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Odysseus
15.01.2013, 01:06
Krefeld/Duisburg - Tödlicher Unfall auf Tankmotorschiff

Auf einem Tankmotorschiff hat es am Montagabend auf dem Rhein in Höhe Krefeld-Uerdingen einen tödlichen Unfall gegeben. Wie die Duisburger Polizei mitteilte, stürzte ein tschechischer Schiffsführer in einen nicht entgasten Tankraum des Schiffes.

Krefeld/Duisburg - Tödlicher Unfall auf Tankmotorschiff (http://www.rp-online.de/niederrhein-sued/krefeld/nachrichten/toedlicher-unfall-auf-tankmotorschiff-1.3134900)

Quelle: RP Online (14.01.2013)

Tido
15.01.2013, 13:31
Hallo...

Mein aufrichtiges Beileid den Angehörigen und der Besatzung !

Gruß Tido

Rheinlotse Klaus
15.01.2013, 14:45
Hier noch ein anderer Bericht dazu:

www.wz-newsline.de/lokales/krefeld/toedlicher-unfall-auf-tankmotorschiff-neun-helfer-verletzt-1.1206825 (http://www.wz-newsline.de/lokales/krefeld/toedlicher-unfall-auf-tankmotorschiff-neun-helfer-verletzt-1.1206825)

Mit Betroffenheit, der Rheinlotse

Evolution
15.01.2013, 16:46
Servus

Auch von mir meine ganze Anteilnahme und Beileid für die Hinterbliebenen und Kollegen ... :grummel:

Gruß,
Evo

Joana
15.01.2013, 21:39
Hallo,

Man lindert oft sein Leid, indem man es erzählt. ( Pierre Corneille )

Herzliches Beileid den Angehörigen und Kollegen und daß jeder von
ihnen jemanden hat, der zuhört und Trost spenden kann.

Grüße Joana

Mathias
15.01.2013, 22:15
Hallo,

Hier ein Link zu einen TV Bericht über den Unfall.

http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/2013/01/15/lokalzeit-duisburg-tankunfall.xml

Mein Beileid den angehörigen und der Besatzung.

Gruß Mathias

Unregistriert
17.01.2013, 12:25
Morgen,

erstmal mein Beileid den Angehörigen und Kollegen.

habe die Geschichte nun mehrmals gelesen. Einige Fragen bleiben: Leer von Naphta also Kegel. Entgasend vor Anker in Krefeld?
Seit wann ist das erlaubt? Deckel auf beim entgasen? Sollte nicht durch die geschlossene Flammsiebe entgast werden?
Ladungsreste im Tank? Sollte nicht erst gestrippt und dann entgast werden? Eventueller Einstieg im Tank ohne vorherige korrekte Gasmessung....? Nach welche Regeln wird hier gearbeitet?

Sorry, musste raus.



Hallo
ist immer wieder ein Thema, solche Beiträge freischalten oder einfach löschen.
Gruß Gerhard
Admin

Tido
18.01.2013, 12:51
Moin!

Gerade beim Transport von Nafta kommt es leider vor, das beim Löschen die Fördermenge regelrecht "abreißt", was mit der geringen Dichte des Produkts und dem daraus resuliterenden schnellen "verdampfens" zusammenhängt, was durch das Vakuum der Bordpumpen noch beschleunigt wird. Zwar ist das meist ein Problem der heißen Sommermonate, aber gerade wenn die Pumpen z.B. nicht mehr die besten sind verstärkt sich das Problem auch noch um einges, so das mancher Matrose das "abreißen" während des Löschvorgangs nicht mal unbedingt mitbekommt! Lautstärke der Pumpen etc. verschlimmern das ganze zusätzlich. (- Wobei man das durch sehr gute Aufmerksamkeit / Erfahrung natürlich wieder kompensieren kann - aber wenn die Manometer schon zu weit sind um sie deutlich zu sehen.. naja, hat man schlechte Karten, und in der Folge bleiben Reste im Raum...)

Und in der Regel werden bei dieser alten Bauart (Einhülle) eben erst die Laderäume gelenzt, also bestmöglich entleert, und dann das Rohrleitungssystem an Deck mittels einer kleinen Restepumpe bzw. Druckluft /Stickstoff von Land aus.
Also wieder ein Punkt, wo bei einem kleinen Fehler ( beim Teilstück der Rohrleitung vergessen, Manifold zu öffnen, evtl. undichter Manifold o.ä. ) eine Menge Restprodukt in der Leitung verbleiben kann.
Ist man dann erst mal unterwegs gibt es nur noch die Möglichkeit, vorhandene Reste in den eigenen Slobtank umzupumpen, was aber leider baulich bedingt auch nicht immer so einfach ist.
Was die Jungs da auch immer gemacht haben ist auf keinen Fall richtig gewesen, und erst recht nicht schön zu reden, aber leider kommen manchmal auch viele kleine Unglücke zusammen, die dann gemeinsam in einer Katastrophe enden....und ich persönlich denke nichts anderes ist hier passiert.Leider.

Gruß Tido

Stadt_Aschaffenburg
18.01.2013, 14:01
Hallo Tido,

danke für Dein Statement. Wahrscheinlich war es genau wie Du sagst, eine Verkettung unglücklicher Umstände und/oder Fehler. Wir sind alle Menschen und Menschen machen jeden Tag Fehler, meistens gehen sie gut, manchmal leider nicht. Von daher brauchen wir jetzt gar keine Mutmaßungen anstellen, die zuständigen Ermittlungsbehörden sind tätig. Ihre Aufgabe ist es, die Umstände aufzuklären, unsere nicht.

Mein Mitgefühl für Angehörige und Kollegen. Wenn wir helfen können, eine Email oder PN reicht!

LG
Micha

Tido
18.01.2013, 14:59
Eben.

Habe nur meine Erfahrungen im Bezug auf Nafta / Tanker geschrieben, da ich nichts mehr hasse als Mutmassungen und Spekulationen.
Ist wirklich schlimm, dieser Unfall - zumal es gleichzeitig eine Familientragödie ist. Hoffe aber, das Kollegen, die evtl. immer noch "nach alter Manier / Haben-wir.immer-so-gemacht" Mentailität arbeiten nochmal über ihr zukünftiges Handeln nachdenken...und hierbei geht es mir sicher nicht um ein Flottenproblem, eher um allgemeinen Termindruck, den ja wohl jeder Kollege zur genüge kennen dürfte - allerdings kann wohl kein Termin auf der Welt so wichtig sein, das man sein Leben dafür aufs Spiel setzt!!!!

Gruß Tido

Tankermann
19.01.2013, 23:47
Hallo, muß jetzt auch etwas los werden zu dem traurigen Thema. Erst mal zum Entgasen in Krefeld, und anderen anscheinend von der WSP geduldeten Plätzen: Den hier Fahrenden dürfte ja bekannt sein, dass Krefeld ein beliebter Liegeplatz für Tankschiffe ist. Laugen und Säuretanker waschen nachts ihre Tanks, andere Entgasen Nafta, Benzol etc. nur kein Ottokraftstoff, da ja verboten. Unverständlicherweise dürfen die giftigen Bestandteile von Ottokraftstoff entgast werden. Verrückterweise nur während der Fahrt oder an dafür ausgewiesen Plätzen. Der einzige mir bekannte Platz wo man stilligend entgasen kann ist der Ankerplatz im Auhafen (Schweizerhalle), nach Anmeldung beim Hafenamt in Birsfelden. Das ganze findet teilweise im Abstand von 50 m zu stilligenden Schiffen statt. Bei Frachtschiffern ohne Kenntnis der Materie und grundsätzlich ohne Warnung der Behörden, ist dies ein Spiel mit der Gesundheit Unwissender(Leukämie, Leberkrebs) etc. Oft wird nach löschen im Birsfelder Hafen der Ankerplatz erst spät aufgesucht. Bei Beginn des Entgasungsvorgangs sind die meist ahnungslosen Kollegen, der im Hafen liegenden Schiffe, am schlafen und wundern sich morgens über Kopfschmerzen.
Beim Entgasen während der Fahrt und auch beim stilliegenden Schiff, kann man natürlich einen Schlauch an der Gaspendelleitung anbringen, der bis auf die Wasseroberfläche reicht. Dadurch wird vermieden, dass man sich selbst vergast. Die Anderen (Gegenfahrt, Überholte und Überholende dürfen gratis schnüffeln. Begasung währen der Fahrt durch Andere habe ich wenn ich zu Berg oder zu Tal fahre schon mehrmals täglich erlebt. Hab vielleicht eine empfindliche Nase, oder die meisten unserer Kollegen wissen nicht was da stinkt. Nochmal zu Krefeld, ob die Behörden es wissen was da läuft und nicht Handeln wollen oder dürfen ist Spekulation. Fakt ist bei einem Verbot des Entgasens zum Produkwechsel, würde sich das Frachtraumangebot in der Tankschiffahrt verknappen, Vollbeschäftigung der Doppelhülle in der Chemiefahrt wäre wohl sicher. Es würde natürlich auch mehr Leerfahrten geben, da man nicht das eine Produkt entgasen kann um ein anderes zu laden, da der Kunde dies nicht wünscht oder ein Sauberkeitsattest verlangt wird, welches erst nach Kontrolle der gasfreien Tanks ausgestellt werden kann. Dies hat so perverse Züge, daß ein Schiff leer von Benzol entgast um anschließend wieder Benzol zu laden. Beim Laden wird die Gaspendelleitung angeschlossen um die giftigen Dämpfe abzuführen und zu Verflüssigen. Ist die Gasrückgewinnungsanlagenlage defekt wird kein Produkt verladen, bzw die Verladung unterbrochen bis die Anlage wieder läuft, oder die zuständige Behörde eine Sondergenehmigung zum Weiterladen erteilt. Aber auf dem Rhein darf es in die Luft oder ins Wasser gepustet werden. Gase schwerer als Luft, Schiff fährt auf dem Wasser Gase fallen auf die Wasseroberfläche. An einer Wassergütemesstation oberhalb Düsseldorf wurden vermehrt hohe Konzentrationen von MTBE festgestellt. Die Tankschiffahrt lässt grüßen. Sauberes Trinkwasser aus dem Rhein ?
Nafta ist ein sehr leichtes Produkt und wie Tido schon anmerkte etwas schwierig zu lenzen. Aber dies ist kein Problem allein der Einhülle. Auch Doppelhüllentanker müssen lenzen. Wenn die Pumpen verschlissen sind ist dies wohl ein allgemein technisches Problem der Tankschiffahrt und nicht allein der Einhülle. Wenn diese verschlissen sind gehörten sie überholt oder ausgetauscht. Dies setzt natürlich auch Frachtraten voraus die
auch den Unterhalt des Schiffes ermöglichen. Daß dies bei den Frachraten nicht möglich ist, dürfte allen am Gewerbe beteiligten bekannt sein. Ob es sich bei dem Unglück um ein Entgasen wegen Produktwechsel oder tatsächlich Entgasen um schlecht gelenzte Räume handelt weiß ich nicht. Fehler auch mit tödlichen Folgen passieren überall wo Menschen arbeiten. Bei den Bedingungen wie in den letzten Jahre in der Tankschiffahrt
gearbeitet werden mußte, um mit seinem Betrieb zu überleben oder gar ein gutes Auskommen zu haben ist es ein Wunder, dass es nicht häufiger zu solchen Tragödien kommt.

Tankermann

rocco
20.01.2013, 00:31
Hallo Tankermann,

endlich einer der aus Erfahrung spricht. Ich kann dir zu 100% zustimmen , so ist die Realität.

Da hätten die dich besser beim WDR interviewt, dieser Herr Paulus hatte leider keinerlei Ahnung.

Gruß vom Oberrhein

Bigmäc74
21.01.2013, 18:02
Hallo Kollegen,

Ja, Tankermann spricht aus erfahrung und mir aus der Seele! Ich wundere mich bei der angeblichen Überkapazität an Tankschiffen, das es bis heute nicht möglich ist ein Schiff = ein Produkt und fertig!
Entgasen verbieten und auch an Ladestellen sollte nur noch mit Gasretourleitungen geladen werden dürfen, egal ob Diesel oder Benzol!!!! Hier wird wiedermal zuviel Rücksicht auf die "GROßEN" genommen, und die Gesundheit der "kleinen" in nicht erklärbarer Weise auf´s Spiel gesetzt!!! Das es immer noch Löschstellen gibt, die es nicht schaffen eine kleine 2" Vakuumleitung am Steiger zu haben, um nach dem Löschen das gekaufte und ja auch bezahlte Produkt VOLLSTÄNDIG aus dem Schiff zu saugen ist für mich nicht nachvollziehbar! Diese kosten werden als ganz normal auf den Rücken des Schiffseigners abgewälzt!?! Das Entgasen ist mir schon seit ich in der Schifffahrt tätig bin ein Dorn im Auge! Was bei den Tankschiffen in den letzten Jahren alles nachgerüstet wurde, nur um einen sicheren Transport zu gewährleisten, wurde am fahrenden Personal und deren Schutz wieder eingespart! Is denen doch egal ob wir mit 40 ,50 oder 60 in die Kiste Hüpfen! Sorry, aber so kommt es mir leider manchmal vor! Im Bezug auf den Personenschutz gibt es noch gewaltigen Nachholbedarf!!! Ausserdem: GASFREI HEIßt NOCH LANGE NICHT TOXISCH FREI !!!
Mein Beileid den Angehörigen und Hinterbliebenen. Und das ALLE anderen Kollegen hoffentlich daraus etwas gelernt haben!

Gernot Menke
21.01.2013, 19:49
ein Schiff = ein Produkt und fertig!
Entgasen verbieten

Ich bin ja nun kein Tankerfachmann. Aber bei Benzin ist es doch so, daß ein randvolles Schiff viel weniger gefährlich ist als ein leeres und nicht entgastes. Deswegen bin ich immer davon ausgegangen, daß der eigentliche Sinn des Entgasens die Verringerung der Explosionsgefahr sei. Dann käme man auch ohne Produktwechsel ums Entgasen nicht herum. - Was die Praxis des Entgasens anbelangt, bin ich doch etwas schockiert von den Darstellungen in #11 - und ich dachte immer, das würde an den Löschstellen fachmännisch abgesaugt!

Beim Produktwechsel dürfte eine Entgasung allein doch wohl auch nicht ausreichen, sondern alle Ladungsreste müssen doch wohl raus? Ich weiß nicht, wie man das restlos bewerkstelligen will und ich wundere mich, daß es bei Ladungen, die sich nicht gut mineinander vertragen, überhaupt einen Produktwechsel gibt.

:fragkratz: Gernot

ThomasM
21.01.2013, 19:56
..... war in den 80ern auf einigen Chemietankern unterwegs (Benzol, Naphta, Cyclohexan....und so ein Zeug) und was die Vorredner schrieben kommt mir soooo bekannt vor. Hat sich da wirklich gar nichts geändert ? Das liest sich für mich gerade so als hätte ich gestern erst abgeheuert.... :confused1:

Unregistriert
21.01.2013, 20:29
Auch heute noch krieche ich mit Putzlappen und Gasmaske mit Filter durch die leeren nicht 100% gasfreien Tanks um die Sümpfe trocken zu wischen das wir schneller gasfrei sind.
Tempo tempo Zeit ist Geld und die Frachten im Keller.
Wenn du nicht mithalten kannst bist du weg vom Fenster.
Termindruck jede Reise ein anderes Chemieprodukt und das fast 100 mal im Jahr.
Stundenlang blasen wir giftige Gase in die Umwelt und sitzen mit Gasmaske im Steuerhaus immer ein Auge auf die WSP.
Genauso wie es Tankermann schreibt ist es in der Chemiefahrt ich stimme hundert Prozent zu.
Warum wird nicht für jedes Produkt ein Schiff genommen das dieses eine Produkt fährt Tankschiffe gibt es genug.
Weil die grossen Firmen in Leverkusen Ürdingen Worringen Rotterdam ............................... Geld sparen auf unsere Gesundheit wir müssen die ADN einhalten das ist klar aber was ist mit unserer Gesundheit.
Ein Chemiefahrer

Reinier D
21.01.2013, 20:50
Beim Produktwechsel dürfte eine Entgasung allein doch wohl auch nicht ausreichen, sondern alle Ladungsreste müssen doch wohl raus? Ich weiß nicht, wie man das restlos bewerkstelligen will und ich wundere mich, daß es bei Ladungen, die sich nicht gut mineinander vertragen, überhaupt einen Produktwechsel gibt.

:wink: Hallo Gernot

Wenn das ganse Product nicht uit der ladungstanks ist, konnte man auch nicht entgast sein, weil das rest product wieder gassen gibt.

mfg :captain: Reinier

Glocke
22.01.2013, 09:20
Das Schiff sollte Gasfrei zur Werft! Ich frage mich, wo denn die Reste aus dem Laderaum hin sollten. Der Sloptank muß auch Gasfrei sein. Wer mit einer elektrischen Tauchpumpe im Laderaum Reste von Naphta pumpen will kann auch gleich mit einer Zigarette in den Laderaum steigen. Das hat nichts mit Termindruck oder sonst etwas zu tun. Das ist die Unwissendheit von Kollegen aus Osteuropa die mit ADN - Scheinen aus Tschechien oder noch weiter südlich eingestellt werden und dann auf die Menschheit losgelassen werden. Wen er nicht an den Gasen erstickt wäre ,hätte warscheinlich der Rest der Besatzung das einstecken der Tauchpumpe auch nicht überlebt. Es tut mir auch um diesen Kollegen Leid, aber bedauern kann ich das nicht. Ich fahre auch schon 20 Jahre in der Tankschifffahrt, aber sowas geht doch gar nicht.

Padler
22.01.2013, 11:11
Hallo zusammen


und zuerst mein Mitgefühl den Angehörigen



Wer mit einer elektrischen Tauchpumpe im Laderaum Reste von Naphta pumpen will

@Glocke
Woher kommt die Information mit der Tauchpumpe?


VG Padler

Balboa
22.01.2013, 13:50
Hallo zusammen,
Auch von meiner Seite mein herzlichstes Beileid allen Betroffenen dieses Unfalls. Es beschäftigt mich immer wenn Kollegen so ums Leben kommen auch wenn wir die genauen detaillierten Umstände nicht kennen und vileicht deswegen auch nicht allzu sehr spekulieren sollten. Was ich wirklich toll finde an diesem Forum ist die Anteilnahme die hier zu Tage tritt. Wir können uns ja nicht mal kurz in der Mittagspause oder am Feierabend zusammen setzen und solche Themen diskutieren und verarbeiten, aber dieses Forum gibt uns die Gelegenheit zum Austausch, toll!!

Ich denke seit meinem Beginn auf der Tankschifffahrt Mitte der 70er Jahre hat sich in Sachen Technik und Sicherheit doch einiges getan. Was aber meiner Meinung nach nicht mit dem Vortschritt der Technik Schritt gehalten hat ist die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter. Was nützt uns die neuste Technik, wenn wir nicht damit umgehen können. Logo gibt es noch alte Schiffe und alte Ladestationen mit alter Technik, es gibt aber ungleich mehr Mitarbeiter die in den 70er Jahren stehengeblieben sind und das ist meistens nicht deren Schuld!!!

Als selbständiger Ablöser behalte ich mir immer vor, ein Engagement abzulehnen, wenn das Schiff oder die Besatzng nicht meinen Sicherheitsvorstellungen entspricht. (Ich höre es schon: DER KANN SICH DAS HALT LEISTEN!!) Ist nicht so, ich kann es mir nicht leisten!! ich machs aber trotzdem!! Was nützt es mir mit viel Geld in die Luft geflogen zu sein?

Zum Schluss noch zur Forderung "Ein Schiff - Ein Produkt" das würde ich wirklich begrüssen, ich denke nicht dass das übermässige Kosten verursachen würde, das ist doch eher eine Frage der Disposition?? 90% der Talfahrten auf Tankern vor allem ab Birsfelden/Oberrhein sind ja sowieso Leerfahrten.

mfg Balboa

Unregistriert
22.01.2013, 15:34
Hallo miteinander,

zu Beitrag 16 möchte ich mal sagen das man entgasen darf durch die Flammsiebe. Nur auf bestimmten Strecken und Häfen ist es verboten! Nur UN nr. 1268 ist verboten zu entgasen!
Das Tanker hier so schlimm und giftig erklährt werden versteh ich absolut nicht! Man hat alles an Bord das man sicher arbeiten kann. Man muss es nur benutzen und das es verboten ist mit Filtermaske im Tank zu gehen weiß man auch! Mit guten lüftern is man in 3-4 stunden Gasfrei bei gutem Wetter und das man mit Gasmaske im Steuerhaus sitzt möchte ich mal sehen... wenn manns nicht ab kann haste den falschen Job umsonnst bekommste nicht mehr Geld.

Gernot Menke
22.01.2013, 16:20
umsonst bekommste nicht mehr Geld

Wirtschaftliche Gründe können niemals ein Grund dafür sein, die Gesundheit zu ruinieren. Ich möchte mich hier etwas zurückhalten, da ich mich mit der Tankerfahrt nicht auskenne. Aber nach dem, was hier durchklingt, gibt es offenbar schönere Dinge als die Entgasung von Tankern. Das ist doch - das kann man drehen und wenden wie man mag - für freiwillig wie unfreiwillig Beteiligte ein Job mit Schnüffelgarantie.

Daß die Industrie nichts macht ist doch klar: das sind für die einfach nur Unkosten und es gibt doch genug Schiffer, die den Drecksjob machen. Die Herren selbst sitzen im Büro und freuen sich über ihre schwarzen Zahlen. - Oder hat schon mal einer gehört, daß beispielsweise die BASF eine schöne Anlegestelle baut, damit es die Schiffer bequemer haben? Die Kosten sind halt die eigenen und der Nerv beim Festmachen betrifft nur die anderen, nämlich die Schiffer. soll man da auch sagen, umsonst bekommst du nicht mehr Geld? (Es gab ja auch mal Arbeiter, die haben mit Putzlappen Kernreaktoren saubergewischt und sich über herrliche Stundenlöhne gefreut - aber nicht sehr lange)

Beim Thema Gesundheit hört der Spaß auf. - Wie wäre es denn mir einer Vorschrift, daß jeder, der per Tanker irgendetwas bezieht, auch die Anlagen für eine Entgasung bereitstellen und die Entgasung dort auch vornehmen muß? Dann weiß man auch, wo die Sloptanks stehen und es landet nichts mehr im Rhein.

:zweifel: Gernot

Unregistriert
22.01.2013, 16:55
Hallo Leute,

Ihr sollt ja alle recht behalten aber das alles bringt Den guten Mann nicht zurück!!!
Egal ob entgasen oder nicht !
Der Mann hat EINEN Fehler gemacht!
Vielleicht wird sowas öfters gemacht und es passiert halt nie was!

Die guten Ideen/verbessungen wie ihr hier schreibt, gebt die doch weiter ?!? An den Farben, wsa wsp und sonstige Vereine!

Mein Beileid ! Gruß

Padler
22.01.2013, 17:02
Hallo Gernot Menke



Wirtschaftliche Gründe können niemals ein Grund dafür sein,


Können schon wie man ja oft genug im Forum liest,
nur sollte dies in der heutigen Zeit nicht mehr sein.



gibt es offenbar schönere Dinge als die Entgasung von Tankern.
...
wie unfreiwillig Beteiligte ein Job mit Schnüffelgarantie.


Das kann ich, obwohl ich auf einem Frachter fahre, nur bestätigen.
...
Die direkt beteiligten sollten die Gefahren des Produktes kennen (Schriftliche Weisung),
für die unbeteiligten, seien es vorbeifahrende Schiffe oder Spaziergänger,
besteht m.E. ein größeres Risiko
da diese weder wissen um welches Produkt es sich handelt,
noch welche gefahren davon ausgehen.


VG Padler

Stadt_Aschaffenburg
22.01.2013, 19:59
Hi,

ich frage mich allerdings auch, wo die Geschichte mit der Tauchpumpe schon wieder herkommt. Wird da wiedermal "Stille Post" gespielt? Wenn man solche Behauptungen aufstellt, sollte man sie auch belegen können. Es wird ja wohl keiner behaupten wollen, daß von den Leuten verlangt wird, das Naphta in den Rhein zu pumpen, nur damit das Schiff gasfrei zur Werft gehen kann oder? Sowas stellt eine schlimme Anschuldigung dar und wenn sie sich nachher als unwahr rausstellt, kann das böse Konsequenzen haben. Immer dran denken, wir sind hier ein öffentliches Forum, kein Stammtisch!

LG
Micha

Rheinlotse Klaus
22.01.2013, 22:34
Zum Thema "Entgasen" ein interessanter (allerdings in niederländisch geschriebener) Bericht in der letzten Binnenvaaartkrant. Bitte auf Seite 7 scrollen!

www.binnenvaartkrant.nl/2/images/uploadkrant/pdf/2013/201302_1501.pdf

Mit freundlichem Gruß, Klaus

Für den Inhalt der verlinkten Seite haftet der Seitenbetreiber.

Tankermann
23.01.2013, 02:45
Hallo, zu unserem Kollegen aus Beitrag 21, der richtige Mann für die Disponenten . Macht alles was er gesagt bekommt. Und er hat ja so viel Ahnung. 3000 m3 Laderraum in 2-3 Stunden gasfrei ist bei Einhaltung aller Vorschriften / Sicherheitsanweisungen nicht möglich. Die Gaskonzentration an den Austrittsöffnungen (Flammensiebe) darf den Wert von 50% der unteren Explosionsgrenze nicht überschreiten. Die erste Messung beim Entgasen muß innerhalb der Ersten Stunde stattfinden. Eine Messung zu Beginn des Entgasungsvorgangs bringt bei einem funktionierenden Ex-meter, Daueralarm und Error, da auserhalb des Messbereichs. Man macht die erste Messung also erst nach 59 Minuten. Würde man zu Beginn messen müsste man die Tanklüfter wieder abstellen. Aus diesem Grund hat die Reedereilobby in der ZKR auch beim neuen ADN darauf geachtet, daß die Formulierung für die erste Messung innerhalb der ersten Stunde und nicht schon zu Beginn des Entgasungsvorgangs beibehalten wurde. Innerhalb der ersten Stunde ist halt auch nach 59 Minuten. Bei einem Gut gelenzten Schiff kann nach einer Stunde ventilieren der Wert von 50 % Ueg. unterschritten sein. Da man selber misst schreibt man sowieso nur das was sein darf, da werden die Disponenten schon darauf hinweisen ! Rein nach Vorschrift ist es bei vielen Produkten nur schwer möglich in 24 Stunden Gasfrei zu werden. Beim Ventilieren über die Flammensiebe ist der Luftdurchsatz zu gering, da die Tanklüfter zwar große Volumenströme bringen, jedoch nur bei geringem Wiederstand. Ein Schiff in 2-3 Stunden Gasfrei zu bekommen ist nicht möglich, ausser man klappt die Flammensiebe hoch und setzt sie fest. Der Kollege wird schon wissen wie man den Luftdurchsatz erhöht um ein schnelles Entgasen zu ermöglichen. Das verringert den Wiederstand für die Lüfter. Bei geschlossenen Flammensieben dauert das Entgasen mindestens 24 Stunden bei einem gut gelenzten Schiff. Bei uns, war das schnellste 26 Stunden. Ein kleiner 1200 Tonner mit 1500m3 Laderaumvolumen. Gesamtlüfterleistung 6000 m3. Leute wie in Beitrag 21 gehören wohl auch zu denen die im Hafen Ottmarsheim sich an die Kiesverladung der Firma Holcim legen um zu Entgasen. Großer Doppelhülle mit blauem Signal am Montagmittag. Man hat es gehört (Lüfter) und gerochen(ähnlich Napta). Leeres Förderbandgummi riecht anders und jault auch nicht so wie die großen Tanklüfter. Gibt halt leider genug Kollegen, die tun was der Herr Disponent oder Schiffseigner/Reederei befiehlt. Entgasen darf man ja nur während der Fahrt auf dem Rhein, und auch da nicht überall. Nicht in dicht besiedeltem Gebiet, nicht in Schleusenvorhäfen, Häfen. Die Schiffsführung hat laut Rheinschiffahrtspolizeiverordnung § 1.04 a Gefärdung von Menschenleben und § 1.04 d die übermässige Beeinträchtigung der Umwelt zu vermeiden. Man selbst fährt Entgasend auf dem Rhein spazieren und weiß wie giftig das ist was man da rausbläst zB. Benzol, Naphta etc. Der Überholende, Überholte oder der Begegnende weiß es nicht das er gleich vergast wird, da der entgasende Tanker ihn wohl kaum wahrschauen wird.
Der Entgasende selbst weis auch nicht wie hoch die Konzentration des Gas-Luftgemisches ist, welches er in die Luft bläst. Er müsste als Schiffsführer auf einem Tanker sich wohl darüber klar sein , daß diese Kohlenwasserstoffverbindungen die er da aus seinem Schiff bläst auf jeden Fall giftig sind. Giftig auch bei Unterschreitung von 50% UEG. Konflikt § 1.04 a und d. Je nach Schiffsgröße, Produkt und Witterungsverhältnissen können mehre 100 l Produkt in den Dämpfen im Schiff gelöst sein. Durch ventilieren in die Atmosphäre ausbringen verstößt wohl gegen 1.04 d . Aus diesem Grund sind die Gase in den Tanks leerer Tanker auch nicht im Abfallübereinkommen CDNI aufgeführt. Die Reedereilobby hat hart dafür gekämpft, daß die Gase leerer Tanks nicht als Ladungsreste nach CDNI gelten, sonst wäre Entgasen eine Strafbare Handlung. Entgasen ist auch nur möglich da der Transport und der Umschlag gefährlicher Stoffe im ADNR geregelt wurde und vom ADN übernommen wurde. Nach Umweltgesetzen der deutschen Bundesländer ist es nicht möglich, weshalb das Entgasen auf den Nebenflüssen und im Kanalgebiet auch verboten ist. Auf dem Rhein entscheidet der Bund. Und der akzeptiert über die ZKR das ADN, dadurch wird Umwelverschmutzung legal. Wer einen halben Liter Benzol, Naphta oder Diesel ins Wasser einbringt, ob versehentlich oder vorsätzlich macht sich strafbar. Wer 100 l Naphta, Benzol etc. über den Ladetank ausbläst macht dies mit Hilfe durch das ADN legal. Text dazu im Kapitel 7 Nr. 7.2.3.7 Entgasen leerer Ladetanks. Das ADN kann auf der Homepage der ZKR
runtergeladen werden. Der Link dazu www.ccr-zkr.org/files/conventions/adn/ADN_2013de.pdf.

Tankermann

Glocke
23.01.2013, 05:05
Hallo Micha
Ich spiele bestimmt keine "Stille Post" bei so einem Unfall. Ich bin aber ziemlich dicht dran an der Materie, und ich habe aus ziemlich sicheren Quellen von mehreren Leuten die Sache mit der Tauchpumpe erfahren. Wenn man die Berichte im Internet genau liest, merkt man doch das die ganze Sache nicht so ganz koscher ist. Die Rettungskräfte die im Tank waren sind mit Produkt in Berührung gekommen. Ihre Kleidung war kontaminiert und wurde vernichtet. Das sagt doch ganz klar, das noch erhebliche Mengen Naphta im Raum gewesen sein muß. Das Schiff ist nach dem Unfall nach Mordijk in die Tankerklinik um die Reste zu entsorgen. Wegen 20 liter fährt keiner nach Moerdijk. Und da liegt das Problem. Moerdijk ist teuer. Die Kosten hat der Charterer. Da er selbst an Bord war, war ihm das auch bewußt. In den letzten Berichten steht auch nicht mehr das der Mann in den Raum gestürzt ist sondern freiwillig eingestiegen ist. Aber irgendwann kommt schon die ganze Wahrheit ans Licht. Und noch was: Durch diesen Unfall sieht man doch auch wieder das das ganze QM - Gemache vollkommen umsonst ist.

Stadt_Aschaffenburg
23.01.2013, 11:35
Hallo Glocke,

ich will dir da beileibe nichts unterstellen. Wenn Du die Informationen aus sicherer Quelle hast und sicher bist, daß sie der Wahrheit entsprechen, kann und will ich dir auch nicht verbieten, sie hier mitzuteilen. Mir ist nur wichtig, darauf hinzuweisen, daß das hier ein öffentlich zugänglicher Bereich ist und es dadurch auch möglich ist, daß die Ermittlungsbehörden hier mitlesen oder zugetragen bekommen, was hier von dir behauptet wird.

In so einem Fall werden die natürlich auf Dich zukommen, um Dich als Zeugen zu hören - zumindest wenn sie die Informationen nicht schon selber haben.

Genauso wäre es auch möglich, daß Charterer, Reederei oder beide auf Dich zukommen, wenn die Informationen doch nicht richtig sind. Dann könnte man dir Fehlverhalten unterstellen, das zur Anzeige bringen und Dich auf Unterlassung und Schadensersatz verklagen.

Man muß sich im gesamten Internet und auch hier im Forum bewußt sein, daß man hier in schriftlicher Form Aussagen trifft, die von jedem Internetbenutzer weltweit gelesen werden können und man ist auch nicht die anonyme Gestalt aus der Dunkelheit, wenn man sich ein Synonym zulegt und seinen realen Namen nicht nennt. Es ist dafür gesorgt - und dazu sind sämtliche Betreiber von Internetforen auch rechtlich verpflichtet, daß jeder Nutzer im Falle eines Falles identifiziert werden kann.

Deswegen nochmal mein Hinweis: wenn man Behauptungen aufstellt, dann sollte man auch sicher sein, daß sie richtig sind und sie am besten auch belegen können, ansonsten kann sowas sehr unangenehm und teuer werden. Damit will ich weder mundtot machen, noch verängstigen, ich will nur darauf hingewiesen haben.

LG
Micha