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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Wende



Gernot Menke
15.09.2008, 15:16
Die Wende am Wasser, aufgenommen auf der Elbe oberhalb von Schnackenburg im Sommer 1990.
Links noch die alte Optik, in der Mitte wird gerade der Stahlzaun abmontiert und rechts stehen nur noch die Pfosten.

Die weißen Flöckchen auf dem Wasser laden ebensowenig wie der Geruch des Wassers zum Baden ein. Trotzdem haben damals Leute im Fluß gebadet!

bobby
10.12.2008, 01:28
Hallo Gernot,

seltenes Foto :lol:

Wie sahen die Ufer "vor der Wende" aus? Ist vielleicht einer mal im TRANSIT (via MLK oder Elbe) gefahren?
Würde mich mal interessieren ........ :wink: :wink:

Grüße Dirk

Gernot Menke
10.12.2008, 14:52
Hallo Dirk,

vor der Wende sahen die Ufer auf der Elbstrecke so aus, wie auf der linken Seite des allerersten Bildes zu sehen. Mehr hat man da nicht entdecken können, außer vielleicht mal einen Streifenwagen oder dergleichen. Die Grenze richtete sich ja nicht gegen den Westen, sondern gegen die eigene Bevölkerung, weswegen man die entfernteren Grenzanlagen weiter im Landesinneren der alten DDR von der Elbe aus nicht zu Gesicht bekam. Man sah von der Elbe aus nur den Zaun, der auf dem Bild gerade abmontiert wird.

Ganz anders natürlich die Grenzübergänge an den Transitwegen nach Berlin. Die beiden Bilder vom Übergang Rühen-Buchhorst des MLK habe ich folgendem Buch entnommen: Bas Klimbie: De Vrachtvaarders van Europa, Alkmaar 1987, S. 129.

Auf der Elbstrecke zwischen Lauenburg und Schnackenburg bildete die Elbe die Grenze zwischen dem Westen und dem Osten. Hier fuhr die DDR-WSP (oder wie auch immer sie sich nannte) Patrouille. Es herrschte ein dauernder Kampf zwischen westlichen Sportbooten und DDR-Vopos um die genaue Mittellinie auf dem Strom, ausgefochten mit steinernen Gesichtern und Beinahekollisionen. Manchmal wurde wohl auch richtig abgedrängt. Mir war dieses Spiel zu blöd, zumal mit dem Faltboot - wenn die mal richtig Gas gegeben hätten, hätte ich vermutlich deren Welle im Boot gehabt. Auch wollte ich es nicht drauf anlegen, daß die sich eventuell über meinen Fotoapparat aufregen - deswegen habe ich das Patrouillenboot erst von weiter weg rasch geknipst - von dem Foto habe ich auch noch einen Ausschnitt angehängt.

Oberhalb von Schnackenburg, wo beide Ufer zur DDR gehörten, stand auf dem rechten Ufer in einer Kurve bei km 470 ein Wachtturm, von dem aus man berg- und talwärts eine weite Strecke überblicken konnte. Leider habe ich ihn nicht geknipst und ich weiß auch nicht, ob er heute noch steht. Es war ein recht dicker und stämmiger, eher niedriger Turm. Ansonsten gab es dort von der Grenze wenig zu sehen. Auf meiner ersten Elbtour kurz vor der Wende (August 1989) bin ich ein paar Meter an Schnackenburg vorbei weiter elbaufwärts gefahren, um einen Blick auf etwaige Grenzanlagen zu erhaschen - da ist in Schnackenburg gleich einer auf den (westlichen) Aussichtspunkt gestürmt und hat mich mit dem Fernglas beäugt - sollte wohl heißen: Junge, mach keinen Scheiß! Ich habe es dann vorgezogen, doch lieber umzudrehen. Von DDR`lern war nichts zu sehen und auch der besagte Turm bei km 470 lag noch nicht in meinem Blickfeld. Den habe ich erstmals bei meiner zweiten Tour am 31.7.1990 gesehen.

Noch ein kleiner Spaß am Rande. Als ich kurz nach der Wende in Magdeburg an der Einmündung des MLK vorbeikam, fuhr gerade ein Dortmunder aus Peine auf die Elbe hinaus. Obwohl ich ein ganzes Stück weg war, bekam ich mit, wie der Schiffmann in herrlichstem Westfälisch seinem Mann auf dem Vorschiff über die Bugsprechanlage sagte: "Guck mal, ob die Bullen da sind, die sind hier nämlich ein bißchen komisch." Er hatte Glück, daß sie gerade nicht da waren, sonst wären sie bestimmt ein bißchen komisch gewesen ... :lool: . Ich habe schon des öfteren beobachtet, daß viele Schiffer nicht wissen, wie weit man ihre Bordsprechanlage hören kann!

:wink: Gernot

thorda
11.12.2008, 11:06
Moin Gernot und Bobby

Die Schnellboote gehörten zu den Grenztruppen und WSP der DDR ist auch auf der Elbe zwischen Boizenburg und Schnackenburg gefahren, war aber mehr um Presenz zu zeigen. Der Grenzverlauf auf diesem Elbabschnitt war umstritten, die DDR beanspruchte die Strommitte und die Bundesrepublik bestand auf den nach dem 2.Weltkrieg von den Siegermächten ausgehandelten Vertrag in der die Grenzlinie die Buhnenköpfe auf östlicher Seite sei. Im Rahmen der Entspannung hat man aber die DDR-Boote auf dem Strom fahren lassen.
Die Abdrängattacken der Grenzboote waren reine Machtdemontrationen die auch einmal mächtig in die Hose gegangen ist denn in den 80´gern ist ein Schnellboot unter einen zu Tal fahrenden leeren viereckigen Dettmertanker gekommen und gesunken.
Es gab auch kuriose Dinge, Anfang der 70´ger gab es auf dem Abschnitt ein Nachtfahrverbot weil während eines Frühjahrshochwassers Plastikminen aus den Grenznebenflüssen Aland und Jeetzel auf die Elbe schwammen, zum Feierabend mußten Schutzhäfen angelaufen werden.
Zu den Kanalbrücken zwischen Rühen und Buchorst ist noch zu ergänzen das nicht nur Wachtürme drauf waren und Stacheldraht drumrum war sondern zusätzlich auch noch Schäferhunde frei auf der Brücke liefen, man wollte eben auf Nummer Sicher gehen. Unter der Brücke im ersten Foto ist gut eine Fahrenge zu sehen, dort wurde zur Nacht ein Ponton quer über den Kanal gezogen damit auch ja keiner in der Dunkelheit türmen konnte.
Auf diesem Kanalabschnitt bis Magdeburg gab es auch ein Nachtfahrverbot für Westschiffe von einer Stunde nach Sonnenuntergang bis eine Stunde vor Sonnenaufgang, da wir als Westler auch nicht überall liegen durften hatten wir bestimmte "Feierabendstellen" und wenn man es bis zur nächsten Feierabendstelle zeitlich nicht geschaft hat hatte man im Winter manchmal schon um 14:00 Uhr Feierabend, die Sheriffs haben auch genau auf die Zeiten geachtet, ich hab´s einmal gehabt das ich nach der SU Zeit im Tidenkalender (Cuxhaven) gegangen bin und die Sheriff´s nach Berlin (- 5 Min), hat mich 10 DM gekostet.

Gruß Thorda

bobby
13.12.2008, 15:18
Hallo

und besten Dank für eure Antworten. Hat mich schon immer interessiert, wie die Wassergrenze gesichert wurde.

Beste Grüße

Dirk