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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nach Brand wird A-Rosa Riva im Hafen Linz geparkt



binnenvaart
27.07.2017, 06:40
LINZ, AGGSBACH. Das Donau-Kreuzfahrtschiff wird in der Werft von Gutachtern untersucht – die Passagiere sind in Wien.

Nach Brand wird A-Rosa Riva im Hafen Linz geparkt (http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/linz/Nach-Brand-wird-A-Rosa-Riva-im-Hafen-Linz-geparkt;art66,2634429)

lmaa
27.07.2017, 10:04
Eigentlich gehört dies noch immer zu dem Threat der Havarie
https://www.binnenschifferforum.de/showthread.php?84653-Schiffsbrand-in-der-Wachau

danubenews
27.07.2017, 12:10
Hallo Imaa,

ich bin erst seit 57 Jahren mit der Schifffahrt verbunden, aber seit wann ist ein " Brand " eine "Havarie" ?

Bin immer noch lernfähig !

In diesem Sinne mfG

-otto-

lmaa
27.07.2017, 13:11
Die definition von Havarie ist:
Ein Unfall bei dem ein Schiff involviert ist
Siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Havarie

Unfall definition
Plötzlich Unvorhersehbar von aussen einwirkendes nicht abwendbares Erreignis

Ein Feuer zählt hierzu.

Lernen geht immer

danubenews
27.07.2017, 14:21
Danke für die Aufklärung!

LG

-Otto-

Dominic
27.07.2017, 21:07
Hallo,
dumme Frage. Müssen Fargastkabinenschiffe evtl. auch ab einer gewissen Größe und Fahrtgebiet eigentlich eigene Brandbekämpfungstrupps aus der Mannschaft stellen, nebst Ausrüstung (PSA wie Brandschutzoberbekleidung, Atemschutzausrüstung, etc.) und Ausbildung, vergleichbar mit Kreuzfahrt- und Fährschiffen auf See ?
Oder wird das Problem der Bekämpfung von "Feuer im Schiff" nur baulich und technisch gelöst?

Bis dann

Dominic

mainschnickel
27.07.2017, 22:18
Hallo Otto, Danubenews

Als Spass an dich von einem Niederländer an einen Österreicher:
Was ist wohl eine Havarie? Von Reinhard Fendrich.
Ich finde das Lied sehr schön.

Gestern hat mi´s Glück verlassen, Du liegst am Autofriedhof draußen, Dabei warst du doch immer ois für mi.
I kann ma`s wanen net verbeißen, Wos warst du für a haßes Eisen, Und überblieb´n is nur a HAVARIE.

Otto, für mich ist deutsch nicht meine Muttersprache, aber für mich ist das österreichische dann doch ab und zu ein bisschen anders.
Und das ist nicht verkehrt gemeint, weil ich mich gerne mit Sprachen, Geschichte u.dgl. befasse.

Schöne Grüsse, Jozef

danubenews
27.07.2017, 22:24
Servus Jozef,
bin soeben aus Budweis nach Hause gekommen und Deine Stellungnahme gelesen.

Beste Grüsse aus Linz

-otto-

Joana
27.07.2017, 22:44
Hallo Dominic,

auf jedem Fahrgastschiff sind " Sachkundige für Fahrgastschifffahrt" vorgeschrieben.
Und wir wurden auch unter anderem in Brandbekämpfung und Evakuierung ausgebildet.

Grüße aus Bayern
Joana

Reinier D
27.07.2017, 22:53
:wink: Hallo Joana

Auf jeder Fahrgastschiff am Rhein ist nur 1 Sachkundige und kein Sachverstandige vorgeschrieben, und auch erstehilfer, das konnte du nach lesen im RheinSchPersV (https://www.elwis.de/Schifffahrtsrecht/Patente/Berufsschifffahrt/RheinSchPersV/Teil-II/Kapitel-5/index.html), Kapitel 5 Ergänzende Bestimmungen für das Sicherheitspersonal auf Fahrgastschiffen. Auf diverse andere Flüssen brauch ich weniger, in der Niederlande habe ich der Gleiche regeln wie auf dem Rhein. Und auf dem FGKS brauche ich auch atemschutztragers.

mfg :captain: Reinier

Dominic
28.07.2017, 08:58
Hallo,
die Regelungen aus den Personal- und Untersuchungsordnungen zur Sachkunde kenne ich, hatte hier eher an Vorgaben durch die Versicherer außerhalb der Behördlichen Bau- und Besatzungsvorschriften gedacht.
Auf diesen Schiffen ist ja das Risiko von Feuer systembedingt statistisch durchaus eher zu erwarten, als in der übrigen Schifffahrt, vergleichbar mit besonderen Betrieben und Herbergen an Land. Der finanzielle Schaden selbst bei kleinen Brandereignissen ist ebenfalls enorm.

Es ging mir jetzt mit der Frage nicht darum, das System der schwimmenden Hotelbetriebe sicherheitstechnisch in Zweifel zu ziehen. Der Schutz der Fahrgäste hat ja offensichtlich funktioniert, wenn davon niemand verletzt wird.
Als Angehöriger der Feuerwehr und Führungskraft neben meinem Beruf versuche ich auch über den Tellerrand hinaus zu schauen. Nach dem Motto "Wird man ja nicht dümmer von". Im Bereich der Binnenschifffahrt ist aber der allgemeine Wissenstand nicht mal ansatzweise vergleichbar mit dem Wissen über baulichen und betrieblichen Brandschutz an Land. Es gibt im Haupt- und Ehrenamt der Feuerwehren dutzende Ingenieure für Bau- und Sicherheitstechnik. Menschen die also auf min. auf zwei der Gebiete zu Hause sind. Für den Bereich Binnenschifffahrt, kenne ich persönlich keinen. Die sehr rare Fachliteratur ist meist nur aus der Richtung der Feuerwehr geschrieben und wissenschaftlich gibt es auch kaum Ansätze, einfach weil es in der breiten Masse kaum Fachleute dafür gibt. Die Ausbildungsmöglichkeiten sind auf wenige Ausbildungsstätten begrenzt und für die meisten Feuerwehren in der Fläche kaum finanzier und umsetzbar. Im Bereich der Fahrgastkabinenschifffahrt wird es dann noch "exotischer", daher finde ich Wissen aus der Praxis zu Sicherheitsfunktionen und Möglichkeiten der Selbsthilfe recht interessant. Unglücksfälle sind ja in der Binnenschifffahrt glücklicherweise recht selten, das gilt aber auch für Unfälle mit atomarer Strahlung und trotzdem ist letztgenanntes in der Aus- und Fortbildung besser vertreten.

Bis dann

Dominic

slowman
28.07.2017, 16:30
ich denke dass ein Brandbekämpfungstrupp wie auf Seeschiffen im Binnenbereich eigentlich nicht nötig ist und für einige Personen eine Unterweisung ausreichend ist. Ein seeschiff befindet sich mit 3000 oder mehr Paxen oft weit entfernt vom Land und ist im Brandfalle auf sich alleine gestellt bis irgendwann einmal Hilfe naht. Ein Binnenschiff hat ja das rettende Ufer jederzeit in Sichtweite und kann im Notfalle sofort Hilfe holen und sich Richtung Ufer bewegen, im Extremfall das Schiff auch auf Grund setzen. Meiner Meinung nach ist bei einer zügigen Alarmierung eines Binnenschiffsführers die Feuerwehr fast genauso schnell zur Stelle wie sich ein möglicher Eingreiftrupp an Bord ausgerüstet hat.

Gruß
Chris

swk
03.08.2017, 18:25
Hallo!
Bin auf Grund meines Urlaubes erst jetzt dazugekommen, die ganzen Beiträge zu lesen.

Brandbekämpfung: Wenn man der Meinung ist, es genügt bei einem Feuer an Land zu fahren und die Feuerwehr zu rufen frage ich mich, warum es auf Binnenschiffe so etwas wie Feuerlöschpumpen, Schlauchkästen usw. gibt? Jeder Punkt des Schiffes war mit einer Schlauchleitung zu erreichen. War zumindest zu meiner Zeit als Konstrukteur in der Werft Korneuburg zu üblich. Ein rechtzeitiger Angriff mit einem Wasserstrahl hätte sicher mehr Wirkung gehabt als ein Herumspielen mit Handfeuerlöscher.

Erreichbarkeit des Schiffes: Es war wohl ein Glücksfall, dass das Feuer in einem Bereich der Donau ausgebrochen ist, wo der Uferbereich mit Fahrzeuge schnell zu erreichen ist, eine Freiwillige Feuerwehr mit einem Löschboot vorhanden war. Auch war ein Bundesheerboot zu sehen. Im Bereich von Melk durch die Pionierkaserne mit vielen einsatzfähigen Boote zum Glück vorhanden. Wie schaut es aber auf der unteren Donau aus? Oder man muß gar nicht so weit schauen. Wenn das unterhalb von Wien passiert. Dank des Nationalparkes sind die Ufer nur sehr schwer zu erreichen, gleich nach Wien kann man vielleicht noch auf die Wiener Berufsfeuerwehr hoffen, doch dann ist lange nichts. Ich glaube, das nächste Feuerwehrboot ist erst wieder in Hainburg vorhanden. Schifffahrtspolizei könnte man vielleicht auch noch alarmieren. Bundesheerpioniere gibt es weit und breit nicht. Wenn man dann nicht an Bord rechtzeitig zu löschen beginnt, kann man in Bratislava ein rauchendes Wrack in Empfang nehmen.

Ein nachdenklicher swk

mainschnickel
04.08.2017, 07:58
Hallo Chris,
Wie wäre es auf dem IJsselmeer, Westerschelde zB da ist kein rettendes Ufer in direkter Nähe.
Gruss Jozef

swk
04.08.2017, 09:38
Hallo!
Und was mir auch aufgefallen ist: der s.g. konstruktive Brandschutz sollte vielleicht auch überdacht werden. Warum war auf einem doch recht modernen Schiff die Brandausbreitung so schnell möglich?
LG
swk

Dominic
04.08.2017, 11:51
Hallo,
im vorbeugenden Brandschutz an Land werden viele Bereiche betrachtet.
- Konstruktiver Brandschutz (Verhütung, Vermeidung, Hemmung von Brand- und Rauchausbreitung)
- Brandfrüherkennung (Rauchmelder, Brandmeldeanlagen, Hausalarm, Nachtwächter etc.)
- Evakuierung (Fluchtwege, gesicherte Abschnitte, Fluchttreppenräume- und Häuser, Sammelpunkte und Zugänge für die FW)
- Brand- und Rauchbekämpfung durch technische Einrichtungen (Sprinkler- und Löschanlagen, Rauch-/wärmeabzüge)
- Brandbekämpfungsmöglichkeiten im Rahmen der Selbsthilfe (Feuerlöscher, Wandhydranten)
- Brandbekämpfungsmöglichkeiten durch Unterstützung der Fremdhilfe durch die FW (Anfahrts- und Aufstellflächen/-wege, Steigleitungen, Löschwasserbehälter-, Hydranten usw.)
- organisatorische Massnahmen in Betrieben zur Brandverhütung, Brandbekämpfung und Evakuierung durch Ausbildung und Ausstattung des betriebseigenen Personals
- Einweisung, Schulung und Übung der Feuerwehr zur Sicherung der Ortskenntnis
etc.

Bei allen Punkten spielt immer der Faktor Zeit eine wichtige Rolle. In unserer Gemeinde wird z.B. eine generelle Eintreffzeit der FW bei Brandereignissen mit Menschenlebengefährdung von 13min ab Ausbruch angestrebt, davon werden schon 3,5min für die Entdeckung und 1,5min für die Disposition und Alarmierung angesetzt. Danach bleiben der rein freiwillige FW also noch 8min um den Brandort zu erreichen und Maßnahmen zur Menschenrettung einzuleiten. Nach weiteren 5min muss die Brandbekämpfung, allerdings wieder mit höherem Personalansatz erfolgen. Kann die Zeit auf normalen Wege nicht gehalten werden oder ist der Personalansatz aufgrund der Objektgröße und Anzahl der möglichen Betroffenen zu knapp, muss in den o.g. Punkten gegengesteuert werden. Als Beispiel könnte eine automatische Brandmeldeanlage um die Entdeckungszeit zu verkürzen vorzusehen sein, oder eine Sprinkleranlage um die Zeit für die Brandbekämpfung durch die FW zu verlängern.
Auch müssen besondere Gefahren am Objekt (z.B. Lagerräume für Gefahrstoffe, Gas-/Öltanks, elektrische Einrichtungen, aber auch Handikaps der Betroffenen bei Alten- und Pflegeinrichtungen) und daraus folgernde Gegenmassnahmen einzeln betrachtet werden.

Wenn ich jetzt dieses Konzept auf Schiffe übertrage, fallen mir direkt einige Punkte auf, die ich nicht so einfach lösen kann.
- Der Einsatzort ist ortsveränderlich (wo ist das Schiff, wo kann es an Land)
- Die Ortskenntnis der FW auf das Schiff als Brandobjekt kann kaum geschult werden, da Schiffe nunmal nicht alle gleich gebaut sind
- Die Angriffswege für die FW sind begrenzter als bei Objekten an Land (ich kann z.B. nicht rund um das ganze Objekt agieren)
- Es sind nicht die gewohnten Standards wie an Land vorzufinden, da diese sich nicht wie an Land an der Gesetzgebung des Bundeslandes orientieren
- Die Anzahl und "Art" der Betroffenen ist im Vorfeld nicht kalkulierbar
- Ein Schiff ist schon konstruktiv nunmal kein Haus aus Stein, Holz und Beton und zeigt damit schon ein ganz anderes Brandverhalten, als man es sonst vorfindet.

Daher finde ich den Gedanken, "ist genauso wie an Land" ziemlich kurz gegriffen.

Es sind im Falle der "A-Rose Riva" offensichtlich die Passagiere unverletzt evakuiert worden und Massnahmen zur Brandbekämpfung durch die Besatzung eingeleitet worden. Warum wurden dabei acht Besatzungsmitglieder verletzt? - Was kann man also, vielleicht sogar schon mit kleinen Massnahmen verbessern oder was ist systembedingt tolerier- oder sogar unvermeidbar.

Bis dann

Dominic

swk
04.08.2017, 13:54
Hallo Dominic!
Die Punkte, die du anführst sind vollkommen richtig und bedeuten für mich, dass die Brandbekämpfung durch die Schiffsmannschaft entschieden und mit allen zur Verfügung stehenden Mittel durchzuführen ist. Sie darf auf auf keinen Fall nach dem Grundsatz sein: Warten wir, bis die Feuerwehr kommt.
Und dazu gehören auch regelmäßige Übungen mit der Einbindung aller Mannschaftsmitglieder.
Bei Brände in Ortschaften kann man auf rechtzeitiges Eintreffen der Feuerwehr hoffen, auf dem Fluss gibt es oft Bereiche, die nur schwer zu erreichen sind. Ein Problem bei den Freiwilligen Feuerwehren ist auch, dass in manchen Ortschaften unter Tag viele Personen am Arbeitsplatz weit entfernt sind und man nur schwer ausreichend Personal zur Verfügung hat. (Pendlerproblem)
LG
swk

DANIEL-WIEN
04.08.2017, 17:13
Hallo swk,
Selbst wenn genug Personal vorhanden ist, sind an der Donau die wenigsten Boote der Feuerwehr mit Löscheinrichtungen ausgestattet bzw. in der Lage 200 Personen von Bord zu bringen.
In diesem Fall gab's militärische Hilfe, wäre das östlich von Wien passiert würde der Schaden sicher weitaus höher sein.

mfG Daniel Wien

swk
04.08.2017, 18:18
Hallo Daniel!
Genau das habe ich weiter oben geschrieben. Und auf der unteren Donau ist es wahrscheinlich noch schlimmer.
Und wenn dann kein Schiff vorbeikommt, das groß genug ist, die Passagiere aufzunehmen gibt es eine echte Katastrophe.
Wie gesagt, es geht nichts über eine gut ausgebildete Mannschaft an Bord, die beherzt eingreifen kann.
mfg
swk

danubenews
19.08.2017, 20:03
Nach dem Brand am 24. Juli 2017 hat A'ROSA RIVA heute 19.Aug.2017 die ÖSWAG Linz verlassen. Das Schiff ist schon zu Berg unterwegs.

mfG

-Otto-

Tim S.
27.08.2017, 14:30
Dazu auch ein Bericht:
http://www.ostsee-zeitung.de/Nachrichten/MV-aktuell/A-Rosa-Riva-wieder-flott