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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Napredak - GMS -



helmut1972
04.09.2011, 15:49
Hallo!

Schiffsdaten

Name: NAPREDAK (НАПРЕДАК) der JRB (Ab 1946)
Ex-Name: ORAHO, ORTH bei der I.DDSG
gemeldet in: Belgrad
Nationalität: https://www.binnenschifferforum.de:7081/attachment.php?attachmentid=744415&stc=1&d=1543324762 Jugoslawien

Länge: 66,60 m
Breite: 9,00 m
Tonnage: ca. 600 To.

Maschinenleistung: 2x 440 PS
Maschinen-Hersteller: Sulzer - Winterthur, 4 Zylinder 2 Takt Diesel

Baujahr: 1941
Erbaut in: CZ & YU
Bauwerft: Skodawerft Pilsen u. Werft Belgrad

Schwesternschiffe: SOKO mit Baujahr 1941, ex Altenburg bei der I.DDSG, ex SLAVAN bei der JRB
Dieser Schiffstyp war mit Schleppseilwinden ausgerüstet!

Fachliteraturnachweis u. Datenquelle: Vom Raddampfer zum Schubverband – Autor DI Scherer Hans

Fotos stammen aus einer Sammlung die ich erhalten habe. mfG helmut1972

Muranfan
07.01.2024, 19:30
Hallo,

von Urs Vogelbacher stammt beiliegende Aufnahme der NAPREDAK mit seitlich gekoppeltem Güterkahn JRB 46809.

Anhand der Bugflagge müsste die Aufnahme auf der österreichischen Donau entstanden sein.

Grüße
Muranfan

Muranfan
07.01.2024, 21:28
Hallo,

zu dem interessanten GMS NAPREDAK folgende Ergänzungen von Klaus Heilmeier:


Motorgüterschiff NAPREDAK (НАЛРЕДАК) im Regensburger Luitpoldhafen (heute vor genau 74 Jahren!)

„Verheißungsvoller Tag für die Donauschiffahrt“ titelte die Mittelbayerische Zeitung am 9. Januar 1950. Grund für diese Schlagzeile war das Eintreffen der ersten jugoslawischen Schiffe nach dem 2. Weltkrieg in der noch jungen Bundesrepublik. Ausgehend von einem Handelabkommen zwischen der Volksrepublik Jugoslawien und Westdeutschland sollten ab dem 1. Januar 1950 Waren im Werte von 65,7 Mio Dollar aus dem Balkanstaat eingeführt werden. Die deutschen Exporte nach Jugoslawien waren mit einem Finanzrahmen von 61,2 Mio Dollar ausgestattet.

Der Warenaustausch umfasste auch eine Reihe von Gütern, die dem Donauverkehr zufallen sollten. So auch Pyrit (Schwefelkies) für die chemische Industrie im nahen Kelheim. Die erste Sendung umfasste rund 2000 t Schwefelkies, der in den jugoslawischen Stationen Prahovo, Milanovac und Smederevo auf die Donauschiffe verladen wurde. Nach 21 Fahrtagen kam die Ware in Regensburg an, trotz des damals niedrigen Wasserstandes.

Die Ankunft der jugoslawischen Donauschiffe erfuhr eine nationale Aufmerksamkeit nicht zuletzt durch die Anwesenheit der Wochenschaureporter. Aber auch Vertreter der Bundesregierung und der Landesbehörden war gekommen, um Besatzung und Schiffe in Regensburg willkommen zu heißen. In den Tischreden wurde mit Superlative nicht gespart: Der Vertreter des Bundesverkehrsministeriums „...konnte das Gefühl eines starken Optimismus nicht unterdrücken, daß der heutige Tag Auftakt ist für ein neues Aufblühen der Handelsverbindungen auf der Donau. Der Bann ist gebrochen, jugoslawische Schiffe liegen wieder in einem deutschen Hafen.“ Der Vertreter der jugoslawischen Schifffahrt wies darauf hin, dass sein „echtes demokratisches“ Land eine Zusammenarbeit auf Grundlage der Gleichberechtigung wünsche. „Wir hoffen, daß unsere Zusammenarbeit für unser und Ihr Volk nützlich sein wird.“, bemerkte er in seiner kurzen Ansprache.

Kein Thema für die Berichterstattung waren die Umstände, die die Fahrt der beiden Verbände NAPREDAK und SLAVAN mit jeweils zwei Schleppkähnen nach Deutschland begleiteten. Als nach der ersten konstituierenden Sitzung der neuen Donaukommission am 11. November 1949 in Galatz sich abzeichnete, dass Jugoslawien aus der Front der Kominformländer ausbrechen würde und eine von Moskau unabhängige Außenpolitik zu führen begann, wurden jugoslawische Vertreter an der Mitarbeit innerhalb des Präsidiums und des Sekretariats der Donaukommission gehindert. Auch die Aufnahme der Donauschifffahrt nach Westen war den Sowjets und deren Satelliten ein Dorn im Auge. Obwohl die Donau spätestens ab 1949 unterhalb Linz bis zur Mündung von Brückentrümmern und versenkten Schiffen befreit war, blockierten die Sowjets die Schifffahrt wegen „technischer Störungen“. Erst als Jugoslawien die Sperrung des Eisernen Tores androhte, konnten die Verbände gen Westen fahren. Diese Aktion führte auch in der Folge zu diplomatischen Verstimmungen zwischen Moskau und Belgrad. So wurde der jugoslawische Vertreter bei der Donaukommission in Budapest ausgewiesen. Schließlich konnte sich die jugoslawische Position einer Westorientierung durchsetzen und es begann in der Tat ein sehr intensiver Warenaustausch via Donau.

Auch keine Erwähnung fanden in den Grußworten andere für das deutsch-jugoslawische Verhältnis wichtige Fragen. Noch immer saßen 1949/50 in den gefürchteten jugoslawischen Internierungslagern tausende von Volksdeutschen und Kriegsgefangenen fest. Andererseits konnte sich die Mehrzahl von Angehörigen der Wehrmacht und anderer Spezialeinheiten des NS-Regimes, die auf dem Gebiet der Volksrepublik Jugoslawien Kriegsverbrechen begangen hatten, frei in Deutschland bewegen. Die Lösung dieser Probleme sollte noch Jahre dauern und selbst heute scheint es so, dass die schrecklichen Ereignisse in jenen Jahren auf dem Balkan noch für viele eine große Bedeutung haben.


Aufnahmedatum: 7. Januar 1950
Bildautor. E. Berger

Literatur:
Günter SCHÖDL, Land an der Donau, o.O. o.J.
Wilhelm WEGENER, Die internationale Donau, Göttingen 1951
Mittelbayerische Zeitung vom 9. Januar 1950


Bild 2 stammt von Fritz Schiller und zeigt NAPREDAK im Westhafen Regensburg, um 1975

Grüße
Muranfan

carimar
01.02.2024, 15:07
Aufnahme von U. Vogelbacher im September 1973