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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Burchana - IMO 9186247



Hein Mück
16.07.2014, 21:18
Moin,

die BURCHANA ist ein Forschungsschiff des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).

Schiffsdaten

Name: Burchana
registriert in: Norderney
Nationalität: :d:
IMO-Nr.: 9186247
MMSI-Nr.: 211323350
Rufzeichen: DLKG

Länge: 30,00 m
Breite: 8,00 m
Tiefgang: 1,30 m
GT: 200

Baujahr: 1998
erbaut in: :d:
Bauwerft: Deutsche Binnenwerft Tangermünde
Bau-Nr.: 011

Tschüss
Hein Mück

Cuxi
16.07.2014, 21:36
Hallo Hein Mück;
das ist mir schon klar, aber wenn Du diesen Link (http://www.norderney-chronik.de/themen/insel-stadt/presse/nbz/wbk/1967/seite_016.html) und das Bild einmal ansiehst ?
Vor dieser 1998/99 gebauten Burchana hat es offensichtlich schon mal eine Burchana gegeben.

MfG
Helmut

Cantor
16.07.2014, 22:48
Hallo Hein Mück und Helmut,

Forschungs- oder Inspektionsschiff ? In einem Link zur Burchana (https://www.fleetmon.com/de/vessels/Burchana_57661) ist von Letzterem die Rede und ich glaube nicht, dass diese beiden Typbezeichnungen dasselbe bedeuten. Vielleicht läßt sich die Sache von einem Kenner der Spezialschifffahrt hier im Forum aufklären ?

Der Inhalt der gelinkten Seite unterliegt der Haftung des Anbieters.

sG Eberhard

Cuxi
17.07.2014, 08:39
Moin, moin;
Fleetmon ist ja nun keine "Offizielle" Institution mit dem Anspruch auf absolute Richtigkeit.
Auf unterschiedlichen Web- Seiten des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz tauchen die Bezeichnungen
Forschungsschiff, Forschungskutter und Mehrzweckschiff auf.
Obwohl hauptsächlich im Bereich Forschung eingesetzt, trifft die Bezeichnung Mehrzweckschiff in Bezug auf die Bauart des Schiffes wohl eher zu.
Im Prinzip ist es doch eine schwimmende Arbeitsplattform, deren Haupt-(Arbeits-) Deck wahlweise mit den unterschiedlichsten Gerätschaften ausgerüstet werden kann.
Das reicht vom Container mit Laboreinrichtung bis zum ordinären Strassenbagger.
Im Bereich der Wasserwirtschaft, ob Binnen oder Küste, ist dieser Schiffstyp inzwischen doch weit verbreitet, in allen möglichen Grössen.

MfG
Helmut

ps. Alles oben geschriebene ist natürlich meine eigene, unmasstäbliche Einschätzung

Hein Mück
17.07.2014, 09:18
Moin,

ich kann Helmut nur zustimmen, Fleetmon kann nicht als Instanz angesehen werden, die die Richtigkeit zum Thema Schiffstyp darstellt. Marinetraffic setzt noch einen drauf und stuft es als "cargo" ein.

Auf der Seite der Schiffswerft Diedrich ist vom Forschungsschiff BURCHANA die Rede, dass sich zu Reparaturarbeiten in der Werft aufhält:
http://www.schiffswerft-diedrich.de/index.php4?Auswahl=meldung1034&archiv=29

Der Eigner, der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) spricht von seinem Forschungsschiff BURCHANA. Der wird es ja wohl wissen, zumindest besser als Fleetmon und Co.
Übrigens: auch mit einem Straßenbagger kann man Proben zu Forschungszwecken an Bord holen.

Wer bei equasis (wird vom französischen Transportministerium betrieben) nachsieht, findet dort als Schiffstyp den Begriff Research Vessel und der wird mit Forschungsschiff übersetzt.

Tschüss
Hein Mück

Cantor
17.07.2014, 15:39
Hallo Helmut und Hein Mück,

Danke für eure weiteren Beiträge.


Im Prinzip ist es doch eine schwimmende Arbeitsplattform, deren Haupt-(Arbeits-) Deck wahlweise mit den unterschiedlichsten Gerätschaften ausgerüstet werden kann.Das klingt einleuchtend, Helmut, wenn man die Boot im Pixel sieht.

Ich hätte die Burchana auch für ein Mehrzweckschiff mit der Vielseitigkeit im Einsatz, wie es aus deinen Erläuterungen hervorgeht, gehalten. Da ist der Begriff Inspektionsschiff eher irreführend, aber auch Forschung betreibt die Stelle auf Landesebene, der sie gehört, m.E. nicht.

Die IMO Nummer verrät, dass die Burchana auch im Küstenbereich (und nicht nur binnen) eingesetzt werden kann. Niedersachsen hat gemäß diesem Link (http://www.ikzm-d.de/inhalt.php?page=151,3493) hier den Löwenanteil an der Nordseeküste, rund 750km von insgesamt 1300km.

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schöne Grüße
Eberhard

Hein Mück
17.07.2014, 18:32
Hallo Eberhard,
Du bezweifelst, dass das NLWKN Forschung betreibt. Dazu ein Auszug aus einem Faltblatt der Betriebsstelle Norden des NLWKN:

"Geschäftsbereich III - Forschungsstelle Küste
Die eigene Vermessung erstellt mit Hilfe modernster Verfahren hochauflösende Geländemodelle des Küstenreliefs. Hierauf aufbauend werden u.a. morphologische Entwicklungstendenzen abgeleitet und großräumige Wasserstands-, Strömungs- und Seegangsmodellierungen vorgenommen. Diese werden für die Ermittlung der Bestickhöhen für die Deiche und sonstigen Bauwerke des Insel- und Küstenschutzes der niedersächsischen Küste und der Tideflüsse benötigt.
Weiterhin betreibt die Forschungsstelle Küste ein umfangreiches Naturmessprogramm u.a. zur kontinuierlichen Ermittlung längerfristiger Trends sowie zur Verifizierung mathematischer Modelle. Der operationell betriebene Sturmflutwarndienst erstellt Vorhersagen mit bis zu fünf Tagen Vorlaufzeit.
Aufgabenbezogen werden in zahlreichen Forschungsprojekten u.a. Strategien zum Insel- und Küstenschutz vor dem Hintergrund möglicher Folgen globaler Klimaänderungen, Vorhersageverfahren für Sturmfluten oder auch mathematisch-numerische Modellverfahren fortentwickelt."

Und für einen Teil dieser Forschungsaufgaben kommt die BURCHANA zum Einsatz. Siehe hierzu z.B.:
http://www.nlwkn.niedersachsen.de/wasserwirtschaft/nordseekueste/FSK/fsk-42612.html
Dort sieht man z.B. ein Foto vom Ausbringen von Wellenmessbojen mit dem Forschungsschiff BURCHANA.

Für die Fächerecholotvermessungen kommt die NYNORDEROOG zum Einsatz, ergänzt wird das durch eine luftgestützte Lasescanvermessung.

Das die BURCHANA für die verschiedenen Forschungsaufgaben, die sie wahrzunehmen hat, unterschiedlich ausgerüstet wird, rechtfertigt nicht, sie als Mehrzweckschiff zu bezeichnen. Für Wasserbauaufgaben wird die BURCHANA nach meiner Kenntnis jedenfalls nicht eingesetzt.
Und ein GMS ändert ja auch nicht dadurch seinen Schiffstyp, dass es mal Kies, mal Schrott und mal Container transportiert.

Gruß
Hein Mück

Cantor
18.07.2014, 00:30
Hallo Hein Mück,

deine umfangreichen Angaben zur Forschungstätigkeit der Burchana sind mir sehr aufschlussreich, überzeugen mich aber nicht wirklich. Ich muss gestehen, dass ich selbst vom Fach bin und die wissenschaftlichen Voraussetzungen als Geograph mit den Schwerpunkten Geomorphologie, Gewässerkunde, Glaziologie und fluviatiler Formenschatz kenne.

Aus dieser akademischen Schulung sind mir die Umsetzung der Naturmessdaten in mathematischen Modellen und deren Verifizierung an vorgegebenen regionalen Räumen nicht bekannt. Kenntnis hiervon habe ich aber auch. Ich verdanke sie meinem jüngeren Sohn, der viele Jahre lang als Geoinformatiker in der Bundesanstalt für Gewässerkunde in Koblenz gearbeitet hat.

Da ihn diese Tätigkeit auf Grund von fehlenden Projekten nicht wirklich ausfüllte, ist er inzwischen in eine kommerzielle Sparte in Karlsruhe und Stuttgart gewechselt, wo innovative Modelle entworfen werden, die auf Geodaten beruhen und dem Kunden ganz individuell maßgeschneidert präsentiert werden.

Aus meinen Erfahrungen in beiden Bereichen glaube ich sagen zu können, dass bei der NLWKN mit einem "Forschungsschiff" keine echte Forschung im Sinne von Grundlagenforschung betrieben wird. Und das Sammeln von Messdaten und deren Anwendung im EDV-Segment mathematischer Modelle ist sehr fachkundlich, aber auch nicht mehr. Diese Art Forschung ist zweckgebunden und somit für mich keine Forschung im eigentlichen Sinne.

Gruß
Eberhard

Hein Mück
18.07.2014, 09:12
Hallo Eberhard,

Deine Auffassung, nur Grundlagenforschung sei "echte" Forschung, schränkt den Forschungsbegriff m.E. zu stark ein. Ich zitiere hier mal Wikipedia als Gegenrede:

"Unter Forschung versteht man … die systematische Suche nach neuen Erkenntnissen sowie deren Dokumentation und Veröffentlichung. …
Forschung wird im Allgemeinen unterschieden in:
• Grundlagenforschung, …
• Translationale Forschung, …
• Angewandte Forschung (auch Zweckforschung), ….
Während die Grundlagenforschung vom reinen Erkenntnisinteresse geleitet wird und allgemein gültige Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten aufzuspüren versucht, ist die Angewandte Forschung auf praxisrelevante, nützliche Ergebnisse ausgerichtet. Jede der beiden Forschungsrichtungen kann Impulsgeber für die andere sein und von der anderen profitieren. Die Grundlagenforschung arbeitet auf einem höheren Abstraktionsniveau, die Anwendungsforschung bewegt sich näher an der praktischen Verwertbarkeit."

Deiner Meinung nach können nur Schiffe, mit denen Grundlagenforschung betrieben wird, Forschungsschiffe sein. Diese Eingrenzung halte ich für nicht gerechtfertigt. Auch Schiffe, mit denen angewandte Forschung betrieben wird, sind Forschungsschiffe. Jedenfalls stufen die Klassifizierungsgesellschaften sie so ein.

An anderer Stelle hatte ich schon auf "equasis", die Website des französischen Transportministeriums verwiesen. Dort sind fast alle Schiffe, die über eine IMO-Nummer verfügen, mit einigen grundlegenden Daten zu finden. Dazu gehört, als welcher Schiffstyp die Schiffe klassifiziert sind. Und bei der BURCHANA ist dort Research Vessel eingetragen. Und diese Klassifizierung ist maßgeblich.

Gruß
Hein Mück

Cantor
18.07.2014, 12:27
Hallo Hein Mück,

Sicher bin ich etwas einseitig in meinem Urteil zur Forschung. Denn die praktische Seite, die Anwendung, gehört auch dazu. Und wenn auf diesem Schiff Daten gesammelt, diese in Modellen ausgewertet und Schlüsse daraus gezogen werden und dann bestimmten Interessengemeinschaften, wie z.B. der Fischerei oder der Entwässerungswirtschaft, zugänglich gemacht werden, kann dies auch Teil der Forschung sein. Angewandte Geodäsie samt der ökologischen Umsetzung von Algorithmen und Datenstrukturen sind nicht minder wesentlich für unsere Umwelt.

Also: Falls das Schiff Elektronik für alle Bereiche der Versorgung von Wissenschaftlern und Projektleitern anbietet und durchführt, wenn es Geräte aller Art für das praktische Erforschen und die Auswertung von Geodaten im Küstenraum und in Flachgewässern transportiert, aufbaut, versetzt und den Einsatz organisiert, so ist dies Boot gewiss im weitesten Sinne Forschungsschiff, Arbeitsplattform, Multimediaarbeitsraum in Containern, research vessel und auch cargo hopper, alles in einem Paket.

Gruß
Eberhard

Hein Mück
18.07.2014, 14:07
Hallo Eberhard,

ich möchte Dein Augenmerk einmal auf die UTHÖRN (http://www.binnenschifferforum.de/showthread.php?56156-Uth%F6rn-IMO-8100648) richten.
Das Schiff wird vom Alfred-Wegener-Institut in der Nordsee eingesetzt und ist von den Maßen mit der BURCHANA vergleichbar. Bei Länge und Breite gibt es nur einige Zentimeter Differenz. Das AWI bezeichnet die UTHÖRN als Forschungskutter, vom Germanischen Lloyd ist sie als Fishery Research Vessel - also als Fischereiforschungsschiff - klassifiziert.
Die von den beiden Schiffen vorgenommenen Forschungsaufgaben sind unterschiedlich. Daher unterscheiden sie sich auch im Aufbau.
Welche Arbeitsmöglichkeiten es auf der UTHÖRN gibt, ist hier nachzulesen:
http://www.awi.de/de/infrastruktur/schiffe/uthoern/
Diese Ausstattung ist in meinen Augen technisch nicht sehr anspruchsvoll, aber für den Forschungsauftrag zweckmäßig. Die intensive Auswertung der genommenen Proben findet ohnehin häufig erst im Nachhinein an Land statt. Trotzdem ist es als Forschungsschiff klassifiziert.
Die von Dir aufgestellten Kriterien für ein Forschungsschiff sind für die Klassifizierungsgesellschaften zu streng. Nicht alle Forschungsschiffe können mit z.B. der POLARSTERN verglichen werden.

Tschüss
Hein Mück

Cantor
19.07.2014, 12:00
Hallo Hein Mück,


Die von Dir aufgestellten Kriterien für ein Forschungsschiff sind für die Klassifizierungsgesellschaften zu streng.Das wundert mich, dass du dies nochmals erwähnst. Ich hatte gestern den weiten Bogen vom Schiff für Forschungszwecke verschiedener Ausprägung bis zum Versorger geschlagen und dies als Aufgabenvielfalt der Burchana eingeräumt. Sollte ich hier noch was vergessen haben, so sieh es mir nach und ergänze es nach Belieben.

Gruß
Eberhard