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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Japan - Fähre am Oigawa



Gernot Menke
28.06.2013, 16:33
Ist das ein Wasserfahrzeug? Diese Fähre schwamm nicht, sondern wurde von ein paar strammen Jungs durchs Wasser getragen! In japanischen Büchern über die Schiffahrt in Japan werden diese Fähren genannt und sie heißen auch "Fähre", watashi-bune.

Der Oigawa, der mit 76 m³/s. rund die doppelte Wassermenge der Lahn führt, kommt aus dem tiefen, bergigen Landesinnern und mündet bei Shizuoka in den Pazifik. Eine der wichtigsten Handelsstraßen Japans, der Tokaido zwischen Kyoto und dem damaligen Edo (heute Tokyo), mußte den Fluß nahe der Küste überqueren.

Die stark wechselnden Wasserstände und das bei Hochwasser mitgebrachte Geröll hätten natürlich für eine Brücke gesprochen. Doch die Shogunatsregierung der Edo-Zeit (1603-1868) erlaubte keine Brücken an diesem Fluß, da der Oigawa für sie eine wichtige natürliche Verteidigungslinie innerhalb Japans war. Ob gewöhnliche Fähren auch verboten oder wegen der wechselnden Wasserstände und der Geröllbänke nicht möglich waren, entzieht sich meiner Kenntnis. Wohl ersteres - denn hätte man eine schwimmende Fähre baulich ermöglicht, hätte das auch Angreifern zugutekommen können.

Jedenfalls mußten Reisende und Lasten auf die Weise wie im Bild über und durch den Fluß transportiert werden. Im Winter sicherlich kein Spaß! Noch heute steht dort ein Haus, in dem die Fahrkarten für die Überquerung gelöst werden mußten und eine der Fähren kann man in einem Museum bewundern. Diese Fähren befanden sich bis in die 1870er Jahre am Oigawa - es gab sie auch in größeren Versionen für Lasten und sogar überdacht - vielleicht für die Erste Klasse!

Bei Hochwasser war natürlich Schicht. Es gibt ein bekanntes Kabuki-Stück, das immer alle zu Tränen rührt, in dem ein Erblindeter, der in höchster Dringlichkeit der Spur eines Mannes nachfolgt, hier an der Fähre anlangt und wegen Hochwassers nicht weiterkommt.

Heute rauscht der Shinkansen hier über den Fluß.

:wink: Gernot

Gernot Menke
28.06.2013, 19:50
Da habe ich noch was gefunden: da gibt es doch heute tatsächlich ein "Flußüberquerfest" (kawagoshi matsuri) - siehe hier (http://www.google.de/imgres?q=oigawa+ferry+-railway&hl=de&biw=1173&bih=706&tbm=isch&tbnid=XqCTIQ9sE7bQWM:&imgrefurl=http://www.geocities.jp/general_sasaki/kawagoe-eng.html&docid=O-mo0ldp1YUQ1M&imgurl=http://www.geocities.jp/general_sasaki/kirishima_jingu-sho/oigawa-kawagoshi-1.jpg&w=318&h=223&ei=L8DNUa7yJsjYtQb0hIDoCQ&zoom=1&iact=hc&vpx=880&vpy=133&dur=3551&hovh=178&hovw=254&tx=187&ty=121&page=1&tbnh=149&tbnw=192&start=0&ndsp=25&ved=1t:429,r:18,s:0,i:134). Die interessantesten Punkte in dem Artikel:

Es gab sechs Preisklassen bei der Flußüberquerung: die Billigvariante war, sich auf den Schultern über den Fluß tragen zu lassen (siehe im Hintergrund des Fotos in # 1). Fußwaschen inbegriffen. Die Preise hingen außer von der Klasse und der Anzahl der benötigten Träger auch von der Wassertiefe ab. Bei 1,36 m war Schluß, weil die Strömung zu stark wurde. Jeden Tag wurden die Tarife neu festgelegt. 650 Träger verdienten sich am Ende der Edo-Zeit hier ihren Lebensunterhalt, bevor ab 1871 Fährboote zum Einsatz kamen. Die erste Brücke folgte wenige Jahre später.

Mit dem Einsatz der Fährboote wurden auch einige Samurai arbeitslos, die vorher höhere Würdenträger über den Fluß gebracht hatten und der Samuraistand wurde im neuen Japan auch abgeschafft. Die Ex-Samurai vom Oigawa widmeten sich nun dem Teeanbau und schufen Teeplantagen, die dort noch heute bestehen.

:wink: Gernot

topplicht
18.12.2013, 22:59
"Heute rauscht der Shinkansen hier über den Fluß."

Ich bin mit dem "Shinkansen" gefahren. Es war ein Erlebnis, man glaubt es nicht.
:wink:

topplicht
09.01.2014, 20:23
Fahrt mit dem Shinkansen der Serie 800 Richtung Tokyo u. weiter zum Airport Narita.
Foto 1: Zug Shinkansen 800
Foto 2: Fahrplan
Foto 2a: Zugstrecke
Foto 3 : Brücke mit Fluß
Foto 4 : Die im Bericht erwähnten Teeplantagen

Gernot Menke
04.03.2014, 00:48
Eine kurze Erklärung zu Bild 3 im Beitrag zuvor: der schwarze Fleck unter "Tokyo" stellt die Bucht von Tokyo dar; der kleine Kreis, auf dem Shinagawa, Shinjuku und Ikebukuro liegen, ist die oberirdische Ringbahn (die Yamanote-Linie) in Tokyo, ähnlich wie die Ringbahn in Berlin. Eine Runde dauert etwa eine Stunde. Querdurch gibt es natürlich jede Menge U-Bahnen, nach außen gehen S-Bahnen weg. Shinjuku ist ein modernes Zentrum im Westen von Tokyo, das alte Zentrum liegt im Osten, dort, wo auf der Ringbahn der Kreis mit dem Namen Tokyo angegeben ist.

So viel Englisch wie auf den Schildern in den Zentren gibt es nicht überall.

:wink: Gernot

Burggeist
04.03.2014, 01:35
Ich weiß nicht, wass solle es mitlerweile hier in diesem Forum beteuten...!!?

ich stelle mal ein Bericht von Kamtschaka ein, ist zwar etwas länger her...nun ja wem es gefällt?

link....http://trimaris.blogsport.de/category/siberia/

Gernot Menke
04.03.2014, 11:59
Kleiner Tipp, Burggeist: einfach nicht lesen, wenns nicht interessiert. Ich gucke mir ja auch nicht jedes Bild an, wenn ein Schiff zum 23. Mal irgendwo abgelichtet wird.

Falls es in Kamtschatka auch Schiffahrt gibt, kannst Du es doch gerne einstellen. In Japan gibt oder gab es in Sachen Binnenschiffahrt nämlich tolle Sachen, sogar ein Schiffshebewerk und Aquädukte, man soll es nicht meinen. Aber man kann natürlich auch seinen Horizont auf den Rhein beschränken - ganz wie man eben will.

:wink: Gerrnot

Gernot Menke
31.01.2015, 23:27
Da fehlt natürlich noch etwas. Es gibt von dieser Flußdurchquerung ein Bild eines ganz berühmten japanischen Malers, Katsushika Hokusai (1760-1849) oder auch kurz Hokusai genannt. Das gehört hier natürlich unbedingt mit dazu. Da sieht man, was damals an dieser Stelle los war!

Das Bild entstammt einem Bilderzyklus "36 Ansichten des Berges Fuji", den man im Hintergrund sieht. Das wohl bekannteste Bild aus diesem Zyklus, die "große Welle", kennt jeder.

:wink: Gernot