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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Frankenthaler Kanal



Andy
13.09.2010, 13:52
Geschichte

Erste Arbeiten

Im Verlauf des Mittelalters verschob sich der damals noch nicht begradigte Rhein aus der Peripherie Frankenthals um mehrere Kilometer nach Osten. Dies erschwerte den Handel, der damals in beträchtlichem Maße über die Wasserwege abgewickelt wurde. Deshalb begann 1580 unter dem Pfalzgrafen Johann Casimir, der Frankenthal drei Jahre zuvor die Stadtrechte verliehen hatte, die Errichtung eines Kanals. Der Pfalzgraf stellte dabei Bauholz zur Verfügung, mit dem die Kanalränder gegen Unterspülung gesichert werden sollten. Die Arbeiten gingen nur schleppend voran und zogen sich auch noch unter Johann Casimirs Nachfolgern hin. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618–48) kamen sie schließlich gänzlich zum Stillstand. Grund hierfür waren hauptsächlich die (erfolglosen) Belagerungen der Stadt 1621 durch die Spanier unter General Cordoba sowie 1622 durch die Kaiserlichen unter General Tilly.

Fertigstellung

Erst eineinhalb Jahrhunderte später wurde das Vorhaben wieder aufgenommen. Kurfürst Carl Theodor ließ durch seinen Baudirektor Jacob Dyckerhoff entsprechende Pläne anfertigen und stellte für die Erdarbeiten 215 Soldaten seiner Mannheimer Garnison ab. Zwischen 1772 und 1781 wurde der Kanal gebaut, zwischen 1781 und 1787 das Hafenbecken, das südöstlich der Altstadt unmittelbar vor der ab 1718 wieder errichteten Stadtmauer lag. Die Kanalschiffe wurden von Menschen oder Pferden gezogen, die sich auf Treidelpfaden bewegten. Neben der Verbindung zum Rhein bewirkte der neue Kanal ein Trockenfallen der feuchten Niederungen in seiner Umgebung, so dass zusätzlich etwa 5000 Morgen Ackerland gewonnen werden konnten.

Krieg und Hochwasser

Als ab 1793 französische Revolutionstruppen die linksrheinischen Gebiete der Kurpfalz eroberten, wurden bei den Kämpfen die Brücken, Dämme und Mauern des Kanals so erheblich beschädigt, dass er nur sechs Jahre nach seiner Inbetriebnahme nicht mehr zu benutzen war. Zudem brachen, nachdem aufgrund des Wiener Kongresses von 1815 im Folgejahr das Königreich Bayern die Verwaltung der nun Rheinkreis genannten heutigen Pfalz übernommen hatte, bei Hochwässern in den Jahren 1816 und 1817 die ebenfalls schadhaften Rheindeiche. In der Folge wurde die Niederung um den Frankenthaler Kanal jeweils großräumig überschwemmt, und es kam zu weiteren Schäden, vor allem Unterspülungen, an den Kanalanlagen. Erst 1821 bewilligte Bayern Gelder zur Wiederherstellung, und als eine zusätzliche Schleuse von 76 m Länge gebaut worden war, konnte der Kanal ab 1823 wieder befahren werden. Doch schon von Oktober 1824 an schränkten neue Überschwemmungen den Gebrauch des Kanals ein weiteres Mal ein. Trotzdem wurden die Sanierungsbemühungen noch bis 1839 fortgesetzt.

Bedeutungsverlust und Stilllegung

Mit dem Bau der Eisenbahnen ging die Bedeutung des Kanals immer weiter zurück. Allerdings wurde noch 1875 die in Frankenthal gegossene und 26 t schwere Kaiserglocke des Kölner Doms auf einem der Kanalschiffe zum Rhein transportiert. Endgültig stillgelegt wurde der Kanal erst im Zweiten Weltkrieg 1944, nachdem er durch Luftangriffe schwer beschädigt worden war. 1954/55 wurde das für nutzlos angesehene Hafenbecken mit 45.000 t Schutt verfüllt, der 1943 bei der schweren Bombardierung Frankenthals entstanden war. 1966 wurde auch der Kanal bis auf das kleine Teilstück in Ludwigshafen-Pfingstweide zugeschüttet. Die Verfüllung des Kanals machte es auch notwendig, die Isenach in Richtung Norden nach Mörsch und Bobenheim-Roxheim weiterzuleiten.

Der Kanal war 4467 m lang, 8 bis 19 m breit und 2 m tief. Er verlief von West nach Ost und mündete an der Stelle des heutigen Nordhafens der BASF in den Rhein. Das Hafenbecken war 95 m lang (von West nach Ost) und 48 m breit. Die Stirnseite des Beckens aus massiven Sandsteinquadern war die westliche Kaimauer, die heute noch erhalten ist. Etwa in ihrer Mitte stand, wie alte Bilder belegen, ein quadratisches Kranhaus mit einem hölzernen Drehkran, dahinter lag parallel zur Stadtmauer ein langgestrecktes Lagerhaus, in dem auch die Zollbehörde untergebracht war.

(Quelle: Wikipedia)

Hier noch ein paar Bilder von den Resten des Frankenthalers Kanal. In dem Pavillion findet man noch ein Modell (aus Metall) vom Kanal mit Schleuse und Gebäuden. Leider wurde es schon als Feuerstelle benutzt. Die Bilder und Infotafeln wurden auch alle abgerissen. Das ganze sieht nicht so toll aus. Schade.

Der Kanal liegt etwas versteckt zwischen dem Gewerbegebiet Nachtweide und der BASF. Hatte es nur durch Zufall bei einer Radtour entdeckt.

Grüße Andy

wilfried korff
13.09.2010, 14:44
Anbei die Titelseite einer Veröffentlichung des Stadtarchivs Ludwigshafens ( Band 14 ) aus dem Jahr 1991 . ISBN 3-924667-17-9
Die kleine Broschüre umfasst 43 Seiten
Gruss Wilfried