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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Offene, halb und ganz geschlossene Spitsen-Steuerstände



Gernot Menke
30.08.2008, 20:24
Hier mal drei historische Aufnahmen mit Beispielen für ganz offene, halb geschlossene (siehe auch ANNA-LEONIE unter der Rubrik Schleppschiffe) und ganz geschlossene Steuerstände bei Spitsen.

Ernst
31.08.2008, 23:21
Hallo Gernot
der Schleppzug im 2. Bild fährt im Bassin des Remparts (besser bekannt als "am Kali") hinter der Antwerpener Brücke über Bb ins Bassin Vauban an dessem Ende die Strasbourger Südschleuse liegt.
Über Stb würde er durch das Basin Duuzeau zum Basin d´Austerlitz kommen. Am Ende des Basin Dusuzeau gehts durch eine Schleuse mit Penichenmaß in den Rhein-Rhone-Kanal. siehe Karte[attachment=0:3t870axc]Schlepp_Strb.jpg[/attachment:3t870axc]
auch das letzte Bild wurde im Strasbourger Hafen aufgenommen. Gut zu erkennen an der typischen Kaimauer.

Gruß Ernst

Gernot Menke
01.09.2008, 10:24
Danke Ernst! :lol:

Das mit der Kaimauer im dritten Bild wußte ich nicht. Ich hatte gar nicht gehofft, daß sich der Ort hier festmachen lassen würde (nur die Ansammlung der Spitsen sprach bei einem Buch über den Rhein natürlich für Straßburg).
Bei Bild 2 hatte ich eine in diese Richtung gehende Vermutung, wußte es aber nicht exakt und habe deswegen nur "Straßburg" geschrieben.

Das Bassin d`Austerlitz war 2006 halb zugeschüttet, hier wurde gebaut. Nur die Hafeneinfahrt und ein paar Meter Hafen waren noch vorhanden. Einige Jahre zuvor lagen in dem Bassin noch einige antike "Museumsschiffe" im hintersten Winkel. Damals (ich habe das Jahr nicht mehr im Kopf, etwa 1990) hatte ich dort ein Erlebnis, das mich heute noch nachdenklich stimmt. Eine wohl türkische Familie hatte sich zwischen Hafengleisen und ausrangierten Fülltrichtern in einer trostlosen Szenerie zum Tee auf einer Decke niedergelassen. Als ich zu meinen vor sich hinrostenden "Museumsschiffen" ging, ergriffen sie schon von weitem in aller Hast die Flucht, was mir recht leid tat. Ich frage mich, was die erlebt haben, daß sie hierher zum Picknick kamen und so sehr auf der Hut waren.

:wink: Gernot

Ernst
02.09.2008, 01:35
Hallo Gernod
Ich bin im Juli am Bassin d´Austerlitz in Richtung Bassin d´Hospital gefahren. Die alten Gebäude vom Segmuller waren so gut wie fertig saniert. Da ist jetzt eine Artzneimittel Firma drin. Das Basin d´Austerlitz war wieder offen, dort wurde scheinbar, für die Sanierung der Kaimauern, ein Damm aufgeschüttet und dann wieder abgetragen. Zum Komplex Segmuller führen jetzt zwei Fußgänger Brücken. Gegenüber wurden große Wohnhäuser erstellt.

Gruß Ernst

Gernot Menke
04.09.2008, 17:44
Da habe ich meine Bilder von den "Museumsschiffen" im Bassin d`Austerlitz ja doch noch gefunden. Anfang September 1993 habe ich sie aufgenommen. Das obere Bild der beiden Penischen mit Helmstockruder beweist, daß noch sehr lange völlig offen gefahren worden sein muß. Leider weiß ich nicht, wann diese Penischen aus der Fahrt genommen wurden und hier im Hafen landeten.

Schade auch, daß ich damals nicht mehr Detailaufnahmen gemacht habe - ich hatte im Nationalarchiv in Straßburg unter großem Zeitdruck faszikelweise alte Akten gewälzt (auf der leider letztendlich erfolglosen Suche nach Unterlagen über eine Lahnflotte zum Erztransport, die ein Stahlwerk in Niederbronn bei Straßburg im 19. Jahrhundert besaß) und war ziemlich platt :puke. . Da habe ich leider nur noch diese beiden Stimmungsbilder gemacht.

:wink: Gernot

Ernst
04.09.2008, 22:10
Hallo Gernot
schöne Bilder von alten Schiffen. Diese alten Penichen habe ich noch Anfang der 60 ziger in Strasbourg gesehen, teilweise noch mit einem Pferdestall mittschiffs. Die elektrische Treidelbahn des Rhein-Marne-Kanals fuhr bis kurz vor die Nordschleuse. Wenn man von der Nordschleuse Richtung Antwerpener Brücke fuhr lagen auf Stb etliche der Penichen. Dort wo heute Grünanlagen sind, standen damals Baracken und Bretterbuden. Oft hatten wir im Port Industrielle Kohle oder Koks ausgeladen und sollten dann Kali nach Antwerpen laden. Wenn noch Zeit war legten wir uns zu den Penichen und sagten den Leuten Sie könnten die restlichen Kohlen oder den Koks zusammenfegen. Die wirklich armen Menschen haben sich gefreut und wir mussten die Räume nicht fegen.
Aber nun zu den Ruderanlagen der Penichen. Die hochklappbare hintere Ruderhälfte hatte zwei Funktionen, einmal wie von Dir beschrieben wegen Platzmangel in den Schleusen und zum andern im voll abgeladenen Zustand wäre das runtergeklappte lange Ruder nur mit großem Kraftaufwand zu bewegen gewesen. Eine ähnliche Konstruktion gab´s bein den Schleppschiffen mit liegender Haspel. Da war ein Schieber eingebaut mit dem die Ruderfläche vergrößert (wenn leer) oder verkleinert (wenn beladen) werden konnte. Du mußt mal bei alten Bildern darauf achten !

Gruß Ernst

Gernot Menke
05.09.2008, 10:45
Hallo Ernst,

danke für Deine wertvollen Informationen! Die Geschichte mit dem Kohlenfegen zeigt, daß die "gute alte Zeit" auch eine knappe war. Waren denn die Spitsenschiffer wirklich so arme Leute? - Sparen war damals ja allgemein eine Tugend und Kohlen haben vermutlich auch nur die Spitsenschiffer gefegt, die sonst keine Kohlen als Ladung hatten.

Das mit den veränderbaren Ruderflächen ist mir auch schon aufgefallen - ich konnte mir aber nie einen richtigen Reim darauf machen. Das angehängte Foto des Schleppkahns illustriert Deine Angaben. Dieser Schleppkahn hat ein stehendes Ruder. Entweder man hat die Veränderung der Ruderfläche auch bei stehendem Ruder (und damit vorhandener Übersetzung) gemacht, oder man hat das Ruder beim Einbau des stehenden Steuerrads nur nicht verändert. Ich habe keine Ahnung.

Wie muß man sich das denn vorstellen? Ist da einer vor dem Laden mit dem Nachen ans Heck gefahren und hat die Rahmenteile herausgenommen? Oder ist das im Bild sichtbare kleine Leiterchen am Heck genau dafür da!? Im Grunde genommen ist es ja erstaunlich, daß man gerade bei beladener Fahrt die Wirkung des Ruders auch noch verkleinert (auch wenn die Beeinträchtigung durch Seitenwind geringer wird). Ich hatte immer vermutet, daß die Rahmen dafür da sind, daß man bei Leerfahrt, wenn das Ruder nicht mit ganzer Fläche im Wasser liegt und der Seitenwind störender ist, mehr Ruderfläche bekommt. Aber eigentlich ist es ja dasselbe, was Du sagst, nur andersherum ausgedrückt.

Die Sache würde mich wirklich interessieren und wenn einer der heutigen "Motorisierten" dazu noch etwas weiß, wäre ich dankbar.

:wink: Gernot