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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : META / Havarie an der Löwenbrücke 1941



Gernot Menke
10.11.2008, 01:01
Zur Havarie des META an der Würzburger Ludwigsbrücke, die im Volksmund Löwenbrücke genannt wird, hatte mein Vater Luthard Menke recherchiert, der damals Augenzeuge gewesen war – ich hänge seinen Zeitungsartikel, der am 2. März 1991 in der Wochenendbeilage der Würzburger Mainpost erschien, hier an.

Auch die Fotos sind dem Artikel entnommen – ihre Qualität ist allerdings eher dürftig, da die Bilder, die aus dem Würzburger Stadtarchiv stammen, gleich mehrfach an Qualität eingebüßt haben: erst beim Abdruck in der Zeitung, dann beim Kopieren (ich verfüge nicht über ein Original der Zeitung, sondern ließ mir eine Kopie des Artikels, auf den ich kürzlich bei der Recherche über den Meta gestoßen bin, vom Archiv der Mainpost zuschicken), dann noch einmal beim Einscannen und zum vierten Mal beim Verkleinern der Bilder auf eine Größe, die man im Forum abdrucken kann. Anders war es leider nicht zu machen. Wer sich für die Bilder im Detail interessiert, kann sie sich im Stadtarchiv in Würzburg ansehen.

Ich brauche zu der Havarie des META in Würzburg nichts weiter zu schreiben – das steht bereits in dem Zeitungsartikel. Ich möchte hier nur ergänzende Informationen zum META liefern, so weit ich sie in Erfahrung bringen konnte. Diese Informationen stammen von Heinrich Zöller, dessen Vater bei der Havarie am Ruder war. Der Vater hatte verständlicherweise mit ihm nicht viel über die Havarie gesprochen – wer tut das schon gerne. Der Großvater von Heinrich Zöller hatte das Schiff damals angeschafft. Er hieß Albrecht Scheubner, dessen weiterer Nachfahre heute den JENNY hat.

Der META war 1871 in Krimpen an der Ijssel gebaut, also in unmittelbarer Nähe von Rotterdam. Es handelte sich also um ein relativ frühes Eisenschiff! Albrecht Scheubner kaufte das Schiff von einem Partikulier in Karlsruhe. Es ist unklar, ob das Schiff für den Partikulier in Karlsruhe gebaut worden war (wobei dann vielleicht ein Sohn das Schiff übernommen hatte) oder erst später von ihm gekauft wurde. Jedenfalls lief das Schiff in Karlsruhe unter dem Namen META NIETEN – offenbar ein Personenname. Albrecht Scheubner muß das Schiff so um den Ersten Weltkrieg herum gekauft haben. Der zweite Namensteil wurde dann einfach weggelassen – und so hieß das Schiff dann META. Als erstes Eisenschiff auf dem bayerischen Main gilt der Kahn FORTSCHRITT aus Klingenberg, der 1888 bei Ruthof in Mainz-Kastel gebaut wurde. Dessen Maße betrugen, zum Vergleich, gerade einmal 44 x 6,88 bei 286 Tonnen.

Beim META handelte sich um ein Rheinschiff, daß für die damaligen Verhältnisse auf dem Main ein sehr großes Schiff war. Heinrich Zöller nannte mir als Maße 57 x 7,89 Meter bei über 2,00 Meter maximalem Tiefgang. Das Schiff habe später als Motorschiff 573 Tonnen Ladefähigkeit gehabt, als Schleppschiff also so um 600 Tonnen. Merkwürdig ist nur, daß mein Vater in dem Artikel schrieb, die genauen Maße des META seien nicht mehr zu ermitteln. Ob mein Vater an diesen Angaben zweifelte?

In der Tat gibt es ein Problem: die Havarie war 1941. Der Mainausbau hatte ein Jahr zuvor Würzburg erreicht. Erst 1954 erstreckte er sich weiter bis Ochsenfurt. In Würzburg bestand bis 1948 ein Nadelwehr, das ursprünglich durch den Schleusenkanal hinter der Burkarder Kirche am linken Ufer umgangen wurde. Seit 1893 stand eine neue Schleuse im Main zur Verfügung, die heute unbenutzte Kleinschiffahrtsschleuse, die aber nur eine Kammerlänge von 55 Metern hatte! Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: entweder die Schleuse faßte auch den META, obwohl der zwei Meter länger war als die offiziell angegebene Kammerlänge, oder der META muß im Jahr 1941 kürzer gewesen sein.

Ende der Fünfziger Jahre (1957 oder 1958) wurde der META in Mainz-Gustavsburg mit einem MODAG 6-Zylinder Zweitaktdiesel von 420 PS motorisiert. Das Schiff befuhr damit die gesamte Rhein- und Mainstrecke. In den letzten zwei Jahren wurde der META dann viel in der Sandfahrt eingesetzt, bevor er 1973 in Eibelstadt abgewrackt wurde.

Ernst
10.11.2008, 01:22
Hallo Gernot
echt Klasse der ausführliche Bericht von Dir !!!

Gruß Ernst

Jürgen
10.11.2008, 07:58
Super Arbeit !!!!

In die Schleuse hat der schon gepasst, diagonal. Das hat den Vorteil Platz zu sparen und im Allgemeinen liegt das Schiff ruhiger während der Schleusung .

Das Treibenlassen zu Tal scheint --erschreckend-- interessant zu sein.
Mein Schwiegervater hat das einmal Anfang der 50er auf dem Rhein erlebt, da hatte sein Schiffmann von Linz ab kurz vor den Feiertagen keinen Schlepper bekommen; und ab geht die Post!!


Jürgen

Gernot Menke
10.06.2009, 10:34
Es ist unklar, ob das Schiff für den Partikulier in Karlsruhe gebaut worden war (wobei dann vielleicht ein Sohn das Schiff übernommen hatte) oder erst später von ihm gekauft wurde. Jedenfalls lief das Schiff in Karlsruhe unter dem Namen META NIETEN ...

Heinrich Zöller nannte mir als Maße 57 x 7,89 Meter bei über 2,00 Meter maximalem Tiefgang. Das Schiff habe später als Motorschiff 573 Tonnen Ladefähigkeit gehabt, als Schleppschiff also so um 600 Tonnen.


Die Möglichkeit, daß das Schiff gleich für den Partikulier in Karlsruhe gebaut wurde, scheidet wohl aus. Im Internationalen Rheinschiffsregister von 1935 habe ich die ex-Namen gefunden: da wird nicht nur der Name META NIETEN bestätigt, sondern auch der ursprüngliche Name ANNA CORNELIS genannt.

Interessant fand ich, daß es doch einige Abweichungen bei den Maßen gibt. Vielleicht stehen sie in Zusammenhang mit einer Reparatur, zu der der META 1934 an einem unbekannten Ort aus unbekanntem Grund auf Helling war. Im 1935er-Verzeichnis gibt es eine Spalte, in der eventuelle größere Reparaturen erwähnt werden.

Nach dem 1935er-Verzeichnis hatte der Schleppkahn-META folgende Maße: 57,62 x 7,91 bei 626 Tonnen.
Im Verzeichnis von 1951 taucht er dann - immer noch als Schleppkahn - mit folgenden Maßen auf: 57,28 x 7,87 x 2,11 bei 589,0 Tonnen (es ist definitiv dasselbe Schiff).

Das heißt, das Schiff hat ohne Motorisierung 37 Tonnen Ladefähigkeit verloren! Vielleicht hängt das mit der größeren Reparatur von 1934 zusammen - das Schiff ist ja auch um 34 cm kürzer geworden (die Daten sind im 1935er Verzeichnis offenbar noch nicht berücksichtigt) ... ob sich das Schiff als doch etwas zu lang für die Würzburger Schleuse herausgestellt hatte und man es deswegen leicht verkürzte?! Vielleicht nahm man bei der Gelegenheit auch noch andere Veränderungen vor.

Bei der um 4 cm schmaleren Breite hat man wohl nicht so genau gemessen - Herr Zöller nannte als Breite des späteren Motorschiffs 7,89 m, also ein Maß genau zwischen den beiden Angaben. Die Breite dürfte sich also erst bei der Fahrt in den Schiffshimmel verändert haben. Jedenfalls wissen wir jetzt den Tiefgang (s.o.), die Seitenhöhe (2,70 m) und auch die Höhe des höchsten Fixpunktes (4,05 m) waren im 1951er Verzeichnis angegeben.

Leider habe ich vergessen, nochmal im 1963er Verzeichnis die Daten des META als Motorschiff nachzusehen (ich war übrigens in der Universitätsbibliothek im Mannheimer Schloß, wo die Rheinschiffsregister der Jahre 1935, 1951, 1963 und einige neuere Jahrgänge ohne Voranmeldung an Ort und Stelle einsehbar (Präsenzexemplare, also nicht ausleihbar) sind. Wenn man ein paar Treppen und Gänge läuft, kann man auch kopieren. Die Signatur ist BIN 1.3.0./0035, der Standort ist das 5. OG im mittleren Schloßturm).

:wink: Gernot

Gernot Menke
12.03.2010, 14:07
Der META war 1871 in Krimpen an der Ijssel gebaut ... ein relativ frühes Eisenschiff! Albrecht Scheubner kaufte das Schiff von einem Partikulier in Karlsruhe.

In Karlsruhe gab es den Kohlen- und Holzhändler August & Emil Nieten. Die Reederei besaß im Jahr 1935 zwölf Schleppkähne, die alle ..... NIETEN oder NEERLANDIA ... hießen.

Der META NIETEN kann eigentlich nur von dieser Reederei gewesen sein.

:wink: Gernot

Gernot Menke
07.04.2010, 09:17
Hier noch eine dazugehörige Werbung der Reederei, der das spätere Mainschiff META ursprünglich gehörte. Der Aufmachung nach stammt die Werbung aus der Zeit um 1900, aber ich habe den Zeitpunkt nicht näher recherchiert.

:wink: Gernot