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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hungersteine bei Rheindürkheim



Evolution
11.09.2011, 21:29
Es sind nur ein paar Steine, aber sie haben was zu erzählen ...


Hungersteine im Rhein

Sie kennen die Wormser Hungersteine nicht? Oder doch? Einen Blick auf diese Steine wird es nur selten geben. Sie liegen im Rhein bei Worms-Rheindürkheim, weit ab vom Ufer und nahe der Fahrrinne im tiefen Wasser verborgen. Nur bei sehr niedrigem Pegelstand, wenn praktisch nur noch die Fahrrinne mit Rheinwasser gefüllt ist, kommen die Steine zum Vorschein. Und das ist nur in sehr heißen, regenarmen Jahren der Fall.
Quelle: Worms.de (http://www.worms.de/deutsch/kultur/wussten_sies/Hungersteine.php)

Bei einem meiner Fotoshootings mit meinen Binnenschiffs-Modellen in Rheindürkheim am 13.05.2011 hatte ich eine kurze Begegnung mit einem netten Herrn, der mich auf die Hungersteine aufmerksam machte. Sie waren in diesem Jahr wieder zu sehen. Der Rhein hatte schon lange Niedrigwasser und es war auch kein Ende abzusehen. Zumindest drei Stück konnte ich sichten.
An dieser Stelle nochmals einen herzlichen Dank an den freundlichen Herrn, der mir das so schön erklärt hat! :super:

Gruß,
Evo

Mignon 600
11.09.2011, 21:36
Na ja wenn ihr meint.....

Die Hungersteine sind, so hbe ich es gelernt, die sind
anb den Jungfrauen...

Gruss MIG

Friedhelm L.
11.09.2011, 21:55
Hungersteine gibt es an fast allen Flüssen. Weitere Hungersteine mit eingemeißelten Jahreszahlen sind auch in Worms. Sie werden so bezeichnet, da nach extremem Niedrigwasser meistens auch eine Hungersnot folgte.
Allerdings sind nach Aussage eines St.Goarer Lotsen die Jungfrauen keine Hungersteine. Weitere Informationen sind bei Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Hungerstein_(Gewässergrund)).

Gruß

Friedhelm

Oberweser
11.09.2011, 23:06
Sehr interessanter Hinweis von Evo, klasse Informationen von Friedhelm, und Heidi fügt auch noch den passenden Link ein...:super: :super:
Super Forum!! :hupf::hupf:

Ich war zwischen Mitte August und Mitte Oktober 2009 sehr oft genau an dieser Stelle in "Rhoidergem" zum Schiffe kucken. Damals ging der Pegel ja auch gewaltig in die Knie, aber leider wusste ich damals noch nix von der Existenz dieser Hungersteine.

Gruß
Thomas :wink:

Mignon 600
12.09.2011, 03:19
Hallo Friedhelm,

so habe ich es gelernt...
WO SIND DIE KAUBER LOTSEN??????
( Daher habe ich es)
nicht der Jungfrauengrund, sondern die Jungfaruen, auch Hungersteine..??

Der Hinweis von Wikipedia ( Litziger Lay) ist ja seit 1964 nicht mehr aktuell, oder hat jemand seid der Regulierung im Staubereich ein Niedrigwasser erlebt??? ( Ausser beim Ablassen der Mosel, während der Schifffahrtssperre/ Schleusenrevision?)


Und sicherlich gibt es für mehere Layen den Begriff Hungersteine... Da dies nur bei langen Niedrigwasserperioden blecken, somit auch die Agrarwirtschaft der frühen Zeit ihre Probleme mit trockenen Perioden hatte, und bedingt dadurch Niedrigwasser auf dem Rhein war....

Hungersteine.. Nachzulesen ... Goldgrund, General und Geusen.....

Gruss MIG

Friedhelm L.
12.09.2011, 09:26
Hallo Mignon,

ich nehme an, dass es in der Bevölkerung üblich war gewisse Steine als Hungersteine zu bezeichnen und dass es viel mehr von diesen Steinen gab, aber nicht überliefert sind. Mir hat mal ein Schiffsführer erzählt der Hungerstein bei Oberwesel wäre am linken Ufer unterhalb des Tauberwerths. Ob das stimmt, wer weiß das. Den Eintrag bei Wiki werde ich mal genauer erklären.

Gruß

Friedhelm

kapt-huk
12.09.2011, 09:43
Hallo Mignon km 593,
Die Hungersteine,sind im Wilden Gefähr am Kauber Werth (Kohley).Nur ist nicht mehr viel übrig das meiste wurde im Zuge der Rheinregulierung in den 70er Jahren abgetragen.Du meinst bestimmt den Jungferngrund mit den 7 Jungfrauen (werden auch in Fachkreisen 14 A.........backen genannt).
mfg kapt-huk

Evolution
12.09.2011, 10:29
Hallo zusammen,

also Wiki ist für mich keine Nachschlagquelle, der ich blind vertraue ... Das mal vorweg.

Normalerweise sind Vollzitate ja nicht erlaubt, aber wenn man meine Quellenangabe nicht anschaut, kommt man auch nicht an den Rest:


Steinbrocken im Rhein erinnern an Hungersnot

In einem Gedicht berichtet Herr Erdmann Höra über "Die Hungersteine von Worms am Rhein". Auf Steinbrocken stehen die Jahreszahlen geschrieben, in denen der Rhein kaum Wasser führte. Diese Ereignisse wurden von unbekannten Menschen auf den "Hungersteinen" verewigt, indem sie die Jahreszahlen auf Steinbrocken einmeißelten. Auf einem Stein, dem sog. "Urstein" ist die Inschrift "Ano 1857" zu lesen. Darunter wurde "Hungerjahr 1947" tief in den Stein gemeißelt. In feineren Linien wurde darunter "1959" gemeißelt und - wohl aus Platzmangel - am Rand die Jahreszahl "1963". Ein weiterer Stein trägt die Inschrift "Anno 2003".

Anfang Oktober 2009 kamen die "Hungersteine" wieder zum Vorschein, nachdem es über einen längeren Zeitraum wenig bis gar nicht geregnet hatte und der Wasserpegel bei Worms gerade einmal 33 Zentimeter maß. An dieses Ereignis erinnert die Inschrift "2009 DS" von Dieter Scriba.

Aber warum heißen die Gesteinsbrocken "Hungersteine"? Die Inschrift "Hungerjahr 1947" verlieh den Steinen ihren Namen. Sie erinnert an ein Ereignis, das sich tief in die Erinnerung der damals lebenden Menschen eingrub. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges brach im Winter 1946/47 eine große Hungersnot über Deutschland herein. Drei große Kältewellen machten den Menschen das Leben schwer. Der Rhein fror im Januar 1947 auf 60 Kilometern zu. Die Binnenschiffahrt kam zum Erliegen. Damit war ein lebenswichtiger Transportweg abgeschnitten. Weder Kohlen zum Heizen noch Lebensmittel erreichten die Menschen. Unzählige starben an Kälte und Hunger. Die Entbehrungen dieser Zeit prägte die Menschen und ihr Verhältnis zum Notwendigsten.

Herr Erdmann Höra schrieb darüber: "...Nur Hunger uns damals berührte. Wir sehnten uns nicht mehr nach Braten und Soß, nein nur Kartoffeln, auch wenn sie ganz grün sind. Wie konnten wir überleben bloß. Was gab es zum Essen für Frau und Kind? Wir liefen weit, weit hinaus auf das Land. Vielleicht gab es gar dort noch einen Freund? Ob man wohl dort noch etwas Essbares fand? Mancher hat leider davon nur geträumt...".

Ich habe da wesentlich mehr Vertrauen zur der Seite Worms.de ... Es ist ihre Geschichte und sie haben bestimmt bessere Quellen.

Grüßle,
Evo

Cuxi
12.09.2011, 15:26
Moin, moin;
ich kann mich den Ausführungen von Friedhelm in Post 3 + 6 nur anschliessen.
In einem Buch über die Elbe habe ich mal von Hungersteinen oberhalb Dresden`s gelesen.
Mit Gruß von der Küste
Helmut:wink: