Dampfschlepper und Tankkahn auf der Mosel

[Gernot Menke]

Am 9.3.1991 bin ich mit dem Auto an der Mosel entlanggefahren und habe bei km 210,5 (unterhalb Grevenmacher) eine interessante Schiffsansammlung gesehen, die mir einige Rätsel aufgab. Leider bin ich zu der Stelle so schnell nicht wieder hingekommen und konnte der Sache nicht weiter nachgehen - es gab ja auch das Forum noch nicht!

Jetzt habe ich meine Aufzeichnungen von damals wiedergefunden. Ich hatte notiert:

Tanker DANIEL
Tenkschleppkahn RHEIN?TANK 12; 73 x 8,10 m, knapp 1000 to
Dampfschlepper ODIN

Nach meiner Erinnerung waren einige der Schiffe arg verrostet und sollten entweder verschrottet oder restauriert werden. Die Fragezeichen in den Notizen bezogen sich wohl darauf, daß die Namen wegen der fehlenden Farbe nicht mehr komplett zu lesen waren (so wäre statt Rheintank vielleicht auch Eiltank möglich).
Bei dem Dampfschlepper vermutet man eher den Namen ODIN, vielleicht waren aber auch die nach dem M folgenden Buchstaben nicht mehr lesbar (z.B. ODIMA).

Der Dampfschlepper war für mich eine Sensation (er war in Originalzustand mit langem Schornstein, aber alles übel verrostet), ebenso der Tankschleppkahn. Ob der Tanker DANIEL in besserem Zustand war (in de binnenvaart ist ein Tanker dieses Namens verzeichnet), kann ich mich nicht mehr erinnern.

Weiß jemand, was es mit dieser Schiffsansammlung auf sich hatte? Das ist ja jetzt auch schon wieder fast achtzehn Jahre her! Ich kann mir aber nicht vorstellen, daß der Schlepper zu dieser Zeit noch in den Schrott gegangen ist.

:wink: Gernot

PS: Nach der Lektüre des Beitrags über den Schlepper SPREE in Berlin möchte ich noch etwas ergänzen: ich hatte wegen des langen Schornsteins und des typischen Dampfschlepper-Äußeren angenommen, daß es sich um einen alten Dampfschlepper gehandelt hat. Es kann natürlich auch ein bereits motorisierter Dampfschlepper oder sogar, wie beim Schlepper SPREE, von Anfang an ein Motorschlepper gewesen sein, der nach alter Gewohnheit in der alten Schlepperoptik mit großem Schornstein gebaut wurde.

[Gernot Menke]

Na gut, wenn keiner was schreibt, antworte ich mir eben selber ...:lool:

Uli Totski hat mich angerufen und mir erzählt, daß er den Dampfschlepper dort schon seit den 70ern habe liegen sehen (den muß doch einer von Euch gesehen haben???!! Oder wart Ihr da noch im Schifferkinderheim :cry:). Uli war total überrascht, daß das Teil da 1991 immer noch rumlag.

Seine Erklärung: der Schlepper sei entweder als Pumpstation oder als Dampfmacher (zur Erhitzung von Schweröl) eingesetzt worden. Das klingt plausibel, da man bei Google Maps an der Stelle (in der Rechtskurve oberhalb des Hafens Metert am linken Ufer) Tanklager sehen kann. Auch ein Schiff liegt dort, das womöglich noch der beschriebene Tankkahn sein könnte (leider ist die Auflösung des Bildes nicht sehr groß). Der Schlepper ist jedenfalls weg.

Ich weiß nicht, ob es wirklich so war, daß (wie Uli meinte) der Schlepper im Hafen Metert gearbeitet hat und nur wegen Platzmangels zeitweise "ausgelagert" war. Die Tanklager und der Tankkahn könnten bedeuten, daß hier auf Strom (na ja, auf der Mosel eben) die Umschlagstelle war, an der der Schlepper benötigt wurde. Offenbar war es wirklich noch ein Dampfschlepper! Mal sehen, ob noch etwas herauszubekommen ist!?

:wink: Gernot

[claudius2]

Hallo
Das ist richtig,Die reederei hieß Bollard oder so ähnlich und die Schiffe hießen zum Teil "MOSELTANK" mit Nummern. Der Dampfschlepper heizte die Schwerölschiffe, die keine eigene Heizung hatten,je nach Jahreszeit auf 60-80 Grad auf, damit das Produkt Pumpfähig war.Ich habe mit dem TMS "DIERSBÜTTEL" einige Reisen nach Mertert gemacht.
Gruß Klaus

[Gernot Menke]

Danke an Gerd und Klaus!

Gibt es einen Verdacht, wo der Schlepper hingekommen sein könnte?

Immerhin hat mich das Stichwort "Moseltank" weitergebracht: MOSELTANK 12 hieß der Tankkahn also und die Firma wissen wir nun auch aus folgendem Zeitungsartikel aus dem Jahr 2004, den ich bei Google gefunden habe:

Greenpeace blockiert Erdölanlegestelle in Mertert. Gestern nachmittag blockierte Greenpeace, mit Booten von deutscher Seite aus kommend, den Anlegekai der Firma Tanklux ”Moseltank 12“ im Merterter Hafen für Tanker mit Erdölprodukten. Direkt davor wurde ein Banner in die Mosel gelegt, auf dem zu lesen steht ”Changeons de politique – Libérons-nous du pétrole“, die etwa 25 Aktivisten aus Luxemburg, Belgien, der Schweiz und der BRD hielten Plakate mit der Aufschrift ”Save our Planet“ (Rettet unseren Planeten). Während Beschäftigte der Tanklux, die das größte... Lire cet article (http://www.plaza.lu/news/news_goto.php?id=11081)

Ein Bild des Tankkahns kann man sogar auch finden - aus dem Jahr 2008! Grund sind Beschwerden von Anwohnern, die über viel nächtlichen Lärm beim Löschen und Laden von Tankern bei dem Unternehmen klagen. Hier der Link (http://www.volksfreund.de/_/tools/picview.html?_CMELEM=1274176&_NOCARD=1)

:wink: Gernot

[*Wassermann*]

Immerhin hat mich das Stichwort "Moseltank" weitergebracht: MOSELTANK 12 hieß der Tankkahn also und die Firma wissen wir nun auch aus folgendem Zeitungsartikel aus dem Jahr 2004, den ich bei Google gefunden habe:


Die Tankkähne "Moseltank 11 + 12" von Quick Reederei in Basel sind die vormalige Feldberg und Coulou von Rheinreederei Rheinlloyd in Basel. Die IVR-register 1972 und 1979 geben unter Quick Reederei leider kein Besitz an von ein vormalige Dampfschlepper. Auch ich erinnere mich dass in 1968 da ein Dampfschlepper am Ufer lag und gesehen der Bau des Bootes war sie auf ein höllandische Werft gebaut.

*Wassermann*

[claudius2]

Hallo
Dieser Dampf(erzeuger)schlepper könnte eventuell von van Ommeren abstammen.Die hatten in den 60/70er Jahren im Großraum Frankfurt-Oberhafen(SHELL) und Ludwigshafen(Kaiserwörthafen(SHELL) ein Dampffahrzeug zum Aufheizen und Löschen im Einsatz. Die Löschpumpen wurden auch mit Dampf angetrieben.
Gruß Klaus

[Gernot Menke]

Danke Claudius2, sehr wertvolle Tipps (auch in Bezug auf Frankfurt/Ludwigshafen)! Das mit der NL-Herkunft des Schleppers könnte stimmen - ich suche auch weiter und wenn ich was finde, melde ich mich wieder! - Den kann doch, wenn er bis in die 90er überlebt hat, zu diesem späten Zeitpunkt keiner mehr verschrottet haben!

:wink: Gernot

[Gernot Menke]

Hallo Wassermann,

Dir natürlich auch ganz herzlichen Dank für Deine Informationen! In meiner Fixierung auf den Schlepper hatte ich ganz vergessen, Dich im Dankesbeitrag neben Claudius 2 auch zu erwähnen - sorry! Ändern kann man die Beiträge später ja nicht mehr und extra eine neue Antwort im forum schreiben will ich dafür auch nicht. Deswegen diese PN!

Ich hoffe, daß ich hinter dem Schlepper bald weiter hinterherforschen kann - habe gerade anderen Zirkus hier um die Ohren.

Beste Grüße

Gernot

[Gernot Menke]

Hallo allerseits,

dank der Mithilfe unserer niederländischen Kollegen war der Schlepper an einem Tag identifiziert! Es ist der ehemalige Dampfschraubenschlepper DRUM, gebaut in Leiden. Das Baujahr ist leider nicht bekannt.

Hier (http://kustvaartforum.com/viewtopic.php?f=4&t=4078&p=157120&hilit=drum#p157120) ein Bild von dem Schlepper, als er noch auf der Mosel in Mertert lag.

Ungefähr 1995 ging der Schlepper zurück in die Niederlande nach Zwartsluis und wurde liebevoll restauriert - das ganze obere Schanzkleid mußte erneuert werden. Der Dampfer wurde optisch erhalten; der Vortrieb stammte aber von nun an von einem Kromhout-Motor, der dem neuen Eigner (ein Schiffsliebhaber) aber kaputtfror und deshalb durch den Enterprise-Motor des Franzosen CANTENAC ersetzt wurde.

Der CANTENAC war (bei Treffers) verschrottet worden (weil es der letzte Wunsch des verstorbenen Schiffers gewesen war, daß nach ihm niemand anderes mehr mit dem Schiff fahren sollte!!). Im Februar 1964 waren der CANTENAC und der RHEIN-RUHR 8 übrigens die ersten Schiffe auf der ausgebauten Mosel.

Warum auch der Enterprise wieder rausgeschmissen wurde, weiß ich nicht - inzwischen läuft das Schiff jedenfalls mit einem Industrie-Motor.

Gernot

[grotefendt]

Am 9.3.1991 bin ich mit dem Auto an der Mosel entlanggefahren und habe bei km 210,5 (unterhalb Grevenmacher) eine interessante Schiffsansammlung gesehen, die mir einige Rätsel aufgab. Leider bin ich zu der Stelle so schnell nicht wieder hingekommen und konnte der Sache nicht weiter nachgehen - es gab ja auch das Forum noch nicht!
Hallo Gernot

Ruf mal das Binnenschiffsmuseum in Henrichenburg an,dort im Vorhafen der Schachtschleuse konnte der Dampfschlepper Odin liegen,ich meine ich habe den öfter noch im Einsatz gesehen beim Kanalvestiwel.

Habe ein Foto vom Vorhafen auf irgend einer CD suche das gelegendlich raus.

[Gernot Menke]

Hier noch zwei Links, die den DRUM einmal vor (http://www.kombuispraat.com/viewtopic.php?f=1&t=367&p=38752&hilit=+Drum#p38752) und einmal während (http://www.kombuispraat.com/viewtopic.php?f=1&t=461&p=65006&hilit=+Drum#p65006) (Scrollen bis zum Beitrag vom 17. August 2006) der Restaurierung zeigen.

Gruß

Gernot

[Reinier D]

:wink: Hallo

Hier einige Bilden von Moseltank 12, ende 90e jahren gemach auf der Mosel, unterhalb Grevenmacher.

mfg :captain: Reinier

[Reinier D]

:wink: Hallo

Das TSK Moseltank 12 (http://www.binnenschifferforum.de/showthread.php?77967-Moseltank-12-TSK&p=310701#post310701) lag am 24.08.2016 noch immer in Mertert :lu: am Tanklager der Firma Bollard.

mfg :captain: Reinier

[kgvm]

Bonjour,
"Moseltank 12" wurde 1942 als italienischer Tankkahn "Firenze" für die Societa Italiana di Navigazione Danubiana (SINDA) in Rom erbaut, vermutlich in Budapest, wie auch das Schwesternschiff Palermo:
http://www.hajoregiszter.hu/hajokepek/1/7914.jpg?asd=1554029056
Bei Kriegsende befand sie sich als einziges italienisches Schiff auf der deutschen Donau, abgestellt in Passau.
November 1947 von der US-Militärregierung freigegeben wurde sie in die Schweiz verkauft. 1950 durch Deggendorfer Werft und Eisenbau zum Rhein überführt, dort "Coulon" bei Lloyd A.G., Basel, später "Mosel-Tank 12" bei Quick Reederei AG, Basel (Quelle Donau-Schiffahrt Band 6)
Grüße
Klaus Günther

[danubenews]

Der o.g. Beitrag im Bifo enthält Aussagen zu einem Tk der SINDA.
Hierzu ergänzend:

"Die Historie der SINDA ist wohl die letzte, noch nahezu unerforschte Reedereigeschichte im 20. Jh. an der Donau. In politischen Spannungsfeld zwischen dem faschistischen Italien, Ungarn und Hitlerdeutschland wurden die jeweils nationalen Befindlichkeiten und Interessen voll ausgelebt.
Fakt ist heute:
Die Ganz-Hajógyár Budapest baute für die SINDA 1941/42 die 4 Tankkähne

FIRENCE 994,4 t
GENOVA 983,0 t
PALERMO 994,4 t
TRIESTE 997,7 t

sowie die Werft Galatz die Tke

NAPOLI 795,5 t
VENEZIA 795,5 t

Nach dem Ausscheiden Italiens aus dem Bündnis am 8. September 1943, waren die italienischen Schiffe auf der Donau "Freiwild". So beschlagnahmte am 9. September 1943 das bulgarische Militär den Tk FIRENZE in Ruse und setzte die bulgarische Flagge. Auch in Ungarn, Kroaten und Rumänen wurden italiensiche Schiffe gekapert, das ungarische Personal entlassen und nationale Schiffern eingesetzt.
Es ist richtig, dass die OMGUS Akten (amerikanische Verwaltung) 1945 einen italienischen Tankkahn im amerikanischen Sektor auflisten. Ob es FIRENZE war, wäre noch zu prüfen."
Im Bild Tk GENOVA auf der Werft Ganz.

Beitrag und Bild: Klaus Heilmeier

[kgvm]

Bonjour,
danke für diese Ergänzung zur SINDA.
Aber " das ungarische Personal entlassen"?? Soll das nicht vielmehr das italienische Personal entlassen heißen??
Grüße
Klaus Günther

[danubenews]

Zum Beitrag # 16 folgende Stellungnahme:
Die SINDA-Schiffe hatten grundsätzlich ungarisches Personal an Bord. (Italiener war später nur als Kriegsgefangene zur Arbeitsleistung auf Donauschiffen eingesetzt) Die Vertretung der SINDA befand sich in Budapest, eine Zweigstelle in Bukarest. Interessant ist in diesem Zusammenhang die intensive Zusammenarbeit der Regierungen in Rom und Budapest. Die deutschen Reichsstellen hatten meist keinen Überblick, was die beiden Verbündeten vor hatten..... aber das wäre zu untersuchen.

VG

Klaus