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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : WERRA - Schleuse Bad Sooden-Allendorf von 1767



Gernot Menke
05.11.2015, 23:27
In Bad Sooden-Allendorf passiert man talwärts auf der Werra zunächst die Schlagd an der Alten Brücke und fährt dann an der romantischen Stadtfront vorbei, bevor es nach links in die Schleuse bei Werra-KM 47,67 abgeht. Geradeaus kommt nach wenigen hundert Metern ein kleines Kraftwerk. (Fotos 1 und 2)

Die Schleuse ist von 1767 und hat viel zu bieten. Zunächst einmal sind diese von Landgraf Carl in Werra und Fulda erbauten Schleusen, die die vorherigen einfachen Durchlässe ersetzten, für die damalige Zeit erstaunlich groß: mit einer Länge von 38 m von Drempel zu Drempel fast so lang wie die Fünfmeterschleusen, wie sie in Frankreich erst 110 Jahre später zur Norm erhoben wurden. Man sieht daran, welche Bedeutung diesen Wasserstraßen in ihrer Zeit zugemessen wurde. Die Schleusen waren für mehrere kleinere Schiffe gedacht und verengen sich an den Toren auf 4,15 m. Wenn man auf der Seite des Schleusenhauses an der Kammerwand entlangpeilt, entdeckt man eine dem Alter des Bauwerks entsprechende leichte Wölbung in der Kammerwand. Auf dieser Seite hat man die kleine Treppe mit einer Rampe für den im Hintergrund stehenden Bootswagen versehen. (Fotos 3-5) Foto 7 zeigt die Rampe zur Bootsumtragestelle im UW.

Den Grund für den Bootswagen sieht man am Boden der Kammer: es ist fast kein Wasser in der Schleuse! Am Obertor kann man den Drempel und den Bodenbelag der Schleuse sehen (Foto 6), der Drempel des Untertores ist sogar völlig trocken und ragt einige Zentimeter aus des Wasser heraus! (Foto 14) Das ist bei ganz gewöhnlichem Niedrigwasser (wie am Tag der Aufnahmen, als der Pegel bei 57 cm lag) leider der Fall – im Herbst und manchmal auch im Sommer. Der Auslauf des Kraftwerks liegt so weit talwärts der Schleuse, daß sich das Wasser von dort nicht bis zur Schleuse zurückstaut. So bietet der Unterkanal auch für Paddelboote einen grenzwertigen Wasserstand (Foto 8) und an der Einmündung des (von rechts kommenden) Schleusenkanals in die Werra kommt eine Sandbank heraus. (Foto 9) Man setzt aber eine gewisse Hoffnung auf einen Fischpaß, der 1,5 Km oberhalb der Schleuse gerade gebaut wird. Das durch diesen Fischpaß dann vermehrt in die Werra ablaufende Wasser könnte unterhalb der Schleuse eine Verbesserung bewirken.

Interessant sind nun die drei Fotos 10 bis 12. Am engsten Stück der Bootsrampe am UW erkennt man an beiden Seiten Tornischen und auch noch einen Drempel im Wasser. Zweifellos hat es hier einmal eine Hilfsschleuse gegeben. Die Verschlüsse dafür sind sogar noch vorhanden und man hat schon erwogen, die Hilfsschleuse wieder ingangzubringen. Wie man sieht, liegt der Drempel der Hilfsschleuse ein Stück unter Wasser. (Foto 12) Man könnte dann den Drempel am Untertor überfahren und hätte am Tor der Hilfsschleuse einen mindestens zwanzig Zentimeter tiefer liegenden Drempel, der auf dem Niveau des Unterkanals liegt. Bezüglich des Alters der Hilfsschleuse hatte das WSA einmal nachgeforscht, aber keine Unterlagen darüber gefunden, so daß das Baujahr dieser einstigen Hilfsschleuse nicht bekannt ist.

Auch die beiden Fotos 13 und 14 bieten interessante Details. Auf dem Bild 14 vom Unterhaupt sieht man rechts einen Auslauf. In dem Buch „Flüsse und Kanäle“ von Martin Eckoldt gibt es ein entsprechendes Foto, daß noch die früheren Holztore dieser Schleuse zeigt, die keine Schützen hatten. Das Wasser ging damals durch Umläufe im Mauerwerk, die später vermauert wurden, als die eisernen Tore Schützen bekamen. Auch in der Kammer kann man vor dem Untertor diesen ehemaligen und nun vermauerten Umlauf noch sehen. (Bild 13) Das letzte Bild gibt noch einmal einen Eindruck vom Unterhaupt aus einer anderen Perspektive.

:wink: Gernot