte
17.01.2010, 23:41
Hallo Stephan, seufz - leider sprech ich kein englisch, auch mit dem Lesen haperts, kann man das bitte auch übersetzen? :fragkratz:

Gamperdona
17.01.2010, 23:57
Hallo Stephan, seufz - leider sprech ich kein englisch, auch mit dem Lesen haperts, kann man das bitte auch übersetzen? :fragkratz:

okey so für Dich Christa?

Gruss,
Stephan

Adrian
18.01.2010, 00:26
Bei den Reedereien herrschte damals (Anfang 70er Jahre) das Klima: wer von sich aus sein Arbeitsverhältnis aufkündet, ist ein Verräter (wenn er geschasst wurde, ist er ein Versager).

Da war auf einem Tankschiff (bei den Roten) ein 45 jähriger „erster Mann“ (Steuermann). Nennen wir ihn mal Peter. (der wirkliche Name ist dem Schreiber bekannt).

Der Peter hat ganz früher seine Ausbildung als Maschinist auf einer grossen Schleppboot gemacht hat, und nachdem die grossen Reedereien ihre stolzen, grossen Schlepp-Boote ausser Betrieb genommen hatten, hat er vom Maschinisten zum Matrosen gewechselt.
Er war ein sehr guter Fahrensmann, konnte aber wegen einer geringen Farbblindheit (rot und grün zuwenig erkennbar) niemals ein Rheinschiffer-Patent machen.
Für die Praxis spielte es aber keine Rolle. Er war bei den Schiffsführern sehr beliebt, weil er sehr zuverlässig war, und ein Vollblutschiffer, wie es im Bilderbuch steht.
Da er aus dem Schwarzwald stammt, war er aus meiner Sicht (als Schweizer Schmelzer) auch ein „Bilderbuch-Deutscher“.
Im Zuge der Mega-Fusionen grosser Reedereien, zeichnete sich auch bei den“Roten“ ein eher frostiges Klima ab.
So war es auch logisch, dass Peter sich nach einem guten Job an Land umschaute. Er wurde auch fündig. Eine Topstelle in einem Tanklager.
Seine Kündigungszeit war 3 Monate.

Aus irgendwelchen Personal-Dispositions-Gründen war es von Seiten der Reederei nicht möglich, dass Peter seine letzten 3 Monate auf „seinem“ Schiff bleiben, kann, auf dem er mehr als 7 Jahre als „erster Mann“ in seiner Luxus-Schiffswohnung (mit Zentralheizung und Badewanne) gelebt und gearbeitet hatte.

Im letzten Monat seiner Schiffer-Karriere wurde er auf das Frachtschiff versetzt, auf welchem ich seit 3 Monaten eine „einwöchige Ablösung“ machte. Ich musste diese „Kurz-Ablösung“ machen, weil mein Vorgänger-Schmelzer zusammen mit einem Kumpel im Suff in Rotterdam in eine Jacht eingebrochen sind, und damit nach England wollten. Sie kamen bis zu einer Sandbank beim „Hoek van Holland“. Und von dort direkt in einen holländischen Knast.

Also, der Peter wurde auf unser Schiff „strafversetzt“. Strafversetzt, desshalb, weil der Schiffmann als Choleriker bekannt war. (Das ist der mit den Zigaretten, siehe meinen Bericht: „Der Schmelzer als Mittäter……“.)

Nun sind da zwei Welten aufeinander getroffen, der Peter, als Deutscher mit 25 Jahren Fahrzeit, aber zum ersten mal in seiner Karriere auf einem Frachtschiff, und unser kleiner, sehr dominanter Schiffsführer, der irgendwo aus den hohen Schweizer Bergen her stammte, und sich auch dementsprechend benahm.

Peter wiederum betrachtete all seine Schmelzer als „Leibeigene“ Anfangs begehrte ich auf, wenn er morgens um 3 Uhr in Damenbegleitung an Bord zurück kam, mich weckte, weil ich ihm und seinem Gast Kaffee kochen musste. Na ja, er sagte, dass das jeder Schmelzer machen muss, und ich sowieso seine „Weiber“ anschauen wollte.
Ich schluckte das und war fortan zu seinen Diensten.
Wir schrieben das Jahr 1974 im Sommer, und es war viel Aufregung. In Deutschland fanden die Fussball-Weltmeisterschaften statt. Wir lagen am Wochenende im Stadt-Hafen Köln, um am Montag zu laden.
Am Samstag Nachmittag „befahl“ er mir, mich ordentlich anzuziehen, wir gehen zusammen einkaufen. Schnurstracks gingen wir zum „ Karstadt“. Dort kaufte er sich einen transportablen Fernseher, den ich den ganzen Nachmittag auf meinem Buckel schleppen musste, bis wir alle anderen Einkäufe getätigt haben.
Er schwärmte davon, dass wir kein einziges Meisterschaftsspiel verpassen werden.
Ich freute mich sehr darauf, waren wir doch meines Wissens die erste Matrosenwohnung der Reederei mit einem Fernseher. (Das Netzgerät von 24 Volt auf 12 Volt Betriebsspannung des Fernsehers war etwa die Hälfte vom Preis des TV.)
Eine Antenne musste natürlich auch noch her. Nun schleppte ich wie ein tibetanischer Sherpa einen Fernseher, eine Antenne und zwei schwere Einkaufstüten mit Lebensmittel an Bord. (Das Taxi war bei diesen Lebensmittelpreisen zu teuer.)
Peter hatte mit seiner Stange Zigaretten genug zum schleppen.
Den Rest meines freien Wochenendes verbrachte ich an Bord damit, die Antenne auf irgend eine Stange zu montieren. Und das Netzgerärt anzuschliessen, und zwischendurch zu kochen. Er hat für den Sonntag Mittag „goq au win“ (Hühnchen in Rotwein) gewünscht.
Heimlich war ich aber froh, dass ich wenigstens die Fussballweltmeisterschaft beinahe life mit erleben kann.
Peter war, wie er seber sagt, sehr sportlich. Das heisst, vor jedem Spiel zog er seine Turnschuhe an, nahm 4 Büchsen Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich mit der Zeitschrift „Kikker“ vor den Fernseher.
Wenn wir in Fahrt waren, war es meine Aufgabe, draussen auf dem „Oberlicht“ zu sitzen, und gemäss den Befehlen von Peter die Antenne immer so auszurichten, dass er den Optimalen Empang hatte. Das auch bei Regenwetter. Er sagte, es gebe ja schliesslich den „Ostfriesen-Nerz“ mit Kapuze (gelb und aus Gummi).

Jedenfalls eins ist klar, so habe ich mir die Weltmeisterschaft nicht vorgestellt. Wenigsten habe ich durch sein Geschrei immer online erfahren, wenn ein Tor gefallen ist.

Im Steuerhaus gingen nach dem Spiel die Manöverkritik weiter. Und zwar übermässig laut. Unser Schiffmann war aus Prinzip gegen die Deutschen, weil Peter dafür war. Und ich als Schmelzer musste während dem Kaffee einschenken, jedem der beiden Streithähne zur gleichen Zeit recht geben.

Die Spannung stieg jeden Tag, weil sich die deutsche Mannschaft (Beckenbauer, Netzer,Vogts und Co) langsam zu den Favoriten entwickelten.

Das Endspiel war sehr überraschend Deutschland gegen Holland. Das war für uns Rheinschiffer sehr brisant. Der ganze Tag war auf dem Kanal 10 nur noch Aggressionen zu hören, und jede Nation sah sich im Voraus als Weltmeister.

Für das Endspiel selber gingen wir auf der Talfahrt schon um 13:00 in Bingen rund vor Anker. Denn wenn wir das Gebirge hätten fahren wollen, wäre das Spiel in St. Goar schon zu Ende gewesen. So was wie damals in Bingen habe ich bei keiner Schiffahrts-Sperrung mehr gesehen. Der ganze Rhein war zu vor lauter vor Anker liegenden Schiffen zu. Ich denke mehr als 100 lagen da. Etwa halb Deutsch, halb Holländer. Die meisten hatten zur Feier des Tages die Nationalflagge am Hauptmast hochgezogen.

Das Spiel begann, da wir vor Anker lagen, musste ich die Antenne nicht nachstellen, ich durfte auf meinem „hölzernen Schmelzerstuhl“ den Match an schauen. Mein Schiffmann hatte mich auch eingeladen, bei ihm zu schauen, aber da mein Herz schon eher auf der Seite der Deutschen war, blieb ich lieber vorne und unterstütze den Peter bei seinem Geschrei.

Deutschland wurde Weltmeister, ganz knapp mit 2:1 nach Verlängerung und Penalty schiessen.

Um halb fünf fuhren wir weiter zu Tal. Das Geschrei auf Kanal 10 war teilweise unerträglich. Nur noch Agressionen. Ich bin nach einer Stunde zum Schluss gekommen, dass der zweite Weltkrieg auf dem Fussballplatz weiter geführt wurde.

2 Tage später war der letzte Tag von Peter. In Werkedam konnte er von Bord gehen. Aus lauter Dankbarkeit, weil Deutschland Weltmeister wurde, hat er mir seinen Fernseher geschenkt. (Vielleicht war der Grund, dass er keinen Kuli mehr hatte, der ihm sein Hab und Gut in den Schwarzwald trug)

Na ja, jedenfalls hatte ich trotz allem diese Weltmeisterschaft in sehr guter Erinnerung, hatte der Fernseher doch der Wert eines Schmelzer-Monatslohnes.

Gruss

Adrian

Wasserratte
18.01.2010, 00:38
Hallo Adrian,
ich hab mir alles so bildlich vorgestellt, dass ich herzlich lachen mußte, bei Deinem Bericht.
Du hast es auch zu schön beschrieben.

Ich seh Dich noch schleppen und auf der Roof sitzen, die Antenne ausrichten - sogar im Regen *grins*.
Dafür ist der Fernseher ja eine angemessene Belohnung ;-)

fredy
17.04.2011, 22:50
Es war schön diese alten Wörter wieder zu hören.Ich hab das alles auch mitgemacht.Das war wirklich so. Echt gut beschrieben.Gruss FREDY

Leckniet
19.04.2011, 12:13
kann nur sagen "es war hart aber schön"und ich weiß auch andere Zeiten wie 2,3 Tage an der Prins Hendrik Kade zu Liegen oder auch mal Kadendrecht zu sehen.
ich bin der Meinung der Stress war irgendwie leichter zu verdauen.
Gruß Schorsch

grotefendt
19.04.2011, 12:54
Hallo User

Nach nächtelangem Nachdenken über den uralten Begriff "Schmelzer" kam ich nun zu folgender einzig richtigen Lösung!

Damas waren die Schiffe ja aus Holz.

Ich selber habe noch mit Braunteer gearbeitet .
Der Teer ,damals in Klumpenform wurde in einem Kessel über einem Feuer erhitzt und flüssig gemacht.

Der Schiffsjunge (Schmelzer)mußte den Teer nachfüllen und rühren ,derweil die übrige Mannschaft das Schiff teerte.

Wir haben den sechziger Jahren Braunteer auf Luken und Bordwand geschmiert.

Später wurde der für die Persennige benötigte Braunteer zähflüssig geliefert, während der nun gelieferte Kohlteer für den Außenanstrich dünnflüssig war.
So kam es ,das ich in den sechzigern auf dem Schleppkahn "Hoesch 12" Tage damit verbrachte, den Braunteer mit dem Stoßeisen von der Bordwand abzukratzen.

Grüße Grotefendt

ulli
19.04.2011, 14:24
hallo von der küste
laut einem älteren bericht hier im vorum, kommt der begriff "schmelzer" aus der dampfschiffahrt.da immer viel und fett gekocht wurde, mußte schmalz zum braten geschmolzen werden. das übernahm meistens der schmelzer. angeblich soll der name so entstanden sein.
viele grüße ulli

Klaus Moseler
22.11.2011, 21:00
was in der seefahrt der moses ist in der binnenfahrt der schmelzer. so viel wie ich weiß kommt schmelzer von schmelzen am herd stehen und kochen wenn er es dann schon kann.
klaus m.

Rolf Gertsch
22.11.2011, 21:52
Hallo zusammen,

Woher der Ausdruck kommt fand ich nie heraus. Aber zu meiner Zeit wurden alle Schiffsjungen Schmelzer genannt. Das taten die Deutschen, Elsässer und Schweizer. Der Ausdruck Schiffsjunge wurde eigentlich fast nie gebraucht.

Herzliche Grüsse an alle

Pedro
23.11.2011, 04:40
Hallo Leutz.
Der Schmelzer ist der Schiffsjunge im ersten Lehrjahr.

Früher war er wohl zuständig für allerlei fettigen/schmalzigen Arbeiten... (Welche für "die Anderen" unter ihrer Würde waren)
Er war halt für alles "Niedrige" zuständig und an allem Mitschuld. (War doch früher "an Land" auch so...)
Sicherlich gehörte auch Schmalz schmelzen in der Bratpfanne dazu.

Vatern erzählte manchmal davon, da hieß es oft: "Pack zu Junge, damit du ordentlich Schmalz in den Muskeln bekommst..."
Obwohl Auszubildende heute manchmal in Wattebäusche gepackt werden, hat sich der Begriff erhalten.
Früher kam des Käptens (Meisters) Wort gleich nach Gotteswort...

Gruß Pedro - der früher nicht alles schlecht fand...

Wasserratte
02.01.2014, 04:44
Mein Großonkel Philipp (Zaun) hatte mir auch erzählt, dass der Schmelzer für die Mannschaft kochen musste, als er als Schmelzer angefangen hatte, war er auch dafür zuständig.
Und er musste auch die eine oder andre Backpfeife einstecken, wenn mal was nicht so geraten war oder er was vergessen hatte, damals herrschten eben noch andre Gesetze!

Navico 2
02.01.2014, 13:25
:pfeif:Hallo Wasserratte,
der Schmelzer musste früher für die Matrosen mit kochen. Der Schiffsführer hatte sein Koch immer mit gehabt.:pfeif:

Das der Schmelzer auch für das kochen zuständig war hatte wohl vielmehr den Grund, das im Vorschiff (Kajüte) nur eine Kochgelegenheit gab, also Gemeinschaftsküche.

Das dein Großonkel noch Backpfeifen einstecken musste war wohl nach dem 1. Weltkrieg.

Zu meiner Zeit als Schmelzer gab es keine Backpfeifen oder Prügel.

Gruß Manfred

Wasserratte
02.01.2014, 15:09
Hallo Manfred, ich denke, bei dem hohen Alter, das mein Großonkel gehabt hatte, war das wohl vor dem Krieg gewesen, als er in der Binnenschifffahrt ich glaube, auf der Oskar Huber (auf einer großen Schleppboot) angefangen hatte als Schmelzer, jedenfalls ist er in der Binnenschifffahrt aufgewachsen, da ja auch mein Urgroßvater Binnenschiffer war, ich hab doch noch ein Foto von Urgroßvater und der ganzen Familie, wie sie auf einem Stinnes-Schleppkahn im Gangbord stehen wie die Orgelpfeifen. So viele Kinder auf so kleinem Raum, das bewundere ich! ;-)

Leckniet
03.01.2014, 09:40
Hey Navico ich habe 65 als Schmelzer bei Haniel angefangen und kann mich sehr gut an Backpfeifen
errinnern,sogar ein Topf mit heißen Kartoffeln an den Kopf war dabei obwohl es die Schuld vom Matrosen war.
Kartoffeln tags vorher geschält und ins Wasser gelegt damits am nächsten Tag zwecks Schiffwaschen
schnellergehen sollte,abe rals die Kartoffeln nicht weich wurden wars passiert.Auf den Kähnen solls teilweise noch rüder zugegangen sein.