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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Loire-Route



Gernot Menke
25.08.2012, 19:37
Es ist kein Wunder, daß die älteste Verbindung von der Seine (oben links auf der Karte, Paris ist gerade nicht mehr drauf) zur Rhône (unten in der Mitte der Karte; oben rechts sieht man den Oberrhein) die rot markierte Route entlang von Loire und Loing ist. Denn die Flüsse wurden immer schon zur Schiffahrt genutzt und man brauchte nur den 57 Kilometer langen Canal de Briare (CB in der Karte zwischen den Punkten 2 und 3) zu bauen und schon hatte man eine durchgehende Verbindung vom Atlantik über Paris zur Loire bis tief nach Südfrankreich hinein.

Das war 1642 und aus dieser Zeit stammen die berühmten alten Schleusen in Rogny, an denen man heute im „neuen“ Kanal vorbeifährt. Der Bau von Kanälen lag im frühneuzeitlichen Europa in der Luft – der erste Finowkanal war damals schon 22 Jahre alt. Der Verkehr nahm zu – so war der nächste Schritt, auch den kleinen und schwer zu befahrenen Loing mit seinen gefährlichen Durchlässen durch einen Kanal (CL in der Karte, zwischen der Seine und Punkt 3) zu entschärfen. Auch dieser Kanal war nur 50 Kilometer lang und 1723 fertiggestellt.

Der Canal du Centre (CC in der Karte, zwischen der Saône und Punkt 1) stellte dann 1793 die Verbindung zwischen Saône und Loire und damit zwischen Seine und Rhône her als die zweite Verbindung zwischen Atlantik und Mittelmeer (der Canal du Midi im Süden bestand bereits seit 1681). Noch heute werden die Schleusen auf der Loire-Seite des Scheitels mit OCE (Océan Atlantique) und die auf der Saône-Seite mit MED (Méditerranée) bezeichnet. Allerdings ging es in Wirklichkeit weniger um die symbolträchtige Verbindung der Meere, als um die Verbindung des Nordens mit der Rhône. Auch darf man die regionalen Gründe für den Kanal nicht übersehen. Weiter nördlich war deswegen mit dem Canal de Bourgogne ein weiterer Kanal im Entstehen (1832 fertig)! Der Canal du Nivernais schuf zwischen den beiden Kanälen 1841 eine zusätzliche Verbindung (in erster Linie für die Holzversorgung von Paris). Es galt, die einzelnen Regionen an das Kanalnetz anzuschließen.

Es ging weiter bergauf und der Canal du Centre mußte bereits in den 1820ern auf das Becquey-Maß gebracht werden, das sind etwa 30,40 x 5,20 m. Man war jetzt nicht mehr bereit, die Unbillen der Loire weiter hinzunehmen und baute deswegen jetzt auch den Loire-Seitenkanal (Canal latéral à la Loire, CLL in der Karte, zwischen den Punkten 1 und 2) - inzwischen natürlich gleich im Becquey-Format. Damit bestand ab 1838 eine durchgängige Kanalverbindung zwischen Seine und Saône, die von den Hoch- und Niedrigwassern der Loire unabhängig war - abgesehen von der heiklen Loire-Überquerung in Mantelot (am Westende des Loire-Seitenkanals bei Punkt 2), die erst mit dem Bau der berühmten Kanalbrücke in Briare (1896 fertiggestellt) hinfällig wurde!

Man erkennt an diesen Daten, daß das Freycinet-Maß, also die Penischen, erst eine recht neue Entwicklung zur Zeit der Hochindustrialisierung ist. Die hier vorgestellte Kanalkette aus den vier Kanälen Canal du Centre, Loire-Seitenkanal, Canal de Briare und Canal du Loing war frühestens ab 1896 für Penischen durchgängig befahrbar. (Der Canal du Nivernais machte die Erweiterung auf das Penischenmaß im südlichsten Teil nicht mit und hat damit als einziger der heute noch zum Kanalnetz gehörenden Kanäle kein durchgängiges Penischenmaß - Grund sind die drei Tunnels im Süden, die ohne großen Aufwand nicht erweiterbar waren)

Die Karte gibt einen Überblick über die Kette aus den genannten vier Kanälen, aus denen die Route durch das Centre längs der Loire besteht.
CC = Canal du Centre (1793), 112 km lang
CLL = Canal latéral á la Loire (1838), 196 km lang (ohne die Stichkanäle zur Loire)
CB = Canal de Briare (1642), 57 km lang
CL = Canal du Loing (1723), 50 km lang

Gesamtlänge der Verbindung von der Saône zur Seine 415 km.

Detailinfos und Fotos werden unter den vorgenannten vier Kanälen eingestellt.

:wink: Gernot

Gernot Menke
24.01.2013, 00:35
Der Canal du Loing ist nur 50 Kilometer lang und hat natürlich auch seine Reize, aber an speziellen Baulichkeiten mit Ausnahme einer sehenswerten alten Brücke in Nemours nichts Besonderes zu bieten. Am Interessantesten ist noch die Einfahrt von der Seine aus. Das ist zugleich der nördliche Beginn der Loire-Route - ich stelle die Bilder daher hier ein, so hat man gleich die Übersichtskarte und die Informationen zur Loire-Route mit dabei.

Bild 1: auf der Seine geht der Blick in Höhe der alten Schifferstadt Saint-Mammès (links) zu tal. Rechts ist (außerhalb des Bildes) eine Bunkerstation. Im Hintergrund macht die Seine eine Rechtskurve in Richtung Paris, das Schiff in der Bildmitte liegt in der Mündung des Loing. Dort geht es hinein in den Canal du Loing, der den ersten der vier Kanäle der Loire-Route darstellt.
Bilder 2 und 3: Blick in den Loing von der Seine aus. Im Hintergrund von Bild 3 sieht man schon die markante Eisenbahnbrücke.
Bild 4: Blick in der Loing-Mündung zu tal - von hier aus wirkt die Seine ganz klein. Den kleinen Nachen, der auf Bild 3 rechts dümpelt, sieht man auch im vierten Bild zwischen den hintersten Penischen liegen.
Bilder 5 und 6: Die frühere Eingangsschleuse am rechten Loing-Ufer kurz oberhalb der Mündung in die Seine. Heute ein Liegeplatz, das dazugehörige Wehr ist beseitigt.
Bilder 7 und 8: Zwischen der Mündung und der Eisenbahnbrücke liegt auf dem linken Loing-Ufer eine Werft. Überall liegen Penischen herum, doch die meisten haben Löcher in der Bordwand oder bekommen welche auf der Werft, sprich: sie werden zu Wohnschiffen.
Bilder 9 und 10: Die Eisenbahnbrücke in Bergrichtung gesehen.
Bilder 11 und 12: Die Brücke am linken (Veneux-les-Sablons) bzw. rechten (Saint-Mammès) Loing-Ufer.
Bild 13: Blick im UW der heutigen Eingangsschleuse des Canal du Loing zu tal auf die Eisenbahnbrücke.
Bild 14: Dieselbe Stelle wie in Bild 13, aber zu berg. Im Hintergrund die Eingangsschleuse 19 / Moret mit einer Hubhöhe von 2,24 m. Von rechts mündet der Loing in den Schleusenkanal. Das kleine Moret-sur-Loing - wildromantisch und unbedingt sehenswert - ist nur wenige hundert Meter von hier entfernt. In der Stadt sieht man noch einen Wehrdurchlaß, der einst der Schiffahrt diente, bevor 1723 der Canal du Loing gebaut wurde.

:wink: Gernot