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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fähren Bischberg - PF/AF -



McRonalds
12.11.2015, 22:53
Hallo Binnenschifffreunde,
ja, richtig gelesen, Bischberg betrieb zeitgleich mehrere Fähren! Doch der Reihe nach (und nur soweit ich es weiss, Unklarheiten gibt's noch einige):

Bischberg besaß eigentlich schon immer(!) eine Fähre, aber nach 1940 wurde im Zuge des Mainausbaus eine zweite Fähre nötig, da die Mainspitze ein ganzes Stück verkürzt wurde und diese von der Fähre nicht mehr erreicht werden konnte. Heute fragt man sich wer Interesse haben könnte auf die menschenleere Mainspitze zu gelangen, doch das war nicht immer so. Auf der Mainspitze war im WWII ein Lager für Russiche Kriegsgefangene (ein nicht gerne erwähntes Kapitel in der Geschichte des Ortes - und auch ich will hier nicht näher drauf eingehen). Nach dem Krieg wurden die Landzunge gerne und häufig für Jugendfreizeiten (wie etwa Zeltlager und Ähnliches) genutzt - man mag es sich heute kaum vorstellen dass man in Ferien im Zelt hauste! 1960 richtete dann die Seglerjungenschaft Nürnberg (http://www.seglerjungenschaft.de/index.php?id=79) (kurz SJN) der Adolf-Reichwein Schule ihren ersten 'Hafen' dort ein: Am Ufer ein einfacher Bootssteg, unter den Bäumen ein rustikaler Zeltplatz mit rohen Tischen, Bänken und offener Feuerstelle. Sanitäre Anlagen, fließendes Wasser, Strom - alles Fehlanzeige. Alles Notwendige musste auf dem Wasserweg hergeschafft werden - per Fähre oder dem dort tätigen kleinen Schlepper BABETTE (http://www.binnenschifferforum.de/showthread.php?73379-Kriegsschiffe-nach-1945-in-der-Binnenschifffahrt&p=290336&viewfull=1#post290336).

Mitte der 60er Jahre kam dann stufenweise das Ende der zwei (oder drei) Fähren. 1965 zog die SJN vorübergehend nach Eibelstadt, später nach Ochsenfurt. Die OBERE FÄHRE wurde überflüssig, 1966 auch die UNTERE FÄHRE durch den Bau der Straßenbrücke B 26 zwischen Bamberg Hafen und Bischberg.

Die UNTERE FÄHRE ging noch im gleichen Jahr nach Roßmühle (http://www.freizeitzentrum-rossmuehle.de/seite/de/camping/02/WB/Startseite.html) an die Fränkische Saale, wo sie seitdem als Brücke(!) Verwendung findet; die OBERE FÄHRE ging angeblich nach Pettstadt an die Regnitz. Über das Verkaufsdatum variieren die Angaben von 1948 bis zu 1968. Wahrscheinlicher ist jedoch dass es sich bei der Pettstadter Fähre (https://www.pettstadt.de/pettstadt-erleben/sehenswertes/regnitzfaehre/) um die alte Untere Fähre handelt, die im WWII versenkt und wieder in Stand gesetzt wurde. Der Verbleib der OBEREN FÄHRE ist deshalb unklar. Örtliche Quellen geben an das sie 1968 verkauft wurde.

Auch die BABETTE, bereits in einem anderen Thema erwähnt, wurde 1970 verkauft - angeblich auch an die SJN Ochsenfurt. Aber dazu muss ich erst noch mal nachforschen.

Das ist kurz die Geschichte der Bischberger Fähren.

Kurz noch zu den Bildern; das erste zeigt sie OBERE FÄHRE bei einem Pfingst-Zeltlager 1952. Wenn man genau guckt entdeckt man am linke Bildrand noch eine weitere Fähre. Wahrscheinlich gab es also noch mehr Bischberger Fähren! Das zweite Bild zeigt die OBERE und die UNTERE FÄHRE ungefähr 1956. Im Hintergrund sind noch deutlich die Reste des alten Wehrs zu erkennen, die erst um 1960 während des finalen Mainausbaus abgebrochen wurde. Irgend Jemand hat mir mal erzählt dass die Staustufe unter Wasser noch besteht - und man das auch durchaus beim passieren registrieren kann!

Gruß - Ronald;-)

P.S.: Ich habe noch mehr Bilder, die liefere ich bei Gelegenheit und Interesse nach.
P.S.2: Apropos Interesse - das Thema ist natürlich recht speziell, nur am Rand für die Binnenschifffahrt interessant.

Gernot Menke
12.11.2015, 23:00
Ich wundere mich mehr über die Bäume am Ufer auf dem ersten Bild. Hat man da Äste geerntet zum Körbeflechten oder Ähnliches? Sollen das Pappeln sein? Sieht fast aus wie Palmen und wenn man die Kirche wegretuschiert, glaubt man an ein Bild aus der Südsee!

:wink: Gernot

McRonalds
12.11.2015, 23:05
@Gernot; das waren halt andere Zeiten. Ich glaube dafür gibt es mehrere Gründe. Um die Zeit wurde der Mainausbau gemacht, außerdem wurde alles landwirtschaftlicher viel intensiver genutzt - und nicht zu vergessen - damals brauchte man noch jedes Stückchen Holz zum Heizen (oder vielleicht auch zum Korbflechten, wer weiss?!). Ehrlich gesagt bin ich etwas neidisch, wenn ich die Bilder sehe - heute ist mir der Fluss VIEL zu dicht zugewuchert!

McRonalds
13.11.2015, 01:29
Jemand hat mir mal erzählt dass die Staustufe unter Wasser noch besteht - und man das auch durchaus beim passieren registrieren kann!
Jetzt ist es mir wieder eingefallen. Kollege weno54 (Werner) war's der mir das mal erzählt hat; ein Teil der alten Schleusenwand (ich nehme mal an es ist eine Schleusenwand) ist heute noch existent. Die Anlage ist also nicht, wie oben geschrieben, restlos verschwunden. Ich weiss nicht, wie oft ich schon an der Stelle gestanden habe, und habe mir nix dabei gedacht, aber hier sieht man ohne Zweifel ein Teil der südlichen Schleusenmauer - Mainfahrer werden es bestimmt erkennen. Das Ganze bröckelt seit Jahren vor sich hin und ist inzwischen mehr oder weniger baufällig - und auch gesperrt bzw. mit Warnschildern versehen. Ich nehme an, man wird das entweder mal sanieren - oder ganz abreißen. Solange noch mal ein Bild aus dem Jahr 2005.

Jürgen
13.11.2015, 09:02
Guten Morgen,

an den Resten der alten Staustufe haben sich schon einige Schiffe den "Ranzen poliert". Aber da soll ja gemeisselt worden sein und somit die Stelle entschärft.

Jürgen

McRonalds
15.08.2018, 21:14
Auf der Mainspitze war im WWII ein Lager für Russiche Kriegsgefangene. Nach dem Krieg wurden die Landzunge gerne und häufig für Jugendfreizeiten (wie etwa Zeltlager und Ähnliches) genutzt - man mag es sich heute kaum vorstellen dass man in Ferien im Zelt hauste!
...ich habe inzwischen eine Postkarte von dem Areal von 1958 entdeckt. Ich frage mich nur: sieht man hier den Main oder die Regnitz. Ich tendiere stark zum Main - aber das wirft gleichzeitig die Frage auf; von wo aus wurde das Foto gemacht. Ist da jemand auf einen großen Baum am Ufer rauf geklettert...?! Gruß - Ronald;-)