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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Deckpoller



Klöckner 19
05.09.2010, 15:42
Hallo,
kann mir jemand erklären, wozu (ältere) Schleppkähne einen (oder mehrere) Poller auf dem Deckfirst (über dem Herft) hatten?
(Finde leider gerade kein Beispielbild)
Grüße
Kl.19

Klöckner 19
05.09.2010, 15:47
...
doch ein beispiel
...

Gernot Menke
05.09.2010, 16:22
Hallo Kl. 19,

die Frage gab es schon mal irgendwo hier im Forum, sie blieb aber letztendlich ungelöst. Ich habe diesselbe Frage dann mal im Binnenvaartforum gestellt, da kamen einige Antworten, aber auch dort war keine dabei, die das bekannte :idea:-Erlebnis ausgelöst hätte.

Am wahrscheinlichsten und plausibelsten scheint zu sein, daß man diese Poller beim Festmachen bei großen Höhenunterschieden genommen hat, wenn also z.B. an einem Seeboot festgemacht wurde oder wenn ein leerer und ein abgeladener Kahn auf Seite lagen. Man gewann dann ja nicht nur ein oder zwei Meter an Höhe, sondern auch einen besseren Winkel, da die Poller nicht im Gangbord, sondern in der Schiffsmitte lagen.

Und gestört haben die Poller im Zeitalter der Mehrraumschiffe ja nicht - warum sollte man sie also nicht für alle Fälle vorsehen, wenn man bereit war, dafür Geld auszugeben. Die Mittelpoller waren auf Schleppschiffen weit verbreitet, es gab aber auch viele ohne diese Poller.

:wink: Gernot

Apollo
05.09.2010, 19:25
Die mittel Poller waren zum Verhohlen da,den Draht von der vorderen Schleppwinde erst Anland um den Landpoller dann um den mittel Poller so wurde im Hafenbecken Verhohlt. lg. Apollo

Klöckner 19
05.09.2010, 19:33
Hallo Apollo,
wenn du das weißt, weißt du vielleicht auch, warum man diesen Poller genommen hat und nicht den Gangbordpoller?
Danke
Kl. 19

Jürgen
05.09.2010, 19:39
Hallo Miteinander,
der Deckspoller könnte auch noch aus der Zeit der eigenen Ladebäume sein wie es die ganz alten Schleppschiffe hatten.
Diese Poller waren aber auch nützlich um z.B. festsitzende Schleppkähne am Ankerplatz mit weniger Mühe und Kraft wegzuziehen. Soll durch die Hebelwirkung einfacher gewesen sein als am Gangbordpoller zu rücken. So hat´s mir mein Schwiegervater erklärt der die Schleppschiffahrt noch mitgemacht hat.
Als Beispeiel hat er mir erzählt: Ein 80 x 9,50 leerer Schleppkahn war irgendwo fest auf dem Sand, ein Motorschiff mit so 800 PS hat den am Kopf ziehend nicht weggebracht und er mit seinem ehemaligen Schleppböötchen mit 40 PS hat eben an diesem Deckspoller gezogen und dann war er frei.

Jürgen
Limbach zu Berg

Klöckner 19
05.09.2010, 19:58
Hallo Jürgen,
das klingt logisch. Am Deckspoller hat man noch eine Hebelwirkung, so daß das geturnte Schiff beim Ziehen in Schräglage gerät und so besser freikommt.
Was den Ladebaum betrifft - kann es sein, daß man den Poller mit der Kranleine belegt hat?
Danke und Gruß
Kl. 19

Jürgen
05.09.2010, 20:08
Ja, könnte sein. Aber auch um die Schiffe mit Drähten und Winden zu Verholen war man ja froh um Alles wo man sich festhalten konnte (Wie weiter oben erwähnt).
Die Schiffsleute auf den Schleppschiffen halte ich noch für richtige Handwerker, da hat nix gebrummt und gebugstrahlt. Der Faktor Zeit wurde natürlich damals auch anders bewertet.

Jürgen

Ernst
05.09.2010, 22:18
Hallo, alle Franzosen Motore hatten diesen Deckspoller (auch Herftpoller genannt) zwischen dem Raum 6 und 7
Wenn man an einer Seeboot lag war der Poller sehr nützlich weil der Draht dann in einem anderen Winkel stand.
Vorn am Kopf hat man einfach, um denselben Effekt zu erzielen) auf Stb festgemacht wenn man mit Bb an der Seeboot lag.

Diese Anordnung des Pollers gab es somit nicht nur bei Schleppschiffen.

Gruß Ernst

Apollo
06.09.2010, 18:37
Hallo leve Jong Klöckner 19

Dat du dat nit weiß da deiste mit leid... Du häst jo schon dem Jürgen die Anwoot je jove . Hoffe du kannst Kölsch leese. lev größ et Apollonia

Gernot Menke
07.09.2010, 00:13
Was die mögliche ehemalige Verwendung der Herftpoller als "Arbeitspoller" bei der Benutzung eines eigenen Ladegeschirrs anbelangt, habe ich mir mal bei Böcking: "Schiffe auf dem Rhein in drei Jahrtausenden", auf den Seiten 150 und 151 die in den 1890er Jahren gebauten Schleppschiffe Mannheim 45 und Mannheim 49 angesehen. Die Schiffe haben zwei bzw. drei Masten mit jeweils zwei Ladebäumen pro Mast, aber keinerlei Poller auf dem Lukendach (und übrigens auch nur drei Poller am Kopf). Auch bei einem Foto eines weiteren Schleppschiffs mit Mast und Ladebäumen am Rheinkai in Mannheim (S. 153) sehe ich keine Herftpoller. Ebenso bildet Oskar Teubert, der in seinem 1912 erschienenen Klassiker "Die Binnenschiffahrt" die Ausrüstung der Schiffe bis hin zu kleinen Details beschreibt, ein 1500 Tonnen-Schleppschiff vom Rhein mit drei Masten und Ladegeschirr, aber ohne die Poller auf dem Lukendach ab.

Demgegenüber sind bei einem bei Böcking (auf S. 152) abgebildeten Entwurf eines RHK-Schiffs, das über kein eigenes Ladegeschirr mehr verfügt, in gleichmäßigen Abständen über das Schiff drei Poller auf dem Lukendach vorgesehen. Auch bei Teubert ist auf einer Zeichnung ein moderner 1700 Tonnen-Rheinkahn ohne Masten und ohne Ladegeschirr, aber mit den Herftpollern abgebildet.

Ich glaube daher nicht, daß die Poller ein Überbleibsel aus der Zeit sind, als die Schiffe noch ein eigenes Ladegeschirr hatten. Eher handelt es sich um Poller aus der neueren Zeit seit der Jahrhundertwende, als die Schleppschiffe immer größer wurden. Es ging wohl darum, diese großen Schiffe beim Festmachen und Verholen besser händeln zu können - vielleicht spielte auch der bessere Zugang zu dampfgetriebenen oder elektrischen Spills an Land eine Rolle. Der Umstand, daß jetzt keine Masten und Ladebäume mehr im Weg waren, mag dazu verlockt haben, zentrale Poller auf der größten Höhe des Schiffes vorzusehen, mit denen man für alle Fälle gewappnet war und überall hin konnte.

Es ist schwer zu sagen, ob man bei der Einrichtung der Poller an die bessere Bewältigung größerer Höhen gedacht hat oder ob die Herftpoller sich dann erst als praktisch für diesen Zweck erwiesen haben. Die Erbauer der Franzosen-Motoren, die sehr oft an Seebooten gelegen haben, werden diesen Nutzen der Herftpoller jedenfalls vor Augen gehabt haben.

:wink: Gernot

Ernst
07.09.2010, 00:36
Hallo Gernot, Du hast vollkommen Recht.

Diese Herftpoller hatten mit einem etwaig vorhandenen Ladegeschirr absolut nichts zu tun !

Das Ladegeschirr bestand aus Mast und Spriet. der Mast war nach drei Seiten abgespannt. (Bb, Stb und voraus oder Achteraus)
Die Auslage der Spriet war fest eingestellt. Das heben der Lasten erfolgte über Hand oder Motorwinde.

Zum besseren Verstehen kann man sich alte Fotos,z.B., vom Hafen Rotterdam ansehen.

Gruß Ernst

Rome
07.09.2010, 21:43
Hallo Miteinander,

ich habe meine Kindheit auf einem Winschermann-Schleppkahn, gebaut Anfang 1900 in Holland mit der seltsamen Abmessung 79,15 x 10,26 m mit rd. 1300 to, verbracht. Der SK hatte auch Herftpoller, die nur gelegentlich zur Befestigung bei Seeschiffen benutzt wurden.

Gruß

Rome

fried
20.07.2014, 13:14
Hallo zusammen
Ich habe die ultimative Antwort auf eure Frage! Damals zu meiner Kindheit ich bin auf dem Schiff aufgewachsen hatten wir auch so Poller auf dem Deck.
Daran wurde ich mit einem Hosengürtel und so viel Leine das ich bis zum Decksrand konnte befestigt, so konnte ich nicht über Bord fallen.

Gruß Fried