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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kraftwerk Kesselstadt



Gernot Menke
21.10.2008, 11:27
Der Mainausbau begann 1883 am Untermain mit der Kanalisierung bis Frankfurt. Bis 1886 waren die fünf Schleusen
Kostheim, Raunheim (Flörsheim), Kelsterbach (Okriftel), Höchst und Frankfurt-Niederrad mit den Maßen 85x10,5 fertig. 1886 wurde auch der Westhafen in Frankfurt als damaliger Endpunkt der vom Rhein aus kommenden Großschiffahrt eingeweiht.

1892/93 erfolgte dann die Erweiterung dieser Schleusen an ihrer Unterstromseite zu Schleppzugschleusen, indem neue Unterhäupter gebaut und der Teil dazwischen mit gepflasterten Böschungen befestigt wurde - die nutzbare Länge betrug nun 255 Meter (ob die nutzbare Breite bei 10,5 blieb, oder auf 12 m erweitert wurde, ist mir noch nicht ganz klar. Auf alle Fälle wurde die Breite von 12 Metern bei der Schleppzug-Erweiterung bei allen neuen Bauwerken bereits angelegt).

1897-1901 kamen die Schleppzugschleuse Offenbach (Maße 344x12) und der neue Hafen Offenbach hinzu. Das Wehr in Offenbach war damals noch ein Nadelwehr.

Hanau und Aschaffenburg wurden nun zum nächsten Ausbauziel. Der Ausbau wurde (zum Teil mit Einsatz von Kriegsgefangenen) zwischen 1913 und 1920 ausgeführt. Es entstanden die sechs Schleusen Mainkur, Kesselstadt, Großkrotzenburg, Stockstadt, Großwelzheim und Kleinostheim, der Hafen Aschaffenburg wurde 1920 eingeweiht.



Bei diesem Ausbau war "an den vier Staustufen Mainkur, Kesselstadt, Großkrotzenburg und Stockstadt [bei den beiden anderen kam wegen einer zu geringen Stauhöhe kein Kraftwerk in Betracht. Hier baute man billigere Nadelwehre]... erstmals am Main je ein Wasserkraftwerk nach dem Vorschlag Prüsmanns auszuführen, dessen Längsachse parallel zum Flußufer verlief. An Stelle von Nadelwehren waren stählerne Walzenwehre mit hochliegendem Wehrsteg vorgesehen. .... Die Prüsmannsbauweise hat man wegen des schlechten Wirkungsgrades infolge des seitlichen Zu- und Abflusses des Turbinenwassers nicht mehr wiederholt" (Rümelin, zit. nach Martin Eckholdt: Flüsse und Kanäle, Hamburg (DSV-Verlag) 1998, S. 86-87). [Übrigens ist das nur wenig ältere (gebaut 1908-1912) Kraftwerk neben der Schleuse Augst am Oberrhein eine ganz ähnliche Konstruktion]

Gleichzeitig (1916-1921) erweiterte man auch schon die Schleuse Kostheim zu einer Doppelschleuse (damals 322x12, gepflasterte Böschung), die anderen vier der fünf ältesten Schleusen des Untermain-Ausbaus von 1883-1886 (die alle Nadelwehre besaßen) wurden 1929-1933 durch die beiden Schleusen Eddersheim und Griesheim ersetzt (Maße 344x12/15 in Spundwandbauweise).

1949-1957 wurden die Schleuse und das Wehr in Offenbach erneuert, wodurch die Schleuse Mainkur entfiel. Zwischen 1965 und 1983 ersetzten die Neubauten der Schleusen Mühlheim (hier befand sich am anderen Ufer die alte Schleuse Kesselstadt), Großkrotzenburg (machte die alten Schleusen Stockstadt und Großwelzheim überflüssig) und Kleinostheim die vorherigen Schleusen zwischen Mühlheim und Aschaffenburg.

So lassen sich die Bilder vom abgerissenen Kraftwerk in Kesselstadt (fertiggestellt 1921, Abriß 1989) einordnen.

mainschnickel
21.07.2020, 22:03
Hallo Gernot

Durch die Kirche im Fluss bin ich auf deinen alten Beitrag gestossen.
Ein paar Sachen will ich korrigieren, bezw hinzufügen:
Die Schleuse Kostheim ist, auch nach den sog., von dir erwähnte, Umkanalisirung des Untermains 1929 bis 1933 (bau der Schleusen Eddersheim und Griesheim) ohne Kraftwerk geblieben, weil man damals "den Strom nicht garantirt absetzen konnte" !. Also keine Kunden. Erst in der heutigen Zeit, so um 2010 glaube ich, oder vielleicht auch früher, ist in Kostheim ein Kraftwerk gebaut worden.
Die Schleuse Offenbach hatte früher weniger Gefalle, war aber sehr hoch gebaut worden. Wann da aufgestaut wurde weiss ich nicht genau aber mindestens nach 1968. Ich bin nämlich als Kind mit meinem Vater noch durch die Schleuse Mainkur gefahren in 1967. Auch jetzt nach dem Aufstau ist die Schleuse noch hoch genug um zwei meter aufzustauen.
Von Mainkur nach Kesselstadt, jetzt Mühlheim wurde teilweise die Fahrrinne ausgebaggert (muss etwa bis 1980 gewesen sein.).
In Großkrotzenburg ist die Stauhöhe gleichgeblieben, das Wehr ist weiter talwärts errichtet worden ohne Kraftwerk (wer weiss warum?). Die alte Stelle des Wehres ist noch angedeutet an der Schleuse.
Die Schleuse Grosswelzheim wurde ausgesetzt, weil die Fallhöhe sehr gering war (Nadelwehr, deswegen kein Kraftwerk) und die Kammerwände schräge Böschung hatten. Das war nicht mehr zeitgemäß.
Bis Kleinostheim wurde ausgebaggert und die alte Schleuse am rechten Ufer durch eine moderne Doppelschleuse mit Schwimmpollern am linkem Ufer ersetzt. Dazu ein modernes Wehr mit Kraftwerk. Ich erinnere mich an die Baustelle in 1967 und auch an das Nadelwehr.
Es wurde hoch genug gestaut, damit auch die alte Schleuse Stockstadt (mit geböschten Wänden) entfallen konnte.
Bis 1983 alles fertig kann durchaus stimmen. An dem alten Prüssmannsche Kraftwerk in Kesselstadt/Mühlheim kann ich mich noch gut erinnern, weil ich nach vielen Jahren ab 1982 wieder regelmäßig auf dem Untermain bis Hanau unterwegs war. Das heutige Wehr liegt etwa hundert meter weiter talwärts.
Gruss Jozef

mainschnickel
02.11.2023, 10:16
Der marode Untermain

Übersicht der Bau uns Schwachstellen am Untermain:
Kostheim: nach längere Sperre der Nordschleuse ist alles wieder soweit in Ordnung.
Eddersheim: Umbau des unteren Vorhafens vor einigen Jahren ohne Beanstandungen.
Aber dann: Griesheim: obere Teilkammer der Südschleuse seit vielen Jahren außer Betrieb, Stabilitätsprobleme.
Oberer Vorhafen verboten zum Festmachen, weiterhin, marode Poller (obwohl elwis sagt nur bis 31 okt, stimmt nicht). Eigentlich baugleich mit Eddersheim.
Offenbach: Nordkammer seit längere Zeit gesperrt (man sieht keine Bauarbeiten!), Südkammer ist ein Drama für tiefer gehende Schiffe.
Mühlheim, wenn keine Untiefe unterhalb und untere Vorhafen nicht gesperrt ist, soweit in Ordnung. Nur fehlt die 2. vorgesehene Kammer.
Großkrotzenburg: die Nordkammer, ausgelegt für 2 m 30 Tiefgang ist nur noch für max 2 m zugelassen, wird meistens nicht bedient (Schleusenzentrale sagt: ich kann keine 2 Kammer bedienen).
Kleinostheim: moderne Doppelschleuse mit Schwimmpollern. Die sind aber vor 30 (!!) Jahren entfernt worden und seitdem nie wieder eingebaut worden. (Wird das jetzt auch in Meiderich so??) Landseite seit einem Jahr gesperrt, Großbaustelle.
Obernau, das Sahnestück. Wasserseite seit Jahren festmacheverbot, marode. Neue Schleuse geplant, Bewohner protestieren: Eine Bitte, baut die Schleuse in der Mitte!
Das wird dann auch gemacht, das war glaube ich 2017. Jetzt läuft ein Planfeststellungsverfahren. Baubeginn angeblich 2023, Fertigstellung 2034 !
u.s.w., u.s.w. alles kaputtgespart.
Gruss Jozef