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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gescheitertes Abschleusen



Gernot Menke
06.07.2015, 20:14
In Louhans, am oberen Endpunkt der landschaftlich schönen Seille (linker Nebenfluß der Saône) gibt es einen Vercharterer. Dort mietete sich ein Ehepaar ein Boot und schon nach zwei Kilometern kommt die erste Schleuse, Branges. In der Nähe gibt es ein Restaurant. Dort hörte der Kellner einen lauten Krach. Wenig später stand ein verängstigtes Ehepaar im Restaurant und bat darum (die Handys waren wohl abgesoffen?), den Vercharterer in Louhans anzurufen, ihr Boot sei gesunken. Der Vercharterer glaubte es zuerst gar nicht.

Die genaue Unfallursache war zum Zeitpunkt des Erscheinens des Zeitungsartikels, der bei Vagus-Vagrant eingestellt wurde (hier der Link ) (http://www.vagus-vagrant.fr/forum/viewtopic.php?f=25&t=17112) noch nicht ermittelt. Die Zeitung bringt es in ihrem Artikel auf den Punkt: "Das Durchfahren der Schleusen ist nicht kompliziert, aber erfordert etwas Erfahrung". Die hatten die Charterkunden offenbar noch nicht. Es ist zu vermuten, daß das Boot bei der Talschleusung (die Schleuse ist NICHT automatisiert, so daß es keinen Notstopp gab (in den Automatikschleusen ist das die rote Stange)) in den Seilen hängenblieb und Wasser nahm.

Eine Kranfirma brauchte mit Hilfe der Feuerwehr fast den ganzen Sonntag, bis sie das Boot sicher und ohne größere Schäden anzurichten mit einem Autokran angehoben und geleert hatten. Es wurde dann auf Böcke gesetzt und die Schleuse wieder freigegeben, zahlreiche Boote warteten oben und unten schon.

:wink: Gernot

youk
07.07.2015, 11:18
Ähm, wie nimmt ein Boot bei der Talschleusung Wasser? Talschleusung geht es doch abwärts, also hat sich das Boot "aufgehängt" im Zweifel. Bei der Bergschleusung ja, aber Talschleusung? Die Schleusen sind doch auch nichts so hoch, als dass das Boot beim Runterfallen so eintaucht, dass es untergeht. Oder ich verstehe da was nicht:confused1:

Gernot Menke
07.07.2015, 14:53
Hallo Youk,

ich nehme an, daß die einen Knoten nicht losbekamen, so daß sich das Boot, wenn es nur auf einer Seite fest war, beim Runtergehen schrägstellte (der Rumpf ist doch offenbar nicht senkrecht) und das Boot Wasser nahm.
Die zweite Variante wäre - das Boot ist ja eher hinten in der Schleuse -, daß sie den Drempel vergessen und aufgesessen haben, so daß das Wasser vorne reinlief.

Beides halte ich für möglich - ich glaube aber eher an die erste Variante, da der Drempel nicht sichtbar ist, wenn die Schleuse unten ist. Kann sein, daß das Boot nur seitlich auf dem Drempel aufsaß, so daß es krängte und dadurch das Wasser reinlief. Leider kenne ich nicht die Hubhöhe der Schleuse, da ich keine entsprechende Wasserstraßenkarte besitze, aber allzu spektakulär scheint sie mir nicht zu sein. Vielleicht so 2,50 m herum.

:wink: Gernot

youk
07.07.2015, 15:17
Hallo Gernot, die Hubhöhe dieser Kanal-Schleusen in F sind in der Tat überschaubar. Deshalb wundert mich das alles schon. Das Aufhängen bewirkt natürlich das Schrägstellen des Bootes. Aber das Wasser geht ja weg und er hängt und wird bis zu einem erreichten Winkel zwischen Tau, Schleusenmauer und Bordwand immer schräger. Aber irgendwann hängt das Boot und das Wasser ist weg. Ist zwar auch blöd, aber Wasser kommt da keines rein. Es sei denn, er hat das Tau gekappt und das Boot ist bei geöffneten Fenstern und Türen so blöd seitlich runtergefallen, dass es Wasser nahm.

Das mit dem Drempel geht nicht, denn die gibt es auf den Kanalschleusen normalerweise nicht. Diese Schleusen sind auf ein exaktes Maß für die Penichen gebaut und da hat ein Drempel eigentlich keinen Platz. Ich könnte mich nicht erinnern, eine solche je gesehen zu haben. Also wie gesagt auf den Kanälen!

Also da wäre ich ja schon neugierig wie das funktioniert haben soll. Beileibe nicht aus Schadenfreude sondern reines Interesse und Lerneffekt.

Wie gesagt, bei Bergfahrt gab es das schon. Sogar vor Jahren auf der Mosel oder dem Main, das weiß ich nicht genau. Aber mit Todesfolge, das weiß ich. Ganz nach vorne gefahren, Tau am Poller festgemacht und Wasser Marsch. Die Taue wurden nicht umgehängt sondern blieben fest am Poller. Es kam wie es kommen mußte. Wasser steigt und steigt und Boot wird mittels fester Taue unters Wasser gedrückt.

Aber bei Talfahrt? Solltest Du mal irgendetwas Näheres erfahren, dann würde mich das interessieren.

Gruss

Peter

Gernot Menke
07.07.2015, 17:45
Hallo Youk,

ich kann mir das mit dem Seil schon vorstellen. Das Schrägstellen muß ja nicht parallel zur Wand sein, sondern wenn das Boot z.B. nur hinten festhing, war die Schrägstellung seitlich und nach vorne und wenn dann plötzlich Wasser reinläuft und der Auftrieb fehlt, kann alles passieren.

Mit dem Drempel täuschst Du Dich gewaltig, natürlich haben die Penischen-Schleusen Drempel und die Penischenfahrer drehen deswegen vor dem Abschleusen das Ruder zur Seite. Sicher ist sicher. Oft genug kommt der Drempel auch raus, ich habe mal ein Bild vom Canal d`Heuilley angehängt, das ich auf die Schnelle finde. Hier sind es zwar 5,13 m Hubhöhe, aber sonst kommt der Drempel eben nicht so hoch raus, sondern bleibt unter Wasser.

:wink: Gernot

youk
08.07.2015, 15:27
Also das mit dem Tau hinten festgemacht und dann vorne abwärts macht durchaus Sinn. Ja, das könnte die Erklärung sein. Muss nur noch vorne ein Fenster oder Luk offen sein (ist bei den Booten nicht sogar vorne eine Tür?) und schon ist es passiert.

Das mit dem Drempel mag ich gar nicht in Abrede stellen. Nach hunderten von Schleusen auf div. fr. Kanälen bemerke ich das vielleicht gar nicht mehr. Ist alles so automatisch in der Wahrnehmung und im Tun, aber je mehr ich darüber nachdenke...... Da sind natürlich auch Drempel. Und wenn ich mal nachdenke..... Die saßen auf dem Drempel mit dem Heck und rutschten dann mit dem Restschiff ins Wasser!! Wäre auch eine Möglichkeit.... Aber das erklären sie ja den Leuten selten: auf was muss ich beim Schleusen achten. Diese Übergaben sind manchmal echtes Kopf-schüttel-Kino - zumindest die in Frankreich.

Zumindest ist dem Ehepaar nicht mehr passiert. Anders wie die aktuelle Geschichte am Mittellandkanal. Da wäre eine Besatzung eines Sportbootes fast ums Leben gekommen. Wegen aufziehendem Gewitter haben sie das Boot zugemacht, aber die Abgase kamen in den Innenraum - ohnmächtig. Wahrscheinlich kam der starke Gewittersturm achtern und drückte die Abgase ins Boot. Man kann noch so wachsam sein, irgendwas kann immer passieren.