Gernot Menke
15.02.2013, 22:01
Das ist der DIDIER, ein Wallone, der - man glaubt es nicht - erst 1937 in Merville (Nordfrankreich) gebaut wurde! Das Schiff fuhr noch in den 1960er Jahren Kohle und diente dann im Hafen von Dünkirchen als Lagerschiff für Ölsaaten, die für eine Fabrik (Huiles Lesieur) gebraucht wurden. Da diese Ölsaaten nicht feucht werden durften, wurde das Schiff auch entsprechend unterhalten.
Viele dieser Schiffe haben die schlechte Zeit nach dem Krieg nicht überlebt - immerhin gab es pro Schiff etwa 70 Tonnen Eichen- und Ulmenholz zu verfeuern!
Als der DIDIER ins Alter kam, sollte er zu einem Treffpunkt ehemaliger Schiffer eingerichtet werden, doch kaufte dann die Compagnie du Canal du Centre (in Belgien, nicht der gleichnamige Kanal in Frankreich) das Schiff - eine Organisation, die sich den Erhalt der vier Schiffshebewerke im Canal du Centre (die ja durch das gigantische Hebewerk in Strépy-Thieu ersetzt worden sind) auf die Fahnen geschrieben hat.
Diese Gesellschaft richtete 1989 ein Schiffahrtsmuseum im Unterwasser des Hebewerks Nr. 1 in Houdeng-Goegnies ein, wo 1991 die angehängten Fotos entstanden sind. Der Didier wurde über die "Liaison", konkret: über die Schelde und die Kanäle von Hensies und von Nimy-Peronnes zum Canal du Centre gebracht, und zwar auf Seite der Penische PETERSBOROUGH.
Damals lagen auch noch der stählerne Schleppspits BENJAMINETTE und eine Baquet de Charleroi in dem frisch eröffneten Museum. Die BENJAMINETTE scheint nun im Oberwasser des Hebewerks Nr. 2 zu liegen, aber wo sind die Baquet de Charleroi und vor allen Dingen der DIDIER geblieben? Schaut man bei google-maps, ist am alten Platz unterhalb des Hebewerks Nr. 1 alles leer! Vielleicht weiß jemand mehr über den Verbleib des DIDIER, der 1995 in die Liste der historischen Kulturgüter aufgenommen wurde.
Übrigens war im März 1991, als ich die Fotos schoß, das Museum noch geschlossen. Aber ich hatte Glück, traf einen mit Außenarbeiten an der Baquet de Charleroi Beschäftigten und durfte meine Nase in die Mittelwohnung halten - ein Erlebnis! Herrlich die alten Holzmöbel! Es gab sogar eine kleine Küche (Steuerbord nach vorne hin) - nur das Bett an Backbord war erschreckend kurz und auch die Stehhöhe war für mich nicht wirklich gegeben. Offenbar waren die Leute 1937 noch etwas kleiner gewesen!
Die große Luke auf dem Achterschiff diente dem Ein- und Ausladen größerer Möbelstücke. Das Halbrund der Trittleisten, gegen die sich der Mann am Helmstock stemmen konnte, ist auf dem Foto nur noch zu erahnen. Diese typischen Trittleisten wurden entfernt, als der Didier ein Haspel in einem geschlossenen Steuerhaus bekommen hatte - das Helmstockruder wurde dann also über Ketten angetrieben. Hier ist bereits wieder - bis auf die fehlenden Tritleisten - der Ursprungszustand wiederhergestellt. (Mit dem Steuerhaus ist der DIDIER hier (http://www.vagus-vagrant.fr/forum/viewtopic.php?f=186&t=13393&p=10059090&hilit=didier#p10059090) in Dünkirchen zu sehen, zusammen mit der Holzpenische ARTOIS (runterscrollen)).
Zum letzten Bild: an dem senkrechten Brett am Ruder direkt über dem Wasser erkennt man den Lager- und Drehpunkt des einstigen Seefangs (in Dünkirchen war er noch dran - vielleicht war er zur Instandsetzung des Ruders demontiert), also der für die Schleusen hochklappbaren Verlängerung des Ruders. Am Ruder kann man an der helleren Farbe noch die Umrisse des hochgeklappten Seefangs erkennen. Die Winde dafür sitzt oben am noch vorhandenen hinteren Teil des Helmstocks. das rote Rädchen rechts hinter den beiden U-Eisen, in denen einstmals der vordere Teil des zusammenschiebbaren Helmstocks steckte.
:wink: Gernot
Viele dieser Schiffe haben die schlechte Zeit nach dem Krieg nicht überlebt - immerhin gab es pro Schiff etwa 70 Tonnen Eichen- und Ulmenholz zu verfeuern!
Als der DIDIER ins Alter kam, sollte er zu einem Treffpunkt ehemaliger Schiffer eingerichtet werden, doch kaufte dann die Compagnie du Canal du Centre (in Belgien, nicht der gleichnamige Kanal in Frankreich) das Schiff - eine Organisation, die sich den Erhalt der vier Schiffshebewerke im Canal du Centre (die ja durch das gigantische Hebewerk in Strépy-Thieu ersetzt worden sind) auf die Fahnen geschrieben hat.
Diese Gesellschaft richtete 1989 ein Schiffahrtsmuseum im Unterwasser des Hebewerks Nr. 1 in Houdeng-Goegnies ein, wo 1991 die angehängten Fotos entstanden sind. Der Didier wurde über die "Liaison", konkret: über die Schelde und die Kanäle von Hensies und von Nimy-Peronnes zum Canal du Centre gebracht, und zwar auf Seite der Penische PETERSBOROUGH.
Damals lagen auch noch der stählerne Schleppspits BENJAMINETTE und eine Baquet de Charleroi in dem frisch eröffneten Museum. Die BENJAMINETTE scheint nun im Oberwasser des Hebewerks Nr. 2 zu liegen, aber wo sind die Baquet de Charleroi und vor allen Dingen der DIDIER geblieben? Schaut man bei google-maps, ist am alten Platz unterhalb des Hebewerks Nr. 1 alles leer! Vielleicht weiß jemand mehr über den Verbleib des DIDIER, der 1995 in die Liste der historischen Kulturgüter aufgenommen wurde.
Übrigens war im März 1991, als ich die Fotos schoß, das Museum noch geschlossen. Aber ich hatte Glück, traf einen mit Außenarbeiten an der Baquet de Charleroi Beschäftigten und durfte meine Nase in die Mittelwohnung halten - ein Erlebnis! Herrlich die alten Holzmöbel! Es gab sogar eine kleine Küche (Steuerbord nach vorne hin) - nur das Bett an Backbord war erschreckend kurz und auch die Stehhöhe war für mich nicht wirklich gegeben. Offenbar waren die Leute 1937 noch etwas kleiner gewesen!
Die große Luke auf dem Achterschiff diente dem Ein- und Ausladen größerer Möbelstücke. Das Halbrund der Trittleisten, gegen die sich der Mann am Helmstock stemmen konnte, ist auf dem Foto nur noch zu erahnen. Diese typischen Trittleisten wurden entfernt, als der Didier ein Haspel in einem geschlossenen Steuerhaus bekommen hatte - das Helmstockruder wurde dann also über Ketten angetrieben. Hier ist bereits wieder - bis auf die fehlenden Tritleisten - der Ursprungszustand wiederhergestellt. (Mit dem Steuerhaus ist der DIDIER hier (http://www.vagus-vagrant.fr/forum/viewtopic.php?f=186&t=13393&p=10059090&hilit=didier#p10059090) in Dünkirchen zu sehen, zusammen mit der Holzpenische ARTOIS (runterscrollen)).
Zum letzten Bild: an dem senkrechten Brett am Ruder direkt über dem Wasser erkennt man den Lager- und Drehpunkt des einstigen Seefangs (in Dünkirchen war er noch dran - vielleicht war er zur Instandsetzung des Ruders demontiert), also der für die Schleusen hochklappbaren Verlängerung des Ruders. Am Ruder kann man an der helleren Farbe noch die Umrisse des hochgeklappten Seefangs erkennen. Die Winde dafür sitzt oben am noch vorhandenen hinteren Teil des Helmstocks. das rote Rädchen rechts hinter den beiden U-Eisen, in denen einstmals der vordere Teil des zusammenschiebbaren Helmstocks steckte.
:wink: Gernot