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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Eisponton 14 B 12-54 - Eisponton -



UGI
19.11.2014, 03:04
Ahoi und Gruß an Ronald,
ich habe deine eingestellte Schiffsbestandsliste der Firma Domarin eingesehen und den dort bei dir aufgeführten "ex Bilgenprahm" aus DDR-Beständen gefunden. Zitat aus deiner Liste: SCH 14 B-12-54 Schiffsanleger L 19.25, B 9.90 ex-DDR-Bilgenprahm, Schiffsanleger in Eltmann nun das ist so nicht ganz korrekt, denn tatsächlich handelt es sich um einen Eisponton, welcher nach einem sowjetischen Patent 1984 auf Schiffswerft in Brandenburg-Plaue gebaut wurde, ein tolles "Teilchen", immerhin konnte man damit einen 10 m breiten Eiskanal in die gefrorenen Schifffahrtswege schneiden, wobei das geschnittene Eis unter die vorhandene Eisdecke geschoben wurde und somit ein fast völlig eisfreier Kanal enstand - zugehörig zum Wasserstrassenhauptamt Berlin (WSHA-Berlin) wurde damit in den Wintermonaten eine freie Fahrt für die Kohlentransporte von Königs Wusterhausen bei Berlin bis zum Kraftwerk Rummelsburg geschaffen - geschoben wurde dieser dann kraftvoll durch ein Stromschubschiff der Binnenreederei! In Anlage mal zwei Archivfotos! Mich würde nunmehr interessieren, ob sich dieser "Ponton" noch heute in Eltmann befindet / ob er zwischenzeitlich eine ENI bekam und ob du / oder ein Kollege der da in der Gegend wohnhaft ist - mir und uns allen hier ein aktuelles Foto beschaffen kannst.
Beste Grüße / UGI

Schiffsdaten:

Name: 14 B 12-54 (Eisponton)
gemeldet in: Eberswalde
Nationalität: :ddr:

Länge: 19,25 m
Breite: 9,90 m

Baujahr: 1984
erbaut in: :ddr:
Bauwerft: Brandenburg, Plaue

Verbleib: Umbau zum Schiffsanleger

McRonalds
19.11.2014, 18:02
@Uwe; das Ding ist ja interessanter als bislang (zumindest von mir) angenommen. Einige Anmerkungen;

1. In der offiziellen Domarin-Geräteliste steht und stand er nie - er war offensichtlich für die Fa. wohl nie mehr als ein Schiffsanleger. In seiner ursprünglichen Funktion wurde er wohl nicht eingesetzt (es sei denn man nutzte ihn um Eis auf dem Baggersee aufzubrechen)!

2. Der Baggersee liegt total abgelegen, vom Main aus nicht einsehbar (vorbeifahrende Schiffer können die dort liegenden Schiffe NICHT sehen) und ist mit dem Auto nicht zu erreichen (bei den Schlaglöchern riskiert man höchstens einen Achsbruch). Kann aber sein dass es inzwischen besser geworden ist, denn ich war seit 3-4 Jahren nicht mehr dort, da DOMARIN dort kaum noch Schiffe abstellt. Aber ich mache mich mal gerne wieder auf den Weg dort hin. Bisschen Bewegung schadet nicht - außerdem würde auch mich interessieren was dort inzwischen so rum liegt.

3. Glücklicherweise habe ich aber im Januar 2006 mal eine schöne Aufnahme (sogar von oben) von dem Teil gemacht und die hänge ich unten mal an.

Weitere Info wenn ich mal wieder am Baggersee war.

Gruß - Ronald;-)

McRonalds
20.11.2014, 17:43
Vielleicht noch erwähnenswert; als Heimatort war auf dem Schiff damals (immer noch?!) angegeben; Eberswalde DDR. Gruß - Ronald;-)

McRonalds
23.11.2014, 21:40
...hier noch ein kleiner Fotobeweis.

danubenews
26.11.2014, 15:08
Heribert Heilmeier sandte mir heute diese Bilder und Text dazu:

Vielleicht ist da was dran !
"Also das sind Bilder vom 2.6.2014 vom neuen Anleger von W+K am Unteren Wöhrd. Robert Wurm hat gemeint, das Unterteil sei früher ein Eisbrecher in der DDR gewesen. Das würde also zu dem "Eisponton" passen, der vor kurzem im Forum zu sehen war. Wenn es dort nur einen solchen Eisponton gegeben hat, dann wäre das also der Gleiche.

Vielleicht weis jemand noch mehr dazu ??

mfG

-Otto-

Cuxi
26.11.2014, 15:27
Hallo UGI;
Eis schneiden und bei Seite schieben, das ist für mich ganz neu;
kannst Du mal bitte ausführen wie das Schneiden vonstatten ging und bis zu welcher Stärke das funktionierte ?

MfG
Helmut

McRonalds
26.11.2014, 15:40
@Otto; wenn das so wäre, hätte das Schiff ja in seiner kurzen Zeit eine bunte Geschichte. Auf jeden Fall ist er ziemlich umgebaut (wenn er es denn ist). Muss auch noch mal mit meinen Bildern vergleichen. Aber vielleicht erkennt Uwe es auch auf den ersten Blick...

McRonalds
26.11.2014, 15:48
...Eis schneiden und bei Seite schieben, das ist für mich ganz neu...
Am MDK hatte die Fa. Moebius etwas Vergleichbares probiert, es hat nicht funktioniert wie gedacht. Reinier hatte mal was dazu geschrieben, aber das finde ich nicht mehr. Ein Bild von dem Teil habe ich noch. Gruß - Ronald;-)

danubenews
26.11.2014, 16:27
Hallo McRonalds,
freue mich, wenn die Recherchen, bzw. Vermutungen regen Anteil bekommen !

-Otto-

swk
26.11.2014, 16:49
Hallo!
War vielleicht eine Variante eines Thyssen-Waas-Buges?
http://de.wikipedia.org/wiki/Thyssen-Waas-Bug
mfg
swk

Reinier D
26.11.2014, 17:53
:wink: Hallo Ronald

Ich kan mir da noch an Erinneren hatte auf das ESKanal besser functioneerd, aber da war mehr strecke und fast kein Schleuse.
Das war das grodde probleem an der Donau. Nach der wende hatte man in Berlin fur der strecke Königs Wusterhausen zum Kraftwerk Rummelsburg, auch einem speciaal ploeg die vor ein Schubboot war.
Ich habe nicht lange auch so was gesehn in der Tjechei. Zie die Bilden.

mfg :captain: Reinier

UGI
27.11.2014, 01:12
Nachtrag zur Thematik,
nun auch in der DDR wurde an verschiedenen Systemen gearbeitet, so entwickelte die Binnnenreederei Berlin ein eigenes Projekt uns setzte dies durch den Umbau des Schubleichters 5936 B als "Eispflug" in die Tat um. Fotos aus seiner Historie findet ihr in dem Beitrag zum Eispflug / DBR 5936 hier (http://www.binnenschifferforum.de/showthread.php?67461-Eispflug-Hilfsschiff-05612550&p=260219#post260219)
Dieser ist auch heute noch unter seiner ENI 05612550 in Berlin im Einsatz ... zumindestens wenn wir einen Winter haben :dream:
Gruß UGI

UGI
27.11.2014, 01:31
Hallo UGI;
Eis schneiden und bei Seite schieben, das ist für mich ganz neu;
kannst Du mal bitte ausführen wie das Schneiden vonstatten ging und bis zu welcher Stärke das funktionierte ?

MfG
Helmut

Ahoi Helmut,
das Projekt (sowj. Patent) "Eisponton" unterscheidet sich erheblich von dem "Eispflug" der DBR Berlin... zum einen sein Vorteil und gleichzeitig sein großes Manko...

Beim Eisponton liegt der große Vorteil im Schneiden einer !! geschlossenen !! Eissfläche.
Die Eisschneider sind senkrechte Kufen, welche in Längstachse in Fahrtrichtung - als Schneidplatten an der Unterwasserseite des Eisponton montiert sind.-
Beim schneide entstehen so Eisplatten, welche durch durch die hinter den Schneidkanten angeordnete schrägliegenden Leitschienen - unter die rechts und linksseitig weiterhin geschlossene Eisfläche geschoben werden.... damit entsteht ein sogenannter eisfreier Kanal ohne Brucheis in der Fahrrinne, welche dann nicht wieder miteinander gefrieren können ...

Was auf den stark gefrierenden sowjetischen Flüssen top funktionierte, ist natürlich gleichzeitig der große Nachteil dieses Hilfsschiffes in unseren Breitengraden !! - der Ponton funktionierte eben nur bei massiv geschlossener Eisdecke und eben leider nicht (unzureichend) bei bereits gebrochenem oder dünnen Eisdecken, da dann dieses System den gefrorenen "Eismatsch" nicht schneiden bzw. nicht unter die Eisdecke transortieren konnte, er gleitet dann halt nur so durch ... und quirl das Eis nur auf ... somit kam dieser Ponton nach meinen Erkenntnissen auch nur effektiv 2x zum Einsatz (u.a. im Winter 1986/87) ...

Somit setzte sich dann eben doch die Eisbrechertechnik weiterhin durch und das in Verbindung mit dem Eispflug der Binnenreederei ...
Ich hoffe ich konnte in einfacher Weise das Funktionsprinzip erklären...
Über die Stärke der möglichen zu brechenden Eisdicke ist mir nichts bekannt - was auf dem Ponton wie eine Betankungsanlage aussieht, ist tatsächlicherweise das Ballastwassersytem für den Ponton, um ihn im Fahrwasser - höher oder tiefer - liegend zu haben und Gegendruck zu erzeugen ... gleichzeitig der Zugang zu weiteren Verstelleinrichtungen, welche im Ponton selbst intergriert waren...

PS.:
Ich würde ich natürlich sehr darüber freuen, weitere Daten zum neuen Schiffsanleger aus dem Beitrag von Otto bekommen / wer ist W+K ??
Ich selbst würde nach Ansicht (insbesondere des 2. Fotos) dort gut erkennbar die noch immer vorhandenen Kufen-Schienen unterhalb des Schiffes (Anlegers), welche auch gut auf meinem 1. Foto aus dem Jahre 1985 erkennbar sind - darauf setzten, das beiden ein und das gleiche Hilfsschiff sind !! ...

Gruß UGI

Power-Ship
27.11.2014, 07:27
Moin UGI,
W + K steht fur Wurm+Köck. (http://www.donauschiffahrt.de/de/home.html)

Gruß
Arnold

Cuxi
27.11.2014, 09:49
Hallo UGI;
ich bedanke mich für Deine ausführliche und begriffliche Erklärung.

Man lernt halt immer wieder dazu.

MfG
Helmut

McRonalds
27.11.2014, 11:45
Ich selbst würde nach Ansicht (insbesondere des 2. Fotos) dort gut erkennbar die noch immer vorhandenen Schienen unterhalb des Schiffes (Anlegers), welche auch gut auf meinem 1. Foto aus dem Jahre 1985 erkennbar sind - darauf setzten, das beiden ein und das gleiche Hilfsschiff sind!
@Uwe; man beachte auch den Poller am Bug (ist das der Bug - na ja, jedenfalls der erhöhte Teil) in der Mitte. Ist auf Ottos zweitem Bild und auf meinem Bild aus Eltmann beide male deutlich zu sehen. Gruß - Ronald;-)

McRonalds
30.11.2014, 19:13
Mich würde nunmehr interessieren, ob sich dieser "Ponton" noch heute in Eltmann befindet / ob er zwischenzeitlich eine ENI bekam und ob du / oder ein Kollege der da in der Gegend wohnhaft ist - mir und uns allen hier ein aktuelles Foto beschaffen kannst ..
Also, das Schiff liegt (natürlich) nicht mehr in Eltmann, wie bereits vermutet. Ein Angler am Baggersee bestätigte mir dass das Schiff ungefähr 2008/09 dort verschwunden sei - er könnte sich deswegen so genau erinnern, weil er zum Angeln selbst manchmal auf dem Ponton war. Gruß - Ronald;-)

McRonalds
30.11.2014, 22:54
@Uwe; es kommt mehr Licht ins Dunkel. lt. Informationen von der Donau (Dank an Ludwig) lag der Ponton lange in Irlbach und wurde auch dort umgebaut. Ich denke damit dürfte seine aktuelle Geschichte geklärt sein. Gruß - Ronald;-)

Der Wahrschauer
05.12.2014, 02:28
Servus!

Für alle Eisbären, Eispontonierer und sonstigen Eisheiligen: Höchstwahrscheinlich ist das der ehemalige Eisponton vom Main. Sieht jedenfalls so aus.

Jetzt jedenfalls ist er ein Anlegeponton für die Regensburger Kristallschiffe.

Auf meinen Bildern vom 2. Juni 2014 transportiert ihn MSS UHU nach Regensburg.

Bilder 1 + 2 Höhe Osthafen; Bilder 3 - 6 bei der Nibelungenbrücke.

Gruß von der Wahrschau!

felixS
05.12.2014, 09:22
Hallo

Sehr interessant, die Info hätte ich vor 15 Jahren gebraucht als ich eine Semesterarbeit zu Eisrümpfen schrieb. Es sieht mir aber schon wie eine leichte Variation des Thyssen Waas Buges aus bzw. vielleicht um eine gezielte Patentumgehung.

Felix

UGI
05.12.2014, 12:33
Hallo

Sehr interessant ... sieht mir aber schon wie eine leichte Variation des Thyssen Waas Buges aus bzw. vielleicht um eine gezielte Patentumgehung.

Felix

:hupf: ein spätes Eingeständnis - von der Sowjetunion lernen / heißt Eisbrechen lernen ... ??? :pfeif:

Spaß und Ironie beiseite ... ich weiß schon, das du das sicherlich "anders herum meinst" ..., nur dummerweise wurden diese Bauten bereits ab 1969 in der UDSSR für den Newa-Einsatz und auch für Sibirische Flüsse gebaut ... noch heute sind davon mehr als 50 Stk. im Einsatz.


Sehr schön zu sehen ist im Vorbeitrag auf den Fotos bei der Überführungsfahrt, wie die Gleitschienen unterhalb des Pontons arbeiten .... toll fotografiert / Danke Wahrschauer

McRonalds
05.12.2014, 18:05
...übrigens; wenn man weiss wo und wonach man sucht, kann man den Eisponton auch im Thema UHU finden - ein Bild aus dem Jahr 2010! (http://www.binnenschifferforum.de/attachment.php?attachmentid=188135&d=1294181701)

UGI
27.12.2014, 22:23
Eis schneiden und bei Seite schieben, ... kannst Du mal bitte ausführen wie das Schneiden vonstatten ging und bis zu welcher Stärke das funktionierte ?
Helmut

Hier nochmals ein paar Bilder des LLB-9 (Bauname & Typbezeichnung) des Eisponton der DDR, in der die Funktionalität gut dargestellt ist:
zur Beachtung !! - auf dem Bild 1 ist der Standort des Fotografen in unmittelbarer Nähe des vorbeifahrenden Eispontons ... und er braucht keine Angst haben, das er einbricht, denn da außerhalb des Schnittkanals liegende Eis blieb vollständig erhalten, wie man auf den folgenden Fotos erkennen kann ... es wurde nur ein Eiskanal geschnitten - fast völlig eisfrei - und durch die nachfolgenden Schiffe s. GMS frei befahrbar...
und die Eisstärke lag damals in den 80er Jahren im Küstenbereich um Usedom (Achterwasser) bei rund 40 mm (4 cm) Eisstärke - es gab keinerlei Probleme...

Hier die Bilder zur Verdeutlichung des beschriebenen ... / Gruß UGI