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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Falscher Alarm! Kahn steht quer im Kanal



binnenvaart
26.03.2011, 20:00
Ein Schubkahn steht quer auf dem Landwehrkanal. Wie sich herausstellt - ordnungsgemäß!

Falscher Alarm! Kahn steht quer im Kanal (http://www.bz-berlin.de/tatorte/falscher-alarm-kahn-steht-quer-im-kanal-article1149478.html)

Jürgen F.
26.03.2011, 22:22
Fällt einem da noch was ein:roooll::eek:
Ein Schubkahn steht da so rum... unglaublich mit welchen Fachausdrücken da jongliert wird:lool::lool:

Gröööhl,
Jürgen

binnenvaart
26.03.2011, 22:44
Ich habe schon gedacht,steht oder liegt er,aber er liegt da,genau wie bei uns

Stadt_Aschaffenburg
26.03.2011, 22:53
Hi,

ich sag da lieber nix zu, kann aber gerne jedem Redakteur und Journalist anbieten, die notwendigsten Begriffe aus der Binnenschifffahrt zu erklären. Gehört ja schließlich auch zu meinen Aufgaben :lool:

....bevor ich noch öfter so einen STUSS lesen muß!

LG
Micha

Elbianer
27.03.2011, 22:33
Hallo Zusammen,
nun nehmt mal so einen Begriff nicht zu ernst. Wie Jeder hier im Forum schon erfahren konnte, gibt es den richtigen Begriff einfach nicht, weil die Schiffersprache regional geprägt ist.
Was man auf den Rhein Schleppschiff nennt, ist auf der Elbe und östlich davon nun mal ein Schleppkahn. Auch der Ausdruck Motorkahn ist auf der Elbe ganz normal. Sprachlich gesehen ist es dann also gar nicht so abwegig ein Schubboot mit Arbeitsponton, Schubkahn zu nennen.

Auf dem Rhein spricht man einfach nur vom Räderboot. Auf der Elbe hat kein Mensch diesen Begriff verwendet, weil es nun mal Seitenrad- und Heckradschlepper gibt. Je nach Antriebsart den Seitenrad-Schleppdampfer oder Seitenrad-Motorschlepper. Für Heckrad ebenso.
Auf den Rhein waren nur sehr wenige Heckradschlepper unterwegs und mit Dieselantrieb gab es wohl auch kaum welche. Somit hielt man eine Unterscheidung nicht für sinnvoll oder notwendig. Und wenn ihr mal nachdenkt und ehrlich seit, dann müsst ihr zugeben, dass der Begriff Räderboot in einen Länder und Fluss übergreifenden Forum eben ungenau ist.

Ein Schubleichter wurde im Osten Schubprahm genannt, weil diese viereckige Schiffsform nun mal einen Prahm ähnelt. Wie ist überhaupt der Begriff Schubleichter entstanden ? Leichter dienten doch dazu Seeschiffe (hier auch die Seeboot genannt) zu leichtern. Damit haben die in der Binnenschifffahrt heute verwendeten Schubleichter ja überhaupt nichts zu tun!!

Also, ich wollte hier niemanden auf den Schlips treten und auch nicht den Klugscheißer spielen. Wollte nur mal folgendes in den Raum (Forum) stellen. Wenn es keine einheitlichen Begriffe in der Binnenschifffahrt gibt und die vorhandenen oft nicht logisch, sondern einfach nur historisch gewachsen sind, kann man es einen Außenstehen nicht übel nehmen wenn er mit der Auswahl der Begriffe etwas daneben liegt.:kopfkratz::kopfkratz:

Es gab doch auch Fotos im Beitrag und man konnte sehen was gemeint war. Über solche Kleinigkeiten aufregen lässt doch nur den Blutdruck steigen.:eek:

In diesen Sinne grüßt Thomas :wink:

Heidi Franz
28.03.2011, 00:38
Hallo zusammen,

ich bin zwar mit den Ausdrücken der Journalisten und Redakteure auch nicht immer einverstanden und finde es manchmal einfach nur zum lachen.
Aber.... wie viele Landratten wissen denn schon, daß ein Schiff in der Schiffersprache liegt und nicht steht (zumindest in Deutschland und ich denke auch Holland).
Die unterschiedlichen Bezeichnungen für ein Schiff, kommen daher,daß in einem Artikel einer Zeitung nicht immer die gleiche Bezeichnung für den betreffen "Gegenstand" - in dem Fall Schiff - stehen darf. Also nimmt sich der Journalist ein Synonymwörterbuch und schreibt eben so oft das Wort Schiff vorkommt ein sinngemäßes Wort.
Da ein Journalist oder Redakteur aber die jeweiligen in der Binnenschiffahrt gebräuchlichen Fachausdrück in den seltensten Fällen kennt, (und wen sollte er fragen? Die meisten kennen keinen der diese Ausdrücke beherrscht) kommt da dann eben für die "Eingeweihten" ein solcher "Unfug" zustande.

Gruß
Heidi, die auch mal gelernt hat, daß man in einem Text möglichst nicht mehrmals die gleiche Bezeichnung benutzt.

Stadt_Aschaffenburg
28.03.2011, 01:17
Hallo zusammen,

ich kenne eigentlich den Begriff, daß ein Schiff steht, nur aus Österreich.
Macht ja aber auch nichts, ich würde es halt nur gut finden, wenn die Leute sich ein bischen mehr informieren würden, dafür gibts uns ja auch :super:

LG
Micha

Gernot Menke
28.03.2011, 14:11
Man kann von Niemandem verlangen, daß er die Schiffersprache beherrscht - da spricht mir Thomas aus der Seele. Es ist ja toll, wenn ein Journalist sich umhört und z.B. den Begriff Bugstrahlruder verwendet und dann auch erklärt. Aber wenn er von einer Steuerung am Bug spricht, die vielleicht mal bei einer Havarie ausgefallen ist, dann ist es doch OK, denke ich. Viel wichtiger ist, daß die Leute kritisch sind, das heißt nicht einfach alles fressen, was ihnen vorgesetzt wird, sondern sich ihre Gedanken machen und gegebenenfalls unterschiedliche Ansichten einholen.

Wenn irgendwo mal ein Artikel von einem verunglückten Waldarbeiter erscheint und dabei berufsfremde Begriffe verwendet werden, wird das von uns keiner merken. Ob die dann auch ein Waldarbeiterforum haben und sich aufregen, weil der Journalist vom "Baumstämme aus dem Wald ziehen" geschrieben hat, obwohl es doch "rücken" heißt?

:wink: Gernot

Jürgen F.
28.03.2011, 15:05
Deshalb diskutieren wir ja auch nur in diesem schönen Forum und nicht in der Zeitung. Wenn schon mal die Möglichkeit besteht solche Kleinigkeiten richtig zu stellen, dann doch am besten hier.:hupf::hupf:

Schöne Grüße
Jürgen F.

Stadt_Aschaffenburg
28.03.2011, 15:08
Hi Gernot,

Waldarbeiterforum :lool: - obwohl... so abwegig ist das wahrscheinlich gar nicht ;-)

Aufregen ist ja auch was anderes, zumindest bei mir. Wie gesagt, ich würde es halt nur gut finden, wenn die Leute wenigstens wüßten, daß in D ein Schiff liegt und nicht steht und ein Schiff kein Kahn ist. Das wüßten sie auch, wenn die Schifffahrt gemäß ihrer Bedeutung angemessen bekannter wäre.

Und dafür werbe ich, damit die Binnenschifffahrt nicht nur bei Havarien in die Medien kommt.

LG
Micha

Navico 2
28.03.2011, 16:12
Hallo Forum,

die Begriffe, Stehen, Steuer, Pegel und Kahn sind mir als Binnenschiffer auch bekannt und habe sie von meinem Großvater, Vater und Onkel oft genug gehört.

Mein Vater erzählte mir, das sie oft mit dem Kahn in Breslau gestanden haben und dort viel Zeit hatten die Pegel anmalen . Das Steuer wird gleich mit angemalt.

Im Rheingebiet sagt man dazu; Wir liegen mit dem Schiff in Duisburg und können dann die Eiche anbringen, und die Ruderblätter werden auch konserviert.

Also, mit der Ausdrucksweise einiger Begriffe nicht alles so verbissen sehen.

Mehr Toleranz wäre hier angebracht.
Gruß Manfred

Elbianer
28.03.2011, 22:26
daß in D ein Schiff liegt und nicht steht und ein Schiff kein Kahn ist.

Hallo Micha :wink::wink:
ein Schiff liegt natürlich und steht nicht. Der Begriff Kahn ist aber ein ganz üblicher Begriff in der Schifffahrt, zumindest im östlichen Teil von Deutschland und da kam der kritisierte Beitrag ja her.

In meiner Jungbootsmann-Zeit haben wir mal das Lied "30-Tonner Diesel" von Gunter Gabriel komplett umgedichtet. Bei uns hieß es dann nicht "Er ist ein Kerl, ein ganzer Mann und sein Zuhause ist die Autobahn", sondern "Er ist ein Kerl, ein ganzer Mann und sein Zuhause ist sein Motorkahn".

Oder denke mal an die Filmklassiker zum Thema Binnenschifffahrt "Kahn der fröhlichen Leute" oder "Alter Kahn und junge Liebe".

Wenn ich "die Boot" lese oder höre, denke ich immer nur an die Bootsmesse in Düsseldorf. Rheinschiffersprache meint aber etwas anderes damit.
In der heutigen Zeit ist die Rheinschifffahrt natürlich das Maß der Dinge, aber es war nicht immer so.
Die ersten Schifferschulen in Deutschland gab es in Sachsen, 1855 errichtet, siehe hier (http://www.schifferverein-beuel.de/haas/pdf/GeschichteSchifferschulen.pdf).
In Dresden-Übigau entstand 1883 unter Leitung des Ingenieurs Ewald Bellingrath (1838–1903) die erste Schiffbauversuchsanstalt im Deutschen Reich, siehe hier (http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Schiffbauversuchsanstalten).

Gruß Thomas

Elbianer
28.03.2011, 22:30
Jetzt wo ich drüber nachdenke ist stehen auch noch gar nicht so verkehrt. Wenn sich einer fest gefahren hatte, wurde nicht gesagt "der liegt fest", sonder " der steht fest". Zumindest sprachen die alten Schiffer so.

Gruß Thomas