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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Steuermann schwer von Tau verletzt



binnenvaart
28.11.2009, 16:49
Bei einem Betriebsunfall in der Schleuse Erlabrunn ist am Samstag ein Steuermann von einem Tau schwer verletzt worden.

Steuermann schwer von Tau verletzt (http://www.polizei.bayern.de/unterfranken/news/presse/aktuell/index.html/105927)

Gernot Menke
28.11.2009, 17:00
Ob jetzt der Schiffbauer rot im Gesicht wird, weil sein Schiff beim Festmachen auseinandergefallen ist? Oder eher der Eigner, weil er für den Poller nicht mehr ausgeben wollte?

Eigentlich hätte doch eher der Draht als der Poller aufgeben müssen, sollte man meinen. Der Bericht sagt nichts dazu aus, aber es kann sich wohl nur um eine Talschleusung gehandelt haben, bei der der Draht rack kam. Bei dem Versuch, schnell die Musik rauszunehmen, ist es dann vermutlich passiert.

Schlimm, daß das Ding auch noch im Gesicht des Mannes gelandet ist. Da kann man nur hoffen, daß er Glück im Unglück gehabt hat.

:wink: Gernot

Power-Ship
28.11.2009, 17:07
@ Gernot: das habe ich auch schon mal erlebt, dass der Poller am Schiff abgerissen ist...
Das war vor einigen Jahren in Datteln am Hafen, beim Festmachen ist die Schweißnaht gerissen und der Poller war auf Einzelfahrt unterwegs...
Zum Glück hat das Teil niemanden getroffen, sondern ist in den Kanal gefallen!

Jürgen F.
28.11.2009, 17:53
Wenn bei einer Havarie von einem Schubverband ein Poller abreisst, ist das nachvollziehbar. Wenn bei der Schleusung sowas passiert:fragkratz::fragkratz::fragkratz: nee..
Ich habe schon etliche Drähte und Taue fliegen sehen, aber ein abgerissener Poller beim Schleusenvorgang und dann noch am Schiff ist ein Witz. Wer mit so einem Schrott rumfährt sollte sein Patent abgeben:mad1::mad1:. Wir haben auch schon mal einen GSL mit nem 52ger Koppeldraht aufgehängt und trotzdem ist nur der Draht gerissen. Da frag ich mich, wonach die SUK bei der Abnahme guckt:fragkratz::fragkratz::fragkratz:.
Schöne Grüße
Jürgen F.

captain66
28.11.2009, 19:03
Ihr dürft nicht vergessen, dieser Bericht wurde von einer Landratte geschrieben. Da kann etwas ganz anderes passiert sein, und ohne bösen Willen wurde was falsches geschrieben.

Bei mir kommt zum Beispiel NIE MEHR ein Journalist an Bord. Waren schon von der schreibenden, der filmenden und der Radiozunft Leute an Bord. Ich habe mich später immer für das gesendete bzw. geschriebene geschämt, was da für ein Müll bei herauskam. Und alles natürlich als Zitat wiedergegeben, was aber nie stimmte. Der Berliner Tagesspiegel hatte uns eine Havarie zugeschrieben, geschehen ist folgendes. Beim zu Tal drehen in Bendorf nach dem Laden kam ein Holz in den Propeller, ohne irgendwelche folgen. laut Zeitung Motorstillstand, Schraube kaputt, Gefahr für uns und andere.

Stefan

Gernot Menke
28.11.2009, 20:42
Ihr dürft nicht vergessen, dieser Bericht wurde von einer Landratte geschrieben.

Das stimmt natürlich, Stefan. Andererseits habe ich mir erzählen lassen, daß viele Schiffe heute (aus Gewichts- und Kostenspargründen) Poller haben, die zu schlapp sind, um auf dem Rhein ein anderes Schiff freizuturnen oder sicher in Schlepp zu nehmen - insofern kann ich mir gut vorstellen, daß sowas unter Umständen abreißt, wenn beim Abschleusen auf einmal das halbe Schiff dran hängt!

Hoffen wir mal, daß noch herauskommt, was in Erlabrunn genau passiert ist.

:wink: Gernot

Jürgen F.
28.11.2009, 21:42
Die Frage bleibt:
Was macht die SUK:fragkratz:.Die gucken sich wohl eher alte Mastkocher und Davits an. Naja, vielleicht wachen die jetzt auf. Bei uns kommt bestimmt demnächst ein Rundschreiben, in dem wir darauf hingewiesen werden, wie man sich beim Abschleusen richtig verhält:roooll::roooll::roooll:

Schöne Grüße
Jürgen F.

Ernst
28.11.2009, 21:57
...normaler Weise wird doch ein Poller nicht einfach nur im Gangbord angeschweißt , sonder unter Deck mit einen Konsole verschweißt.

Auf dem Vor und Achterschiff hatt meine eine Pollerbank, wo die Poller im oberen Bereich in der Verschanzung eingelassen sind und unten an Deck verschweißt werden.

und das soll einfach so abreißen ?

Gruß Ernst

Power-Ship
28.11.2009, 22:00
@ Ernst: Wenn ich es nicht selbst gesehen hätte, würde ich es hier nicht in dem Forum einstellen. Allerdings werde ich mich hüten, Namen und Zahlen des betroffenen Schiffes hier einzustellen... Ich sage nur, es war ein normales Manöver beim Festmachen an einem Poller am Liegehafen an der Spundwand...

HANSA 7
28.11.2009, 23:03
hi
bei älteren sind sie durchgestekt und unter deck abgefangen!
heutzutage werden sogar kopf und heckpoller nur auf s deck draufgestellt!zum teil sitzt da von unten nur ein winkeleisen zur kraftübertragung---habe ich nu bei 3 neubauten aus 2009 gesehen!wenn nun noch mit fülldraht ohne nahtvorbereitung das ganze verschweisst wird --kannste drau warten:frown1:
ich habe es selber gesehen wie vor kurzem poller auf s deckaufgeschweisst wurden ohne die farbe oder sonst was vorher zu entfernen......wenn ich soetwas in meiner lehrzeit gemacht hätte -währe mir etwas hinterhergeflogen!
gruss torsten

Ernst
29.11.2009, 03:16
....nen Poller nur an Deck / Gangbord festschweißen ist doch wohl ein Unding !!! :roooll: (mit Ausnahme von einem Reibholzpoller)

Wer nimmt denn sowas ab ??? :fragkratz:

Gruß Ernst

ernst50
29.11.2009, 05:05
hallo
auch bei uns sind schon mal Poller weggeflogen.
Einmal ein Kopfpoller, der nur genietet war. Wir sind damals als gekoppelte Schiffe gefahren und hatte den Vordraht um den Poller gelegt um in besser rak zu bekommen. Diesen haben wir nicht mehr gefunden muss wohl über 10m weit geflogen sein über das andere Schiff.
Den zweiten hatte ich im Gangbord anschweissen lassen, weil ich an dieser Stelle immer ein kleines Schiff festgemacht habe. Der Poller hat nicht lange gehalten, obwohl keine grosse Zukräfte darauf gekommen sind.
Kan mir also gut vorstellen wenn aus Kostengründen gespart wird und die Poller nur aufgeschweisst sind, das es zu solchen Unfällen kommt.
Gruss Ernst

rrindke
29.11.2009, 09:13
Ich habe auch negative Erfahrungen, mit der Presse, eine Punkt weg ein Komma dabei, und schon hört sich alles viel heroischer an. ( Leserfreundlich )
Fakt ist, die richtigen Poller, das wissen wir alle, sind im Deck und in der Pollerbank verschweißt. Aber es gibt ja noch die kleinen Pollerchen, Rollen, Haken oder Ösen, die ganz vorne auf der Schanz sind. Nun muß der Mitarbeiter in der Schleuse ganz kurz festhalten, wo macht er dann fest? Wo steht also welcher " Poller " abgerissen ist. Und die neuen ERONEMA Taue sind nur noch halb so dick wie die alten, halten aber doppelt so viel. Und glaubt mir die SUK schaut auch nach den Pollern. Nicht umsonst haben einige Kollegen Ihre Pollerriefen neu ausschweißen mussen. mfG ralf

Navico 2
29.11.2009, 09:33
Es gibt auch Poller, die in Eigenleistung irgendwo an Deck selber angeschweißt werden, weil der Poller an Deck fehlt, wenn immer an einer gleichen Lade-Löschstelle gemeert wird. "Weil eben hier ein passenden Poller fehlt".

Uns ist es aber auch schon passiert, das wir ein Poller an einer Spundwand abgerissen haben. Es wurde Keiner verletzt, also auch keine Meldung.
Navico 2
mfg Manfred

Rhein-Skipper
30.11.2009, 19:42
Hallo
Zu diesem Thema möchte ich von einem Ereignis aus meiner Lehrzeit im Mai 1958 berichten.
Wir fuhren mit der MS Martha Vogelsang leer von Brüssel nach Antwerpen.
In einer Schleuse des " Zeekanals " hatte ich achtern ein 18ner Stahldraht
auf einen Schleusenpoller gelegt und nicht die schnelle Abschleusung bedacht.
Ich war für kurze Zeit im Maschienenraum und als wieder an Deck war, hatte
das Schiff schwere Schlagseite. Ein Griff zur leichten Axt, ein Hieb
auf die Mauerkante und die Sache war ohne Verletzung überstanden.
Meines Vaters grinsender Kommentar war, " der Verursacher spleißt den
Draht" und ich hatte gelernt, das man in der Schleuse Drähte nicht aus den Augen läßt.

Schöne Grüße
:wink:Rhein-Skipper

Jürgen
01.12.2009, 12:35
Um nochmal auf die Schleuse Erlabrunn zurückzukommen:
Es ist ja kein Geheimnis, dass beim Abschleusen das Wasser zum Unterhaupt zieht.
Vor der Fernsteuerungszeit ist da das Wasser flott und gleichmässig abgelaufen, also immer Zug nach vorne.
Jetzt, nachdem scheinbar die Anwälte bei der WSD mehr zu sagen haben als die Praktiker, ist das Schleusenprogramm optimiert worden. Das hat zur Folge, dass das Wasser während des Abschleusens hin- und herschwappt wie in einer Badewanne. Du kannst bei einem größerem Schiff oder bei einem Verband das Steuerhaus nicht mehr verlassen.

Die Optimierung der Schleusenprogramme erfolgte auch wegen des Streites um das Festmachen der Schiffe in den Schleusen:
Bei einem oder zwei Schiffen in der Schleuse hatten wir bis vor ca. 2-3 Jahren nicht festgemacht. Der Schleusenvorgang lief schnell und problemlos!
Das ist zwar nicht erlaubt, war aber üblich.
Alle paar Jahre, wenn irgendwo ein neuer Amtsleiter auftauchte, musste man wieder mal festmachen, hat sich aber wieder im Sand verlaufen.

Dann sind da aber noch die Verbände der Schiffahrt aus B, NL UND D. Diese "Hirni´s" haben es fertiggebracht, schriftlich das Nichtfestmachen einzufordern!

Die Reaktion der WSD ist natürlich amtlich erfolgt mit Hinweis auf die Vorschriften.

Wenn jetzt einer nicht festmacht, bekommt er eine Anzeige, wenn der Schleusenmeister ohne Festmachen schleust, bekommt er intern furchtbar Ärger.

Und deswegen ist mit abgerissenen Tauen jederzeit zu rechnen.

Jürgen
Sommerhausen zu Berg

Ernst
01.12.2009, 13:21
...... "Hirni´s"......:fragkratz:

Hallo Jürgen, Du findest immer so nette Worte für eine gewisse Sorte von Leuten !

Gruß Ernst :wink:

Jürgen
01.12.2009, 14:19
Man weiss ja nie wer mitliest:wink:

Jürgen

Jürgen
01.12.2009, 16:17
Zu den Ausführungen weiter oben habe ich noch ein Bild aus dem Urlaub gefunden.

Jürgen

Wasserratte
01.12.2009, 16:51
Hat bei sowas, wie diesen Pollern, nicht auch die Berufsgenossenschaft ein Wörtchen mitzureden???? Die nehmen doch alles ab, dachte ich und kontrollieren von Zeit zu Zeit??

Pedro
01.12.2009, 19:54
Die Frage bleibt, wie alt das Schiff ist.

Auf jeden Fall musste der Schiffsführer im Oberwasser das Schiff stilllegen. Es scheint sich also um einen richtigen Poller zu handeln.

Wir hatten an Bord Taue mit richtig großen Augen, um sie besser um die Poller an Land werfen zu können und genau dieses ist mir dann bei der Schleuseneinfahrt - nachdem ich schon eingehängt hatte - am Pollerzapfen (UND NUR DA) hängengeblieben. Ich konnte mich nur noch auf Deck werfen und zum Lautsprecher schreien:"Festhalten!" Da rappelte es schon fürchterlich. Zum Glück waren wir leer. Da ist aber nix gerissen und ab schon gar nicht. Nun ja, nach dem Anpfiff durfte ich auch meine Küche wieder aufräumen. Sowas passiert einem aber auch nur einmal, danach passt man einfach besser auf - behaupte ich mal.

Grüße vonne Ruhr Frank

Gernot Menke
01.12.2009, 20:58
Das Problem mit den Pollern ist wohl vor dem Hintergrund einer schleichenden Entwertung der Poller zu sehen. Mit knarrenden Drähten auf einem sorgsam gefetteten Poller kunstvoll abstoppen - sind das schon schaurig-schöne Anekdoten von damals?

Seitdem das Bugstrahlruder Allgemeingut geworden ist, kann man damit sauberer an die Poller hinfahren und muß kaum noch damit rechnen, unter Umständen eine Notbremsung machen zu müssen.

Inzwischen geht die Entwicklung offenbar noch einen Schritt weiter. Schaut Euch doch mal zum Beispiel unter GMS den Westeind an, konkret in Beitrag 7 das zweite Bild. Das bißchen, was da an Seilen herumliegt, stammt von Reibhölzern. Ansonsten tote Hose: die Festmachleinen sind auf der Winde.

Ich habe gelernt, daß diese Winden aus der Seefahrt kommen und bequem und offenbar stufenlos auf verschiedene Widerstände einstellbar sind. Da braucht der Kumpel vorne nur noch einzuhängen, dann wird (womöglich sogar vom Steuerhaus aus) der Widerstand der Winde - vielleicht sogar automatisch - mit abnehmender Fahrt runterreguliert und der Zossen steht. Danach muß dann vermutlich nur noch "fixiert" werden, damit die Reise nicht nach hinten geht und die Maschine gestoppt werden kann. Da braucht keiner mehr neben einem Draht auf Spannung zu stehen! Wieder ein Stück Sicherheit mehr und schweißtreibende Arbeit - und Schiffahrtsromantik - weniger. Vielleicht haben die zukünftigen Schiffe gar keine Poller mehr, höchstens zu Behelfszwecken!

Da gibt es keine Gewaltbelastungen mehr auf den Pollern. Die SUK hat die mit Pattex :puke. aufgeklebten Poller (na ja, verschweißt werden sie schon noch sein) genehmigt - weswegen die WSP hier und da Knöllchen verteilt, wenn so einer mal einen Kollegen bei einer Panne auf den Haken bzw. Poller nimmt: die sind gar nicht mehr zum Schleppen zugelassen!

..... habe ich mir sagen lassen. Ansonsten halte ich mich hier lieber etwas zurück: Schiffbau ist ja nicht so mein Spezialgebiet!

:wink: Gernot

Jürgen F.
01.12.2009, 22:14
Ganz egal wie stabil die Poller sind, oder wie gut die Bugstrahlanlage ist, wer keine Notbremsung mit nem Draht oder einem vernünftigen Tau zustande kriegt, der hat in der Schleuse nix auf dem Vorschiff zu suchen. Das übe ich mit den Schiffsjungen im ersten Lehrjahr. Und die können es:super::super:

Gruß Jürgen

Gernot Menke
03.12.2009, 23:41
Auf der Seite "Mainfranken24.de" habe ich einen Artikel gefunden, demzufolge es sich NICHT um eine Talschleusung gehandelt hat. Dort steht:
"Der (dann verunglückte) Mann hatte das Schiff für die Bergschleusung bereitmachen wollen und hatte dazu ein starkes Tau benutzt, ..."

Auch wenn man natürlich nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen kann, so berichtet der Artikel doch möglicherweise richtig über die Ursache des Unglücks: nämlich das starke, evtl. zu starke Tau.

In den SUK-Vorschriften sind die Mindestdicken der verwendeten Leinen für ein Schiff angegeben - nicht aber die Höchstdicken. Wird jetzt ein Seil verwendet, daß dicker ist als gewöhnlich - was früher unproblematisch war - dann verlagert sich neuerdings durch die zu schlappen Poller die Sollbruchstelle vom Tau in den Poller. So könnte es hier gewesen sein.

:wink: Gernot

Jürgen F.
04.12.2009, 10:19
Das halte ich für Blödsinn:roooll:. Es gibt keine zu Starken Taue oder Drähte. Wir haben damals die dicken Oberrheindrähte benutzt und nie ist irendwo etwas abgerissen. Auf den Schubverbänden waren es die Koppeldrähte die zum festmachen gebraucht wurden. Die Frage stellt sich, wie ist der Schiffsführer in das Tau hinein gefahren das ein Poller wegfliegt:fragkratz::fragkratz::fragkratz: und hat der Matrose schon mal was von abstoppen gehört:fragkratz::fragkratz::fragkratz:, wobei man da mit einem Tau (egal in welcher Stärke) sehr vorsichtig sein sollte. Ich vermute, daß ganz einfach der Poller nicht in Ordung war. Ob nun nachträglich aufgeschweißt oder vielleicht sogar schon eingerissen.

Schöne Grüße
Jürgen F.

Ernst
04.12.2009, 10:45
Dazu habe ich mal in der "Flaschenpost" einen netten Beitrag gelesen.
Die zu dem Thema passende Stelle habe ich fett dargestellt.

Aus Flaschenpost 3 / 2007

Was man früher brauchte, waren Matrosen, die wie Zirkusakrobaten herumturnten, auf Scheerstöcken balancierten, auch mal alleine ein ganzes Lukendach aufdecken konnten, mit Holzklompen über Mittelpoller springen konnten, die Wurfleinen auf Schleppboote werfen konnten (ohne sich zu blamieren), die noch ein Schleppschiff nur mit dem Draht abstoppen konnten, die mit dem Nachen auch noch Lierdrähte ausbringen konnten, die Lotsen mit dem Nachen annehmen konnten, die noch auf einen Kranbalken klettern konnten um eine Öhringskette am Stockankerschaft einzuschäkeln, die noch ganz flink einen Schorbaumknebel benutzen konnten ...

Klaus Schmitt aus Köln

Ausschnitt aus der Flaschenpost Nr. 3


Gruß Ernst

Jürgen F.
04.12.2009, 10:57
Mit Schoorbäumen und Stockankern hatte ich zwar nix mehr zu tun, aber dr Umgang mit dm Nachen und das Wriggeln sowie das ausbringen von Lierdrähten wurde 1973 sogar noch in Petershagen auf der Weser geübt. Aber man gut das es heute leichter ist:dream::dream::dream:

Schöne Grüße
Jürgen

Gernot Menke
04.12.2009, 11:22
Wir haben damals

@Hallo Jürgen,

wie Du und ich gemeinsam sagen, war eine (Über)Beanspruchung der Poller FRÜHER unproblematisch (obwohl ich mich auch an ein altes Bild von einem Schleppschiff hier im Forum mit einem ausgerissenen Poller erinnern kann).

Ich rede von den modernen Pollern, die nicht mehr als "Fels in der Brandung", sondern zum "normalen" Gebrauch ausgelegt sind. Ich bezweifle, daß die einer Übergröße der schwer reißenden modernen Nylintrossen bei einem starken Abstoppen standhalten.

Natürlich kann es sich in Erlabrunn auch um Fehler der Besatzung gehandelt haben. Aber wenn der von mir zitierte Bericht eine Einschätzung der Behörden wiedergibt, die mit dem Unfall befaßt waren, dann halte ich die Kombination aus "modernen Pollern" und zu dicken Trossen (die man irgendwoher günstig bekommen hat) für eine plausible Ursache.

Auch eine Mischung aus beidem ist denkbar. Ich könnte mir vorstellen, daß die Leute auf dem Vorschiff zu Schleppschiffzeiten zwangsläufig besser im Abstoppen waren, als heute, wo die Poller den Leuten auf dem Vorschiff dank moderner Technik zumeist à la carte serviert werden - oder liege ich da falsch :fragkratz::fragkratz:

:wink: Gernot

Jürgen F.
04.12.2009, 13:51
Das ist schon richtig. Nur darf sowas nicht passieren. Es gibt doch sicher Vorgaben wieviel Zugkraft ein Poller haben können muss. Eigentlich sollte man meinen, das soviel Power gar nicht aufkommen kann. Dabei denke ich mal an die Hebelkraft die bei einem geschobenen 100m GSL auftreten. Hier können wir leider nur raten, da es keine Bilder von dem Schiff bzw. dem Poller gibt. Es bleibt zu hoffen, daß sowas nicht wieder passiert.

Schöne Grüße
Jürgen

Tido
10.12.2009, 08:21
Normalerweise sollte es heute garnicht mehr nötig sein ein Schiff mit Draht oder Tau zu stoppen....bei dem Leistungsverhältniss und dann noch mit Wendegetriebe und Bugstrahl?!-Abgesehen natürlich vom Ausfall einer jener Maschinen...:geil:
Allerdings find ich schon das die Bruchkraft moderner Taue evtl ein Problem für ältere Schiffe/Poller darstellen kann...vor allem wenn man die Schiffe ohne rückwärts zu machen ins Tau reintreiben läßt,also die letzten 2-3 km/h den poller belegt,Klemmschlag drauf und Deckung...schon des öfteren beobachtet.Und wenn dann ein wenig Materialermüdung beim Poller dazukommt...:fragkratz:

Aber kann man spekulieren ohne Ende,wird wohl immer mal wieder vorkommen das Taue/Drähte sowie Poller (ob nun an Land/Schleuse oder Schiff) abbrechen oder reißen.(-Von den Pollern auf diversen völlig veralteten und maroden Dalben und Hafenanlagen mag ich erst garnicht anfangen).Hauptsache die Knochen bleiben heile.

Gruß Tido:wink:

Rhein-Skipper
19.12.2009, 21:00
Hallo
Poller sind auch nur Werkzeuge, heute aus Stahl, die man pflegen muß und haben auch nur eine begrenzte Haltbarkeit. Da fällt mir wieder der Spruch
vom "Eisernen Schiff und dem Hölzernen Matrosen" ein, was früher umgekehrt war. Auf jeden Fall ist mein Vater immer mit einem Elan in Schleusen gefahren,
da hieß es vorbereitet zu sein. Meine Poller waren gut gefettet und ein
18ner Draht lag locker in meinen Fäustlingen und habe es immer geschafft,
das Poller, Drähte und Schleusen nicht zu Schäden kamen.

Gruß Rhein-Skipper

Jürgen F.
19.12.2009, 21:44
Klar, die gute Pflege der Poller und Drähte hat die Arbeit erheblich erleichtert. Ich hatte eher mit den 22ger Drähten zu tun. Das war die erste Aufgabe die ich an Bord gekriegt habe, War ne gute Lektion:super::super:

Schöne Grüße
Jürgen F.

Pedro
19.12.2009, 22:56
Da ich schon recht früh anfing faul zu sein, hatte ich auf dem Neckar zu Tal, auch nur das Lierdrähtchen im Schleusengang. Dadurch hatte ich mir angewöhnt nicht mehr umzuhängen… Der Schiffer meinte, wenn ich so zurechtkomme ist es in Ordnung, er nimmt aber keine Rücksicht, wenn´s mal nicht klappt. Was sollte mit 19 Jahren denn nicht klappen… Tja, einmal war es dann doch soweit, ich konnte schlagen wie ich wollte, das Auge sprang einfach nicht vom Schleusenpoller. Mittelschiffs angekommen musste ich Wohl oder Übel die Leiter hoch. Ich spürte das grinsen des Schiffers im Nacken. Also in Windeseile die achtzehn Meter hoch und per Hand ausgehängt, kurzes Stoßgebet, dann den Draht auf die Luken geschmissen. Wenn der nicht liegenbleibt isser wech, dachte ich noch. Einen Neuen würde es nicht so schnell wieder geben.
Teil eins gelang, nun aber so fix wie es geht wieder runter. Warum hatte ich nur das Gefühl, dass das Schiff schneller aus der Schleuse fuhr als sonst… Unmittelbar hinter den Achterpollern gelang mir über die Schanz der Rücksprung. Im Ruderhaus angekommen, wussten wir beide, dass uns der Übermut gepackt hatte und wir sowas nicht wieder tun sollten. Heute brauche ich nur für Rauf eine ganze Schiffslänge…
:wink: Pedro

Wasserratte
27.12.2009, 15:30
@ Tido


Klemmschlag drauf und Deckung...

Sowas wär doch der Oberhammer! Man darf doch noch keinen Klemmschlag machen, wenn das Schiff noch nicht abgestoppt ist. :roooll: