PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 1952 - Dammbruch 1952 in Frankreich



Gernot Menke
25.11.2009, 22:13
Als im Mai 1952 ein Damm im Canal lateral à la Loire brach und auf 20 km kein Sicherheitstor die Wassermassen aufhielt, gerieten 12 Penischen aufs Trockene - eine wurde sogar in die Bruchöffnung hineingezogen und erlitt einen Totalschaden. Tolle Bilder: schaut mal hier (http://www.jph-lamotte.fr/files/Plais-hist_chatillon_1952a.htm)!
Interessant der Propeller am Helmstockruder der am schwersten havarierten Penische - so etwas gab es ganz am Anfang der Motorisierung der einstigen Treidelpenischen.

:wink: Gernot

Elbianer
25.11.2009, 23:55
Hallo Gernot,

das sind wirklich tolle Bilder. Wie wurde den der Propeller am Helmstockruder angetrieben? Erfolgte es über so eine Art Z-Getriebe?

Gruß Thomas

Gernot Menke
26.11.2009, 01:20
@Hallo Thomas,

es gab verschiedene, teilweise sehr ausgeklügelte Systeme, "den Propeller nach unten zu bringen", wie es Wilfried Korff ausdrückte, der mich auf dieses Buch (http://pagesperso-orange.fr/vexin.fr/AMB/livre%20laurent%20roblin%201.htm) hingewiesen hat, in dem die verschiedenen Antriebe dargestellt sind.

Es handelte sich in der Tat um Z-Antriebe. Einen gab es schon 1929, den anderen entwickelten die Solvay-Werke für ihre Firmenflotte. Mir fehlt da aber selbst noch der Überblick, um mehr dazu sagen zu können. Es gab auch entsprechende Bezeichnungen für solche Schiffe: Gatti, Godille usw., ohne daß ich genau wüßte, was was ist. Vielleicht steht in dem Buch dazu mehr!

- Irgendwo war doch mal ein Foto aus dem Musée de la Batellerie in Conflans St. Honorine hier im Forum, auf dem so ein Antrieb an einem Museumsschiff zu sehen war!?

:wink: Gernot

Gernot Menke
26.11.2009, 12:20
@Thomas,

guck mal auf Bild 19: da hängt wohl die Schlaufe für den Schorbaum an dem besagten Ring, über den wir zunächst so gerätselt hatten!

:wink: Gernot

Gernot Menke
26.11.2009, 16:45
Mit Godille lag ich offenbar nicht ganz daneben - so nannte man eine Penische, bei der der Propeller unten am Ruder befestigt war. Im niederländischen Forum wurde ein Foto dazu eingestellt, auf dem der Mechanismus zu sehen ist - hier (http://www.kustvaartforum.com/viewtopic.php?f=3&t=77&sid=7772439b29fecef7483948df1b12100b&start=3620) ist der Link dazu (runterscrollen bis zu einem kleinen roten Foto im Beitrag von Mastodont vom 26. November 2009 um 11:53). Auch das darunter zu sehende Foto einer Penische mit Hilfsantrieb in dem Link ist sehr interessant!

"Godiller" heißt auf deutsch "wriggen" - eine godille (motogodille kannte ich vorher nicht) ist also praktisch ein "Motorwrigger" - eine Anspielung auf die geringe Leistung der Antriebe dieser Ruderpropeller.

Auch wenn es bei der "godille" in erster Linie darum ging, mit wenig Aufwand überhaupt einen eigenen Antrieb zu haben (und nicht die Schraube unter Wasser zu bekommen), sei an dieser Stelle noch einmal an den interessanten Antrieb des SCAMPOLO aus Saarbrücken erinnert - der einzigen noch arbeitenden Penische, die die Schraubenwelle (innenliegend) knicken und mit einer Spindel bei der Leerfahrt nach unten drehen kann. Früher fuhren einige Penischen mit diesem von der Werft Wirotius in Hanweiler entwickelten System, das sich nach Aussage des Schiffers des SCAMPOLO prächtig bewährt. Vielleicht bekommen wir ja ein Foto der Antriebswelle des SCAMPOLO mal irgendwie ins Forum ... !?

:wink: Gernot

Friedhelm L.
26.11.2009, 20:26
Mit Motogodille wird auch der Außenbordmotor bezeichnet. Der hier aufgeführte Antrieb wurde in nichtmotorisierte Schiffe nachträglich eingebaut. An der kurzen Schwanzwelle war mit einem Kardangelenk eine zweite, 1,5 -2 Meter lange Welle mit Propeller angebracht, die mit dem Ruder mitschwenkte.
Eine außergewöhnliche Konstruktion ist das zusammenfaltbare, dreiteilige Ruder. Dieses wurde beim Scleusen über einen Kettenantrieb zusammengeklappt, damit die Schiffe in die Schleusen passte. Schwachpunkt war das Kardangelenk, das nur vom Wasser geschmiert wurde, es musste oft gewechselt werden.

Gruß
Friedhelm

Gernot Menke
26.11.2009, 21:17
@Interessant, Friedhelm - ich nehme Deinem Beitrag zufolge an, daß es die Motogodille nicht nur bei Penischen, sondern bei allen kleineren Schiffen gab und deswegen nicht nur in Frankreich. Möglicherweise sind auch bei uns auf den Kanälen welche damit rumgefahren?
Vielleicht gab es so etwas ja sogar als Hilfe für die enkele Talfahrt bei kleineren Schleppschiffen auch auf dem Rhein??

Das Foto im holländischen Forum (siehe den Link oben in Beitrag 15) ist leider sehr klein, aber man könnte den Eindruck gewinnen, daß der senkrechte Teil der Welle ausfahrbar war, um bei Leerfahrt den Propeller tiefer zu bekommen. Oder täusche ich mich da?

Dritte und letzte Frage: sagt Dir der Begriff Gatty etwas?

Es sieht ja jetzt fast so aus, als sei die Motogodille neben dem Stoßboot und dem "lammen arm" (wie war die deutsche Bezeichnung dafür?) die dritte behelfsmäßige Motorisierung "ohne Geld" in den Jahren um den Krieg herum gewesen.

:wink: Gernot

Friedhelm L.
26.11.2009, 22:05
Hallo Gernot,
wenn Du mal auf diese Seite: http://projetbabel.org/fluvial/peniche.htm gehst, findest Du viele Informationen über die französischen Kanalschiffe. Dort hatte ich auch ein größeres Foto gefunden. Anscheinend ist das Ruder auch höhenverstellbar, sodass der Propeller mehr oder weniger tief eintaucht. Hauptsächlich wurde dieser Antrieb bei Schiffen eingebaut, die kleiner als die Penichen waren und nur 60 - 80PS hatten.
Hier findest Du das größere Foto: http://projetbabel.org/fluvial/automoteur_berrichon.htm
Viel Spaß beim Stöbern auf der franz. Seite

Gruß
Friedhelm

die gelinkte Seite unterliegt der Haftung des Anbieters

Gernot Menke
26.11.2009, 22:22
@Friedhelm: Richtig, da hatte ich das Foto beim Stöbern mal gesehen, ohne noch zu wissen, wo. Schön, daß Du die Adresse hier noch mal für alle Interessierten eingestellt hast (die Godille haben sie, den Gatty aber nicht).

:wink: Gernot

Elbianer
28.11.2009, 23:39
An der kurzen Schwanzwelle war mit einem Kardangelenk eine zweite, 1,5 -2 Meter lange Welle mit Propeller angebracht, die mit dem Ruder mitschwenkte.
Eine außergewöhnliche Konstruktion ist das zusammenfaltbare, dreiteilige Ruder. Dieses wurde beim Scleusen über einen Kettenantrieb zusammengeklappt, damit die Schiffe in die Schleusen passte. Schwachpunkt war das Kardangelenk, das nur vom Wasser geschmiert wurde, es musste oft gewechselt werden.

Gruß
Friedhelm

Hallo zusammen,

leider komme ich erst heute dazu mich an diesen interessanten Thema zu beteiligen. Erstmal muss ich zugeben, dass dieses Antriebssystem für mich ganz neu ist.
Ich habe mich bisher aber auch nicht mit Penischen und der Schifffahrt in Frankreich beschäftigt. Erst seit ich an der Grenze zu Frankreich wohne und beruflich hin und wieder auf den Canal de Colmar unterwegs bin, interessiert mich dieses Thema schon etwas.
Auf den Fotos im 2.Link von Friedhelm im Beitrag #8 sehe ich auch eine Kardanwelle, so wie von Friedhelm beschrieben. Also doch keine Art Z-Antrieb? Oder gab es so etwas auch?
Was das dreiteilige Ruder betrifft, sehe ich es so. Man hat das Ruder unten gekürzt um Platz für die Welle zu erhalten. Die Welle und der Propeller sollten ja nicht tiefer liegen als der Schiffsboden. Dieses gekürzte Ruder hatte nun eine geringere Steuerwirkung, dies glich sich zum Teil wieder aus, weil ja der Propeller mit schwenkte und eine Ruderwirkung erzielte. Allerdings war der Ruderausschlag nun gering, bedingt durch den Kardan. Vorher konnte man das Ruder ja fast bis 90 Grad auslegen.
Um dies auszugleichen wurde das Ruder nun dreiteilig ausgeführt. Das mittlere Teil diente als Gelenk dafür, dass das hintere Teil nicht nur ausschwenkte, sondern sich auch etwas seitlich versetzte. Dadurch lag das Ruder quer vor den Propeller und der gesamte Schub der Schraube konnte zum Steuern mit verwendet werden. Ohne drehbares Zwischenstück hätte das hintere Ruderteil nur Mittig hinter den Propeller geschwenkt und etwa die Hälfte vom Schraubenwasser währe auf der verkehrten Seite vorbei geströmt.
Das man damit das Ruder beim schleusen zusammengeklappt hat ist sicher auch richtig. Ohne Zwischenstück hätte man das Ruder, wegen den Propeller, nicht komplett zusammen klappen können. Es könnte aber auch zusätzlich zur Erhöhung der Ruderwirkung, wie oben beschrieben, gedient haben.
Ob es wirklich so funktionierte kann ich natürlich nicht sagen, dazu müsste man so etwas mal aus der Nähe betrachten.
Beim Bild der "MS Blue Berry" ist es allerdings wieder ganz anders. Da scheint das alte Teil vom Ruder und das Mittelstück fest zu stehen. Das Mittelteil ist ja scheinbar mit einen Draht und Spannschrauben am Heck fixiert. Nur das hintere, dritte Teil wird über eine verlängerte Pinne gesteuert.

@ Gernot, was den Ring betrifft, da hatten wir uns ja schon geeinigt, dass es "Allerweltsringe" sind. Ob diese Schleife für den Schorbaum diente, kann ich nicht bestätigen. Denn mit einen Auge (Schleife) lässt sich Dieser nur schlecht befestigen.
Ich kenne zum befestigen der Bundstaken (wie wir es nannten) einen in den Ring eingeschäkelten Tampen. Dieser wurde dann an der Hemme (Griff) des Bundstakens wie bei einer Klampe zugelegt.

Ich werde auch noch mal zum Treidel-Thema zurück kommen, im Moment fehlt mir aber etwas die Zeit.

Gruß Thomas