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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gauck: "Binnenschifffahrt energieeffizienter und wertvoller Verkehrsträger"



Stadt_Aschaffenburg
12.02.2013, 14:17
Berlin, 12. Februar 2013 - Erstmals hat sich gegenüber dem "DUISBURG GIPFEL"
der neue Bundespräsident Joachim Gauck öffentlich zum Verkehrsträger
Binnenschifffahrt bekannt. In einem Brief an die Leitung des "DUISBURG
GIPFEL" lässt Gauck keinen Zweifel an seiner Haltung zu dem dritten
Landverkehrsträger, der Binnenschifffahrt. Sie leiste "als
energieeffizienter Verkehrsträger zweifellos einen wertvollen Beitrag für
unser Transportwesen", heißt es in dem Brief.

Beobachter werten das Gauck-Schreiben als wichtiges Signal der Hinwendung
des Staatsoberhauptes zu dem Verkehrsträger Binnenschifffahrt und als Wink
an die aktive Politik und die Wirtschaft, sich ebenfalls des Wertes der
Binnenschifffahrt für unser Transportwesen bewusst zu werden. Viele fragen
sich zudem, in wieweit Gaucks ausdrücklicher Hinweis auf die Gesamtheit des
Transportwesens als Appell an die Branche aufzufassen ist: gegen puren
verkehrsträgergebundenen Lobbyismus, für eine Zurückstellung von
Partikularinteressen und für die Entwicklung intermodaler Transportkonzepte
mit dem gleichberechtigten Bestandteil Binnenschifffahrt.

Mit Gauck bekennt sich seit langem überhaupt ein höchster Vertreter der
deutschen Politik derart prononciert zur Binnenschifffahrt. Während im
benachbarten Ausland beispielsweise in den Niederlanden oder Frankreich
höchste Würdenträger des Staates wie der designierte niederländische König,
Kronprinz Willem-Alexander, oder der frühere französische Staatspräsident
Nicolas Sarkozy wie auch sein Nachfolger François Hollande sich nicht zu
schade sind, öffentlich wie durch Besuche von Schleusen oder Binnenhäfen ihr
Bekenntnis zur Binnenschifffahrt abzulegen, hatte von den deutschen
Bundespräsidenten der jüngeren Zeit sich bislang kaum einer zur Schifffahrt,
geschweige denn zur Binnenschifffahrt öffentlich geäußert. Eines der wenigen
Male der letzten Jahre, dass ein Bundespräsident zu maritimen Themen sprach,
war die Rede von Gauck-Vorvorgänger Horst Köhler anlässlich der Eröffnung
des Internationalen Maritimen Museums in Hamburg am 25. Juni 2008 -
allerdings nur zur Seefahrt, das Wort Binnenschifffahrt nahm er dabei nicht
in den Mund.

Bundespräsident Gauck reagierte mit seinem Schreiben auf eine Bitte des
"DUISBURG GIPFEL", in diesem Jahr die Schirmherrschaft über die nach 2012
zweite Veranstaltung zu übernehmen. Er habe sich "über Ihre Bitte um die
Schirmherrschaft gefreut", wie es in dem Gauck-Schreiben an
"DUISBURG-GIPFEL"-Macher Friedrich Oehlerking weiter heißt.

Oehlerking zur Begründung für seine Demarche beim Bundespräsidenten:
"Anliegen des DUISBURG GIPFEL war und ist es, einen Beitrag zu leisten,
damit das bestehende Ungleichgewicht im Kombinierten Verkehr und in der
öffentlichen Wahrnehmung zu Ungunsten der Binnenschifffahrt korrigiert wird.
Das gelingt nur, wenn auch die Hohe Politik für dieses brennende Thema
interessiert wird. Einen ersten Erfolg hatten wir dadurch, dass
Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer die Schirmherrschaft unseres
ersten DUISBURG GIPFELs im November 2012 übernommen hatte."

Der war mit über 120 Teilnehmern erfolgreich verlaufen. Bereits jetzt in der
Anlaufphase für den zweiten GIPFEL am 17./18. Oktober dieses Jahres hat sich
der GIPFEL als Europas wichtigster interessengruppenunabhängiger Event rund
um Binnenschifffahrt, Kombinierten Verkehr, Wasserstraßen und Häfen
etabliert. Hier treffen sich führende Fachleute und Entscheider aus
Wirtschaft, Wissenschaft, Industrie, Politik und Medien zum Austausch über
Optimierungspotenziale in der Logistikkette. Die Reihe der Städte mit Bezug
zur Binnenschifffahrt, die sich um die Austragung des GIPFELs 2013 derzeit
bemühen, wächst von Tag zu Tag. Wie im vergangenen Jahr auch, wird als
Krönung der Veranstaltung der Europäische Binnenschifffahrtspreis "ANKER
2013" verliehen werden. Der Preis ging im Vorjahr an den
Vorstandsvorsitzenden der Hafen Duisburg AG (duisport), Erich Staake.

Im Mittelpunkt der zweitägigen Konferenz stehen in diesem Jahr Antworten auf
die drängenden Herausforderungen der europäischen und
Welttransportwirtschaft und ihrer Trägersysteme, vor allem des einzigen
Landverkehrsträgers mit gleichzeitig optimaler Ökologie- und Ökonomiebilanz,
der Binnenschifffahrt: Wie können Gütertransporte zugleich kosteneffizienter
und ökologisch nachhaltig gestaltet werden? Ist eine Aufteilung des
Transportwesens in verkehrsträgergebundene Interessenskreise noch zeitgemäß?
Wer schützt uns vor dem Super-Stau auf Deutschlands Straßen und Schienen?
Auf hohem fachlichem Niveau umfasst die Konferenz Berichte über technische
Fortschritte, weltweite Anwendungspotentiale, neueste Entwicklungen in
Recht, Sicherheit und Ausbildung. Herausragende Experten stellen in
verschiedenen Workshops moderne Technologien aus ihren Fachgebieten vor.

Joachim Gauck wurde am 18. März 2012 von der Bundesversammlung als
Nachfolger von Christian Wulff zum elften Präsidenten der Bundesrepublik
Deutschland gewählt. Von 1991 bis 2000 war er Bundesbeauftragter für die
Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR und als solcher
erster Leiter der nach ihm benannten Gauck-Behörde. Gauck wurde 1940 in
Rostock geboren und hält u.a. die Ehrendoktorwürde der Universität dieser
Hafenstadt, weswegen man ihm eine besondere Nähe zur maritimen Welt
nachsagt. Sein Interesse für die Binnenschifffahrt bekundete Gauck darüber
hinaus erst kürzlich dadurch, dass er bei seinem Antrittsbesuch in
Rheinland-Pfalz am 22. August 2012 an einer Schifffahrt auf dem Rhein
zwischen Oberwesel und Boppard teilnahm. Eingeladen dazu hatte Gauck der
rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD), Schirmherr der 2010
und 2011 von Oehlerking verantwortlich organisierten Mainzer Foren
"Binnenschifffahrt".

Dass Gauck in diesem Jahr von einer Übernahme der Schirmherrschaft des
"DUISBURG GIPFEL" gleichwohl absehen muss, liegt an der Flut von Anfragen
bei ihm wegen Schirmherrschaften. Leider könne er die Schirmherrschaft trotz
seiner Wertschätzung des Verkehrsträgers Binnenschifffahrt nicht übernehmen,
da er sich bei der Übernahme von Schirmherrschaften "angesichts der
Vielzahl der Anfragen große Zurückhaltung auferlegen" müsse, lässt Gauck in
dem Schreiben mitteilen. Dazu Oehlerking: "Die Absage von Gauck ist zwar
vordergründig bedauerlich, aber vom Gehalt des Briefes her weit mehr, als
bei diesem ersten Anlauf erwartet werden konnte. Der Bundespräsident hat ein
wichtiges Signal pro Binnenschifffahrt gegeben. Es ermutigt uns fortzufahren
im Bemühen, Politik und Wirtschaft in die Pflicht für die Binnenschifffahrt
als organischem Teil eines Gesamtkonzeptes Transport zu nehmen - und zwar
vor aller Öffentlichkeit." Das Gauck-Schreiben schließt mit den Worten: "Dem
Fachkongress (DUISBURG GIPFEL, d.Red.) wünsche ich schon heute einen guten
Verlauf."

Übrigens: Auch Gaucks Lebensgefährtin Daniela Schadt hat Beziehung zur
Binnenwasserstraße. Sie wurde geboren und wuchs auf in der Binnenhafenstadt
Hanau am Main und arbeitete, als sie Gauck kennenlernte, seit mehreren
Jahren als Ressortleiterin bei der Nürnberger Zeitung in der Binnenhafen-
und Güterverkehrsmetropole Nürnberg.