PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Auf den Kopf laden



Gernot Menke
17.02.2009, 23:42
Klar, daß das nichts mit Hüten zu tun hat, auch wenn es für die Fahrensleute ein alter Hut sein dürfte.

Was also bedeutet es, wenn man auf den Kopf lädt?

:wink: Gernot

Ernst
18.02.2009, 01:00
Hallo Gernot, ich verrate es nicht. :wink:

Gruß Ernst

Wasserratte
18.02.2009, 01:07
mhm, heißt das, man lädt nach vorn mehr, dass das Vorschiff tiefer im Wasser liegt? :fragkratz:

Friedhelm L.
18.02.2009, 01:12
Ja Ela, und in welcher Richtung fährt das Schiff?:fragkratz::fragkratz::fragkratz:

Wasserratte
18.02.2009, 01:21
mhm, ich heiß Christa, t'schuldigung, dass ich meinen Namen nicht geschrieben hab.

Logo nach vorn, aber ich frag mich, wozu man das macht??

Oder ist es falsch, was ich gedacht und geschrieben hab?
Auf den Kopf laden..., mit Kopf ist doch vorn gemeint?

Gruß Christa

Friedhelm L.
18.02.2009, 01:41
Hallo Christa, man kann das Schiff auch achtern tiefer abladen, aber dann geht es genau andersrum.:confused::confused::confused:

Gruß
Friedhelm

Wasserratte
18.02.2009, 12:38
man kann das Schiff auch achtern tiefer abladen, aber dann geht es genau andersrum.:confused::confused::confused:

Gruß
Friedhelm

Hallo Friedhelm,

meine Antwort ist vorhin nicht angekommen, hoffentlich bekomme ich sie ein zweites mal so hin:

Also:
Ein Schiff vorn beladen, erhöht das Heck aus dem Wasser und umgekehrt hinten abgeladen, den Bug.

Wenn nun ein Schiff verschiedene Stückgutmengen für verschiedene Empfänger lädt, dann muß man die Laderäume so belegen, dass man die Waren auch beieinander hat und sie zusammen und ohne viel Umstände löschen kann. Lediglich sollte man darauf achten, dass es das Schiff auch verträgt und nicht wegen ungleicher Belastung auseinander bricht.
Was genau meinst Du dann genau mit diesem Satz:
"man kann das Schiff auch achtern tiefer abladen, aber dann geht es genau andersrum"???

Friedhelm L.
18.02.2009, 12:47
Hallo Christa,

meine weiter oben gestellte Frage bezieht sich auf die Fahrtrichtung in der das Schiff fährt, wenn es auf den Kopf geladen ist. Noch ein Tipp: Wichtig in fließenden Gewässern.

Gruß
Friedhelm

Wasserratte
18.02.2009, 13:30
Hallo Friedhelm,

Beziehst Du das auf die Berg- u. Talfahrt? Das man je nach Fahrtrichtung das Schiff anders belädt??
Naja, da sollen dann mal die "Fachmänner" ran.

Hermann
18.02.2009, 18:34
Hallo,

wenn ich so zurück denke, haben wir so ca. 3 cm auf den Kopf gelegen bei
knappen Wasser in der Talfahrt.
"Wenn wir mal beladen zur Tal fuhren, kam selten vor."
Gruß
Hermann:wink:

Gernot Menke
18.02.2009, 20:20
Antwort 3 ist schon mal so weit richtig, Christa - die Frage ist nur: wann und warum macht man das?

:wink: Gernot

Cadetsteeg
18.02.2009, 20:43
Das macht mann in die bergfahrt, wenn man dan festfahrt geht das schiff nicht rund weil es vorne ein bisschen tiefer liegt. Zu tal soll man ein bishen hecklastig laden. Grusse Kees aus Rotterdam

Wasserratte
19.02.2009, 00:03
Hallo Kees und Alle,
mh - warum macht man das denn?
Ich war auch soweit so zu schreiben, traute mich dann nicht, weil es nur spekuliert war.
Aber nun - zu Tal sollte das Schiff wohl besser hinten tiefer liegen, damit die Schrauben besser ziehen, wenn zu Tal oft auch leer gefahren wird, da schaut das Schiff ja eh vorn höher aus dem Wasser.

Zu Berg muß es aber auch ziehen und da erscheint es mir auch schlecht, wenn es kopflastiger beladen ist, weil die Strömung doch gegen den Bug drückt.

Grübel, verwirrt bin....:fragkratz:

Friedhelm L.
19.02.2009, 00:30
Hallo Christa,
So wie es Cadetsteeg beschrieben hat ist es richtig. Wenn man zu Berg fährt sollte das Schiff vorn etwas tiefer liegen. Wenn man dann ein Grunderührung oder Festfahrung hat, geht das Schiff mit dem Kopf fest und die Lage bleibt stabil. Wenn das Schiff aber hinten hängen bleibt, wird der Kopf von der Strömung gepackt und zu Tal gedreht.

Ich hoffe, dass ich mich einigermaßen verständlich ausgedrückt habe. In der Talfahrt (beladen) ist es genau umgekehrt, also hinten was tiefer abladen, sonst kommt das Heck rum.

Gruß
Friedhelm

Wasserratte
19.02.2009, 04:12
Das ist eine interessante Logik. So hatte ich das noch nie betrachtet.
Vielen Dank.

Gruß Christa :wink:

Gernot Menke
19.02.2009, 10:08
Danke für die vielen interessanten Beiträge!

Eine wirklich umfassende Erklärung für den Grund dieser Ladeweise kann ich leider auch nicht geben. Aber was Cadetsteeg und Friedhelm schreiben, ist sicherlich richtig.

Sicher scheint auch, daß man nur dann auf den Kopf lädt, wenn das Wasser unter dem Boden knapp werden könnte - bei großer Tiefe ist diese Ladeweise kein Thema, da sie ja auch mit einem kleinen Verlust an mitgenommener Ladung einhergeht.

Ein ehemaliger Schiffer sagte mir, daß man mit dem kopflastigen Laden auch verhindern will, daß sich der Arsch ansaugt - das Schiff würde während der Fahrt dann mehr oder weniger gerade liegen. Ich weiß nicht, ob das der Hauptgrund ist, da das die genannten Sicherheitsargumente bei Festfahrungen weitgehend hinfällig machen würde und es auch Fotos von fahrenden kopflastigen Schiffen gibt.

In "Schiffahrt und Technik" stand vor langer Zeit mal ein Artikel über das Auf-den-Kopf-laden. Ich weiß nach so langer Zeit nicht mehr genau, was in dem Artikel stand, nur eines: ein Argument war, daß das Wasser durch das tiefere Eintauchen vorne beschleunigt am Kopf vorbeitströme (das kann man mit einem Löffel in einem Topf mit Wasser nachvollziehen). Dadurch würde der Kopf ruhiger liegen und das Manövrierverhalten besser sein.

Also, alle Experten, die bisher nichts verraten wollten, dürfen jetzt mal zur weiteren Aufklärung beitragen - ich suche derweil mal in einem großen Karton alter Hefte nach dem Artikel!

:wink: Gernot

Hermann
19.02.2009, 11:09
Hallo Gernot,

bei mir sind ca. 37 Jahre vergangen, wo ich nicht mehr auf den Rhein gefahren bin, mir schwebte nur noch etwas von knappen Wasser im Kopf.
Gruß
Hermann

Gernot Menke
19.02.2009, 12:08
Uli Totzki hat mich wieder an seinem Wissen über die alte Binnenschiffahrt teilhaben lassen und mir zu diesem Thema Folgendes gesagt:

Ursprünglich komme das Auf-den-Kopf-Laden aus der Schleppschiffahrt mit SchraubenSCHLEPPERN am Rhein! Die dampf- und später auch die motorgetriebenen Schraubenboote, die hinten relativ tief gelegen haben, hätten zur Vermeidung von Schäden an der Schraube, um Anfahrungen zu verhindern und um so lange, wie es geht, fahren zu können, bei sehr kleinem Wasser alle schweren Gegenstände nach vorne gebracht, einfach um genug Wasser unter der Schraube zu haben.

Man muß bedenken, daß die Boote je nach Bauart und Größe beim Schleppen hinten um 20, manchmal sogar 30 cm tiefer lagen als stilliegend.

Uli vermutet, daß es auch später in der Motorschiffahrt in erster Linie darum ging, bei Niedrigwasser Schäden an der teuren Schraube zu verhindern. Ein weiterer Effekt könnte auch die Tradition gewesen sein: bei Niedrigwasser wurde das, wenn man hinten eine Schraube dran hatte, eben so gemacht!

Über die moderne Schiffahrt wollte sich Uli mangels eigener Erfahrung dazu nicht äußern. Einerseits hat der Ausbau des Fahrwassers überall größere Tiefen und Fahrwasserbreiten geschaffen - die andererseits durch mehr Abladung natürlich wieder "aufgehoben" wurden, was das Problem fehlenden Flottwassers an der Schraube anbelangt. Die heute wesentlich stärkeren Maschinen müßten das Problem des Festsaugens hinten eigentlich gegenüber früher vergrößern. Gut möglich also, daß das Auf-den-Kopf-Laden heute eine größere Rolle spielt, als früher.

Interessant auch, daß auf der Donau ganz andere Verhältnisse herrschten. Dort bestimmten die Reedereien, wann die Schiffahrt wegen Niedrigwassers eingestellt wurde, weswegen die Schleppbootkapitäne hier kein Interesse daran hatten, mit allen möglichen Tricks die Fahrt noch aufrechtzuerhalten. Es war ja auch nicht ihre Schraube! Deswegen gab es das Auf-den-Kopf-Laden bei Schraubenschleppern auf der Donau nicht.

Ich muß unbedingt den besagten Artikel in Schiffahrt und Technik über das Auf-den-Kopf-Laden bei Motorschiffen finden.

:wink: Gernot

Wasserratte
19.02.2009, 14:45
Ich sehe da auch Folgendes:
Die Maschinen haben ja schließlich auch Gewicht und drücken das Schiff hinten runter, da ist es doch wichtig, dass entsprechend ausgleichend von vorn nach hinten beladen, das Gewicht der Maschinen auch berücksichtigt werden muß.

LG Christa :dream:

Ernst
19.02.2009, 18:12
Hallo, zum Thema auf den Kopf laden.
Ich spreche jetzt von der Zeit als es noch keine Schleuse Iffezheim und Gambsheim gab. Zu der Zeit war die Schleuse Vogelgrün (Breisach) gerade mal im Bau.

Bei uns wurde das Schiff nur bei „kleinem Wasser“ und Fahrten im Oberrhein auf den Kopf geladen.

Der Hauptgrund für diese Art der Beladung war das die Franzosen (Kanadier) sich hinten festsaugten und große „Walzen“ zogen wenn das Wasser „dünn“ wurde. Dann half nur Drehzahl verringern und langsam weiter fahren bis das Wasser wieder etwas tiefer wurde.

Bei solchen Fahrten kam dann, die schon mal im Forum erwähnte, Schlaggerte zum Einsatz.
Ich kann Euch sagen das war das reinste Vergnügen speziell im Winter.

Gruß Ernst

minikom
20.02.2009, 22:48
Manchmal kann man sich schon wundern, was so alles an Erklärungen herangezogen wird.
Ich bin mir sicher, weil ich das selbst während meiner aktiven Zeit schon so gehandhabt habe, dass man auf den Kopf ablädt, wenn man z.B. in den Oberrhein fährt. Mit dieser Ladeweise sollte verhindert werden, dass ein Schiff im Bereich des Oberrheines, mit seinen nicht präzise abgetonnten, sondern nur durch Spierentonnen oder Bobern markierten Gründen, und mit der besonderen Fahrweise in der Bergfahrt, nämlich erst hoch an den Grund heranfahren und dann einen sog. kurzen Übergang zu machen, dass ein Auflaufen (raaken) im achterlichen Bereich (mit den entsprechenden Folgen für Ruder und Antrieb) erfolgt. Das Schiff sollte (wenn schon) erst vorne Grundberührung bekommen.

Gruß mini :Kap:

Jürgen F.
20.02.2009, 23:18
@minikom
Das würde aber nicht erklären warum in der Talfahrt auf den Arsch geladen wurde.

Kann mich erinnern. daß wir nur bei Klein Wasser darauf geachtet haben. Bei Normalem Wasserstand haben wir immer gerade geladen. Ich habs so gelernt, das es nur Vorsorge war, beim Festfahren nicht unbeabsichtigt im Strom zu drehen.

Schöne Grüße Jürgen F.:wink::wink::wink:

minikom
21.02.2009, 20:48
Hallo Jürgen,

der von dir geschilderte Umstand, warum auf den Kopf geladen wurde, ist sicher auch richtig; es gibt halt mehrere Gründe.
Dass in der Talfahrt, aus welchen Gründen auch immer, hecklastig geladen wurde, entzieht sich völlig meiner Kenntnis, obwohl ich viele Jahre beladen zu Tal fuhr (im sog. Kalksteinverkehr von Oppenheim bis Neuwied oder von MZ-Budenheim bis Bonn-Oberkassel). Ich darf dir versichern, wir hatten schon allein aus Manövrierfähigkeitsgründen nie "auf den Arsch" geladen.
Stell' dir mal vor, du wärst bei Kleinwasser im "Gebirge" auf Grund (auf ziemlich harten Grund) gelaufen. Zwei Drittel des Schiffes wären drüber gerutscht und mit dem Arsch hätts' de aber sowas von festgessen; Ruder, Düse, Schraube, alles hätts'de vergessen können.
Mal ganz abgesehen vom Sog und Wellenschlag.

gruß mini :wink:

flusspirat1963
21.02.2009, 21:17
mein Käpi hatte mal gesagt, wenn man kopflastig ist, fährt man schneller weil der wasserdruck vom schiff abreißt und nicht bremst, es galt für die Bergfahrt

gruß michael

claudius2
21.02.2009, 22:02
Richtig Michael,so haben wir das auch gelernt.

Gerhard
08.03.2009, 12:21
Hallo

der Nachteil des Kopfladens war, das Schiff blieb bei der fahrt nicht
so ruhig liegen :roooll:

so zumindest meine Erinnerung

Gruß Gerhard