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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sind wir der letzte Dreck? - am 28. Februar



exmatrose
19.02.2013, 18:33
Sind wir der letzte Dreck?

... Seit Jahrhunderten werden in der Hansestadt Wismar an der deutschen Ostseeküste Schiffe gebaut. Heute lebt fast jede dritte Familie direkt oder indirekt vom Schiffbau. Doch nun muss die Wadan-Werft über drei Viertel ihrer Mitarbeiter entlassen. Den restlichen 900 werden befristete Arbeitsverträge zu einem Hungerlohn angeboten. Der Verlust des Arbeitsplatzes bedeutet für die betroffenen Arbeiter weit mehr als der Verlust des Einkommens. "Zum Schiffbauer musst du geboren sein", sagt Roland Lindner, besser bekannt als "Knolle": Schiffbauer ist ein stolzer Beruf, der über Generationen weitergegeben wird, er hat mit Würde und Qualität zu tun und prägt die Identität der ganzen Küstenregion. "Das ist wie ein Familienbetrieb", merkt Auszubildender Christian Ratsack an. Sein Vater war schon als Schiffsbauer hier, sein Großvater ebenso. Von den drei Protagonisten wird zunächst Roland Dreier wieder eingestellt. Wochen später erhält auch Roland "Knolle" Lindner ein Arbeitsangebot - zu stark verschlechterten Konditionen. Mit gemischten Gefühlen nehmen sie ihre Arbeit wieder auf, während Christian Ratsack arbeitslos bleibt und vom Arbeitsamt gesagt bekommt, dass "es als Schiffbauer keine Zukunft geben wird". "Das ist wie im Dschungel. Wer stehen bleibt, der hat verloren", sagt der Insolvenzverwalter mit nüchternem Zynismus...

Filmemacher Dieter Schumann, der selbst in jungen Jahren jahrelang "auf See" war, gelingt es durch seinen persönlichen Bezug zu den Schiffbauern eine ungewöhnliche Nähe und Intimität mit den Arbeitern zu schaffen. Auf Augenhöhe begegnet er den Schweißern und macht die persönlichen Erschütterungen einer für viele abstrakt gebliebenen Krise erlebbar. Kameramann Rainer M. Schulz wurde 2011 mit dem Deutschen Kamerapreis für die Dokumentation geehrt. Die Jury lobte seine "glaubwürdige Kameraarbeit, die Nähe schaffe, ohne aufdringlich zu sein". Wie Günter Wallraff in seiner Laudatio festhielt: "Dieser Film ist ganz nah dran, [er] ist eine ganz realistische Schilderung und trotzdem voller Poesie." Ein sehr eindringliches, persönliches Spiegelbild der weltweiten Krise.

zu sehen am 28. Februar um 23:25 Uhr bei ARTE

Gruß Mario