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Dewi
19.02.2009, 04:43
Hallo miteinander,

anbei ein Zeitungsbericht aus der Zeitung "Die Rheinpfalz" vom 31.Januar 2009

Schiff ahoi!

In Straßburg werden Matrosen und Kapitäne für Frankreichs Binnenschifffahrt ausgebildet.

Von THIERRY SCHAUER

Da liegt sie, die „Prinses Irene“, gut vertäut im Bassin Vauban, im südlichen Straßburger Rheinhafen. Daneben liegen fast immer Touristenschiffe für einen Stopp vor Anker. Für sie geht es am nächsten Tag auf ihrer Kreuzfahrt weiter. Die „Prinse Irene“ aber liegt hier im Heimathafen. Auf ihr lernen Binnenschiffer ihren Beruf. Und hier in Straßburg gibt es seit November 2008 auch den ersten Ausbildungsgang zum Binnenschifffahrtskapitän in Frankreich.

Matrosen für französische Binnengewässer werden im Elsass schon sehr lange ausgebildet. Seit 1948 ist Straßburg nationales Zentrum für die Ausbildung zum Binnenschiffer. Junge Männer und Frauen lernen die Theorie zum Matrosendasein im Lycée Emile Mathis in Schiltigheim, für die Praxis auf dem Wasser geht es dann ins Bassin Vauban.

„Früher war es für die Matrosen in spe ein abgetakelter Schlepper, dann ein ausgedientes Ladeboot, aber seit Juni 2005 haben wir die Planken der „Prinses Irene“ unter den Füßen“, erzählt „Capitaine“ Didier Lutz stolz. Der elsässische Regionalrat hatte das Schulschiff für 500.000 Euro von den Holländer gekauft. „So ein Prachtstück kostet neu mehr als drei Millionen“, sagt Kapitän Lutz. Er ist einer von vier „Käpt`ns“ an Bord, die zeigen, wo es von Bug bis Heck, Lee und Luv, von Tauwerk bis Ruder lang geht. Und so drückt der Nachwuchs in den zwei Jahren bis zum diplomierten Binnenschifffahrtsmatrosen die halbe Woche im Lycée in Schiltigheim die Schulbank, die andere Hälfte packt er im Matrosendrillich im Bassin Vauban zu.

„Die jüngsten sind 15 Jahre alt“, erklärt Didier Lutz. „Pro Jahrgang kommen etwa 20. Wer nicht schwimmen kann, kein Problem, das lernen alle. Brille geht auch. Aber wenn jemand farbenblind ist, ist nichts zu machen. Signalfarben und Leuchtfeuer in Grün und Rot sind auf einem Schiff lebenswichtig.“ Es sind natürlich nicht nur Männer, die sich zum Matrosen ausbilden lassen. Dieses Jahr sind vier junge Frauen dabei. Und wenn im Fernsehen mal wieder eine Reportage über das Lycée Emile Mathis und die „Prinses Irene“ zu sehen war, gibt es aus dem ganzen Land Anrufe, ob nicht noch Platz an Bord frei ist.

„Da drüben, auf dem Rheinkreuzer „Botticelli“, fährt eine Bretonin, sie hat bei uns Matrose gelernt“, sagt Lutz und zeigt durchs Bullauge. Dann sieht er die Jungen, die sich im Hafenbecken mühen, einen Nachen zu rudern; „Alles will gelernt sein. Wie Tau an Land zu werfen und zu verknoten ist, wie Pleuel und Maschine zu schmieren und zu pflegen sind, wie man eine Wasserkarte liest.“

„Wer Matrose ist, muss vier Jahre fahren, die zwei inklusive, und muss 21 Jahre alt sein, um sich zum Kapitänspatent anzumelden“, erklärt Lutz den möglichen Berufsweg. Aber seit November bilden wir auch direkt zum Kapitän aus, Kapitän für Binnengewässer in Frankreich.“

Dieser Ausbildungsgang ist in Frankreich einzigartig. Die Kandidaten müssen mindestens 25 Jahre alt sein, und sie können auch einmal Taxifahrer, Buchhalter oder Koch gewesen sein. Der Grund für den neuen Ausbildungsgang, für den sich bereits 15 Kandidaten eingefunden haben und der von der Region Elsass, der regionalen Arbeitsagentur und dem Straßburger Rheinhafen angeregt wurde: der Mangel an qualifiziertem Personal für die Binnenschifffahrt angesichts einer zu beobachtenden Renaissance der Flussschifffahrt, sei es nun beim Gütertransport oder im Bereich Tourismus. Insgesamt fehlen der Branche in Frankreich nach Angaben landesweit 900 Schiffskapitäne.

Die Straßburger Hafengesellschaft hofft, dass viele von den neuen – 15 Interessenten sind bereits angemeldet – am Ruder in der Region bleiben: „Es fehlt auch bei uns an nachwuchs auf dem Wasser. Auch auf den neuen Panoramabooten für Rundfahrten durch die Straßburger Altstadt“, sagt Kapitän Lutz. Die Hafengesellschaft ist Betreiber der Boote, auf denen Jährlich 800.000 Passagiere Straßburg von der Ill aus besichtigen.

Der „Port autonome de Strassbourg“ wurde 1926 gegründet. Mit den Filialhäfen in Lauterbourg und Marckolsheim ist er nach Paris der zweitgrößte Binnenhafen in Frankreich. 2007 wurden 8,8 Millionen Tonnen Fracht vom Schiff umgeschlagen – ein Plus von 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auf dem Rhein werden etwa 300 Millionen Tonnen Güter im Jahr transportiert – rund zwei Drittel aller Flussfracht in Europa. „Es ist durchaus vorstellbar, dass sich das Volumen auf dem Rhein verdoppelt“, meint Hafendirektor Jean-Louis Jérôme. „Die Zeichen der Zeit zeigen in dieser Richtung“, ergänzt er.

Die Realität der Wasserwege sieht in Frankreich derzeit so aus: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren noch 14.000 Kilometer schiffbar, heute sind es kaum 8000, man zählt 1900 Schiffe, es bleiben 900 übrig. Und wo früher das Handwerk auf dem „Bateau“ vom Vater auf den Sohn überging, ist heute ein Vakum. „Die Jugend hat bequemere Berufsziele“, bekräftigt Didier Lutz. „Aber auf der „Prinses Irene“ stellen wir fest, dass der Wind sich gedreht hat.“

Und nun soll „Captaine“ Lutz auf der „Prinses Irene“ auch die Kehler Feuerwehe für das Kapitänspatent vorbereiten. Es geht um die Kehler Mannschaft auf dem deutsch-französischen Feuerwehrboot „Europa 1“. Dafür muss Lutz die französischen Lehrbücher aber erst einmal ins Deutsche übersetzen, in die amtliche Verkehrssprache auf dem Rhein. Darum lernen die Matrosen an Bord der „Prinses Irene“ auch Deutsch. Aber nicht wenige von ihnen träumen doch nicht von der Binnenschifffahrt auf Rhein und Donau, sondern von der hohen See. Egal, wohin der (See-) Weg führt, auf der „Prinses Irene“ in Straßburg hat es angefangen . . .

Genehmigung zum Veröffentlichen des Berichtes liegt mir in Schriflicher Form vor.
Danke an han.lud für den Artikel und den Kontakt zu Thierry Schauer, bei Ihm möchte ich mich nochmals für die Bereitstellung des Artikels bedanken.

Gruß Dewi

Bild 1+2: TYS

BinnSchiWelt
19.02.2009, 09:12
Ein sehr schönes Schiff, wie ich finde. Hoffentlich nicht wieder falsch eingestellt:-) da ich es mit Absicht hierein setze.