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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Uli Totzki - "Uli Brummi"



Gernot Menke
07.11.2010, 19:26
Uli Totzki, weithin bekannt als Uli Brummi, ist tot. Er wurde 67 Jahre alt.

Ich habe Uli über das Forum kennengelernt. Auf einen Beitrag im Forum hin rief er mich einmal an und erklärte mir etwas. Seitdem haben wir oft und lange miteinander telefoniert - fast ausschließlich über die Binnenschiffahrt.

Ich kenne den Werdegang von Uli nicht allzu genau. Er begann auf dem Schleppschiff Raab Karcher 88 und schwärmte von seinem netten Schiffmann Ernst Mehlein vom Oberrhein, von dem er viel gelernt habe. Wenn es mal nichts zu tun gab, hätten sie im Steuerhaus gesessen und erzählt. Sein Schiffmann sei damals einer der Wenigen gewesen, die nicht auf ein Motorschiff wollten, sondern die Lebensqualität auf einem Schleppschiff genossen. Später fuhr Uli auf dem Neckarschiff Kehre Wieder 2, auf dem Franzosen Bourdelle und auf vielen anderen Schiffen. Beim Anblick der Seeschiffahrt in den Seehäfen zog es Uli dann in die Ferne.

Er hat mir einmal erzählt, daß er als junger Kerl geradezu süchtig nach Schiffahrt war. Er kannte inzwischen viele Menschen aus der Schiffahrtswelt und benutzte diese Kontakte, um wirklich fast jeden Zipfel dieser Erde, wenn er nur mit dem Schiff erreichbar war, kennenzulernen. Er holte Kohle in Australien, verbrachte einen Urlaub auf einem Schuber auf dem Mississippi und einen anderen auf einem belgischen Schubboot mit Heckradantrieb auf dem Kongo und versorgte in der Südsee von einem Muttertanker aus mit einem Boot kleine Inseln mit Ölfässern. In Japan und Archangelsk war er und was weiß ich wo noch.

Von Uli hörte ich erstmals, daß es auf Seeschiffen Wellenbremsen gibt, damit die Maschine nicht überdreht, wenn bei der Fahrt unter Ballast und bei schwerem Seegang die Schraube aus dem Wasser kommt. Die Steuerfähigkeit gehe dann gegen Null, während der hoch aus dem Wasser ragende Rumpf wie ein Segel wirke. Deswegen würden ja auch immer leere Schiffe auf dem Strand sitzen. Bei ganz alten Zossen hätte man sich einfach mit einem Lederriemen beholfen, der um die Schraubenwelle lief und mit einem Hebel gespannt wurde! Vor Spanien hatte er das einzige Mal in seiner Seefahrtszeit in einer solchen Situation wirklich Angst um sein Leben.

Wenn seine Kollegen sich im Hafen die Kanne gaben, nahm er sich einen Mietwagen und schaute sich die Gegend an. Auf See brachte er sich im Selbststudium Englisch bei. Irgendwann aber machten seine Knochen nicht mehr mit – die harte Arbeit des Auf- und Zudeckens der Laderäume wurde ihm zu viel. Uli erzählte, daß sie bei schönem Wetter schon im englischen Kanal anfangen mußten, aufzudecken, um in Hamburg fertig zum Löschen zu sein und umgekehrt. Wegen der schweren Lukenbalken seien die Seeleute damals so kräftig gewesen – ihm hat aber irgendwann einfach nur noch alles weh getan.

Uli nutzte darum seine Beziehungen und ging wieder in die Binnenschiffahrt. Er fuhr einige Zeit auf der Donau, wo er ein Zugschiff hätte übernehmen können. Aus privaten Gründen kehrte er aber zum Rhein zurück, wo er später Schiffsinspektor bei Weber-Schiff wurde.

Über seine Trucker-Zeit, die ihm den Namen „Uli-Brummi“ einbrachte, weiß ich praktisch nichts. Hier wurde er aber sehr bekannt, trat häufig im Fernsehen auf, war Veranstalter und auch Herausgeber eines Trucker-Magazins. Er hatte in dieser Zeit mit unzähligen bekannten Größen zu tun, wie Johnny Cash zum Beispiel, um nur einen Namen zu nennen. So manche deutsche Liedübersetzung im Country-/Trucker-Musikbereich geht auf ihn zurück!

In den letzten Jahren bereiste er die Flüsse und Kanäle mit einem selbstgebauten Motorboot. Er plante einen Törn nach Frankreich, doch dann kam ihm seine Krankheit dazwischen. Er brach im Wesel-Datteln-Kanal auf seinem Boot zusammen. Ein Motorschiff nahm ihn bis zur nächsten Schleuse auf Seite, wo schon der Krankenwagen wartete. Seitdem war Uli ans Bett gefesselt und verfolgte die Schiffahrtswelt, genauer gesagt die Welt der Binnenschiffahrt, an der sein Herz inzwischen ausschließlich hing, nur noch im Internet.

Ulis umfassendes schiffisches Wissen hat mich immer wieder verblüfft. Er war technisch auf der Höhe der Zeit, kannte aber auch die alte Schiffahrt noch. Wer kennt denn heute ein "weiches Ende" des Schleppsdrahts und weiß, von wo man beim Schleppen mit der Acht beginnt und warum? Einmal rief er mich an, weil ich mir im binnenvaartforum ein Foto eines total vermurksten Knotens bei einem Schubverband mit Vorspann im Gebirge ansehen sollte. "Die auf dem Boot wissen, daß das falsch ist, aber die können das denen auf dem Schubverband nicht sagen, weil es Kunden sind!" Es war die Verbindung von angelesenem Wissen und eigener praktischer Erfahrung in vielen Bereichen, die Uli zu einem Schiffahrtsexperten machten, von dem das Forum sehr profitiert hat. Viele meiner Beiträge im Forum, beispielsweise die Beiträge über die Sattelschlepper und über die Entwicklung der Ruder der Schleppschiffe, gehen unmittelbar auf Uli zurück. Er war ein wandelndes Lexikon in Sachen Schiffahrt und es ist ein herber Verlust, daß wir ihn in Zukunft nicht mehr fragen können.

Gernot

Stadt_Aschaffenburg
07.11.2010, 22:04
Auch ich kannte viele von Ulis Beiträgen auf diversen Seiten zur Binnenschifffahrt und auch zu diesem Forum, auch wenn er sie an uns wegen seiner Krankheit oft nur über Gernot weitergeben konnte.

Auch kannte ich seine Vergangenheit in der Trucker-Szene. Dort war Uli über Jahrzehnte bekannt wie ein bunter Hund und war bei allen möglichen Anlässen zugegen. Tom Astor hat sogar einen Song mit ihm aufgenommen (Gebet eines Truckers). Außerdem ist der Song "Der dicke Trucker" ihm gewidmet.

Uli war oft ganz oben und genauso oft ganz unten, aber er hat Spuren hinterlassen, egal wo er war, was ausdrücklich nicht nur an seinem Gewicht lag!

Uli Brummi Deutschland ruhe in Frieden! Gut daß du da warst!

Seiner Familie mein aufrichtiges Beileid!


Micha

Ernst
07.11.2010, 22:09
....ja mit dem Uli habe ich in so mancher Nacht Stundenlang telefoniert...

leider war Ihm kein langes Leben gegönnt.

Auch von mir mein Beileid an die Angehörigen

Ernst

Elbianer
07.11.2010, 22:26
Tom Astor hat sogar einen Song mit ihm aufgenommen (Gebet eines Truckers).


Das Uli Totzki aus der Binnenschifffahrt kommt habe ich erst hier im Forum erfahren, aus der Country-Szene kannte ich ihn schon lange. Da gab es mal die Sendung "Kilometer 330" bei RTL, da hat er in einer Weihnachtssendung den Weihnachtsmann gespielt. Ich müsste davon noch einige Teile auf Video haben, vielleicht suche ich das zu Weihnachten mal raus und gedenke an Ihn.
In den oben zitierten Song heißt es an einer Stelle. "Besonders brauchen wir deine Hilfe, wenn wir durch Straßen mit spielenden Kindern fahren."
Ich persönlich glaube ja nicht besonders an die Hilfe von ganz oben, aber seid ich dies gehört habe geht mein Fuß immer von Gas wenn ich Kinder am Straßenrand sehe.

Im stillen Gedenken Thomas

käptn ahab
12.08.2018, 11:41
tja man muss es nur glauben fakt ist ulli war mit mir im Kongo und da war er bestimmt kein Held das weiss aber auch ein fast jder und noch etwas kein patent und viele storries das war ulli brummi