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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Investitionen für die Wasserstraßen



binnenvaart
05.11.2015, 11:55
Zahlreiche Schleusen, Kaimauern und Wehre an den Flüssen und Kanälen sind baufällig und müssen dringend saniert werden.

Investitionen für die Wasserstraßen (http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duisburg/investitionen-fuer-die-wasserstrassen-aid-1.5534596)

mainschnickel
05.11.2015, 12:52
Die reden von der Schleuse Wanne Eickel. Ich habe nie verstanden dass hier nur eine neue Schleuse gebaut wurde. Und warum die alte Schleuse ausser Betrieb gestellt wurde? Nicht jedes Schiff oder Verband im RHK ist 190 x 11.45 x 2.80 ! Bei 165 x 10 (schleuse) und T = 2.50 m passen noch viele Schiffe durch.

Padler
05.11.2015, 20:34
... warum die alte Schleuse ausser Betrieb gestellt wurde? Nicht jedes Schiff oder Verband im RHK ist 190 x 11.45 x 2.80 ! Bei 165 x 10 (schleuse) und T = 2.50 m passen noch viele Schiffe durch.


Die haben keinen Schleusenmeister der das Ding bedienen kann.

...

So zumindest böse Zungen

VG Padler

Norbert
06.11.2015, 10:03
Die Nordkammer Schleuse Wanne-Eickel ist die letzte Kammer von 1914. Sie hatte ursprünglich eine Hubhöhe von 5 Meter. Durch den Steinkohlebergbau unter dem RHK und somit auch unter den Schleusen kam es zu Geländesenkungen (im Bereich Essen-Karnap / Altenessen bis ca 15 Meter). An den Schleusen II bis VII waren die Kammer Fußstapfenförmig versetzt, zudem besassen alle alten RHK Schleusen eine Höhenreseve von je 1,5 Meter. Senkungsbedingt mussten die Schleusenmauern in Wanne-Eickel insgesamt drei mal erhöht werden, um insgesamt 7 Meter. Bei der Erhöhung in den 1960er Jahren wurden die Unterhäupten in Wanne-Eickel umgerüstet. Die Schiebetrore wurden durch Hubtore ersetzt. An den Oberhäuptern wurden die Klapptore ausgebaut, die Drempel erhöht und die Klapptore in neue Lager eingebaut. Wie der Bergbau sich auf Schleusenbauwerke auswirkt, ist an der Südmauer der ehemaligen Schleuse VI Herne-West zu sehen. Bedingt durch eine Erdverwerfung (Secundus Sprung) in 650m Tiefe ist das Oberhaupt der Kammer um 5m das Unterhaupt jedoch nur um 1m abgesackt. Diese Schiefstellung musste Keilförmig erhöht werden und ist heute noch sichtbar.

Hier ein Link (http://www.binnenschifferforum.de/showthread.php?2547-Schleuse-VI-Herne-West) zur Schleuse VI Herne-West

Wie an den Schleusen Herne-Ost, Gelsenkirchen und Oberhausen waren auch in Wanne-Eickel zwei neue Schleusen geplant. Die Südkammer Wanne-Eickel ging 1994 in Betrieb, danach wurde meines wissen eine Zeitlang mit beiden Kammern geschleust. Bedingt durch die Wiedervereinigung und das Progamm "Aufbau Ost" wurden die Mittel für den Neubau der Nordkammer anderweitig verwendet. Die Südkammer Wanne-Eickel ist wie Schleuse Herne Ost zur Wasserersparnis für den Zwillingsbetrieb vorbereitet, die zweite Schleuse Wanne-Eickel ist geplant, wann Sie kommt?????

Die alte Nordkammer war zuletzt 2005 in Betrieb, da es während des Betriebs Probleme mit den Haltekreuzen in den Schleusenmauern gab ist die Schleuse aus Sicherheitsgründen stillgelegt worden, eine Sanierung war zu Teuer und politisch wohl auch nicht gewollt.

Seit Anfang Oktober wird die Südkammer Wanne-Eickel ebenso wie die Schleuse Henrichenburg von Herne aus fernbedient. Dadurch sind die Betriebszeiten in Henrichenburg dem RHK angepasst.

Gruß Norbert

Gernot Menke
06.11.2015, 11:40
Hallo Norbert,

eigentlich ist es unvorstellbar, daß solche doch ganz erheblichen Geländeabsenkungen durch die Schleusen überhaupt verkraftet und ausgeglichen werden können! Das ist schon interessant, was Du darüber im Beitrag zuvor schreibst und eigentlich müßte man sich diese Dinge an Ort und Stelle einmal ansehen!

Dieses Thema findet wohl nur deswegen keine größere Resonanz, weil man sich das alles nicht so richtig vorstellen kann ...

Hat man nicht einst sogar einen größeren Teil im Hafengelände in Ruhrort gezielt und um mehrere Meter, mit allem Drum und Dran, sacken gelassen, weil die Kaimauern zu hoch und die Wassertiefe zu gering wurde?

:wink: Gernot

Navico 2
06.11.2015, 11:53
Hallo Norbert, Hallo Gernot.
Ich kann mich noch daran erinnern, das im RHK, ich meine Schleuse VII-Wanne Eickel, im Oberwasser das Wasser über die Schleuse stand.

Man hatte oben auf der Schleuse nasse Füße bekommen. Mein Vater, auf einem SK, hatte von der Schleuse mit einem Eimer Trinkwasser geholt. Das war so üblich, an jeder Schleuse frisches Trinkwasser holen.
Das war Anfang 1950.

Gruß Manfred

Norbert
06.11.2015, 13:33
Hallo Gernot,

ja große Teile des Ruhrorter Hafen sind damals gezielt durch Bergbau abgesenkt worden. Um ein Trockenfallen des Hafens gegenüber dem Rhein zu verhindern.

Die RHK-Schleusen waren durch Bergbau und dem hohen Schiffsaufkommen unheimlichen Belastungen ausgesetzt.
Ursprünglich durfte unter den Schleusen nur in Abstimmung mit dem WSA und Oberbergamt Bergbau betrieben werden. Die Schleusen IV Gelsenkirchen, VI Herne-West und VII Herne-Ost waren ab 1914 davon betroffen.
Die Absenkung an der Schleuse IV betrugen von 1914 bis 1925 rund 0,65m. Von 1925 bis 1928 kamen nochmal 0,80m hinzu. Damit war die Ursprünglich Höhenreserve aufgebraucht und das Wasser lief über die geschlossenen Obertore. Was aber noch Schlimmer war, die Stromversorgung der Treidelloks kam über eine Unterflurschiene, diese lag im Wasser und war unbrauchbar.

Etwa von März bis September 1928 und im gleichen Zeitraum 1929 wurde beide Schleusen, wohlgemerkt das Komplette Schleusengelände um 2 Meter aufgehöht. Die Schleusenmauern waren so Konstuiert das dies möglich war, im Gegensatz zu den heutigen Schleusen hatten die alten Kammern kein durchgehendes Fundament. Die Kammern bestanden aus dem Ober und Unterhaupt, sowie Fünf Blöcke je Schleusenmauern.
Wie flexibel diese Anordnung war zeigte sich im Fall der Südkammer Oberhausen. Direkt unter der Schleuse wurde in den 1920er Jahren kein Bergbau durchgeführt, wohl ab im UW im Bereich der BAB Brücke. Die Kammer Stand am Rand des Senkungstrichters und war bei einer Vermessung 15cm länger als 1914, sie hat einen Buckel gemacht. Dadurch hatten sich die Dehnungsfugen um ein vielfaches vergrößert.

Zum Befüllen und Entleeren gab es kurze Umläufe um die Schleusentore, als Obertor diente ein Klapptor im Unterhaupt befand sich ein an Drahtseilen Aufhängtes Untertor. Mittels der Seile konnte das Tor bei eventueller Schiefstellung ausgerichtet werden. Die RHK-Schleusen sind ohne Sparbecken gebaut worden, waren aber für den nachträglichen Anbau dieser Becken vorbereitet.

Bei der Erhöhung in Gelsenkirchen hat man die Untertore nach oben verlängert. Die Obertore wie oben beschrieben den Drempel erhöht und das Tor in neue Lager eingesetzt. Zusätzlich zu den 2 Metern kam am Oberhaupt nochmal 1 m dazu. Die alten RHK Fahrer kennen das noch, dass die Lok zum OT eine kleine Steigung hoch musste. Diese Erhöhung diente zum Schutz der Stromschiene und die Schubstange mit der das OT geöffnet bzw. geschlossen wurde stand in einem besseren Winkel zum Tor.

Damit die Absenkung anschaulich wird, bei der Kanalöffnung 1914 lag der Wasserstand der Schleuse Gelsenkirchen im OW bei 40,00 m über NN und im UW bei 35,00 m über NN. Heute sind es im OW 35,30 m und im UW 29,10 m über NN.

Gruß Norbert