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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ein kapitaler Hauer ?



Cuxi
27.12.2011, 14:40
Moin, moin;
zur Geschichte, die das Bild dieser Karte aus der Zeit vor 1940 erzählt, dichte ich mal:
Ein von einem Räderboot der NDBE (Neue Deutsch-Böhmische Dampfschiff-Gesellschaft) geführter
Schleppzug müht sich zu Berg.
In zügiger Fahrt zieht der Salon- und Konzertdampfer DRESDEN an diesem vorbei, schließlich hat man einen
Fahrplan einzuhalten.
Durch den Sog des Überholenden und Unachtsamkeit des Rudergängers auf der Nr. 2 im Schleppzug,
läuft der Schleppkahn nach Stbd aus dem Ruder.
Dabei nimmt er das Heck der (wie auf der Elbe üblich) kurzgekoppelten Nr.1 mit, wodurch diese wiederum nach Bbd ausscheert
und schnurstracks auf die passierende Dresden zuhält.
Wie es aussieht, liegt das Ruder der Nr.1 zum Augenblick der Aufnahme immer noch mittschiffs.
Wie die Geschichte ausging?
Ratet mal.
Ich kann nur hoffen, die Beteiligten sind noch einmal klar gekommen.
Mit Gruß von der Küste
Helmut:regen::wink:

Elbianer
27.12.2011, 17:46
Hallo Helmut,
ich denke nicht, das es so war wie von dir geschildert. Ich vermute der Schleppkahn Nr. 1 ist kurz vorher noch genauso gefahren wie nun Schleppkahn Nr. 2 und davor fuhr bestimmt auch der Seitenrad-Schleppdampfer so.
Sie haben ganz einfach die untere Spitze der Gauernitzer Insel angehalten um da das staue Wasser aus zu nützen. Anschließend müssen sie hart nach Backbord gehen weil es seitlich von der Insel flach wird.
Der Personendampfer fährt am rechten Ufer zu Berg weil sich gleich oberhalb vom Pilnitzer Schloss der Landesteg befindet. Außerdem ist die Sogwirkung von so einen sehr flach gehenden Raddampfer gering.

Gruß Thomas :wink:

P.S. Eine sehr schöne Aufnahme ist es auf jeden Fall. Egal wie es sich nun wirklich zugetragen hat!!

grotefendt
27.12.2011, 20:44
Hallo User

Ich bin selber auf dem Räderboot Fritz der Reederei "Georg Reitz" als Bootsmann und Steuermann gefahren.

So wie ebenfalls auf Schleppkähnen.

Ich weis nicht ,wie das auf der Elbe gehandhabt wurde ,jedenfalls ist die Situation kurios!

Das hätte auf dem Rhein nie passieren können!

Ich zeichne mal auf ,wie das auf dem Rhein gehandhabt wurde.
Wie das auf der Elbe läuft weis ich nicht.

Ich hege den Verdacht,daß der Anhang 2 am Nummer 1 Anhang mittels eines Seiles Verbunden ist!

Der augenscheinliche UNTERSCHIED!

Auf dem Rhein : Länge auf der Weser

Nr.: 1 Strang Länge 60 Meter zum Kahn 1 eventuell Boot ----100m?-- Kahn 1-----Kahn 2

Nr.: 2 Strang Gesamtlänge 220 m

Boot .- Kahn1 durchlaufend (Brittelhaken) zum Kahn 2

Anhang 1 kurz gehalten ca 60 Meter

Anhang 1 brittelt den Nr.: 2 Strang wie ist die Schlepp-Verbindung
des Anhang Nr.:2 am Bug. Boot -Kahn an Kahn ?

Anhang 2 am langen Seil 80 Meter Abstand
zum Kahn 1

Anhang 2 ist sehr beweglich sein Bei der Verbindung Boot -Kahn an Kahn
Nr.:2 Strang kann bei Erforderniss besteht die Gefahr des Losefallens (Durchhängens)
der Trosse Kahn - Kahn
unter dem Rumpf von Anhang 1 insbesondere durch Sogwirkung von Überholenden
durchlaufen.

Durch die Vergabe von Einzel-Strängen
zu jedem Anhang bleibt die Zugkraft
auf jeden Kahn konstant.

Auf dem Rhein ist das Fahrwasser zwar im allgemeinen breiter.Aber auch bei kleinem Wasser ist , nach meinen
Erfahrungen selbst bei acht bis zehn Kähnen im Anhang(ab Rotterdam Nr.:7 und Nr.:8 Strang KÄHNE im Doppelpack) hinter der Räderboot kein Kahn aus dem Ruder gelaufen.

Grüße Grotefendt

Kawumm 68
27.12.2011, 21:11
Hallo Forum,

ich hätte eine andere Vermutung! Die turnen gerade! Da ich beim Räderboot trotz derhender Schaufeln keine Bugwelle erkennen kann und hinter dem ersten Anhang sich "glattes" Wasser abzeichnet würde ich vermuten dass dieser fest sitzt bzw auf Grund gelaufen ist. Das Freizeitboot fährt einfach nur vorbei und hätte den zweiten Anhang ein wenig mitziehen können. Wenn ich die Bilder richtig deute liegt der erste Anhang auch tiefer.

Aber eben nur eine Vermutung

Gruß Kawumm 68

claudius2
27.12.2011, 21:24
Hallo
Wie ich vermute stoppte der Schleppzug um das FGS vorbei zu lassen,als der SK 1 verfiehl gab der Schlepper wieder Gas um seinen Schleppzug zu Stabilisieren.

Elbianer
27.12.2011, 21:45
Hallo Zusammen,
ich selbst war als Matrose noch mit dabei als wir 1985 mit einen GMS einen Schleppkahn auf der Elbe zu Tal geschleppt haben. Auf einen Schleppdampfer war ich allerdings genauso wenig wie auf einen Schleppkahn. Habe als Kind allerdings noch Schleppdampfer gesehen. Der letzte, die WÜRTTEMBERG, fuhr bis 1974. Die Tschechen haben mit Motorschleppern und GMS noch bis vor wenigen Jahren geschleppt.
Was sich wirklich abgespielt hat kann ich also nur vermuten, bleibe aber bei meiner Schilderung von Beitrag #2.

Auf der Elbe gab es vom Schleppdampfer immer nur eine Schlepptrosse zum ersten Kahn. Die Kähne selbst machten dann am Vordermann fest. Der enge Kurvenradius und die geringe Fahrwasserbreite auf der Oberelbe und die schmalen Brückendurchfahrten der Bogenbrücken in Dresden hätten gar nichts anderes zugelassen.

Wenn man beim Schleppdampfer keine Bugwelle sieht kann es einfach daran liegen, dass diese im Schatten liegt. Wenn er sich festgefahren hätte, müsste es gerade in diesen Augenblick passiert sein, denn bei beiden Kähnen ist deutlich eine Bugwelle und Wellenbildung entlang der Bordwand sichtbar.
Mit voller Bugwelle und entsprechender Fahrt hätten die Kähne also im dem Moment noch volle Ruderwirkung. Ein festfahren des Schleppers würde also das schräg liegen von Kahn 1 nicht erklären.
Gegen das festfahren spricht auch, das sich der Schlepper völlig korrekt im Fahrwasser befindet.
Ich bleibe dabei, die haben das staue Wasser unterhalb der Insel ausgenützt. Vielleicht ist Kahn 1 beim nach Backbord steuern etwas zu schräg gekommen, weil die in diesen Augenblick auf die Steuerbord-Bordwand einwirkende Strömung ihn wie eine Gierfähre nach Backbord gieren lässt.
Für mich wirkt an der Situation aber eigentlich überhaupt nichts ungewöhnlich.

Gruß Thomas

Elbianer
27.12.2011, 21:56
Sorry,
habe eben noch mal nachgelesen, Kawumm 68 meinte der Kahn hätte sich festgefahren und nicht der Seitenradschlepper. Das glaube ich noch viel weniger. Ich kann auch Helmut seine Aussage: "und schnurstracks auf die passierende Dresden zuhält" nicht nachvollziehen? Da ist so viel an Platz, also da wird und wurde sehr oft anders gefahren. Abstände von wenigen Metern waren ganz normal beim begegnen und Überholen.

Gruß Thomas

Kawumm 68
28.12.2011, 01:36
Hallo Thomas,
so Abwegig find ich meine Vermutung gar nicht!
Wenn es an der Insel flach ist ist doch der Verlauf des ersten Anhangs bei einer Grundberührung doch passend. Die Bugwellen der Anhänge kommen von dem Wellenschlag des Räderbootes. Wenn die Anhänge solch eine Bugwelle hätten so müsste diese auch beim Vorspann deutlich zu sehen sein, sind ja in der Regel gleich schnell. Absolut verdächtig ist aber das stille Wasser hinter dem ersten Anhang. Das ist typisch für stillliegende Fahrzeuge im Strom auf der Stromabgewanten Seite. Das kann ja auch der zweite Anlauf sein nachdem bei eine Festfahrung der Schleppdraht gebrochen ist.

So ein Bild macht richtig neugierig. Schade das wir nicht erfahren werden was dort wirklich gewesen ist.

viel Spass beim spekulieren
Gruß Kawumm 68

Cuxi
28.12.2011, 18:12
Moin, moin;
wie ich als Einleitung schrieb: ......,dichte ich mal..,
und die dichterische Freiheit kennt ja keine Grenzen.
Ich bin zwar fast 5 Jahre lang ausschließlich auf Schleppkähnen gefahren, aber eben nicht auf der Elbe.
Oberhalb Hamburgs kenne ich die nur vom Befahren des Elbe-Radweges.
Aber schön, daß die Momentaufnahme von einer mehr als 70 Jahre zurückliegenden
Situation Zuspruch erhält.
Mit Gruß von der Küste
Helmut

Elbianer
28.12.2011, 22:49
Hallo Zusammen,
an ein freischleppen eines festgefahren Kahnes glaube ich nicht aus folgenden Gründen:

1. Hätte der nicht festsitzende Kahn aufgeankert und der Schlepper würde nur den festsitzenden Kahn freischleppen.
2. Das Fahrwasser dürfte sich an dieser Stelle auch im Laufe der Jahrzehnte nicht groß verändert haben und somit gibt es keinen Grund an dieser Position fest zu sitzen.
3. Es wäre grob fahrlässig mit so einer langen Schlepptrosse einen festsitzenden Kahn frei zu schleppen mit voll drehenden Seitenrädern und dampfenden Kaminen wenn gerade ein Personendampfer vorbei fährt. Bei reißender Trosse wären die Passiere gefährdet.
4. Frei schleppen würde der Schlepper da sicher nur mit kurzer Trosse und schräg nach Backbord, hin zum tiefen Wasser aber niemals nur gerade voraus.

Ich habe im Bild mal etwas rot umrandet. Bin der Meinung man kann da deutlich die Wellenbildung erkennen wo der flache Grund seitlich zur Insel zu Ende geht. Bleibe also dabei, die haben nur das staue Wasser unter diesen Grund ausgenützt.
Die Bugwelle am Kahn mag sicher vom Wellenschlag der Schaufelräder des Schleppers stammen. Zum stillen Wasser hinter den Kahn habe ich als Vergleich mal drei Fotos angehängt. Da sieht man auch kein oder kaum Heckwellen, obwohl da auch keiner festsitzt. Die sind bestimmt nicht viel schneller als 4 bis 5 km/h zu Berg. Da gab es bei diesen spitzen Heck und leichten Tiefgang keine Heckwelle.

Gruß Thomas

Gernot Menke
29.12.2011, 11:07
An ein Freiturnen glaube ich auch nie und nimmer - Thomas hat alle Argumente genannt.

Ich denke, Thomas hat Recht: die haben das ruhigere Wasser angehalten und die Nr. 1 ist gerade dabei, nach dem Ausscheren wieder nach Steuerbord zu steuern. Vermutlich ist das Bild während des Ruderumlegens entstanden.

Ich könnte mir aber vorstellen, daß das Vorbeilassen des FGS schon vorher etwas Unruhe in den Schleppzug gebracht hat, so daß als Folge das Manöver hier etwas zu stark ausgefallen ist. Ein kleiner Hauer also. Vielleicht wird es am LU aber auch so flach, daß der Kahn hart an das FGS anhalten will - das wissen die Elbekenner besser!

Ein herrliches Bild jedenfalls!

:wink: Gernot

Kawumm 68
29.12.2011, 22:03
Hallo Thomas,

du und Gernot werdet sicherlich recht haben. Aber das "stille Wasser" an Bb Seite des ersten Anhangs macht mich einfach stutzig. Da ihr Fahrensmänner seit ist euch schon bestimmt aufgefallen wann so etwas zu beobachten ist. Z.B wenn Schiffe aufdrehen oder gegen der Tide drehen bzw wenn mann mehr oder weniger quer zum Strom steht/fährt. Das bedeutet das auf der Stb Seite das Wasser viel Druck auf den Anhang ausübt.
Ich war nie auf einem Schleppkahn daher kann ich es auch nicht beurteilen ob ein Anhang, nachdem der Vorspann abgestoppt hat(was ich so nicht erkennen kann), so viel Schwung gegen Strom entwickeln kann, dass dieses Wellenbild an Bb Seite enstehen kann. Ferner glaube ich nicht dass solch ein schlankes und angetriebenes Fahrgastschiff soviel Sog entwickelt, das es gezogene Anhänge derart durcheinander bringen kann. Außerdem währe der zweite Anhang schon wieder aus der Sogwirkung raus und hinge doch wieder am ersten Anhang. Sollte das nicht ein derart aus dem Ruder laufen verhindern? Zum möglichen Turnen, ich habe schon von einigen ältern gehört dass die Schlepperkapitäne sehr eigenwillige Typen waren und nicht selten ihre herschsüchtigkeit oft zu unlögischem Handeln geführt haben soll.
Wie gesagt, ich bin selber nie auf Schleppverbände gefahren. Kenne diese aber noch aus der Zeit als Braunschweig noch voll von Anhängen war.
Was ich aber nie gesehen habe sind Schleppzüge mit gefährlichen Tauwerk welche Pasagiere gefährden könnte. Die Drähte die ich habe brechen sehen, vielen einfach zu Wasser/Boden.:fragkratz::pfeif:
Vielleicht hatte der Rudergänger auch einfach nicht aufgepast

Schöne Grüße vom Isselmeer
Kawumm 68

exmatrose
29.12.2011, 23:27
Hallo Fahrensleute,:wink:

ich glaub mal die Jungs auf dem ersten Anhang hatten einfach Brand. Diese sahen dann die nette Bedienung auf dem Ausflugsdampfer und baten die netten Damen um eine Kiste "feinste Limonade".Es war heiß an diesem Tag und bis Meißen vergehen sicherlich noch ein paar Stunden!
Das bemerkte natürlich die Besatzung vom Schlepper und der Kapitän brüllte seine Heizer an ordentlich Dampf zu machen um das Manöver der Jungs zu vereiteln ........................:tongue:

Grüße aus der stürmischen Prignitz

Gernot Menke
29.12.2011, 23:44
... das "stille Wasser" an Bb Seite des ersten Anhangs macht mich einfach stutzig...

die von Dir angesprochene Möglichkeit, daß da einer einfach nicht aufgepaßt hat, ist mit Sicherheit auch sehr gut möglich. Aber zum Wasser:

ich sehe das Wellenbild an Bb der Nr. 1 anders. Wenn man sich die Wellen, die vom FGS an Bb und diejenigen, die an Stb vom Schleppboot kommen, wegdenkt, sieht das Wasser auf beiden Seiten ziemlich gleich aus, finde ich. Ich denke nicht, daß der driftet und halte ein solches Driften auch für ausgeschlossen. Das Semmen in einen Hafen früher funktionierte doch nur deswegen, weil der Kopf des beladenen Schiffs vom seitlich kommenden Schleppdraht eben nicht (oder nicht wesentlich) zur Seite gezogen wurde, sondern Fahrt in Längsrichtung des Schiffs aufgebaut wurde, die man dann für die Hafeneinfahrt nutzen konnte.

Zur Illustration füge ich mal ein altes Foto aus Frankreich (Nancy) an. Hier ist zu sehen, daß eine Penische hart nach Backbord dreht, um in den Hafen zu gelangen, obwohl der Schleppdraht fast nach querab zum Treidelpfad auf der gegenüberliegenden Seite hinüberführt. (Auf dem Foto sieht man übrigens sehr schön, wie der Treidelmast wegen der vielen Brücken gelegt und am kurzen Kanalmast festgemacht ist)

:wink: Gernot

Ernst
30.12.2011, 00:45
Hallo Leute, Fakt ist, im Foto

• hängt die Nr. 1 ca. 50 – 60 m hinter der Räderboot

• die Nr. 2 hängt max. 5 m hinter der Nr. 1
• die Passagierboot fährt mit annähernd der doppelten Geschwindigkeit vom Schleppzug (geschätzt ca. 10 – 12 Km/h)
• die Elbe ist in dem Bereich ca. 70 m breit
• das Fahrwasser max. 50 m


• eine Räderboot erzeugt so gut wie keinen Sog, jedenfalls nicht, im mir bekannten Rheingebiet. Auf der Elbe bei Wassertiefen im Bereich von 1,5 bis 2,0 m mag das sich anders auswirken. Ebenso ist es mir nicht bekannt das, in der Bergfahrt, die Nr. 2 mit einem Draht / Tau am Achterschiff der Nr.1 geschleppt wurde. Das wurde auf dem Rhein nur in der Talfahrt angewandt. (ansonsten hätte der Schleppzug, in der Talfahrt, nicht aufdrehen können !)


• die Nr. 1 verfügt über keine Ruderanlage die ein schnelles Ruderlegen zulässt. (schon gar nicht durch die eine am Ruderholm erkennbare Person)
• ca. 50 m vor der Räderboot liegt, jedenfalls heute, eine grüne Tonne (die war damals übrigens noch schwarz !) welche die Räderboot hart anhält damit die Passagierboot an Bb. überholen kann.


Ich sehe den Sachverhalt so

• die Nr. 2 schert nach Stb. aus, vermutlich bedingt durch die Vorbeifahrt der Passagierboot. (man beachte den Wasserstau an der Stb. Bordwand !)
• der momentane Abstand der Nr. 2 zur Nr. 1 entspricht keiner normalen Schleppzug Formation. (es könnte sogar zu einer Berührung vom Ruder der Nr. 1 gekommen sein !)
• die Nr.1 läuft nach Bb. aus dem Ruder. Ob durch die Berührung der Ruderfläche durch die Nr. 2 oder der Vorbeifahrt der Passagierboot sei mal dahin gestellt. Das Nehrwasser auf der Bb. Seite der Nr. 1 ist vollkommen normal bei dem Winkel zu Fließrichtung der Elbe.
• als nächstes wird wohl der Draht von der Nr. 2 beim plötzlichen rack kommen reißen.



Ein frei turnen der Nr. 1 kann ich so nicht erkennen.

Gruß Ernst, der das schleppen zwar nur mit Motorschiffen kennt aber das schleppen mit Räderbooten noch erlebt hat.

Gernot Menke
30.12.2011, 01:47
Hallo Ernst,

bei den Abständen zwischen den Anhängen wäre ich vorsichtig. Wenn man sich alte Fotos von Elbe und Oder ansieht, sind die Abstände immer extrem kurz und die Anhänge kleben geradezu aneinander wie Perlen auf einer Perlenschnur! Ganz anders, als am Rhein.

Mal überlegen, wie das ablaufen könnte. Im Moment des Fotos steht nur die Nr. 1 schräg in der starken Strömung, während der Rest des Schleppzugs etwas schneller sein und auflaufen wird. Damit das Ruder des Vordermanns heil bleibt, hält die Nr. 2 nach Stb. Dann aber muß die hinübergierende Nr. 1 den Kopf der kurz angebundenen Nr. 2 ebenfalls in die Strömung ziehen. Jetzt wirkt ein starker Zug am Heck der Nr. 1, der in Verbindung mit dem Zug des Räderboots am anderen Schiffsende die Nr. 1 wieder geradestellen muß.

Vielleicht ist also alles gar nicht so schlimm und das geradegestellte Ruder soll mäßigend wirken, also verhindern, daß die Nr. 1 nach der kommenden starken Drehung einen Hauer zur anderen Seite nach rechts macht (mit den entsprechenden Folgen dann wieder für die Nr. 2).

:wink: Gernot

Cuxi
30.12.2011, 10:03
Moin, moin;
etwas zum Schleppverfahren auf Weser, Elbe und Oder.
Hier wurden von jeher auf der Bergfahrt die Anhänge unter sich extrem kurz, wahrscheinlich auch über Kreuz, gekoppelt.
Das wird eigentlich auf allen Bildern erkennbar.
Als die Schleppkähne noch kleiner waren, wurden sie sogar paarweise gezogen.
Auch auf Main und Neckar wurde zu Zeiten der Kettenschlepper die Anhänge kurz gekoppelt.
Mit Gruß von der Elbe
Helmut

Elbianer
31.12.2011, 00:17
... Auf der Elbe bei Wassertiefen im Bereich von 1,5 bis 2,0 m mag das sich anders auswirken.
eine grüne Tonne (die war damals übrigens noch schwarz !)..
• der momentane Abstand der Nr. 2 zur Nr. 1 entspricht keiner normalen Schleppzug Formation.
[/INDENT]

Hallo Zusammen,
wie es wirklich war können nur die wissen, die dabei waren.
Von Wassertiefen von 1,5 - 2 m träumen die da die meiste Zeit im Jahr. 0,8 bis 1,5 m sind schon eher die Regel. Fahrwassertonnen gab es da bis vor etwa 20 Jahren überhaupt keine. Es gab da nur die sogenannten Stöcker. Holzstangen im Wasser. Rot / Weiß und Grün / Weiß bzw. vorher Schwarz / Weiß. Davor waren es nur blanke Holzstangen am linken Ufer und mit einen Strohwisch versehene am rechter Ufer.
Mummen und Blossen hießen die, glaub ich. Die Schreibweise kann natürlich anders sein.
Zum Abstand der Kähne hänge ich zwei Fotos an von 2005.
Auf der Elbe hingen die Kähne immer nur am Heck des Vordermannes.

Gruß Thomas

Ernst
31.12.2011, 00:29
Hallo Thomas, sind das Fotos von einer Bergfahrt oder in der Talfahrt ?

Gruß Ernst

Elbianer
02.01.2012, 00:08
Hallo Ernst,
die Fotos sind von einer Bergfahrt in Coswig-Kötitz. Etwa 30 Km Stromabwärts von der Pillnitzer Insel. Übrigens wurde noch vor einigen Jahren auf der Sächsischen Oberelbe eine Fahrrinnenbreite von max. 35 m gewährleistet.
Ob es aktuell noch so ist kann ich nicht sagen.

Gruß Thomas

Ernst
02.01.2012, 00:48
Hallo Thomas, ok wenn wir von der Ruhr ein leeres Schiff mit nach Wesseling genommen haben wurde auch kurz geschleppt.
Dazu wurde ein Draht vom Schlepphaken zum vorderen Mittelpoller gegeben.
Ein weiterer Draht vom Kopfpoller des SS zu unserem Bb Achterpoller gesetzt dabei war der Kopf des SS in Höhe unseres Achterschiffs.
Auf dem SS wurde das Ruder leicht nach Bb gelegt, so lief das Schiff ohne weiteres Ruder legen bis Wesseling neben uns her.
Bei einem geladenen Schiff wurde mit der Strangenklemme geschleppt und mindestens 80 m Draht gefiert.

Nun meine Frage.
Warum wurde auf der Elbe so kurz geschleppt ?
Oder war das beim abgeladenen Schiff anders ?

Gruß Ernst, der noch nie auf der Elbe war.

Bomätscher 60
02.01.2012, 01:26
:captain1:Prost Neujahr im gesamten Forum und alles erdenklich Gute für alle User im neuen Jahr!:captain1:

Hallo Ernst,
bei Schleppverbänden mit geladenen Anhängen wurde auch auf der Elbe mit langem Draht geschleppt. Diese waren in aller Regel ca. 40m bis 80m lang gestellt.
Der große Unterschied ergibt sich aus der jeweiligen Größe der im Anhang befindlichen Schiffe. Meistens wurde dann ab Torgau oder Riesa begonnen, nochmals zu verkürzen,
da wie Thomas bereits richtig ausgeführt hatte, so weit oben die Gewässergegebenheiten (Fahrwasserbreite, Brückendurchfahrten ab Dresden etc.) nicht mehr ermöglichten.
Die Leinenführung war dabei immer so, dass jeweils am Heck des "Vordermannes" eingehangen wurde. Bei dem hier vorliegenden Bild meine ich als 2.SK ein fast oder sogar
komplett leeres Schiff zu erkennen. Dieses wäre dann im sog. "Kreuzhang" mitgeführt und erklärte die vorherrschende Nähe zum ersten Anhang.

Gruß Achim,
der selbst noch mit verschiedenen Schleppkähnen bis Bad Schandau war.:wink:

Ernst
02.01.2012, 01:35
Hallo Achim, der 2. Anhang sieht mir nicht als komplett leer aus.
Oder täusche ich mich weil die Elbschiffe eventuell eine geringere Tauchtiefe als auf dem Rhein haben.

Gruß Ernst

Gernot Menke
02.01.2012, 02:15
... bei Schleppverbänden mit geladenen Anhängen wurde auch auf der Elbe mit langem Draht geschleppt. Diese waren in aller Regel ca. 40m bis 80m lang gestellt

Vielleicht muß man zwischen dem "moderneren" Schleppen mit Steuerrädern und dem alten Schleppen mit Wipprudern, wie auf dem Foto zu sehen, unterscheiden. Im Teubert, geschrieben zur Zeit des Ersten Weltriegs, findet sich dazu folgende Stelle:
"Wenn dagegen die Schiffe enge hintereinander gekuppelt werden, wie es z.B. auf der Elbe (mittels doppelter Seile und Rollen) üblich ist, so daß nur gerade der nötige Spielraum für das Ruderblatt bleibt, kann ein Gieren des einzelnen in der Reihe fest eingespannten Schiffes ... nicht leicht eintreten ... "
Teubert sieht einen erhöhten Zugwiderstand bei frei fahrenden Anhängen, die hin und her gieren können und deren Schlepptrossen im Wasser schleifen. Er befürwortet daher die im Osten praktizierte Schleppmethode und schreibt weiter: "Erwünscht ist ..., daß ... alle Steuereinrichtungen recht empfindlich und durch mechanischen Antrieb leicht zu handhaben sind. Die auf der Elbe und den östlichen Wasserstraßen üblichen Wippruder entsprechen diesem Wunsche allerdings nicht; die feste Kupplung der Züge bietet in gewissem Sinne dafür einen Ausgleich." (Bd. II, S. 254)

Gut möglich also, daß die von Achim beschriebenen längeren Schleppabstände erst nach der Abkehr von den Wipprudern praktiziert wurden.

:wink: Gernot

Bomätscher 60
02.01.2012, 12:37
Hallo Ernst, Hallo Gernot,

zunächst ist es so, dass die Elbschiffe meistens nur um die 2m Tiefgang hatten. Deshalb ist auch auf dem Foto nicht genau auszumachen, wie tief der 2. Anhang beladen ist.
Er sieht jedoch deutlich flotter aus als der "Vordermann", was dann auch das Schleppen im Kreuzhang rechtfertigen würde.
Ansonsten wurde sowohl mit dem Helmholzruder (auch Hackebeil- oder Wippruder genannt) an den älteren wie auch bei den neueren Schleppkähnen (siehe Bergfahrtbild von "Elbianer")
mit "modernem" Ruder nach dem gleichen Prinzip bis in die heutige Zeit geschleppt. Gelegentlich (wenn auch höchst selten) kann man es noch bei den Tschechen beobachten,
wenn sie gen Heimat fahren.
Wie schon gesagt: von Hamburg oder Magdeburg wurde und wird immer noch "lang" geschleppt bei relativ tief beladenen Anhängen. Spätestens durch Dresden wird dann aber verkürzt.
Leicht beladene oder leere Schleppkähne hängen aber immer noch generell im Kreuzhang, auch von "unten raus". Die einzige Ausnahme bildet dabei in der Bergfahrt der 1. Anhang.
In der Talfahrt hängen die leeren Schiffe dann aber auch beim Motorschiff im "Kreuzhang".

Gruß Achim