Rhein - St. Martin - AF - Linz - Remagen [Archiv]

faehrenfan

27.02.2011, 18:03

Hallo Apollo, hallo Hürth,

die Geschichte dieser Linzer Autofähre ist sehr Interessant:
Hier mal ein kurzer historischer Abriss.

1946: bei der Hilgers Werft in Rheinbrohl als Grundseilfähre in Auftrag gegeben,
1947: Winter 1947 Baubeginn und Kiellegung,

1948: 07.07.1948 Einweihung der neuen Querseilfähre am Grundseil.
Nach nur 4 Einsatztagen riss das Grundseil, die Fähre trieb ab.
Es gab keine andere Möglichkeit, als die Fähre seitlich zu schleppen. :grummel:
Hierfür vermietete Bootseigner Kickel aus Bad Honnef sein Boot "Argo" an die Fährgesellschaft.
Vom 27. Juli 1948 bis 25. Januar 1949 war die "Argo" der Nothelfer.

1949: Vom 26. Januar bis zum 31. März 1949 wurde die Fähre auf der Hilgers Werft umgebaut, sie erhielt den ersten seitlichen Motorenanbau (Talseite). Es wurde ein Motor mit 100PS, der auf zwei festen Propellern mit starre Wellen gekoppelt war und eine hydraulische Ruderanlage verbaut.
Am 1. April 1949 nahm sie dann als die erste eigene Motorfähre, ( der Fährgesellschaft), mit seitlichen Pferdestärken ihren Betrieb wieder auf. :cool1:
Interessanterweise trug das Fährschiff zu dieser Zeit noch keinen Namen.

1950: Zwischen dem 8. April 1950 und dem 23. März 1951 erfolgte dann der zweite Umbau. Auf der Bergseite wurde ein weiterer Motorenanbau angebracht. Die Fähre verfügte nun über 2 Motoren mit je 100PS Leistung auf 4 feststehenden Propellern und an jeder Seite über hydraulische Rudern. :super:

Aber die Freude der Fährgesellschaft war nur von kurzer Dauer, denn es gab gravierende Mängel. Infolge einer falschen Konstruktion war das Holz-Fahrbahndeck vollkommen gefault, die zu kurzen und zu schwachen Landeklappen gebrochen. Dazu kam, das die Maschinenanlage im ersten Anbau vollkommen unzureichend war, das Steuerhaus die Sicht behinderte und obendrein auch noch rappelte. Es lies Kälte und Wind herein und bedurfe einer dringenden Erneuerung, wie auch viele weitere Kleinigkeiten einer Erneuerung bedurften. :regen:

1951: Am 23. März 1951 (Karfreitag) präsentierte sich den Linzer und Kripper Bürgern eine modernisierte Fähre mit dem Namen „Linz-Bad Kripp". Auffälligstes Merkmal der modernisierten Fähre waren die überlangen Ladeklappen-Ausleger (5,5m) mit den dazu gehörenden Tragarmen. Dadurch wurde das Auf- und Abfahren auf die Fähre deutlich bequemer.

Zusätzlich war ein neues, vorschriftsmäßiges Oberdeck mit verstärkten Decksträgern eingebaut, sowie ein neues Steuerhaus montiert worden.
Auch die Maschinenanlage im ersten Anbau und verschiedene, technische Einrichtungen erhielten Verbesserungen. Ausgeführt wurden die Arbeiten auf der Schiffswerft C. Ruthof, Mainz-Castel. :super:

1952: Ein weiterer Umbau der Fährklappen, eine Verlängerung auf 7,5m wurde Ende 1952 / Anfang 1953 durchgeführt. Nach diesem Umbau wurde die Großfähre nun mit einer Länge von 38m angegeben.

1959: Anfang 1959 begannen bei der Fährgesellschaft mit den Planungen für ein neues und größeres Fährschiff. Im Zuge dieser Planungen wurde die Umbenennung der "Linz – Bad Kripp" in St. Martin beschlossen.
Wollte man die neue Fähre "Linz - Bad Kripp" nennen; tatsächlich hieß Sie später "St. Johannes" ... :kopfkratz1:
In den Jahren zwischen 1959 und 1971 wurden noch weitere Modernisierungen durchgeführt, zum Beispiel wurde ein Stahldeck anstelle des alten Holzdecks verbaut.

1971: Nach 23 Jahren Übersetzverkehr zwischen Linz und Kripp nahm "St. Martin" Anfang Juni 1971 Abschied von seinem bisherigen Einsatzort.
Das Fährschiff, welches durch einen weiteren Fährschiff - Neubau, die "Stadt Linz" abgelöst wurde, wurde an den Holländer W. H. Martens in Huissen bei Arnheim verkauft.
Unter dem neuen Namen "Looveer 2" war die "St. Martin" als Leih- und Ersatzfähre im Einsatz.

1986 wurde sie schließlich an einen Kunden in Portugal verkauft.
Dort soll sie noch bis vor ein paar Jahren im Einsatz gewesen sein.
Leider ließ sich nicht mehr herausbekommen, an wen sie in Portugal verkauft worden war, da die Firma Looveer eine Menge Fähren verkauft hat und es keine Unterlagen mehr gibt. :roooll:

Den weiteren Verbleib konnte ich daher leider bis heute nicht klären. :cry:
Sachdienliche Hinweise werden gerne angenommen ... :pfeif:

Technische Daten:
Länge: 22m ohne Fährklappen
1951: 33m mit Fährklappen (je 5,5m)
1953: 38m mit Fährklappen (je 7,5m)
Breite: 8m / 12m
Tragfähigkeit: 75 Tonnen / 15 PKW
Antrieb: 2 Motoren 100PS / 125PS auf 4 feststehenden Propellern

Mehr Informationen über diese Fähre und über die Fährgesellschaft Linz – Kripp unter http://www.geschichte-kripp.de/29.html

Zum Copyright der Bilder:
Bild 1 stammt aus meiner Ansichtskarten-/ Fotosammlung und wurde auf dem Flohmarkt erworben. Fotograf unbekamnnt, Rückseitig beschriftet mit C. Heil, 3770, Linz / Rhein
Bild 2/3: Manfred Geyer, ehemaliger Linzer Fährmann
Bild 4/5: Fa. Looveer, Huissen (NL)

Alle Bilder wurden mir im Rahmen meiner Dokumentation über die Fähren Linz - Kripp zur Verfügung gestellt.
An dieser Stelle daher auch meinen Dank an alle für die Unterstützung mit Informationen und Fotos.

Gruß Alex :wink: