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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Umsteuerrad



Hermann
14.02.2009, 20:06
Hallo, ich hab noch was

Wir hatten noch 2 Steuerräder im Steuerhaus, dass Eine war die Haspel und das andere war das Umsteuerrad zum.......:wink:
Kennen die jungen Leute dass auch noch.

Gruß

Hermann

Gamperdona
14.02.2009, 21:15
Hallo Hermann
ich weiss nicht, wo Du "die jungen Leute" einordnest.
Ich bin jedenfalls 44 Jahre jung und weiss, was ein Haspel ist.

Den Zweck des Umsteuerrrades kenne ich meinem Alter entsprechend nicht mehr, es würde aber auch mich interessieren wofür das Teil gut war.

Grüsse aus der CH :wink:
Gamperdona

Schappes
14.02.2009, 21:16
Hallo Herrmann,
meinst Du vielleicht dieses waagrechte Rad rechts neben dem Haspel auf bzw. am Pult mit dem man das umsteuerte von vor-auf zurück, wo es dann immer diesen "Blubb" gab von der Hydraulik/Luft. Und wehe der blubb kam nicht...beim Einfahren in die Schleuse z.B. so wie es einem von den fliegenden ..........passiert ist, der uns noch schnell überholen musste bei der Talfahrt vor der Schleuse Lengfurt. Da warteten wir auch mit gespitzten Ohren auf den Blubb...aber nix...dann lagen wir und viele Andere, ich glaub zwei oder drei Tage im Oberwasser, andere im Unterwasser. Es mussten wohl Ersatztore eingehängt werden.

sorry, aber ich bin auch der Ältere... Schappes
der schon Knappschaftsrente beantragt hat und auch bewilligt bekommen. Begründung: Immer knapp geschafft
Mfg

Hermann
14.02.2009, 22:58
Hallo Gamperdona und Schappes,

zur den jungen Leuten, (ich bin Jahrgang 1947) ich denke das Haspel kennen noch viele. Das Umsteuerrad (Durchmesser: 350 mm) von Anschlag zur Anschlag 6 Umdrehungen zum Umsteuern der Maschine von Vorwärts auf Rückwärts war senkrecht rechts neben dem Haspel angeordnet.
Waagerecht davor war das Rad (Durchmesser:200mm) zur Drehzahl Verstellung , 36 Umdrehungen von langsam auf Vollast. Dann hatten wir noch links daneben den Anlasshebel , alles mechanisch übertragen zur Maschine. Das war unser Maschinensteuerstand.
Die Maschinenanlage war eine MAK 560 PS/375 U/min Baujahr: 1959

Gruß
Hermann:wink:

Schappes
14.02.2009, 23:24
Hallo Hermann,
da siehste mal...ich bin Jahrgang 51(der gute Jahrgang) aber nun wenn ich das lese was ich da von Dir erklärt bekomme, kommt auch eine genauere Vorstellung von dem wieder, was Mann mal gesehen, mit was Mann auch gearbeitet und oft genug vor sich gehabt habt.
Ich wusste doch, dass es da noch son Gasrad gab um die Drehzahl zu regulieren, das musste Mann aber nach dem Umsteuern ziemlich schnell mit den Fingerchen sausen lassen um auch den gewünschten Effekt erzielen zu können.
Soweit zumindest meine Erinnerungen nach gut knapp 40 Jahren.
Aber Du hast das gut rübergebracht.

es grüsst dich der schappes mit Chapeau

Wasserratte
14.02.2009, 23:58
Das hatten doch sicher die Schiffe, bei denen es immer so einen lauten Puffer oder Zischer aus dem Schornstein gab, wenn die Maschinen mit Luftdruck angestellt wurden.
Das gab es bei uns nicht, wir hatten elektrisch gestartet.

Daher kenne ich auch so ein Umsteuerrad nicht.

ich weiß nur, dass auf er Ruderbank - also das Teil, wo der Haspel angebracht war, oben so ein Pfeil mit einer Skala war, an der angezeigt wurde, wohin der Haspel - bzw. das Ruder sich bewegt und wie weit, nach rechts oder links. (Backbord oder Steuerbord)

Für unsere Beiden Maschinen hatten wir am Schaltbock auch je einen Schalthebel, waren also unterschiedlich einzustellen und beide Maschinen hatten eine eigene Schraube. Wir konnten somit auf der Stelle Aufdrehen, wenn eine Maschine rückwärts und eine vorwärts geschaltet wurde.

Nu, was ist mit dem Aufdrehen gemeint, ihr jungen Leute wißt das doch sicher auch??? :shy:

Dominic
15.02.2009, 00:37
Hallo,
mein Bj. nenne ich jetzt mal nicht, aber wenn es, das ist was ich mir bei dem Begriff denke, ist noch nicht alle Hoffnung für die Jugend verloren. :P

Ist es sowas (http://www.ddr-binnenschifffahrt.de/fotogalerie-gross/glauchau-bea-002.JPG) (auf UBI seine Seite) hier?
Diese Maschinensteuerung haben wohl noch ein paar der ehemaligen VEB Motore.

Bis dann

Dominic

Jürgen F.
15.02.2009, 00:46
Es gibt doch hoffentlich noch genug Langsamläufer:fragkratz:.
Wenn ja, ist das Rätsel schnell gelöst:Kap::Kap:

Gruß Jürgen

Hermann
15.02.2009, 14:45
Hallo Wasserratte,

zur den lauten Puffer und Zischer aus dem Auspuff ist mir noch etwas eingefallen.
Ca.1968 Wir fuhren mit Leerschiff bei Duisburg zur Tal, ich stand gerade auf dem Trittbrett der Maschine
(die Maschine war noch über die Flurplatten 2,3 m hoch)
und wollte Sie abschmieren, als mein Schiffmann die Maschine abstellte
und Diese sofort umsteuerte um Sie auf Rückwärts wieder anzulassen.
(Die Maschine war noch nicht zum Stillstand gekommen)
Da knallte und zischte es aus fast allen Sicherheitsventilen an den Zylinderköpfen.
Ich floh vor Schreck aus dem Maschinenraum, es ist aber nichts passiert.

Gruß
Hermann:wink:

Wasserratte
15.02.2009, 23:51
Hallo Herrmann,
das kann ich mir direkt bildlich vorstellen *gg*.
Das zischte und knallte ja auch wirklich zum Erschrecken.

Bei uns gab es das nicht, wir konnten die Maschinen vor- und zurückschalten, ohne dieses Umschaltrad. Am Schaltbock gab es bei uns Vor - Stopp - Zurück. Vorschalten nach vorn, zurückschalten bis zur Mitte = Stopp, nach hinten schalten = zurück.

swk
16.02.2009, 07:30
Hallo Herrmann,
das kann ich mir direkt bildlich vorstellen *gg*.
Das zischte und knallte ja auch wirklich zum Erschrecken.

Bei uns gab es das nicht, wir konnten die Maschinen vor- und zurückschalten, ohne dieses Umschaltrad. Am Schaltbock gab es bei uns Vor - Stopp - Zurück. Vorschalten nach vorn, zurückschalten bis zur Mitte = Stopp, nach hinten schalten = zurück.

Nachdem du oben geschrieben hast, daß ihr Elektrostart hattet wurde die Drehrichtung des Propellers auch durch ein Wendegetriebe bewirkt. D.h. der Motor lief immer mit gleiche Drehrichtung und es wurde im Getriebe geschaltet. Beim oben beschriebenen Umsteuerrad wird von langsamlaufenden, umsteuerbaren Motore gesprochen, die immer mit der Propellerwelle starr verbunden sind. Mit dem Umsteuerrad wird die Nockenwelle verschoben und dann der Motor in der anderen Richtung wieder neu angelassen. Diese Bauart wird aber bei Binnenschiffen schon länger nicht mehr verwendet. Ich weiß nicht wie lange das auf den Rheinschiffen schon so ist, wir haben in Korneuburg das letzte Mal umsteuerbar Langsamläufer ca. 1979 in Passagierschiffe für die Sowjetunion eingebaut. Und damals waren mir als Lieferanten für diese Motore auch nur mehr SKL und russische Lieferanten bekannt.
Bei den von uns eingebauten Maschinen handelte es sich um 900PS Motor mit 375 1/min russischer Erzeugung. Umsteuerrad gab es natürlich nicht mehr, die Motorfernbedienung erfolgte pneumatisch über einen normalen Telegraf der über ein Automatikprogramm das Bremsen der Welle, Verschieben der Nockenwelle und Wiederanlassen steuerte.

Grüße aus Wien
swk

Wasserratte
16.02.2009, 10:49
Ja, wir hatten Getriebe, für jede Maschine eins, also demzufolge 2.

Sowas:

http://www.sertürner-realschule-hameln.de/reintjes.html

Reintjes sucht auch noch Auszubildende, hab diese Seite erwischt. Wenn man scrollt sieht man die Zeichnung eines Schiffsgetriebes.

Unregistriert
24.04.2009, 17:26
Hallo,
rein aus technischem Interesse an alten Schiffen suche ich im www derzeit Infos über den auf mehreren Fotos bei ddr-binnenschiffahrt gezeigten Motorfahrstand für SKL-Motoren (u.a. http://www.ddr-binnenschifffahrt.de/fotogalerie-gross/glauchau-bea-002.JPG). Bislang erfolglos, bis ich eher zufällig diesen Thread fand. Kann mir jemand weiterhelfen? Ich vermute einfach mal - basierend auf meinen bisherigen Recherchen - daß das große Rad der Umsteuerung des Motors und das kleinere, lenkradartige, der Drehzahlsteuerung diente. Hier (http://www.schiffsspotter.de/Dokumente/Seezeichenkontrollboot_Typ_SK_64/5883_Bruecke.htm , ganz unten links in der Galerie) sieht man noch ein drittes Rad, welches ich als Feststellmöglichkeit gegen Vibration sehe.

Vielen Dank!

grotefendt
26.04.2009, 02:09
Hallo Ouote und alle Umsteuerrad geschädigten

Am Anfang dachte ich hier ist von einem Steuer die Rede. Es handelt sich aber um das Rad mit dem der Motor umgesteuert wird. Umgesteuert werden Motoren die kein Wendegetriebe oder einen Escherwyspropeller (Verstellpropeller) haben. Ich habe die Umsteuerung des Motors auf meinem Schiff. Bei modernen Motoren wird über ein Magnetventil der Motor pneumatisch umgesteuert,da reicht ein kleiner Hebel.
Die alte Umsteuerung betätigt über Seilzüge den Anlasssteuerschieber, der über die Anlass und Umsteuernocken(auf der Nockenwelle), die Stößelstangen zu den Köpfen mit dem benötigten Zylinderköpfen für die Öffnung B.Z,W. Schließung der benötigten Zylinder und deren Ventile erforderlich ist.
Das schwere ca 40 cm im Umfang messende Umsteuerrad hat die makierten Stellungen Stop, Anlassen, Betrieb und Umsteuern. Die linke Hälfte des Rades ist über 90 Grad mit Schwarzen eingravierten Buchstaben für den Vorausbetrieb , mit V (voraus), Anlassen Betrieb,stopp ,umsteuern gekennzeichnet.
Die anderen Hälfte mit Z (zurück) Anlassen, Betrieb , Stopp, Ummsteuern

Anlassen V = Voraus
Ich lasse die Maschine an (mit Pressluft 30 Bar).Ich drehe das Rad von Stop rechts drehend ,ca 15 Grad, den Druckpunkt suchend und diesen mit gleichmäig starkem Druck überwindend. Innerhalb der weiteren 20 Grad Drehung öffnen die Einlassventile und die Luft strömt hörbar in die Zylinder. Der Motor wird Pressluft geturnt und zündet. Das Rad wird nun weiter auf die Stellung Betrieb gedreht .Im Sichtfenster oben erscheinnt das V für voraus .Das V auf dem Rand des Rades ist nun oben.

Umsteuern auf Zurück :
(Gas weg 25 Umdrehungen kleines Handrad)
Maschine von Fahrt auf stopp. (Auspendeln)
Etwas Gas (kleines Handrad)bei zu viel Gas blockiert die Umsteuerung!
eine halbe Umdrehung des Umsteuerrades nach links und wieder zurück .
Die Umsteuerung des Systems nicht des Motors erfolgt unter zischen ,das rote Z (zurück) erscheint im Sichtfenster

Anfänger oder Hektiker versuchen die unausgependelte Maschine anzulassen .Der Nocken steht dann auf einem toten Punkt,die Maschine läßt sich nicht mehr anlassen.Höchste Gefahr bei Manövern.Da gibt es nur noch ,runter in den Maschinenraum ,Indizierhähne auf ,und mit der Turnstange von Hand ,die Maschine turnen, um die Kolben und Ventile in eine andere Stellung bringen.

Umsteuern auf Rückwärts
1.Stopp 2.Umsteuern hier gibt es das laute Zischgeräusch.
(Zylinder die gerade auf dem Weg nach oben waren und verdichteten werden dekomprimiert,das heist die hoch verdichtete Luft ,Ca 30 Bar)muß raus,da die Zündfolge ja nun in anderen Zylindern stattfindet.)

Weiterer Vorgang wie beim Anlassen auf voraus ,Druckpunkt,mit sehr viel Gefühl überwinden und Anlassen, Betrieb.

Bei hecktischem Drehen am Umsteuerrad zum Umsteuern werden die Zylinder nicht entlüftet und die Anlassung mißlingt infolge des Gegendrucks der nicht entleerten Zylinder. Mein Bootsmann der 40 Jahre nur auf Motorschiffen fährt, kann die Maschine wohl abstellen, aber nicht anlassen und auch nicht umsteuern.
Falls der die Maschine aus irgend einem Grund abstellt, muß ich innerhalb von Sekunden im Ruderstuhl sein, weil das Schiff ohne Wasserdruck auf die Ruderblätter sehr schnell verfällt.
Ich hoffe mit dieser Auskunft ,das Umsteuern verständig erklärt zu haben.

Bei weiteren Fragen stehe ich gern zur Verfügung .

Ich habe bis jetzt jeden Motor komplett zerlegt und überholt .Für meine schwere M.A.N Maschine habe ich die Abzugsvorrichtungen und anderes Spezialwerkzeug für die Zylinderlaufbüchsen selber angefertigt. Zylinderlaufbüchsen, Kolben und Köpfe inklusive der Ventile wechselte ich selber.:wink:

Der Laie staunt:roooll: und der Fachmann wundert sich!:fragkratz:


grotefend:captain:

Unregistriert
26.04.2009, 09:06
Ein Wort vorweg, ich habe mich vor ein paar Tagen registriert, warte aber noch auf die Freigabe, offiziell Beiträge zu schreiben. Daher die "nicht-registrierter-user"-Nummer.

Okay, zum Thema. Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Bisher habe ich im www nix Genaues dazu gefunden, was wohl primär daran liegt dass dieses System nicht so alltäglich ist.

Die Beschreibung des technischen Ablaufes - grundsätzlich, ohne die "persönlichen" Details - war schon klar, dazu findet man Infos. Ich hätte allerdings gedacht man dreht das Rad nach vorne (in Fahrtrichtung), um Voraus einzustellen. Ich gehe davon aus, daß die genannte Drehrichtung "rechts" sich auf den Blickwinkel der Fotos bezog, denn das Rad ist ja in Längsrichtung montiert.

Der Ablauf verwirrt mich etwas, bisher besaß das Umsteuerrad in den gefundenen Beschreibungen (siehe z.B. hier http://www.oldtacomamarine.com/Atlas/manual/flash/section6/index.htm auf den Seiten 5&6) immer fünf Positionen, nämlich Stopp (in der Mitte) und dann in jede Richtung jeweils eine federbelastete Start- und feste Betriebsposition. Das Rad wurde aus bzw. über "Stopp" auf z.B. "Start Voraus" gedreht, dabei aktivierte die Steuerung die nötigen Pilotventile (Kraftstoffzufuhr, Anlassluft, Verschieben der Nockenwelle usw.) in der richtigen Reihenfolge und der Motor sprang an. Danach schnappt das Rad in die "Betrieb Voraus"-Position zurück.
Hier gibt es wohl einen Zwischenschritt, nämlich das besagte Auspendeln, und eigene Positionen für "Stopp in Voraus (Zurück)" und "Umsteuern in Voraus (Zurück)" In welcher Reihenfolge stehen die Positionen auf dem Rad? Wenn ich versuche das "Kurbeln" mit der Beschreibung der Positionen und dem Ablauf zu koordinieren kriege ich das nicht hin.

grotefendt
26.04.2009, 20:01
Nun bin ich extra an Bord gefahren und habe ein paar Fotos zu meinem Text gemacht.

grotefendt
26.04.2009, 20:06
Nun bin ich extra an Bord gefahren und habe ein paar Fotos zu meinem Text gemacht.

Gerhard
26.04.2009, 20:10
Hallo grotefend

obwohl ich Deinen Beträgen sehr reserviert entgegen sehe hast Du Dir ein Lob verdient, weiter so und Ich schließe Dich in mein Nachtgebet mit ein. :super:

Gruß Archivar:wink:

Fynn
26.04.2009, 20:13
Vielen Dank. Wie in der PM geschrieben, meinte ich allerdings ein anderes System, daß von SKL eingesetzt wurde. Hier nochmal der Links, vielleicht kennt es ja jemand anderes.
http://www.ddr-binnenschifffahrt.de/fotogalerie-gross/glauchau-bea-002.JPG

Jürgen F.
26.04.2009, 20:30
Das ist gut gemacht:super:

Ich bin mit den Maschinen gross geworden.:dream:
Wie lange muss der Daniel denn noch seinen Dienst tun?:fragkratz:
Funktioniert die Umsteuerung immer noch einwandfrei?:fragkratz:
So auf den ersten Blick hätte ich ja so meine Bedenken:roooll:

Gruß Jürgen F.

Jürgen II
26.04.2009, 20:33
Hallo Fynn,
ist das in Rummelsburg?
Schöne Grüße aus dem Rheinland.
Jürgen

Fynn
26.04.2009, 23:18
Jürgen II - ich verstehe die Frage nicht. Wenn das gelinkte Bild gemeint ist, daß ist nicht von mir und soll nur zeigen, was ich meine. Auf dieser im übrigen sehr umfangreichen und informativen Seite sind einige Bilder davon, leider aber keine Beschreibung :-(.

Die Beiträge von mir als nicht registrierter User und Fynn sind leider infolge der Verzögerung beim Freigeben durch den Admin (mein Fehler, war nicht freigeschaltet weil noch Daten im Profil fehlten) chronologisch falsch. Aber dank der Bilder von grotefend hat sich die eine Mail ja erledigt. Nun hoffe ich daß jemand mir noch den SKL-Steuerstand erklären kann.
Gruß,
Fynn

Friedhelm L.
26.04.2009, 23:28
Anfänger oder Hektiker versuchen die unausgependelte Maschine anzulassen .Der Nocken steht dann auf einem toten Punkt,die Maschine läßt sich nicht mehr anlassen.Höchste Gefahr bei Manövern.Da gibt es nur noch ,runter in den Maschinenraum ,Indizierhähne auf ,und mit der Turnstange von Hand ,die Maschine turnen ,um die Kolben und Ventile in eine andere Stellung bringen. (Zitat)

Wenn so etwas passiert, ist mit der Anlage etwas nicht in Ordnung, dann würde ich mal einen Fachmann zu Rate ziehen. Ich bin auch auf den alten Böcken gefahren, aber so etwas habe ich noch nie gehört. Vielleicht ist der Anlassstern defekt? Das ist ja lebensgefährlich.:fragkratz:

Gruß
Friedhelm

UGI
28.04.2009, 01:43
Hallo,
rein aus technischem Interesse an alten Schiffen suche ich im www derzeit Infos über den auf mehreren Fotos bei ddr-binnenschiffahrt gezeigten Motorfahrstand für SKL-Motoren (u.a. http://www.ddr-binnenschifffahrt.de/fotogalerie-gross/glauchau-bea-002.JPG). Bislang erfolglos...

Vielen Dank!

Hallo Fynn,
Nun hier ist ja eine ganze Menge zum Thema geschrieben worden, was den Steuerstand der Motorgüterschiffe der DDR und dabei ganz speziell die Baureihe Boizenburg und Rosslau angeht, nehme ich an konnte dir das bisher nicht so richtig weiterhelfen.
Nun dann...

Der im Link zur BEA ex Glauchau gezeigte, ist nicht besonders dazu geeignet die Sachlage zu erklären, das der Eigner später ein Elektroduder und weitere Veränderungen vorgenommen hat und die restlichen Einbauten nur aus nostalgischen Gründen belassen hatte.
Daher in Anlage der Orginalsteuerstand dieer Baureihen.
Der Steuerstand der baureihen Boizenburg und Rosslau hatte 3 Bedienräder im nachstehenden Foto mal farblich makiert !!
der rote Pfeil deutet auf das Hauptsteuerrad hin, (HASPEL) damit wurde über Seilzuganlagen auf den Ruderquadranten die 3 Schiffsruder bedient. Dient also auschließlich zur Fahrtrichtungsänderung.
der grüne Pfeil markiert das UMSTEUERRAD - damit wurde die hauptmaschine mittels Luftflaschen angelassen, je nach Drehrichtung auf vorwärts (nach vorn zur Fensterfront drehen) oder auf Rückwärts (entgegengesetzte Drehrichtung) - begleitet durch ein zischendes Geräusch wurde Pressluft aus Luftsflaschen im Maschinenraum über Steuerventile auf die Kolben geleitet - nach dem beschriebenen Druckpunkt wurde das Rad schnell in die gewünschte Richtung gedreht um den vollen Luftstrom zu gewhrleisten - nach Anlassen des Motors, welches am Auspuff hinten am Heck meistens ducrh einen lauten Mehrfachluftstrom (und teilweise durch starke Rußentwicklung begleitet wurde) lief die Maschine - damit war dieser Vorgang beendet, die Luftflaschen wurden durch starke Kompressoren wieder aufgeladen.
Nun kommt das dritte kleinere Rad am Steuerpult ins Spiel (blau markiert) - damit wurde dann die Geschwindigkeit geregelt - einfacher ausgedrückt die Umdehungszahl der Hauptmaschine gesteuert, was einen langsamen Lauf oder eine volle Drehzahl bescherte.

Der Aufsatz am Umsteuer / Geschwindigkeitspult beinhaltete weitere Steuerelemente - so den Generatorsatz, Anzeigen für Drehzahl und Luftvorrat, denn häufiges Umsteuern sorgte oftmals für zuwenig Druck in den Luftflaschen.

zur Bemerkung am Rande:
die baureihen der Typen Oderberg hatten diese Doppelfunktion nicht - dort wurde die Drehzahl und das Anlassen über ein Handrad bewerkstelligt.
Nach dem Anlassen wurde somit durch weiteres Drehen gleichzeitig die Geschwindigkeit geregelt - bei "Hektikern", ging somit die Maschine immer nach dem Anlassen auf volle Drehzahl, da sie das Gefühl für das Handrad nach dem Druckpunkt nicht hatten und somit immer voll "aufdrehten"

Ich hoffe das beantwortet nunmehr deine Frage !
Ich selbst kenn allerdings nur den Typ Oderberg, da ich dort als Junge sebst Hand anlegen durfte - die Boizenburger/Rosslauer mit Ihren spartanischen Führerstanden sind mir eher fremd, das gabs bei unseren Typen nicht da hatte man noch einen richtigen Fahrstand über die gesamte Steuerhausbreite, gut angeordnete Instrumente und Schalter für die gesamte Elektrik.

MfG UGI

Fynn
28.04.2009, 07:26
Vielen Dank für die ausführliche Antwort.

Ich hätte wohl deutlicher herausstellen sollen, daß es mir ausschließlich um den Motorfahrstand ging, mein Fauxpas. Ich wollte aber in einem Forum über Binnenschiffahrt nicht nur den Fahrstand der ESPER ORT (SK-64-Typ, ein Seezeichenkontrollschiff) posten sondern einen Bezug zum Forenthema herstellen. Und die BEA eignete sich meiner Ansicht am besten, weil nur die elektrische Ruderbetätigung sichtbar ist und damit die Frage nach den "Rädern" sich nicht aufs Steuerrad beziehen konnte.
Na ja egal, hat sich ja trotzdem aufgelöst. Wieder was dazugelernt. Nur aus Interesse - wie war die Betätigung der Umsteuerung bei den Oderberg-Schiffen? Links=Rückwärts, Rechts=Vorwärts, abgeleitet von der "typischen" Gashebelbewegung zum Körper hin = weniger Gas, vom Körper weg = mehr Gas?. Bezogen auf http://www.ddr-binnenschifffahrt.de/fotogalerie-gross/oderberg-003.JPG .

Hier ein Link, in welchem die beiden Umsteuerprinzipien (Umsteuerung& Drehzahlregelung getrennt bzw. kombiniert) an einem amerikanischen Diesel recht anschaulich auch für Nichtingenieure wie mich erklärt werden.
http://www.oldtacomamarine.com/Atlas/manual.html (Sektionen 6&18, leider nur in Englisch).

Kommander
28.04.2009, 08:12
Bin auch mal auf solch ein Dampfer mit gefahren (Martina) sie hat noch den alten Deutz von 57 drinn so wie der Schiffmann berichtete!Ist schon ne tolle alte sache wenn der Schmelzer alle 2 Stunden mit der Öelkanne rennen muß!:wink:

UGI
28.04.2009, 11:49
Nur aus Interesse - wie war die Betätigung der Umsteuerung bei den Oderberg-Schiffen? Links=Rückwärts, Rechts=Vorwärts.

Hallo Flynn,
das ist korrekt erkannt.
Handrad auf Mittelstellung = Stop
nach rechts gedreht (Steuerbordseitig = Fahrt voraus)
nach links gedeht (Backbordseitig = Fahrt zurück)

kleine Eselsbrücke für Landratten - wie unterscheide ich Steuerbord von Backbord :fragkratz:
... Steuer... schreibt sich mit dem Buchstaben "R" also rechts !!
... Back.. kommt kein "R" vor also links :dream:

Gruß UGI

Fynn
28.04.2009, 12:00
Vielen Dank!

Backbord = links = rot = Herz (=Blutkreislauf). Aber das mit dem R ist auch gut.

Kommander
28.04.2009, 12:54
Vielen Dank!

Backbord = links = rot = Herz (=Blutkreislauf). Aber das mit dem R ist auch gut.

Oder Backbord=Backpfeife dann hast ne rote Backe!:roooll:

Fynn
28.04.2009, 18:09
http://www.nautisches-lexikon.de/b_div/eselsbr/f.html

Interessant und kurzweilig, auch wenns ein bischen am Thema vorbei ist.

Gruß,
Fynn

claudius2
28.04.2009, 19:02
hallo
ganz leicht zu merken: STEUERBORD IST DA WO DER DAUMEN BACKBORD IST wenn man die hände mit den handrücken vorstreckt.http://www.forum-f%C3%83%C2%BCr-interessierte-der-binnenschifffahrt.de/forum/images/smilies/insane.gifhttp://www.forum-f%C3%83%C2%BCr-interessierte-der-binnenschifffahrt.de/forum/images/smilies/kratz.gifhttp://www.forum-f%C3%83%C2%BCr-interessierte-der-binnenschifffahrt.de/forum/images/smilies/wave.gifhttp://www.forum-f%C3%83%C2%BCr-interessierte-der-binnenschifffahrt.de/forum/images/smilies/happy.gif

Fynn
28.04.2009, 19:36
Mich würde interessieren, ob es neben den drei beschriebenen Systemen (2 x MAN, SKL) noch weitere gibt, welche in früheren Zeiten zum Einsatz kamen. Heutige Schiffe besitzen ja in aller Regel pneumatische oder elektronische Einhebelsteuerungen (einfach, sicher, aber langweilig).

Gruß,
Fynn

Hermann
28.04.2009, 20:19
Hallo Fynn,

schau mal im Beitrag 4, da habe ich den Steuerstand der MAK beschrieben,

wenn ich wieder daheim bin, schau ich mal in den Alben nach ein Bild.

Ich Grüße aus den schönen Aschaffenburg

Friedhelm L.
28.04.2009, 20:57
Auf den Esso-Schiffen mit Deutzmotoren hatten wir nur einen Hebel je Motor. Da wurde nichts gekurbelt. Allerdings musste man sehr viel Gefühl aufbringen um den genauen Druckpunkt zum Umsteuern zu finden.

Gruß
Friedhelm

Fynn
28.04.2009, 21:39
@Hermann: Habe ich gelesen. Habe mich bei der Anfrage vertippt, muß heißen MAK , MAN und SKL. Ein Foto wäre super!

@Friedhelm L.: Ein Hebel für Umsteuerung und Drehzahl oder sowas in der Art:http://www.landschaftsverband-stade.de/greundiek9.html ?

Gruß,
Fynn

Friedhelm L.
28.04.2009, 22:29
Hallo Fynn,
Ja, es war nur ein Hebel zum Umsteuern und Gasgeben, funktionierte alles ohne Elektronik. Diese Steuerung war schon vor 1980 eingebaut worden.
Gruß
Friedhelm

Fynn
30.04.2009, 07:36
Hallo,
habe eine (für mich) neue Variante gefunden.
http://www.ddr-binnenschifffahrt.de/fotogalerie-gross/greiffenberg-017.JPG
Da ich kein(en) Gashandrad/-hebel sehe, scheint es eine Umsteuerung mit integrierter Drehzahlregelung zu sein. Die Anzeige am blauen Handrad scheint dafür neben den Umsteuermarken mit einer Skala versehen zu sein.
Liege ich da richtig?

Gruß,
Fynn

grotefendt
04.05.2009, 20:45
Das ist gut gemacht:super:

Ich bin mit den Maschinen gross geworden.:dream:
Wie lange muss der Daniel denn noch seinen Dienst tun?:fragkratz:
Funktioniert die Umsteuerung immer noch einwandfrei?:fragkratz:
So auf den ersten Blick hätte ich ja so meine Bedenken:roooll:

Gruß Jürgen F.

Das ist die Frage die ich mir selber stelle,wer hält am lägsten durch ,das Schiff,die Maschine oder der Schiffer!
SUK habe ich bis 2011 dann wird wohl Schluß sein.
Früher war das so,das ich auf dem Schiff alles in Ordnung hielt.Der Matrose dem ich seit 20 Jahren habe, hat noch nie das Schiff abgeseift.
Am 30.April habe ich das ganze Hinterschiff abgeseift,während mein Steuermann mit seinem Kumpel einen Kasten Bier leerte.
Ich habe auch mit 69 nicht mehr die Lust die ganze Drecksarbeit zu machen,geschweige denn rumzubetteln, das einer mal was macht.
Ich warte nur noch die Maschine und die Technik an Bord.
Von Streichen usw ist da nicht mehr die Rede,wäre auch schade um das Geld für die Farbe.
Hatte die letzten 20 Jahre eigendlich mit einer Awrackaktion gerechnet,aber das wird wohl nichts bis 2011.

Jürgen F.
04.05.2009, 21:27
Dem Matrosen hättest Du mal bei Zeiten auf die Finger hauen sollen, aber im Prinzip hast Du schon Recht. Wenn Du aufs Abwracken spekulierst lohnt sich keine Farbe mehr.

Gruß jürgen

flo81
04.05.2009, 21:30
Wisst ihr denn auch alle, welche ARTEN der Umsteuerung es gibt? D.h. auf welche Weise die Umsteuerung der Maschine durchgeführt wird... :super:
Gruß Florian

Friedhelm L.
04.05.2009, 22:31
1. Antrieb ist mit Wendegetriebe ausgerüstet, Umsteuern der Maschine entfällt.
2. Schiff hat Verstellpropeller, Umsteuern erfolgt durch Verdrehen der Propellerblätter unter Beibehaltung der Drehzahl
3. Schiff hat Schottelantrieb
4. Schiff hat Wasserstrahlantrieb
5. Schiff hat einen Langsamläufer als Antrieb. Dabei wird der Motor auf Stopp gestellt, Hebel langsam in Richtung Rückwärts, dann zischt es erst einmal, das ist die Luft, mit der die Nockenwelle verschoben wird, Hebel danach weiter betätigen, dann strömt die Anlassluft über den Steuerstern und die Anlassventile in die Zylinder, und der Motor springt an. Macht dann buff, buff oder so ähnlich.
6. Schiff hat dieselelektrischen Antrieb, dabei werden die E-Motoren umgepolt.
Hab ich noch was vergessen?

Gruß
Friedhelm

Nachtrag: Nockenwellenverstellung kann pneumatisch, hydraulisch oder rein mechanisch, von Hand, erfolgen. Eventuell auch elektrisch mit Stellmotor oder Magnet.

flo81
04.05.2009, 22:47
Hast alles aufgezählt, allerdings meinte ich, in Bezugnahme auf Punkt 5, welche System es gibt um die Nockenwelle zu verschieben...
Gruß
Florian

Gernot Menke
04.05.2009, 22:53
die Maschine läßt sich nicht mehr anlassen.Höchste Gefahr bei Manövern(Zitat)

Ich bin auch auf den alten Böcken gefahren, aber so etwas habe ich noch nie gehört.

Gruß
Friedhelm

Das wundert mich jetzt wieder. Ich bin zwar nicht auf den alten Böcken gefahren, aber wenn man in die Schiffahrtsliteratur guckt, ist immer wieder davon die Rede, daß Motoren nicht oder sogar unter Umständen auch mal in die verkehrte Richtung angesprungen sind, obwohl alles richtig gemacht wurde. Dagegen hat man dann ja allerlei automatische (pneumatische) Steuerungen erfunden, die die seltenen problematischen Konstellationen, bei denen es Probleme mit dem Wiederanlassen gab, unmöglich machen sollten. Aber diese Systeme sind - wohl weil sie sehr teuer sind - nicht auf allen alten Schiffen vorhanden.

Mich würde mal interessieren, wieviele aktive Schiffe heute noch von Hand umgesteuert werden! Schön, daß das mal so detailliert hier im Forum vorgestellt wird. (Von Land aus hat man die Jungs im Steuerhaus ja immer eifrig kurbeln sehen)

:wink: Gernot

Friedhelm L.
04.05.2009, 23:18
Das Umsteuern musste man immer mit sehr viel Gefühl machen und immer ein offenes Ohr für die Luft haben. Wenn man es zu schnell machte, zischte es nur, und dann passierte nichts mehr. Aber wenn der Hebel oder das Rad auf Zurück gestellt war, konnte der Motor eigentlich nicht auf Voraus anspringen, da ja als erstes die Nockenwelle vorschoben wurde. Jeder Zylinder hat zwei Paar Nocken mit denen die Steuerzeiten geändert werden.

Gruß
Friedhelm

claudius2
05.05.2009, 00:21
Hallo
Hier der Maschinentelgraph vom GMS "FRIEDRICHSBERG" ex "FIRMBACH 1".
Maschinenanlage: KHD 4?? PS 230
Wenn man davor steht: Linker Hebel - Starten
Mittlerer Hebel - Gas
Rechter Hebel - Umsteuern Voraus - Zurück

Elbianer
05.05.2009, 01:27
Da ich kein(en) Gashandrad/-hebel sehe, scheint es eine Umsteuerung mit integrierter Drehzahlregelung zu sein.
Fynn


Hallo Fynn, ich bin auf einer ganzen Reihe DDR-Mogüs gefahren. Auf welchen kannst du in meinen Profil nachlesen, sind aber bei weiten nicht alle aufgelistet.
Obwohl ich da auf verschiedenen Typen war habe ich die von UGI beschriebene Variante nie kennen gelernt. Ich kenne auf diesen Schiffen nur dieses kombinierte Rad, so wie du es richtig vermutest. Das Rad war immer senkrecht angebracht. Oben Stopp, dann Umsteuern Voraus (leichte Drehung nach vorn), dann Anlassen Voraus und dann die verschiedenen Fahrstufen für eine entsprechende Drehzahl, wie im Bild zu sehen. Auf Zurück analog, stand die Maschine bereits auf Voraus, konnte man die Stellung Umsteuern natürlich weglassen und gleich auf Anlassen Voraus gehen.
Also Umsteuern, Anlassen und Drehzahl regeln wurde immer mit dem selben Rad gemacht.
Das kleinere schräg liegende Rad am Pult (blauer Pfeil beim Foto im Beitrag # 24) war ein Schlagventil um die Hauptluftleitung der Druckluftflaschen vom Steuerhaus aus schließen zu können. Dies diente dazu, damit auf Strecke keine Druckluft verloren ging. Es musste sonst immer einer in den Maschinenraum um den Anflanschverdichter an zu stellen. Später wurden diese Verdichter (Kompressoren) so ausgerüstet, dass sie sich bei Druckabfall selbst wieder zuschalteten und dieses Absperrventil wurde fast nirgends mehr benützt.

Gruß Thomas

Fynn
05.05.2009, 08:02
Zuerst mal danke für die vielen Antworten.

Der Vorteil daran ist, daß man viel lernt. Der Nachteil, daß man u.U. verwirrt wird. Jetzt gibt es gleich zwei Beschreibungen des SKL-Steuerstandes, welche beide schlüssig sind :confused:. Allerdings hatte ich mich schon gewundert daß auf zeitlich parallel gebauten (60er Jahre, siehe UGIs Website) und weitgehend baugleichen Schiffen mit dem gleichen Antrieb zwei technisch unterschiedliche Motorfahrstände eingebaut wurden, nämlich getrennte Umsteuerung/Drehzahlregelung auf Typ Boizenburg und kombinierte Regelung auf Typ Oderberg. Und daß in der DDR, wo eigentlich alles standardisiert war. Allerdings paßt Erklärung 2 zu den Bildern des Steuerstandes auf ungarischen Binnenschiffen, wo nur das Rad zu sehen ist (und ein Maschinentelegraf als Notbedienung). Stichwort ungarische Schiffe, elegante Überleitung:

Hier die Motorsteuerung der MS MASTER ex RÜBEZAL mit MWM-Diesel.
http://www.hajoregiszter.hu/kepnezo.php?picid=8899&x=640&y=480&full=1&lang=hu Ausnahmsweise keine Fragen meinerseits, da die Kontrollen gut lesbar in Deutsch beschriftet sind.

UGI
05.05.2009, 23:58
Obwohl ich da auf verschiedenen Typen war habe ich die von UGI beschriebene Variante nie kennen gelernt. Ich kenne auf diesen Schiffen nur dieses kombinierte Rad, so wie du es richtig vermutest....
... Das kleinere schräg liegende Rad am Pult (blauer Pfeil beim Foto im Beitrag # 24) war ein Schlagventil um die Hauptluftleitung der Druckluftflaschen vom Steuerhaus aus schließen zu können.
Gruß Thomas

Hallo Thomas, und lieber Flynn

Zu meiner Schande muß ich gerechterweise zugeben, das ich mich in meinem Beitrag geirrt hatte, was das blau markierte 3.kleine Rad betrifft.
Ich hatte ja schon erwähnt, das mir nur die Oderberger Typen persönlich bekannt sind. Da sich zu deinem Anfrage damals keine so richtige Lösung fand, hatte ich mich mit einem ex Schifferkollegen der auf diesem Schiffstyp gefahren ist - telefonisch "schlaugemacht" - allerdings ist es bei Ihm auch schon eien Weile her, und somit kam sicherlich dieser fatale Irrtum zustande.

Zu deinem Beitrag und dem Link zum MS-Greiffenberg ist zu sagen, das dies ein Typ Boizenburg ist, der nur in geringerer Stückzahl gebaut wurde - schon zu erkennen am geneigten Steuerhaus - diese Bauserie war ursprünglich für die Sowjetunion (NEWA-Flotte) bestimmt - blieb aber dann mit einigen Schiffen in der DDR und bekam daher wieder einen "richtigen Fahrstand" - nicht nur so ein seperates Steuerpult. Daher ist dort das Handrad seitlich am rechten Ende des Fahrpultes angebracht.
Die Skaleneinteilung gab es auch auf dem Typ Oderberg - die ersten hatten damals eine mittlaufende Messingskale am Umsteuerrad und auf dem Fahrpult einen roten Pfeil - also mechanisch - kein Anzeigeinstrument.

Bemerkenswert ist aber auch die in weißer Farbe gestrtichene Metallkonstruktion vor dem Steuerrad. Mittels dieser konnte das Steuerrad nach oben verschwenkt werden, so das man bei abgesenktem Steuerhaus durch die Dachluken sehen und somit erhöht steuern konnte - immerhin waren die Steuerhäuser ja nicht mittig geteilt, sondern fuhren komplett nach unten. Die modernen Steuerhäuser in Westdeutschland hatten ja teilweise die Möglichkeit nur den oberen Teil (Fensterfront) abzusenken.

Das gab es im DDR-Schiffsbetrieb nur bei den Schubschiffen - war immer eine lustige Angelegenheit alle stehengelassenen Flaschen wieder aus der Decke zu ziehen, wenn das Oberteil wieder angeoben war - diese steckten dann meistens in der Deckenverkleidung...

Nochmal Sorry, Guß UGI

Elbianer
06.05.2009, 01:09
Zu den Bedienrädern im Steuerhaus gehört ja immer das entsprechende Gegenstück am Motor.
Ich habe auf meinen Kleiderschrank da was gefunden, siehe Foto. Es ist der Messingring vom Bedienrad an einen SKL-Motor Typ 8 NVD-36. Da es am Motor nur dieses eine Rad für Umsteuern Voraus und Zurück, jeweils anlassen und dann die verschiedenen Fahrstufen für den Betrieb gab, kann es im Steuerhaus auch nur ein kombiniertes Rad gegeben haben. Diese ganze Folge-Automatik beim umsteuern war 1989 mein Prüfungsthema bei der Maschinisten-Prüfung. Heute würde ich es aber nur noch teilweise hinkriegen.

Gruß Thomas

Fynn
07.05.2009, 10:07
Wie heißt es so schön - ein Bild sagt mehr als tausend Worte! Vielen Dank.

Beim Stöbern im Forum bin ich auf den Link auf eine Seite mit Bildern von polnischen Binnenschiffen gestoßen und fand prompt eine neue Variante der Motorsteuerung. Zwar ein Bild mit Beschreibung, aber das Google-Tool zur Übersetzung war wenig hilfreich. Kennt jemand diese Anlage?

http://www.barki.netjan.kei.pl/displayimage.php?album=6&pos=270

Gruß,
Fynn

Elbianer
08.05.2009, 00:04
1. Antrieb ist mit ...
Hab ich noch was vergessen?

Gruß
Friedhelm


Hallo Friedhelm,

den Voith-Schneider-Propeller hast du vergessen und Schottel sind nicht die Einzigen welche Ruderprobeller gebaut haben und bauen.

Gruß Thomas

Elbianer
08.05.2009, 00:14
Als Nachtrag zum Thema noch die Info, dass in der Ex-DDR nicht nur Motorschiffe umsteuerbare Motoren hatten, sondern auch Schubschiffe.
So die Kanalschuber mit Nummer "SCH 24..." und die flachgehenden Stromschubschiffe ab "SCH 2635".
Allerdings wurde da nicht mit Bedienrad umgesteuert. Die Schiffe hatten im Steuerhaus eine Art Maschinen-Telegraph. Der Schiffsführer hat nur eingestellt welche Fahrstufe er auf Voraus oder Zurück haben möchte und ein Folge-Automatik hat dann das Umsteuern übernommen.
Vermutlich fahren einige der Schiffe immer noch mit dieser Anlage.

Gruß Thomas

Fynn
08.05.2009, 09:08
Diese Pseudo-Maschinentelegrafen sieht man auf vielen russischen Schiffen. Was verwirrend ist, wenn daneben ein "echter" Maschinentelegraf eingebaut ist. Da ich den Link nicht wiederfinde (und der ohnehin auf Russisch war, ich meine im infoflot.ru-Forum) hänge ich ein Bild davon an. Also explizit der Hinweis, daß das Bild nicht von mir ist! Gemeint ist der blaue Kasten mit der offenen Wartungsklappe. Die Anlage funktioniert laut dem Bericht (Google-Übersetzer sei dank) einwandfrei. Es besteht sogar eine mechanische Kopplung mit den Nockfahrständen! Die Bezeichnung war GAD wenn ich mich recht entsinne. Versuche den Link wiederzufinden.
Aber wahrscheinlich war auf den Schubern doch eine modernere Variante verbaut.

Gruß,
Fynn