PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 1975 - Unbekannte Ladung – Papier oder Cellulose? – dadurch entstanden Havarien



LEUNAM
27.01.2010, 02:18
Hallo Miteinander

Ich habe eben einen Beitrag im Thema „ http://www.binnenschifferforum.de/showthread.php?p=64364#post64364 (http://www.binnenschifferforum.de/showthread.php?p=64364#post64364) „ geschrieben.

Im Prinzip habe ich dort aber 2 Havarien beschrieben – deshalb auch hier mein Beitrag:

Erinnert ihr Euch noch an die Havarie in Weil am Rhein – ca. im Jahre 1975?

Damals ist – ich meine eines der SILAG-Schiffe (Hombourg oder so) beim Anlegemanöver in Weil am Rhein – voll mit Cellulose – auf die schräge Böschung geknallt.
Durch den Aufprall und die extrem hohe Decklast ist die Ladung verschoben (leider nicht über Bord – sonst wäre es h.w. nicht halb gekentert) – das Schiff bekam extreme Schlagseite und lief voll mit Wasser.
Die Mannschaft konnte jedenfalls noch Voraustaue „festknüpfen“, bevor alles Richtung den damaligen Brückenpfeilestümpfe der alten Palmrainbrücke trieb…… .
Durch das Hochwasser und „andere, widrige Umstände“, konnte das Schiff nicht gleich geborgen werden.
Die Cellulose quellte auf – immer mehr und mehr!

Quintessenz: Durch den enormen „Quelldruck“ ist die Bordwand extrem auseinandergebüchst worden. Normalerweis sollte ein Schiff aussehen „wie aus dem ei gepellt“ – hier war es anders:
- das Schiff sah in diesem Bereich in der Form aus wie ein „Ei“….. .

Ich weiss noch gut, als das Schiff schlussendlich geborgen wurde, lag es noch eine Zeitlang im Hafenbecken 2 in Basel - es stank enorm, weil ja alles, auch die Achterwohnung (das Vorschiff lag gemäss meiner Erinnerung nicht unter Wasser) komlett unter Wasser lag.

Im Nachhinein könnte man vielleicht sagen – hätte der Schiffer beim Laden die Abstände von der Bordwand eingehalten, wäre das Schiff vermutlich nicht „auseinandergedrückt“ worden - obwohl durch die Krängung, habe ich da meine Zweilfel (?)! Es entstanden jedenfalls enorme Kräfte – sei dies während der Havarie durch die Krängung resp. durch den „Quelldruck“. Die Celluloseballen wurden auch so heftig durcheinadergewürfelt……

Eine andere – tödliche –Situation, welche mir gerade in den Sinn kommt war:
An einem Morgen in der ersten Hälfte der Achzigerjahre war ich als Lotse an Bord vom Schiff „Rijnvis“ (war ca. 85 Meter lang) nach Birsfelden. Das Schiff war „halbvoll“ mit Cellulose beladen, welche noch am gleichen Tag gelöscht werden sollten.

Der Sohn des Schiffers - war damals ca. 18/19 Jahre jung (?) – begann, als das Schiff bei der Firma Birs Umschlag unter der Halle lag, mittels einer Leiter die Schnüre (dicke Einwegschnüre) der Deckkleider aufzuschneiden. Er bemerkte nicht, dass sich auf der Bergfahrt scheinbar ein/zwei dieser Celluloseballen verschoben haben – dies wurden nur noch durch die Deckkleider festgehalten…..! Sobald die Schnüre mit einem Ruck durchtrennt waren, begannen sich die Ballen in Bruchteilen einer Sekunde zu bewegen – der Schiffersohn stand noch auf der Leiter - er fiel rückwärts auf die Strau und wurde halbwegs von den Cellusoseballen (ein solcher „Ball“ wiegt – soweit ich mich erinnere - rund 800 Kilo) erdrückt. Dadurch erlitt der Junge schwere, innere Verletzungen, an denen er noch im Raum erlegen ist. Eine traurige Geschichte – habe ich ihm doch noch 1-2 Stunden vorher noch die Hand gegeben……. – ja, war jahrelang oft dort an Bord!

Auch an diesem Beispiel sieht man, wie gefährlich eine scheinbar „leichte“ Arbeit sein kann.
Habe dies erst letzhin in einem meiner Berichte http://www.binnenschifferforum.de/showthread.php?p=63506#post63506 (http://www.binnenschifferforum.de/showthread.php?p=63506#post63506) ) erwähnt.

Mit schiffischen Gruss von LEUNAM