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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Marne-Saône-Kanal



Gernot Menke
19.11.2008, 00:42
Ich bringe hier mal ein paar Bilder vom Marne-Saone-Kanal, der eine von drei möglichen Verbindungen zwischen Paris und Lyon ist (neben den beiden Routen Loing-/Loire-Seitenkanal sowie der Route über den Kanal von Burgund). Es ist zwar die längste Route, doch dafür die mit der geringsten Anzahl von Schleusen.

Der Kanal wurde in seinem Nordteil von 1863-1879 als Marne-Seitenkanal gebaut und reichte nur etwa 73 km von Vitry-le-Francois aus nach Süden. Dementsprechend hieß er ursprünglich Obermarne-Kanal (Canal de la Haute Marne). Als dann der Ausbau des französischen Kanalnetzes erfolgte, verlängerte man den Kanal nach Süden bis zur Saone. 1907 war der Kanal in seiner ganzen Länge als Marne-Saone-Kanal (Canal de la Marne à la Saône) fertig.

Der Kanal hat folgende Daten: er ist insgesamt 224 km lang mit 114 Schleusen und zwei Tunnels (Condes und Balesmes). Die Kilometrierung beginnt im Norden in Vitry-le-Francois (km 0). Die Numerierung der Schleusen beginnt aber jeweils an der Scheitelhaltung sowohl in Richtung Norden als auch Süden, so daß die Scheitelhaltung von zwei Schleusen mit den Nummern 1 umrahmt ist.

Auf der Strecke des nördlichen Anstiegs, der 152 km mit 71 Schleusen lang ist, liegt (bei km 106 nördlich von Chaumont, zwischen den Schleusen 26 und 25) der Tunnel von Condes, der 308 m lang und 18 m breit ist, so daß er auch bei Gegenverkehr befahren werden kann.

Die Scheitelhaltung liegt in 340 m Meereshöhe und reicht von km 152 bis 162 (= 10 km lang). In diesem Bereich befindet sich der Balesmes-Tunnel (km 155-160) südöstlich von Langres, der 4820 m lang und natürlich einschiffig ist.

Der Abstieg nach Süden zur Saone beginnt bei km 162 (Schleuse 1) und endet bei km 224 (nach der letzten Schleuse Nr. 43) an der Einmündung in die Saone, ist also 62 km und 43 Schleusen lang.

Meine fünf Aufnahmen stammen aus dem Jahr 1987.

Gernot Menke
19.11.2008, 10:29
Hier noch ein interessantes älteres (Aufnahmedatum nicht bekannt) Bild des Südportals des Balesmes-Tunnels, als der Tunneleingang in einem beklagenswerten Zustand war, zum Vergleich. Die linke Treppe ist ganz weggebrochen. Offenbar wurde der Tunneleingang irgendwann renoviert.

Witzigerweise stehen die beiden Stahltüren auf beiden Fotos genau gleich, so als ob sie bei der Renovierung nicht angefaßt worden wären.

:wink: Gernot

Gernot Menke
19.11.2008, 10:36
Die Treppe, die auf beiden Tunnelportal-Bildern genau über der Kanalmitte auf den höchsten Punkt des Tunnels zuführt, sieht von oben übrigens so aus, wie auf dem angehängten Foto. Hätte man auch unter "Impressionen" einstellen können, aber da es zum Balesmes-Tunnel gehört, ist es hier besser untergebracht.

:wink: Gernot

Gernot Menke
17.01.2009, 13:15
Da bei der Umstellung des Forums die Bilduntertitel nicht mit übertragen wurden, hier noch einmal kurz die Erklärung der fünf Fotos im obersten Beitrag:

Bild 1: Südeingang des Balesmes-Tunnels (km 160)
Bild 2: Ausfahrt aus dem Südende des Balesmes-Tunnels bei km 160, Blick vom Tunnelausgang in Richtung Süden.
Bild 3: Blick von etwas weiter südlich (etwa km 161) in Richtung Norden auf den Südeingang des Balesmes-Tunnels im Hintergrund.
Bild 4: Ausfahrt aus dem Südende des Marne-Saone-Kanals (km 224) in die Saone, genauer gesagt in den Schleusenkanal der Saone-Schleuse Nr. 18 Heuilley, deren Obertore im
Vordergrund zu sehen sind.
Bild 5: Diesselbe Stelle wie in Bild 4 aus anderer Perspektive. Blick über den oberen Schleusenkanal der Saone-Schleuse Nr. 18 hinweg nach Norden in das Südende des Marne-
Saone-Kanal hinein. Man beachte das schöne Brückengeländer aus dem 19. Jahrhundert.

Das Bild 5 wurde vor Bild 4 aufgenommen: die Penische LOUJEA, die sich auf Bild 5 dem Kanalende nähert, biegt auf Bild 4 in die Saône in Talrichtung ein.

:wink: Gernot

Gernot Menke
20.11.2009, 16:05
Liebe Moderatoren: Der Schiffer des AMASUS 2, der in Beitrag 1, Bild 2 zu sehen ist, war seinerzeit kurz nach der Aufnahme über Bord gegangen. Die Geschichte dazu ging damals bei dem Hacker-Angriff leider unter. Ist wenigstens der Text - ich meine der Titel des Beitrags hieß "Schiffer über Bord" - vielleicht noch vorhenden? Die entsprechenden Bilder könnte ich dann wieder dazustellen.

:wink: Gernot

Gernot Menke
20.11.2009, 21:01
(@Gerhard, auch von mir ganz herzlichen Dank für Deine erfolgreiche Sucharbeit!! Angehängt die drei Fotos, die zu meinem von Dir gefundenen Text "Schiffer über Bord" - den ich einfach hier reinkopiere - gehören.)

Foto 1: Der AMASUS 2 aus Delfzijl kommt aus dem 4820 Meter langen Tunnel und fährt Richtung Saone nach Süden.
Foto 2: Endlich wieder Luft und Licht. Der Schiffer übergibt das Ruder an die Frau, um auf dem Vorschiff etwas zu erledigen. Ich beeile mich und fahre mit dem Auto ein paar Meter weiter, um noch ein schönes Bild von dem Schiff von vorne zu machen.
Foto 3: Doch daraus wird nichts. Der Schiffer rutscht auf einmal aus und schwimmt zwischen Schiff und Mauer in dem hier im Tunneleingang einschiffigen und sehr engen Kanal. Die Frau schreit, doch der Schiffer bleibt ruhig, ruft ihr zu, kein Gas wegzunehmen und das Ruder auf Backbord zu legen, damit das Heck von ihm frei bleibt. Der AMASUS 2 rutscht jetzt schräg durch den Kanal. Ich spurte an die Wand, wo mir die Frau (die mich natürlich für einen Franzosen halten muß) schon zuruft: "Est-ce que vous pouvez donner la main!!" (Können Sie die Hand reichen) Zum Glück ist die Wand nicht hoch und der Schiffer ist schnell wieder an Bord. Er fragt mich zum Dank, ob er mich ein Stück mitnehmen soll, doch ich bin ja nicht zu Fuß hier. Dann geht er unter Deck, um aus den nassen Klamotten zu kommen. Ich mache rasch noch ein Abschiedsfoto von hinten: eben dieses Bild hier.

:wink: Gernot

Gernot Menke
15.08.2011, 22:23
Ich will den Canal de La Marne à la Saône (das a wird bei dem Wort Saône übrigens nicht ausgesprochen) hier mal systematisch vorstellen - nicht Kilometer für Kilometer und auch nicht vollständig, aber die Höhepunkte sollen doch alle dabei sein. Ich gehe der Reihe nach von Süden nach Norden vor, also entgegen der andersherum verlaufenden Kilometrierung, weil ich den Kanal in Richtung Norden befahren habe.

Hier im ersten Teil erstmal die Einmündung des Kanals in die Saône bei Heuilley, oder besser gesagt: in den Schleusenkanal im OW der Saône-Schleuse Nr. 18/Heuilley. Dieser Schleusenkanal ist mehrere Kilometer lang. Die Einmündung des Kanals befindet sich aber recht nahe an der Schleuse.

Die Fotos:
Bild 1. Blick aus dem OW der Saône-Schleuse Nr. 18 zu tal in Richtung auf die Schleuse. Im Vordergrund die Zugstange für die Schleuse 18. Das Foto wurde von der Einmündung des Kanals aus aufgenommen, der vom Standpunkt des Fotografen aus nach rechts abzweigt. Das folgende Foto wurde von der über die Schleuse führenden Brücke aus gemacht, ist aber schon älter.
Bild 2. Blick von der Brücke über die Schleuse Nr. 18 zu berg auf den Schleusenkanal im OW. Die Penische kommt aus dem Canal de La Marne à la Saône herausgefahren und biegt in den Schleusenkanal talwärts ein. Dieses Foto ist schon 15 Jahre alt - der Anstrich der Kanalbrücke war damals noch hell (siehe auch #1, Foto 5), heute ist er blau.
Bild 3: Blick vom selben Standpunkt wie beim ersten Bild (sozusagen von der Penische aus), aber nach rechts in den Kanal hinein.
Bild 4: Detailfoto der Steintafel am linken Brückenpfeiler der alten Brücke über den Kanal.
Bild 5: Der Gegenblick zu Bild 3. Also der Blick aus dem Kanal (in Höhe der zweiten Brücke) zurück auf die Einmündung in den Schleusenkanal, der quer im Hintergrund verläuft. Man erkennt in der Ferne die blaue Brücke am Eingang des Kanals.

:wink: Gernot

Gernot Menke
15.08.2011, 23:08
Foto 1: Nur kurz hinter der zweiten Brücke, etwa einen Kilometer vom Kanalende entfernt, kommt die Eingangsschleuse 43. Sie stand auf grün, ohne daß ich dazu etwas beigetragen hätte. Ich vermute, daß sie, wenn keine Talfahrt kommt, immer auf "grün" steht, damit man in den Kanal einfahren kann, denn die Bergfahrer bekommen die Fernbedienung für die Schleusen erst im OW dieser Schleuse.

Vor der Schleuse überragen die Träger einer offenbar nicht mehr benutzten Ladestelle den Kanal. Die Anleger auf der linken Seite sind keine Ladestelle, sondern in regelmäßigen Abständen errichtete Liegemöglichkeiten für Penischen - etwa zur Übernachtung.

Foto 2: Blick auf die Schleuse 43 aus der Nähe. Die Untertore befinden sich weiter hinten - die Ausmauerung im Vordergrund trägt die Treidelpfade unter der (stillgelegten) Eisenbahnbrücke. Die Fotozellen liegen hier recht hoch und wollen ausgelöst werden - sonst bleibt die blaue Bedienstange in der Schleusenkammer wirkungslos.

Foto 3: Die belgische Penische FOLLOW ME auf Talfahrt zwischen den Schleusen 42 und 43, die nur 340 m auseinander liegen. Normalerweise bedient man die Schleusen selbständig - kommt eine Penische, wird die Automatik oft stillgelegt und die Bedienung erfolgt manuell durch einen VNF-Bediensteten, so wie auch hier. Das Obertor der 43 öffnete sich für mich erst, als der FOLLOW ME die 42 verlassen hatte und man erkennt auf dem letzten Foto, daß die Lichter der Schleuse aus sind, weil die Automatik gerade abgeschaltet ist.

Foto 4: Blick zurück auf die Nr. 43 von der Bergseite. Im Hintergrund die Träger der aufgegebenen Ladestelle.
Foto 5: Die vom FOLLOW ME gerade verlassene Schleuse 42 - man sieht es am braunen Wasser.

:wink: Gernot

Gernot Menke
16.08.2011, 23:11
3. Die ersten Kilometer

Nach dem wenig romantischen Beginn des Kanals zeigt er sich alsdann recht bald als ein Kanal prächtiger und verschiedenartiger Bäume. Es hatte auch sein Gutes, mal nicht in prächtigem Sommerwetter zu fahren. Die Lichtverhältnisse bei Sonne unter dunklen Wolken waren zum Teil phantastisch und einige Photos muten beinahe impressionistisch an (auf Bild 5 im Hintergrund die Nr. 40 von der Bergseite aus).

In diesem Bereich ist der Kanal so, wie man sich Frankreich vorstellt: 19. Jahrhundert gepaart mit Schleusenautomatik. Was nicht mehr benötigt wird, wie die Treppen, fällt auseinander - die Wände der Schleusen sahen hingegen intakt aus und waren mit Beton geflickt oder verkleidet. Auch die Schleusenautomatik funktionierte reibungslos. Man weiß aber nie, was einen erwartet - es ist in jedem Kanal und oft auch in unterschiedlichen Bereichen eines Kanals ganz unterschiedlich. Mal muß man die Lichtschranke zwischen den Fotozellen - den "Cellules" - nur kurz unterbrechen, so wie hier. Andere wollen längere Zeit zugehalten werden und wieder andere registrieren mehrere Durchfahrten, wenn sie beim Zuhalten zwischendurch Licht kriegen! Dann muß man auch am anderen Tor mehrmals zuhalten - so oft, bis alle gezählten Boote "ausgefahren" sind! Erst dann geht das Tor hinter einem zu und die Schleuse ist wieder klar. Ich habe immer gewartet, bis es blinkte oder klingelte - das Ankündigungssignal für das Schließen der Tore.

Das macht aber nicht jeder und das ist auch der Grund, warum sie kleine Boote nicht mögen. Allerdings haben auch große Boote manchmal Probleme mit den Fotozellen und manchmal gibt es auch Pannen, die nichts mit dem Benutzer zu tun haben, sondern ihre Ursache in der Schleuse selbst haben. Dann muß man telefonieren und das VNF-Auto kommt. Zunehmend bekommt man die Hilfe aber auch aus der Ferne von der Zentrale, die bei Problemen die Schleuse fernbedient.

Weiter nordwärts wird sich das mit der Schleusenautomatik noch ändern - dort sind die Anlagen aus der Bauzeit des Kanals noch voll in Betrieb und werden von einem Begleitservice von Hand bedient. Dazu später!

:wink: Gernot

Gernot Menke
21.08.2011, 09:45
Das ist Cheuge bei Kanal-KM 216, also nur acht Kilometer vom südlichen Ende des Kanals entfernt. Ich stelle es ausnahmsweise mal etwas ausführlicher vor, gewisserweise exemplarisch für die zahlreichen schönen Bauwerke des Kanals und auch, weil die Situation an der Brücke so idyllisch ist.

Cheuge, ein Dorf mit nur etwas über 100 Seelen, hat die Klappbrücke aus der Bauzeit des Kanals - das war in diesem Abschnitt die Zeit kurz nach 1900 - zu Recht in ihr Herz geschlossen, wie man in Bild 2 sieht. Doch auch die steinerne Straßenbrücke hat etwas zu bieten. Auf dem dritten Foto in Berg-(Nord-)richtung kann man die Gesamtsituation in Cheuge überblicken (im Hintergrund die Klappbrücke - auf dem verkleinerten Bild braucht man etwas Phantasie).

Die Steinbrücke hat eine schöne Rampe vom Leinpfad hoch auf die Brücke, damit man vom Kanal auf die Straße über den Kanal gelangen kann (Fotos 3,4, und 5). Bild 6 zeigt, wieviel Mühe man sich damals architektonisch auch bei der Überquerung des Baches, der hier parallel zum Kanal (auf der Seite der Brückenrampe, also im Osten) fließt, gegeben hat. Der Stolz auf die Bauleistung des Kanals in einer Zeit, als die Binnenschiffahrt dem Straßenverkehr mit Pferdefuhrwerken haushoch überlegen war und eine zentrale wirtschaftliche Rolle spielte, kommt hier zum Ausdruck.

In der zweiten Reihe geben die letzten beiden Fotos die Perspektive von der Straßen- zur Klappbrücke bzw. umgekehrt wieder. Die restlichen Fotos zeigen die Klappbrücke aus unterschiedlichen Perspektiven, die der aufmerksame Betrachter anhand der sichtbaren Details sicherlich einander wird zuordnen können. Der herrliche Baum (eine Plantane?), das Haus (Inschrift 1908 - offenbar also in Verbindung mit dem Kanalbau errichtet) und die Brücke selbst geben die nötigen Hinweise.

Interessant das moderne Leitwerk, damit die schöne alte Brücke nicht zusammengefahren wird. Angefordert wird die Brückenöffnung übrigens über einen Radarmast, den ich mit meiner Bratpfanne problemlos auslösen konnte. Ansonsten ist das mit dem Radar zu meiner Erleichterung überall sehr zurückgegangen. Vielleicht eine Konzession an den stark gestiegenen Freizeitverkehr, zum Teil aber auch eine Konsequenz aus der Tatsache, daß die Radarmasten alles andere als zuverlässig sind (mal werden sie schon von einem Vogel ausgelöst, mal braucht es eine echte Penische). Hier hatte ich Glück.

Zum dem Zeitpunkt, als ich da durchkam, wußte ich noch nicht, daß da noch weitere Klappbrücken dieser Art folgen würden - einige! Aber kaum eine so idyllisch wie die in Cheuge.


:wink: Gernot

Ernst
21.08.2011, 21:46
Hallo Gernot, stelle doch mal ein Foto von Deinem "Dampfer" nebst "Matrose" ein.

Gruß Ernst

Gernot Menke
21.08.2011, 22:24
Okay, Ernst, mache ich gleich, unter Reiseberichte. Da stelle ich dann später noch ein paar Infos zur Reise dazu, die nicht unmittelbar zu den befahrenen Wasserstraßen (Saone von Pontailler bis zum Marne-Saone-Kanal, Marne-Saone-Kanal komplett, Rhein-Marne-Kanal komplett, Rhein von Straßburg bis Gernsheim) gehören.

:wink: Gernot

Gernot Menke
24.08.2011, 19:58
Er ist nicht spektakulär, der hier beschriebene Kanalabschnitt, aber es geht durch eine liebliche Gegend, waldreich und trotzdem zugleich auch weite Felder, das Ganze immer ein bißchen hügelig und mit schönen Bauwerken. Die Fotos leiden ein klein wenig unter dem Wetter, denn es regnete an diesem Tag.

Die Ladestelle auf Foto 1 (KM 214,5) wurde von Sportbooten zur Übernachtung genutzt - vorne die Schleuse 39, vor der es sich wegen einer Störung etwas staute. Der Eisenbahn-Viadukt kommt hinter Oisilly (KM 210, Bilder 2 und 3), die Ladestelle auf dem vierten Bild liegt bei KM 206,5. Die vier Fotos in der zweiten Reihe gehören zur Schleuse 34 (KM 204), in deren OW ein ausgemauerter Abschnitt folgt. Die alte Eisenbrücke auf Bild 9 steht bei Fontenelle (KM 200,5), die schöne Zypresse vor dem ausgestorbenen Schleusenwärterhaus an der Nr. 31 (Fontaine Francaise, KM 198). Bild 11 zeigt die bei Straßenüberführungen an diesem Kanal oft anzutreffenden Treppen am Unterhaupt (hier an der Schleuse 29, St. Seine bei KM 197. Unterhalb der Treppe gut sichtbar das Kästchen für die Fotozelle), Bild 12 die hier typischen verwachsenen Bäume, aufgenommen etwa bei KM 196 und das letzte Bild zeigt die schöne alte Eisen-Straßenbrücke in Pouilly-sur-Vingeanne (die Vingeanne ist das den Kanal begleitende Flüßchen, dessen Tal der Kanal auf der Saone-Seite benutzt).

In nächsten Teil 6 sind wieder einige Penischen zu sehen.

:wink: Gernot

Gernot Menke
29.08.2011, 11:15
Unauffällig geht es weiter nach oben in Richtung Scheitel (der im nächsten Teil 7 erreicht wird. Um es vorwegzunehmen: es gibt Tunnel, die sind älter und berühmter, wie z.B.der Mauvages-Tunnel im Rhein-Marne-Kanal, doch der Tunnel dieses Kanals in Balesmes ist ein Unikum :eek:. Ich habe noch nicht alles zusammengetragen - mehr dazu später). Der französische Fachausdruck für eine Seite zwischen Scheitel und Kanalende ist übrigens "versant" - Abhang. Wir befinden uns also gerade im "versant Saone" auf dem Weg nach oben. Manchmal, wenn man eine Schleuse von einer Schleuse mit derselben Nr. auf der anderen Seite des Scheitels unterscheiden will, setzt man dann in diesem Fall z.B. vs (versant Saône) im Unterschied zu vm (versant Marne) oder einfach s (Saône) oder m (für Marne) hinter die Nr. der Schleuse - dann sind Verwechselungen ausgeschlossen.

Bei KM 193 liegt das Silo von La Villeneuve-sur-Vingeanne (Bild 1). Diese Ladestellen sind zwar nicht häufig, aber doch in regelmäßigen Abständen an diesem Kanal anzutreffen.
Auf Bild 2 muß der niederländische Spits NEHALENNIA - er war mein regelmäßiger Begleiter durch den gesamten Kanal- vor der unklaren Schleuse 26 warten. Der Blick geht hier zurück zu tal - im Hintergrund um die Ecke folgt schon die Nr. 27, in der das Foto der "Wasserspiele in Frankreich" (unter Impressionen) entstanden ist.
Bild 3: Auch der BLIZZARD (er hieß früher BILBAO und wurde 1950 bei der SCAR-Werft als "transformable" - also wahlweise als Schleppschiff oder mit Motor einsetzbar - gebaut) mußte in der Schleuse auf das VNF-Auto warten - die Tür ging nicht zu. So kam es nach dem Schleusen im Unterwasser zu einer gemütlichen Penischen-Begegnung - beide waren ja leer.
Bild 4: Abendlicher Blick zu berg bei KM 186. Die vermeintliche Abzweigung nach rechts im Hintergrund ist eine Wendestelle, links im Hintergrund sieht man bereits das Schleusenhaus der Nr. 24 (Courchamp).
Bild 5: alte Brücke mit Treidelspuren mit neuem, breiterem Aufbau. Vermutlich in Percey-le-Petit (KM 184).
Bild 6: schönes Stück bei KM 182, zu berg.
Bild 7: Die Schleuse 22 in Cusey. Hier gab es einen Radarmast, der meine Bratpfanne beharrlich ignorierte. Die Schleuse stellt den Beginn einer Kette über sieben Schleusen bis zur Nr. 16 dar. Im Klartext: wenn man hier grün kriegt, kriegt man auch bei der Annäherung an die folgenden Schleusen immer passend grün. Gegenläufer unterbrechen den Rhythmus, aber die Schleuse vergißt einen nicht und die Fahrt in der eigenen Richtung geht nach der Begegnung wieder weiter. Hier muß ich die belgische Penische LOUVETEAU vorlassen. Möglich, daß das Radar für mich deswegen gesperrt war. Ich wurde danach von Hand einprogrammiert und ab da ging es flott voran durch die Kette.
Bild 8: Die hier verbreiteten Bäume und kleinen Wäldchen am Kanal, ansonsten dahinter auch weite Felder. Typische Szene am versant Saône!

:wink: Gernot

youk
31.08.2011, 11:00
Hallo,

mit Begeisterung und Interesse lese ich diese Berichte. Da ich u.a. auch noch Mitglied im Rhein-Boot-Netz bin, frage ich mich, ob diese Berichte nicht auch für die anderen Sportbootfahrer von Interesse sind!? Lassen sich diese Berichte (oder gibt es einen vollständigen?) nicht auch dort veröffentlichen? Wäre das in Ordnung? Ich würde mich auch um die Veröffentlichung kümmern - benötige nur das ok dazu!

Liebe Grüße

Peter

Gernot Menke
31.08.2011, 12:28
Hallo Peter,

ich freue mich über das Interesse und wenn Du das mit dem Einstellen übernimmst und natürlich die Quelle mit angibst - na klar!

Ich bin nämlich kein Computer-Freak und möchte eher weniger als mehr Zeit vor dem Computer verbringen (einen Nutzen hat man von den Dingern schon - man muß aber auch den Knopf zum Ausmachen finden).

:wink: Gernot

youk
31.08.2011, 13:36
Hallo Gernot,

vielen Dank, daß Du das erlaubst!! Ich bin sicher, daß es genügend Sportbootler gibt, die sich für Deine Themen/Reisen interessieren! Solltest Du noch andere derartige Berichte haben, laß es mich wissen;-)

Sag´mir bitte nur, wie Du gerne die Quellenangabe hättest. Kurzer Text, damt ich nichts falsch mache.

Liebe Grüße

Peter

Gernot Menke
01.09.2011, 10:43
Ab der Schleuse 22 sind alle Schleusen bis hoch zur Scheitelhaltung in insgesamt vier Ketten zusammengefaßt, die über Radarpfosten angefordert werden (Bratpfanne - winke winke). Vor der Schleuse 12 merkt man optisch noch nicht, daß es nennenswert nach oben geht und spürt es in der folgenden Kette (Nr. 12 bis Nr. 9) allenfalls an der kurzen Distanz der alle 500 Meter aufeinanderfolgenden Schleusen.

Das Silo steht in Villegusien (Bild 1, im OW der Schleuse 9 bei KM 167), die Penische WACHO, ein Belgier aus Herstal (bei Lüttich), begegnet kurz darauf und hat gerade den Schlenker des Kanals unter der Bahnlinie bei KM 166 hinter sich. Die wievielte Penische ist das eigentlich? Es war viel Verkehr auf dem bei der Berufsschiffahrt beliebten Kanal. An der Schleuse 8 kamen mir gleich drei Penischen entgegen!

In der letzten Kette von der Nr. 8 bis zur Nr. 1 (KM 166-162) ändert sich auch die landschaftliche Optik. Hier riecht es jetzt schon langsam nach dem Tunnel. Diese letzten acht Schleusen liegen jetzt noch dichter beisammen, man fährt auf die Höhenzüge zu und die Hubhöhe der Schleusen, die sonst maximal 3,50 Meter beträgt, liegt jetzt jedesmal bei über fünf Metern. Das Ganze mal acht, das sind 40 m, die es hier auf nur drei Kilometern nach oben geht.

Die größere Hubhöhe bedeutet auch entsprechend lange Bedienstangen, die dadurch nicht leichter werden! Deswegen ist es schon sinnvoll, sie unten nicht überflüssig lang zu machen (Bild 6). Ich in meinem kleinen Boot konnte sie gerade noch so hochdrücken (man muß sich ja auch irgendwo abstützen), ohne über die Leiter aussteigen zu müssen. Bild 5 zeigt die Annäherung an die Nr. 7, Bild 7 die nachfolgende Schleuse Nr. 6, Bild 8 den Blick zurück aus derselben Schleuse. Den Anstieg des Kanals durch das Tal der Vingeanne kann man im Hintergrund hier schön nachvollziehen.

Die Steine der Schleusen sind hier alle schwarz geworden, wie an der Nr. 5 (Bild 9). Was von unten wie ein Loch wirkt, wird oben zu einer schönen Aussichtsplattform. Bild 10 ist aus der Nr. 3 aufgenommen, dahinter kommt schon die Nr. 2. Bild 11 zeigt die Nr. 1 in Talrichtung - rechts Eisbrecher-Pontons und links die Zentrale, die den kompletten Anstieg - ich meine bis zur Nr. 12 - auf Schalttafeln im Blick hat. Leider kam just in dem Augenblick, als ich die Zentrale näher unter die Lupe nehmen wollte, der Gegenverkehr aus dem Tunnel (Bild 12. Man beachte das Auto, das auf der Kohlenladung steht) und ich mußte ablegen, so daß ich die Details der Zentrale nicht mitnehmen konnte. Auf dem letzten Foto sieht man im Hintergrund das idyllisch gelegene Heuilley-Cotton, der Ort am Tunnel. Das Dorf Balesmes liegt ja oben auf dem Tunnel drauf und gibt ihm zwar den Namen, hat aber ansonsten nichts mit ihm zu tun.

Der Kanal wird ja auch als der Kanal von Heuilley-Cotton bezeichnet und heißt bei den Penischenschiffern knapp der "Heuilley".

:wink: Gernot

Norbert
02.09.2011, 09:59
Hallo Gernot,

deine Berichte wie immer Vorzüglich :super::super::super:

Gruß Norbert

Gernot Menke
02.09.2011, 11:05
@Morgen, Norbert,

freut mich, wenn es ankommt. Ich bemühe mich, hier möglichst nur die Beschreibung des Kanals zu bringen - falls es mal irgendwelche witzigen Erlebnisse oder Interessantes drumrum gab, bringe ich das bei Gelegenheit unter Sportschiffahrt. Das gehört nicht in die Kanalbeschreibung. Ich bin aber auch keiner von denen, die aus einer kleinen Reise gleich ein Buch machen müssen und bin daher eher hier zugange.

:wink: Gernot

Gernot Menke
27.09.2011, 09:34
Am idyllisch gelegenen Heuilley-Cotton vorbei und man hat den Blick in Foto 1 vor sich: hinter einer Wendestelle eine schöne "passerelle" (Fußgängersteg) und die Zufahrt zum Tunnel. Noch ist es breit, weil früher hier viele Penischen auf die Tunneldurchfahrt warteten.

Bild 2 zeigt den Beginn der einschiffigen Verengung im Einschnitt (tranchée) zum Tunnelportal. Nach der leichten Linkskurve hat man schon die Perspektive der Fotos 3 und 4 vor sich. Auf dem fünften Foto das Südportal des Tunnels mit den beiden Türen (Bild 6) - das waren Dynamitkammern! Das Militär war zur Bauzeit des Tunnels kurz nach der Wende zum 20. Jahrhundert mit dem Bau einer Verteidigungslinie entlang der Marne beschäftigt - der deutsche Sieg im Krieg von 1870/71 steckte noch in den Knochen. Da wollte das Militär keine unkontrollierbaren Schleichwege durch seine Verteidigungslinie haben und forderte am Südeingang Dynamitkammern, um den Tunneleingang notfalls sprengen zu können.

Wenn man die Fotos mal mit den Bildern in Beitrag 1 vergleicht, hat sich seit damals eine Menge getan. Der Bewuchs um das Portal wurde gestutzt, die Türen der Dynamitkammern sind verschlossen und auch der Treidelpfad ist jetzt versperrt, so daß man nicht mehr ins Innere des Tunnels kann. War man in den 1980ern als Fußgänger noch ein Sonderling an den Tunneleingängen, so stehen heute dort die touristischen Infotafeln. Man vergleiche auch den Zustand der Treppe über dem Tunnel mit den älteren Fotos in den Beiträgen 1 und 3. Das Bild 2 (in # 1) mit dem AMASUS 2 ist der Gegenblick zu Foto 3 in diesem Beitrag - im Hintergrund kann man die Kurve am Beginn der Verengung ja sehen.

Bild 7 im Tunnel ist etwas zu hell geraten - das Blitzlicht täuscht. Links eine neue Beleuchtung - in der Tunnelmitte wurde gerade daran gearbeitet (deswegen gab es ein Warnschild, das vor eventueller Dunkelheit im Tunnel warnte). Ich hatte Zeit, mich mit den Arbeitern drinnen kurz zu unterhalten, da das Boot vor mir dermaßen kroch, das ich laufend auffuhr und mehrmals den Motor ausmachen und im Tunnel warten mußte - eine gespenstige Ruhe. Bis 1975 gab es hier keinen Strom und alles war stockfinster! Ich komme im nächsten Beitrag noch darauf zurück. Man kann das Ende des schnurgeraden Tunnels zwar sehen, aber nur als einen winzigen hellen Punkt, denn 4820 Meter sind ein Stück Strecke und man sieht das Ende auch nur, wenn nicht gerade ein Schiff oder ein größeres Boot vor einem ist (wie der Kriecher in Bild 7). Helligkeit kommt von den Eingängen auf diese große Distanz sowieso nicht.

:wink: Gernot

Gernot Menke
27.09.2011, 22:43
Man möge mir nachsehen, daß ich die Scheitelhaltung etwas ausführlicher betrachte - sie ist ja im doppelten Sinn ein Höhepunkt des Kanals. Zunächst die Bilder, chronologisch in meiner Fahrtrichtung von Süd nach Nord:

Die ersten vier Fotos zeigen das Nordportal des Balesmes-Tunnels im Blick zurück, die Bilder 5 und 6 wieder im Blick voraus eine interessante Brücke (in Foto 7 der Blick zurück), die neben einer Straße auf einer zweiten Etage offenbar noch einen Weg trägt. Die Fotos 8 (voraus) und 9 (zurück) geben die Atmosphäre in dem zugewucherten Einschnitt der nördlichen Tunnelzufahrt wieder, die Bilder 10 und 11 zeigen den Beginn der einschiffigen Verengung auf der Nordseite. Beim elften Foto verzichte ich ganz bewußt auf eine Zoom-Aufnahme, um die realen Verhältnisse hier unverzerrt wiederzugeben. Rechts die blauen Pfeiler sind eine der Übernachtungsstellen für die Penischen, am Ufer sieht man noch bauliche Überreste aus der Zeit, als es hier noch einen Diesel-Kettenschlepper gab und die Schleppzüge für den Tunnel zusammengestellt wurden.

Ich hatte bereits erwähnt, daß der Tunnel ein Unikum war. Denn da er schlecht belüftet ist, kam hier kein Dampf-Toueur infrage - es mußte also auf dem von Anfang an vorgesehenen Leinpfad getreidelt werden. Doch die Pferde wollten im Dunklen nicht laufen und Strom gab es im Tunnel nicht. So versann man sich auf einen Kettenschlepper, auf dem ein Pferd auf einer Art Rolltreppe lief und so das Kettenrad antrieb! Die Zugkraft betrug angeblich drei leere Penischen - wie viele volle es waren, stand in den Angaben nicht; vermutlich nur eine. Es gab vier solcher Pferde-Toueurs :eek:, von denen sich rund um die Uhr ständig einer im Tunnel befand. Verständlich bei der geringen Zugleistung. Um das Problem des Arbeitens der Pferde in der Dunkelheit zu lösen, waren die Kettenschlepper hell beleuchtet wie ein Karnevalswagen, wie es in einem Bericht heißt. Das klingt unglaublich, aber die Pferde-Toueurs waren bis 1946 im Einsatz! Erst dann wurden sie von einem Diesel-Toueur ersetzt, der in den 1960er Jahren abgeschafft wurde, weil es praktisch nur noch Selbstfahrer gab.

Erst 1975 kam eine Beleuchtung in den Tunnel und eine Telefonleitung wurde hindurchgelegt - seitdem wird nicht mehr im Richtungsverkehr zu festgelegten Zeiten, sondern nach Bedarf durch den Tunnel gefahren, weil man sich verständigen kann.

Die Eröffnung des Tunnels erfolgte 1905 (die Saone wurde 1907 erreicht). Man hatte lange über den günstigsten Weg von Langres aus runter zur Saone gestritten und entschied sich dann für den etwas längeren Weg entlang des Flüßchens Vingeanne, die mehr Speisewasser bot als der Fluß Saolon. Die Talsperre Liez (auf Bild 12 von Langres aus im Hintergrund zu sehen; die Baumreihe davor ist der Kanal; zum Tunnel geht es nach rechts) wurde neben einer weiteren zur Speisung des Kanals gebaut und ein paar Bäche dorthin umgeleitet. Die Marne, die über dem Tunnel entspringt, wurde ebenfalls angezapft, ist aber noch so klein, daß sie zur Speisung des Kanals nicht ausreicht.

Ein paar Daten: der Tunnel liegt 340 m hoch, ist 4820 m lang und liegt 40 m unterhalb des Ortes Balesmes und 80 m unterhalb der höchsten Erhebungen nahe Noident. Irgendwo unter den Höhenzügen im Hintergrund des letzten Bildes muß der Tunnel liegen (im Vordergrund die stillgelegte Zahnradbahn vom Bahnhof hoch in die Altstadt von Langres).

Der Bau des Tunnels, der rund um die Uhr erfolgte, wurde in zwei Jahren bewältigt. Der Baugrund war weich, was Probleme mit nachrutschenden Erdmassen und Wassereinbrüchen bereitete. Es wurde von beiden Seiten zugleich gegraben. Um sich nicht zu verfehlen, wurden von der an der Erdoberfläche vermessenen Tunnellinie Schächte nach unten gegraben, die als Korrekturpunkte dienten, wenn sie von den Tunnelgrabungen erreicht wurden.

:wink: Gernot

Gernot Menke
29.09.2011, 21:02
Die insgesamt etwas über 10 Kilometer lange Scheitelhaltung - fast die Hälfte davon liegt im Tunnel - endet mit drei Kilometern unter freiem Himmel, bevor bei der Schleuse 1 in Batailles (KM 152,5) der Abstieg nach Vitry-le-Francois entlang der hier noch winzigen Marne beginnt. 3 - 4 m Hub - mehr haben die Schleusen auf dieser Seite des Tunnels nicht und sie liegen auch nicht allzu dicht beieinander.

Nach der Schleuse 1 sieht man rechts in nicht allzu weiter Entfernung einen großen, mit Gras bewachsenen Damm: das Reservoir de la Liez, das zur Speisung der Scheitelhaltung dient und ein Naherholungsrevier des altehrwürdigen Langres ist, das auf der anderen Kanalseite hoch oben auf einem Bergsockel thront. Bei KM 149 gibt es links den "Hafen" von Langres: eine Mauer mit Tischen und Bänken und der üblichen Infrastruktur (ich habe für mein Zelt allerdings einen grünen Damm ein paar hundert Meter vorher vorgezogen).

Am anderen Morgen erfuhr ich an der nahen Schleuse 3 (Moulin rouge, KM 148), daß es ab der Nr. 4 wieder einen Schleusenservice gibt. Wie weit? "Ooooh, c`est loin!", nämlich bis runter nach Froncles (KM 85), also auf über 60 Kilometern mit 33 Schleusen! Wenig angenehm, da man sich für Pausen an- und abmelden muß und nicht frei fahren kann. Die Fernbedienung kann man talwärts von Langres also wegpacken - die alten, handbedienten Schleusenmechanismen aus den 1880er Jahren (in Foto 1 an Schleuse 4) sind noch voll in Betrieb! Man darf sie aber nicht selbst anfassen - das macht der Schleusenservice.

An der Schleuse 3 wurde er organisiert - eine ältere Dame in VNF-Uniform begrüßte mich und war in einem Kleinwagen von nun an mein ständiger Begleiter. Links, rechts, über Brücken - irgendwo flitzte der Vario immer herum. In Jorquenay (KM 146, Fotos 2-4)) sieht man die Dame auf der bekannten Drehbrücke in der Mitte stehen. Wie man sieht, steht inzwischen ein kleiner Elektromotor dem einstigen Handrad bei. Ganz unten der Drehkranz, in den das Zahnrad eingreift.

An der Schleuse 10 / Prées (KM 136, Bild 5) habe ich den schönen Fernblick zurück nach Langres fotografiert (da ich herangezoomt habe, sieht man dem Foto nicht an, daß es zwölf Kilometer bis dorthin sind); auch auf Bild 6 geht der Blick zurück. Ich stelle es ein, weil es die typische Landschaft in dieser Gegend schön wiedergibt. (Vorher konnte ich nicht fotografieren, weil es stark geregnet hatte. Da hockte ich unter meiner Plane und die Dame leierte unter einer Kapuze an den alten Schleusenkurbeln). An der Schleuse 12 wechselte der Schleusendienst - die Dame im Vario fuhr winkend zurück, dafür begleitete mich jetzt ein flotter Roller.

Bild 7: Auch das gibt es: so viel Wasser in der Schleuse (Nr. 16/Boichaulle, KM 126), daß man kaum trockenen Fußes aussteigen kann, weil die Kante überflutet ist! Seit etwa dem Kilometer 130 wird die Gegend jetzt immer schöner - fast wie an der Lahn. Es gibt - wie auf dem Foto 7 zu sehen - Spuren früherer Automatisierungen, die aber wieder aufgegeben wurden. Ich vermute, daß es die alten, unzuverlässigen und über Radar ausgelösten Anlagen gewesen waren, von denen man weitgehend abgekommen ist. Jedenfalls habe ich an einigen Stellen Radarmasten gesehen, die außer Betrieb waren.

In Foulain (KM 124) gibt es eine herrliche Liegestelle, aber es war gerade einmal 15.00 Uhr und ich wollte vorankommen. Wenig später ein bedeutender stählerner Aquädukt (Bilder 9 und 10). Kurzer Halt in Eile - der Schleusenservice hat das Obertor der Nr. 17 im Hintergrund schon aufgemacht! - So ein Schleusenservice ist eine tolle Sache und sehr bequem - aber mit der Fernbedienung ist man nun einmal freier!

:wink: Gernot

Gernot Menke
30.09.2011, 21:54
Diese fünfzehn Kilometer Kanal beinhalten vor allem zwei bedeutende Bauwerke: die Hubbrücke in Luzy-sur-Marne und den Tunnel von Condes, den einzigen zweischiffigen Tunnel Frankreichs.

Zunächst die Hubbrücke. Sie wird von einem Fußgängersteg (passerelle) gefolgt, der über Rampen zugänglich ist. Vermutlich dachte man zur Bauzeit an Handkarren. Hier (http://www.binnenschifferforum.de/showthread.php?34600-So-der-ist-fest!&p=144523#post144523) habe ich (in # 9) bereits erwähnt, daß Brücken, die für die Schiffahrt geöffnet werden mußten, oft von Fußgängerstegen begleitet waren. In Luzy sind noch beide Brücken vorhanden und in Benutzung.

Die Gegengewichte, die weißen Kästen (Foto 2), gehen razzfazz nach unten und die Brücke nach oben, wenn die Brücke geöffnet wird. Wenn man bei google Bilder die Stichworte LUZY und PONT LEVIS eingibt, kann man ein schönes Video sehen, wie die Brücke für die Saarbrücker Penische SAFARI geöffnet wird. Bild 1-3 sind zu tal, Bild 4 zu berg aufgenommen.

Foto 5 zeigt den Aquädukt bei KM 118 nahe Verbiesles. Wieder keine Muße, denn die Dame auf dem Moped, die mich nun schon seit 18 Kilometern begleitete, hatte langsam keine Lust mehr. Der Regen, der nun wieder einsetzte, tat dabei sicherlich auch seine Wirkung - sie mußte ja die ganze Strecke auch wieder zurück! Die schöne Allee in Bild 6 war also nicht nur durch den Regen geprägt, sondern auch die Suche eines Platzes für die Übernachtung stand an. Ich wollte aber noch so nahe wie möglich an Chaumont heran, um einen Abendspaziergang dorthin machen zu können.

An der Schleuse 22 (Chamarandes, KM 115) fand ich ein Plätzchen direkt neben dem Obertor und baute auf einem Stück Rasen im Regen mein Zelt auf. Deswegen machte ich sehr sorgfältig fest, damit das Boot am Obertor aus der Schußlinie war, sonst hätte mir die belgische Penische NAUTICA am anderen frühen Morgen womöglich die Nase abgefahren (sie verläßt auf dem siebten Foto die Schleuse bergwärts). - Die folgende Einmauerung ist bei Chaumont - von der Stadt selbst sieht man vom Kanal aus nichts. Ich erwartete eigentlich Sonnenschein, der den Morgennebel auflösen würde, aber der Tag wurde kühl und bewölkt. Im OW der Schleuse 25 liegt der Eisbrecher und Schuber NEPTUNUS 2, der bis zu einer maximalen Eisdicke von 15 cm eingesetzt wird, im UW folgt bei KM 108,5 das abgebildete Silo.

Drei Kilometer weiter talwärts folgen direkt hintereinander: eine Klappbrücke, ein Aquädukt, der 308 m lange und 1884 gebaute Tunnel von Condes und die Schleuse 26. Na also, ist doch alles da! Fast so, als ob sich ein Binnenschiffsfan an einer Modellbauanlage ausgetobt hätte.

Die letzten beiden Bilder sind zurück in die Bergrichtung aufgenommen und zeigen den Blick über den Aquädukt auf die Klappbrücke und auf das talseitige, also Nordportal des Tunnels.

:wink: Gernot

Jürgen F.
30.09.2011, 22:06
Hi Gernot

Es ist immer wieder interessant deinen Ausführungen und Berichten zu folgen:super:. Eigentlich sind solche Reiseberichte mit den technischen Hintergründen unbezahlbar.

Dafür von mir mal ein herzliches

Dankeschön:hupf::hupf: Und mach bitte so weiter!

Schöne Grüße vom Nassen Dreieck
Jürgen:wink:

wilfried korff
01.10.2011, 08:39
Hallo Gernot , als langrähriger " Frankreich-Fahrer " verfolge ich Deine SUPER Berichte mit besonderem Interesse !Schliesse mich dem obigen Kommentar gerne an . Zu Bericht 10 / Bild 7 : der hohe Wasserstand in der Schleuse ist der Alptraum für jeden Sportbootfahrer , die Fender springen hoch . Auf dem Nivernais ist es ähnlich , da habe ich sie unter dem Rumpf zusammen gebunden . Fluvialement Wilfried

Gernot Menke
02.10.2011, 20:49
Danke für die Blumen - da wird diese Folge wohl eher enttäuschend, denn auf diesen zwanzig Kilometern gibt es nichts Spektakuläres, wohl aber einige Schönheit offen oder versteckt. Gleich fünf Bilder widme ich der Schleuse 27 / Brethanay, nur einen Kilometer unterhalb des Tunnels in Condes. Ein kleines Paradies (Bild 2 zeigt die Situation neben der Schleuse). Toll finde ich den Vergleich der Bilder 4 und 5: wie schmal die Brücke in hochgeklapptem Zustand wird! Runtergelassen passe auch ich da nicht mehr durch - höchstens eine Briefmarke könnte man versuchen, hindurchzuflößen.

Auf dem fünften Bild sieht man übrigens meinen Begleiter seit Chaumont über die Brücke springen. Der hatte seine Augen überall, hat nebenbei alle möglichen Probleme flink und kompetent behoben, hat telefonisch organisiert, hatte immer die richtigen Informationen zur Hand, dazu noch schnell geschleust und dann auch noch Zeit für ein nettes Schwätzchen zwischendurch. Auch ein VNF-Fähnchen fiel für mich ab. Man merkte: der liebte seinen Kanal. An dieser Stelle mal ein Lob für die VNF-Leute - die waren einfach nur klasse! Ich hatte mit sehr, sehr vielen bei meiner Reise zu tun - da war gerade mal ein einziger Hirni dabei - das ist doch eine SUPER Quote!! :hupf::super::wink:

Also weiter: Bild 6, die Nr. 29 in Riaucourt. Man sieht, es werden Kabel verlegt - die Automatisierung schreitet voran. Hier und da leuchteten bereits Fotozellen, doch noch gab es keine Lichtzeichen und der Begleitservice drückte die Knöpfchen (hier wurde bereits nicht mehr manuell geschleust, aber noch mit Bedienung durch den Schleusenservice). Im Unterwasser die herausgeputzte Schmiede mit Taubenhaus - so habe ich es irgendwo im Internet gefunden.

Der Aquädukt ist ein bedeutenderer - es ist der von Bologne (KM 98). Man sieht von der Seite an der Troghöhe schön die Tiefe des Kanals. Im Hintergrund taucht bereits die Siloreihe auf - richtig was los hier, auch wenn keine Penische am Laden war. Die Brücke in Vraincourt (KM 93) ist modern, wie man sieht. Ich hätte die Öffnung nicht gebraucht, aber mein fitter Begleiter von zuvor war einer arglosen Studentin gewichen, die brav ihre Knöpfchen drückte. So hieß es für fünf, sechs Autos: WARTEN! Das Kanu kimmt, gell? :tongue:

Die letzten beiden Bilder stammen aus Froncles und sind beim frühmorgendlichen Baguetteholen gemacht. Die Telecommande funzt wieder und man ist wieder frei!

:wink: Gernot

Gernot Menke
03.10.2011, 16:12
Talwärts von Froncles geht es in einigen Schleifen mehrmals unter der Bahnlinie längs des Kanals hindurch. Bei KM 76 erreicht man die Schleuse 39 (Gudmont), die wegen der Kombination aus Klappbrücke - hier eine modernere Fassung - , Schleuse und Bahnbrücke hervorsticht (Bilder 1-4). Klar, daß die Brücke und die Schleuse aufeinander abgestimmt sind - beide werden gemeinsam mit der Telecommande bedient.

Drei Kilometer später sieht man über den Aquädukt und die Schleuse 40 (Rouvroy) hinweg direkt auf den Kirchturm von Donjeux (Bild 5, Bild 6 Blick zurück). Eine tolle Perspektive, auch wegen des herrlichen Baumes. Bild 7 ist bereits der nächste Aquädukt! Er liegt nur zwei Kilometer weiter und ist ebenfalls mit einer Schleuse (Nr. 41 Mussey) und mit einer Klappbrücke verbunden, die permanent offensteht (Bild 8 der Blick zurück). Nördlich dieser beiden Aquädukte endete der Kanal eine Zeitlang, bevor er zur Saône verlängert wurde.

Der Wasserfall über das Obertor (hier in der Schleuse 43, Bild 9) ändert sich natürlich ständig, je nach den Schwankungen des Wasserstands. Hier kam es gerade ganz gut runter - bei knappem Wasser läuft ja oft auch gar nichts über das Tor! Ist schon interessant, diese Schwankungen zu beobachten. In der Kammer ist ein solches Wasserrauschen auch nicht gerade leise.

Die frühere Eisenbahn- und jetzige Straßenbrücke kurz vor Joinville macht einen fast schwindelig (Fotos 10-12) - da ist ja nichts gerade! War bestimmt nicht einfach zu mauern.

Kurz hinter dem Linksknick talwärts der Brücke (Bild 10) kommt bei KM 63 bereits die Schleuse 44 (Joinville) und danach das eingemauerte Stück auf Bild 13 mit dem markanten, teilweise fehlenden Geländer. Der bis oben zugerankte Schornstein steht in Joinville.

Gernot Menke
06.10.2011, 23:36
An Tag 8 der Reise begann eine Etappe, die nur aus Klappbrücken bestehen zu schien - vorher waren es ja schon ein paar gewesen, doch nun kamen sie am laufenden Band. Optisch neu war, daß die moderneren Exemplare mit Drehstangen angefordert werden, die an gewaltigen Kranen befestigt sind (Bild 1).

Auf Bild 2 (die Bild-Nr. 11 hat nichts zu sagen) begegnen sich gerade der bergfahrende ALAIN und der leere VINCITA zu tal, der in der Golbey-Treppe des Vogesenkanals umkehren mußte (siehe unter GMS > Vincita) und jetzt hier im Marne-Saone-Kanal zurück nach Norden fährt.

Dann kam das Ding in Bild 3. Eine herrliche Brücke (bei KM 49 in Sommeville) im Stil des 19. Jahrhunderts - aber nichts war zu sehen: keine Antenne für die Fernbedienung, keine Drehstange und auch kein Hinweisschild. Auch die Karte half nicht weiter. Die Lösung naht hinten links im VNF-Auto und sieht aus wie auf Bild 4. Herrlich war das Schließen der Brücke - das ging nicht mit der Kurbel, sondern mit gefühlvoller Belastung durch den Bauch :lool: - die Kurbel raste und ruckzuck war das Ding zu! - Jetzt wird auch klar, warum die immer so genau wissen wollen, bis wohin man fahren will und was man vorhat. Manchmal ist man davon etwas genervt und glaubt, sie möchten ein Bewegungsprofil von einem erstellen - doch in solchen Momenten weiß man es zu schätzen!

Der Aquädukt in Bild 5 sieht ganz anders aus, als die vorherigen - man merkt, daß dieser Abschnitt des Kanals älter ist (der Kanal wurde ja ursprünglich als Marne-Seitenkanal u.a. zur Versorgung der Schwerindustrie in Wassy und bei St. Dizier gebaut und erst später zur Saône hin verlängert) - Bauzeit so um 1880.

Die Bilder 6-9 gehören zusammen. Die Brücke und die Schleuse (Nr. 52 Bayard) hängen zusammen - wenn man die Brücke mit der Telecommande anfordert, stellt sich die Schleuse dahinter auch schon entsprechend ein. Den kleinen Aquädukt entdeckt man erst aus der Nähe. In der Schleuse herrschte Land unter! Nach dem Abschleusen kam das Wasser von hinten nicht nur über das Tor gerauscht, sondern auch seitlich von den Mauern herunter, wie man auf dem Foto sehen kann.

Bild 10 zeigt die moderne Klappbrücke in der Verengung von Eurville (KM 42) - auch sie wird mit so einer Drehstange an einem dicken Kran angefordert (nicht mit auf dem Bild).

In Chamouilley macht der Kanal ein paar enge Knicks und es gibt einen schönen Rastplatz. Das letzte Bild (11) kurz vor St. Dizier stammt aus Marnaval (KM 34). Die Klappbrücke ist neu - die alte wurde an den nicht mehr schiffbaren Canal de Wassy versetzt, der unterhalb von St. Dizier einmündete (ich komme darauf zurück). Ich vermute, daß die alte Brücke unter Denkmalschutz steht, sich aber nicht mehr öffnen ließ - am alten Kanal nach Wassy kann sie ja dauerhaft geschlossen bleiben. - In Marnaval wurde noch nach dem Zweiten Weltkrieg Erz aus den Gruben von Wassy verladen und zur Saar verschifft. - Die Brücke hatte eine kleine Störung und oberhalb und unterhalb warteten Boote auf den VNF-Dienst - ich nicht :lool::tongue:

:wink: Gernot

Gernot Menke
11.10.2011, 20:08
Saint Dizier - ich muß gestehen, daß ich gar nicht bis in das alte Zentrum gekommen bin - hat zeitlich schlecht gepaßt. Aber die Double Ecluse habe ich mir angeguckt, jene ominöse Doppelschleuse runter zur Marne, deren Bedeutung ich mir nicht erklären konnte. Aber der Reihe nach.

Auf der Übersicht in Bild 1 geht die Fahrt von rechts nach links - Die Brücken oberhalb der Schleuse 57 in Marnaval (rechts auf der Skizze) waren im letzten Beitrag (14) ja zu sehen. Die Einfahrt in die Stadt ist wenig einladend. Wenn man nach einigen Vorortkilometern den Blick im zweiten Bild erreicht, hat man schon die Schleuse 58 (vorher der Hafen) vor sich, die man im Hintergrund erahnen kann. Erst in der Linkskrümmung dahinter wird der Kanal wieder schön - die Penische Sunny, die hier die Schleuse 59 (La Noue) bergwärts verläßt, kommt gerade in diesen Bereich (Bild 3).

Vorher ist die Penische den Linksknick gefahren, der zur Schleuse 59 führt (Bild 4). Charakteristisch der Wasserturm von Saint Dizier - man sieht ihn auch auf dem folgenden Bild (Foto 5), das aus dem toten Arm von der Double Ecluse aus in Richtung Westen (Vitry) fotografiert ist. Die Abzweigung des Kanals nach rechts in Richtung der Schleuse 59 ist deutlich erkennbar.

Der Bootshafen im heute gesperrten Arm an der Double Ecluse ist seit einigen Jahren mausetot (Bilder 5 und 6) - es lief nicht richtig. Bild 7 (mit dem Geländer) ist in der Verlängerung des toten Arms in Richtung Osten zur Marne hin aufgenommen - man kann sie hinter dem Dickicht glitzern sehen. Von der Doppelschleuse ist von hier aus nichts zu sehen! Etwas weiter von rechts sieht sie aus wie in Bild 8, Bild 9 ist der Blick vom Maasufer in die Reste der Schleuse - richtig vorstellen kann ich mir das nicht. Ging es früher einmal aus der unteren Kammer unter der Brücke hindurch in die zweite Kammer, durch die man in den heute toten Kanalarm gelangte? Auch die Bauzeit ist mir nicht ganz klar. Ich vermute aber, daß nach dem Bau des Kanals über diese Schleuse ein paar Ladestellen an den neuen Kanal angeschlossen wurden - mehr war es wohl nicht.

Bild 10: die Wendestelle bei Kilometer 26 westlich von Saint Dizier mit Blickrichtung Westen - nach Vitry-le-Francois geht es jetzt immer geradeaus (ich fand dieses Stück aber trotzdem sehr idyllisch und nie langweilig). Diese Wendestelle ist der Rest des ehemaligen Kanals von Wassy, der hier einmündete. Oder besser gesagt: die alte Einmündung blieb als Wendestelle erhalten.

Der Kanal nach Wassy und Brousseval - dort gibt es Schwerindustrie und Erzgruben - verdankt seine Schließung den Nazis. Die benutzten den Flugplatz von Saint Dizier - hier fliegen heute französische Jets herum, auch vom Rhein-Marne-Kanal etwas weiter nördlich kann man sie manchmal noch hören - für ihre Zwecke. Sie fanden ihn aber zu klein und verlängerten die Startbahn einfach durch den danebenliegenden Kanal hindurch. Nach dem Krieg wurde er nicht wieder freigegraben, sondern der Flugplatz blieb in seiner neuen Größe.

Im Süden des Flugplatzes (Pfeil in der Skizze in Bild 1) stehen bei Moeslains (der Name ist auf der Skizze schlecht lesbar - der grüne Strich geht genau hindurch) noch heute die Pfeiler des früheren Aquädukts in der Marne (bei google maps sind sie sichtbar) und auch die Kanaltrasse ist noch nachvollziehbar. Im darauffolgenden Bogen nach Westen ist der Kanal in einem Speisekanal aufgegangen, bergwärts von Eclaron sind noch viele Brücken und Schleusen erhalten.

:wink: Gernot

Gernot Menke
14.10.2011, 23:22
In Hallignicourt unterhalb der Schleuse 61 gibt es eine ideale Stelle zum Einkaufen: am Rasthof der Schnellstraße gleich neben dem Kanal bekommt man Sprit und es gibt einen Rasthof mit allerlei Angeboten. Wieder beim Boot, sehe ich den beladenen TRAVELER hinter mir in die Schleuse 61 fahren - nichts wie weiter, damit ich ihn nicht vor der Nase habe! Aber ist nicht: ein VNF-Auto saust von der Schleuse herbei und verdonnert mich zum Vorbeilassen der Penische (Foto 1, KM 24).

Die Schleuse 62 erledige ich also nach dem TRAVELER, doch an der Nr. 63 in Perthes herrscht Doppelrot: Störung. Eines der Untertore ist hinter dem TRAVELER nicht zugegangen, der beim Ausfahren mit der Schraube irgendeinen Gegenstand vor das Tor gedrückt hat. Ein VNF-Werkstattwagen kommt. Sie machen das Untertor wieder auf und öffnen gleichzeitig am Obertor die Schützen. Doch die Spülung bringt keine Besserung. Also das Untertor wieder zu, so gut es geht und dann wird geflutet. Tatsächlich drückt der Wasserdruck das klemmende Tor langsam, aber sicher in seine Position. Noch eine Spülung. Beim zweiten Zudrücken des Untertors darf ich mit in die Kammer und lasse mich dann zu tal rausspülen. - Da brauche ich mal nicht an die Fotozellen zu denken!

Sie haben sich aber nicht wegen mir so beeilt: von unten kommt schon der JOSHUA hoch (Foto 2 zurück zu berg zur Schleuse 63) - richtig Betrieb hier heute! Schade, daß ich wegen des Schleusensalats die Begegnung der beiden beladenen Penischen verpaßt habe. Der Schiffer des TRAVELER, mit dem ich mich an der Schleuse 64 (KM 19) unterhielt, war jedenfalls froh, daß es so gut abgegangen war! Bild 3 zeigt den TRAVELER bereits in der Nähe von Vitry-le-Francois, vermutlich vor der Schleuse 68 (KM 9) oder 69 (KM 6). Hier ist es für eine Zeit etwas waldiger. Der TRAVELER riß eine Menge Kraut los, das sich dann um die Schrauben der nachfolgenden Boote wickelte. Auf dem Bild 3 hat er schon etwas Gas weggenommen - die Schleuse ist noch nicht offen.

Die Fotos 4 und 5 sind an der Schleuse 70 (KM 3) am "Ortseingang" von Vitry-le-Francois fotografiert. Hier gibt es ein großes Silo mit Verladeanlage. Dieses Silo ist auch auf Bild 7 - eine Aufnahme der letzten Schleuse 71 zurück zu berg - ganz im Hintergrund zu sehen. Bild 6 zeigt aufgegebene Verladeanlagen bei KM 1,5. Mein Übernachtungsplatz heute Nacht, weil ich wegen des TRAVELER die letzte Schleuse nicht mehr geschafft habe. Um 19 Uhr ist Schicht im Kanal.

Die Fotos 7-9 sind beim Abendspaziergang entstanden. Die Bilder 7 und 8 sind von der Brücke über das Unterwasser der Schleuse 71 gemacht - Bild 7 zu berg, Bild 8 zu tal. An dem futuristischen Schleusenhaus gibt man die Fernbedienung nach der Kanaldurchfahrt wieder ab (bzw. bekommt sie, wenn man in der Gegenrichtung fährt). Auf Bild 8 geht der Blick auf die Unterführung unter den Gleisen des Güterbahnhofs hindurch. Auf Foto 9 ist dieselbe Unterführung von der anderen Seite zu berg aus zu sehen - im Hintergrund das Schleusentor der Nr. 71. Jetzt weiß man auch, warum sie Le désert heißt!

Bild 10 zeigt dieselbe Blickrichtung wie in Bild 9 - bei Tag sieht doch gleich alles ganz anders aus. Von derselben Stelle aus geht der Blick auf Bild 11 zu tal. Ganz im Hintergrund erspäht man bereits das Silo am Kanalbeginn, das auch auf Bild 12 in derselben Talrichtung zu sehen ist. Die Kreuzung im Hintergrund des Fotos ist der Punkt A in der Skizze (Bild 15), der der KM O sowohl des Marne-Saône-Kanals, als auch des nach Osten führenden Rhein-Marne-Kanals ist. Links ging früher der Canal lateral á la Marne (Marne-Seitenkanal) ab. Heute ist das ein toter kleiner Arm, der als Bootshafen dient. Der Kanal durch die Stadt wurde in den Sechziger Jahren zugeschüttet und durch eine breitere Umleitung (zwischen den Punkten B und C auf der Skizze) ersetzt. Damals war noch was los auf den Kanälen und es war sicherlich sehr eng in diesem Bereich! Wasserflächen wie auf Bild 11 waren früher voll mit Penischen.

Auf Bild 13 der Blick zurück in den Bootshafen hinein - links geht es in den Marne-Saône-Kanal. Schwenkt man mit der Kamera noch weiter nach links, sieht man das Dock der Werft Garnier. Ich hatte Pech, daß das Becken gerade geflutet wurde. Wenige Stunde vorher, als mein Fotoapparat noch am Ladegerät hing, war das Becken leer zu sehen gewesen! Im Hintergrund die Baumreihe des Kanals; das Hochhaus ist das Silo, welches auch auf Bild 12 zu sehen ist, jedoch hier von der nördlichen Seite.

:wink: Gernot

elo-yan
21.10.2011, 09:21
Kürzlich ist ein Buch über den Kanal erschienen. Na, mehr ein Fotoalbum. Es zeigt den Kanal kurz vor der totalen Umstellung auf automatisch

bis bald :wink:
Brigitte

:f:
PS: habe mit Begeisterung deinen Beitrag gelesen, ist das doch unser Lieblingskanal, auf dem wir regelmässig Unterhaltsarbeiten (baggern) durchführen.

Bilder sind mit Genehmigung von Régis Perrin eingestellt.

Gernot Menke
22.10.2011, 12:20
@Hallo Brigitte,

das ist ja schön, daß es nicht immer nur die Deutschen nach Frankreich zieht, sondern sich auch mal einer aus Frankreich (aus dem tiefen Frankreich - aus Nancy berichtet ja Heidi hin und wieder) zu uns verirrt!

(Elo-Yan ... gehörte dazu nicht einmal der ehemalige DESTRIER von Martial Chantre (Autor des Buches "La peniche- ma vie"), der dann der spätere HENDAYE war? Als Baggerschiff hatte die Penische aber wieder einen anderen Namen, den ich momentan nicht parat habe. - Gibt es das Schiff noch?)

Danke für das Lob über den Kanalbericht - ich füge noch das Höhenprofil des "Heuilley" bei. Leider sind die Meterangaben am linken Rand abgeschnitten. Der Kanal beginnt links in Vitry-le-Francois auf 100 Metern Höhe, steigt bis zum Balesmes-Tunnel auf 340 m an und liegt am südlichen Kanalende rechts auf der Skizze wieder bei 185 Metern Höhe über NN. 1 cm Höhe machen auf der Skizze also 20 Höhenmeter aus (pro mm also 2 Meter). Bei der Distanz am unteren Rand der Skizze entspricht 1 cm 10 Kilometern (mm = Kilometer).

:wink: Gernot

PS: Die Fotos im vorigen Beitrag (# 32) in Bild 3 zeigen übrigens den in 1934 in Erlenbach gebauten NEPTUNUS 2! Im Forum ist der hier. (http://www.binnenschifferforum.de/showthread.php?35956-Neptunus-VNF&p=147264#post147264)

elo-yan
22.10.2011, 14:21
Hallo Gernot

Ich denke über die Schiffe zu diskutieren passt nicht ganz zum Thema "Canal d'Heuilley" (wie er unter französischen Schiffern immernoch genannt wird).
Ich habe vor auf meiner Profilseite unsere Schiffe kurz vorzustellen.

Übrigens HENDAYE (ex DESTRIER) ist immernoch unter demselben Namen unterwegs.

Gernot Menke
22.10.2011, 16:02
Hallo Brigitte,

das mit dem Ort der Einstellung der Schiffe ist natürlich richtig (beim HENDAYE hatte ich offenbar etwas Falsches im Hinterkopf. Vielleicht hatte ich mich bei bordabord auch verlesen - so perfekt ist mein Französisch ja nicht).

Zur Tiefe des Kanals würde mich mal interessieren, was ihr dazu meint. Ich habe diesbezüglich ganz unterschiedliche Dinge gehört. Ein Schiffer meinte, bei 1,80 m sei Schluß, ein anderer sprach von 2,04 m, die der Kanal erlaube. War der eine sicherheitsbewußt und der andere risikofreudig? Dafür ist die Spanne von 24 cm doch eigentlich zu groß.

:wink: Gernot

elo-yan
22.10.2011, 18:18
Öffentlich zugelassen ist der für 1.80m, die meisten fahren aber mit mehr Tiefgang (der, der meinte mit 2.04 ist Schluss ist wahrscheinlich derjenige, der meckert, wenn er drei Stunden und mehr mit Kreuzen verschwendet :roooll:). Gebaggert wird auf 2.20. Allerdings ist nur die Fahrrinne auf dieser Tiefe, beim Kreuzen zweier Schiffe geladen gehts auf die seitlichen Schlammbänke.
Der Kanal ist ein 2/3 Kanal, was heisst: kreuzen erschwert.
Dank der Baggerarbeiten geht's allerdings schon wesentlich besser.

Wir haben ELO-YAN im Sommer 2005 in Sète gekauft, Bauxit geladen (per Lastwagen, die letzte Ladung ist blöd auf's Schiff gerutscht und wir hatten 1.90 unterm Bug).
Kaum 200m im Canal d'Heuilley sassen wir auch schon fest. Über eine halbe Stunde vor und zurück, der Schleusenwart hat uns Wasser geschickt, und mein Mann kam aus dem Fluchen nicht mehr raus: "Nie wieder diesen Sch...kanal!!"

Wir waren noch nicht in Vitry angekommen, als wir davon hörten, dass Schiffe für Baggerarbeiten gesucht werden. Knapp 6 Wochen später sind wir zurückgekommen, und regelmässig wird in diesem Kanal gebaggert: Zu unserer grössten Freude, denn es ist "unser" Kanal geworden.

:hupf:

Gernot Menke
27.05.2012, 22:07
Man lernt doch immer wieder hinzu. Wilfried Korff, der mit dem WALHALL eine Reise auf dem Marne-Saône-Kanal mitgemacht hat, brachte die Information mit, das im Balesmes-Tunnel von den Penischen Abstandshölzer verwendet werden. Von ihm stammen auch das erste Foto und die schöne Skizze.

Man sollte meinen, daß in dem Tunnel ein gewöhnliches Reibholz außenbords hängt. Das ist aber nicht der Fall: auf der dem Treidelpfad gegenüberliegenden Seite wird am Kopfpoller, so wie in der Skizze zu sehen, ein Rundholz zwischen die Poller nach außen gesteckt und befestigt. Manche befestigen es auch nach hinten geneigt, so daß es etwas federt - die Leine sichert das Holz nur gegen ein Herausfallen.

Nach der Benutzung werden die Hölzer auf der anderen Tunnelseite für andere Penischen wieder auf dem Leinpfad abgelegt, wo sie dann herumliegen wie auf Bild 1 und anscheinend auch auf Bild 3! Vermutlich war der Schiffer des AMASUS 2 auf dem dritten Bild gerade auf dem Weg nach vorne, um das Abstandsholz loszumachen und wieder ans Ufer zu legen (wie die Geschichte ausging, ist in den Beiträgen "Schiffer über Bord" ganz am Anfang dieses threads zu lesen).

Das Interessanteste: die Sache mit den Abstandshölzern gibt es nur in Balesmes. Offenbar ist hier das Tunnelprofil so ungünstig, daß Reibhölzer nicht ausreichen, um die Roef sicher von der Tunnelwand fernzuhalten. Bild 4 zeigt das Tunnelprofil in Balesmes am Nordeingang - zum Vergleich habe ich im letzten Bild das Profil auf der Westseite des Mauvages-Tunnels im Rhein-Marne-Kanal dazugestellt, in dem ohne die Abstandshölzer durchgefahren wird (wer noch mehr Vergleichsbilder sehen will, kann zu den Beiträgen 21 und 22 gehen; Bilder vom Mauvages-Tunnel gibt es unter Europäische Wasserstraßen > Rhein-Marne-Kanal > Nr. 9 und 10).

:wink: Gernot

HansaV
05.05.2019, 20:13
Ostern 2019 bei kühlem, aber sonnigem Wetter von Langres aus am Kanal entlang getourt.

HansaV
05.05.2019, 20:15
Ostern 2019 bei kühlem, aber sonnigem Wetter von Langres aus am Kanal entlang getourt.