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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der Donaufürst



Joana
26.05.2015, 16:29
Hallo,

nachdem das Treffen in Passau vorüber ist, möchte ich einige der alten Sagen, die ich bei den Tagesfahrten auf dem Treffen erzählt habe auch hier in das Forum stellen.
So kann man sich den Ursprung unserer Bräuche, die teilweise auch schon wieder vergessen sind, besser vorstellen und
vielleicht möchte der ein oder andere Teilnehmer des Treffens, diese Geschichten auch noch mal nachlesen.

An allen Orten, wo die Donau über die Felsen schlägt, hört man zur Nachtzeit, wohl manchmal auch an nebelreichen Tagen, wehmütige Klagetöne. Das kommt von den Wassergeistern, welche das Unglück ihres Fürsten beweinen. Die Sage lautet so:

Ein Fischer lebte mit seiner Tochter am Donaustrand. Eines Tages kehrte er erst spät heim und sah vor seiner Hütte einen Menschenauflauf. Die Leute erzählten ihm, dass der Donaufürst seine Tochter, die am Fluß Wäsche wusch, in die Tiefe geschleppt hatte. Der Fischer war sehr traurig und fuhr in einer mondhellen, stürmischen Nacht in die Mitte der Donau.
Gegen Mitternacht tauchte der Donaufürst aus der welligen Oberfläche der Donau auf.
Er hatte blaue, bis ins Wasser reichende Kopf - und Barthaare, er war mit einem purpurrotem Mantel angetan und auf dem Kopf trug er eine muschelige, dreieckige Krone, die mit 4 wertvollen Edelsteinen besetzt war.
Gewöhnlich sprach der Donaufürst Menschen, die sich nachts an und auf der Donau aufhielten an und fragte nach ihren Wünschen.
Äußerte der Mensch dann einen Wunsch, versprach der Donaufürst, diesen Wunsch zu erfüllen. Der Mensch müsste nur in seinen Palast kommen, dort fände er alles Gewünschte vor. Dann zog der Donaufürst den Mensch in die Tiefe.
So sprach der Fürst in dieser Nacht auch den Fischer an. Aber der Fischer antwortete dem Donaufürsten nicht, sondern nahm sein Ruder zur Hand, an welchem er einen Rosenkranz befestigt hatte und schlug dem Donaufürsten mit großer Gewalt auf den Kopf, so dass die 4 großen Edelsteine aus der Krone des Fürsten weit fort an das Ufer flogen.
Seitdem muss der Donaufürst die Stücke aus seiner Krone an Land suchen und erst wenn er sie gefunden hat, darf er in die Donau zurückkehren.
Weil der Donaufürst 4 Steine verloren hat, darf jeder Mensch, der im Wasser untergegangen ist 4 Tage im Palast des Donaufürsten weilen. Sobald der Ertrunkene im Palast eintrifft, bindet die noch dort lebende Fischerstochter einen Blumenkranz und schickt ihn als Zeichen an die Oberfläche. Sehen die Menschen einen solchen Kranz, so wissen sie, dass jemand ertrunken ist.

Noch heute ist es Brauch, Ertrunkenen/Verunglückten einen gebundenen Blumenkranz - oder strauß im Wasser nachzuschicken.

Grüße von der Donau
Joana

Buganker
17.01.2018, 07:24
Das mit dem Blumenkranz ist ja ein schöner Brauch!